Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
So unterschiedlich sind eben die Erfahrungen und Auffassungen über das Thema. Ich kann nur über die Philettas sprechen, aber ich habe noch keinen einzigen Wasserschaden erlebt. Meine Philettas wandern grundsätzlich in den Geschirrspüler bei ganz normalem Waschgang über 60 Minuten mit ganz normalem Geschirrspülmittel. Die Ergebnisse sind "glänzend". Aller Dreck und alle Gerüche sind weg. Ich strebe grundsätzlich den Neuzustand an, ich mag keine Patina und da ist die Wäsche ohne Alternative. Entfernt werden nur die Röhren und das Skalenscheibenhintergrundblech.
Nach dem Waschen wird mit Isopropanol gespült. Natürlich muss das Wasser/Alkoholgemisch wieder raus. Da es durch Kapillarwirkung in jeder kleinsten Ritze sitzt, geht das nicht mit Föhnen oder auf die Heizung stellen. Leicht geöffneter Backofen mit Umluft bei 60°C treibt innerhalb von 24h die letzte Feuchtigkit aus. Das Wasser kann nur in Form von Wasserdampf entweichen, also braucht man mind. diese Temperatur. Natürlich nehmen Papierkondis Schaden, aber die werden ja eh alle ersetzt. Ich habe umfangreiche Versuche vorgenommen, bei welcher Temperatur das Wachs in den Filtern flüssig wird. Das passiert erst oberhalb von 75°C. Darunter ist es noch fest genug um seine fixierende Wirkung zu entfalten.
Eine meiner Philettas läuft seit über einem Jahr täglich mehrere Stunden ohne Probleme.
Das soll kein Plädoyer für das Waschen sein. Aber es ist sicher nicht so kritisch wie hier oft dargestellt.
Viele Grüße, Achim
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Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
Hallo Thomas,
es ist in der Tat ein interessantes Thema. Ich bin soweit, dass ich eine Seifenwasserlösung nehmen würde, wenn ich einen Vakuumtrockenschrank hätte. Diese sind selbst gebraucht nicht billig, so dass ich mit dem Geld was besseres unternehmen könnte, zum Beispiel Wattestäbchen für das Reinigen von 2000 Radiochassis kaufen.
Ein Backofen ist natürlich auch nicht schlecht. Auf das Trocknen kommt es meiner Ansicht nach besonders an.
Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
So, eine kleine Erfahrung.
Tektronix 585, war eine Scheunefund. Dreck, Dreck, Dreck...und auch noch fest, kaum mit Pinsel entfernbar Soll ich wochenlang mit Q-tips (3-5Packung) vor ihm sitzen und putzen....nein Danke und keine Lust. Also Radikale Lösung muss her: Baden! Netztrafo, Röhren, HV-Trafo rausbauen und paar Stellen mit Packetklebband (Poti, Frontplatte´s Rand) abkleben.
Nach 2x Badenrunde mit Schrubberei wird der ins Ofen geschoben, passt gerade noch drin. (aber Verzögerungsleitung rausbauen, mag keine Wärme)
Vorher
Nacher
Und der läuft bis jetzt super, sogar 200Mhz Sinus triggert der noch. Einzige Teile ist nach Betrieb ausgefallen, eine Elko, ist aber Wärmefehler (warm -> schlechte Innenwiderstand)
Grüss Matt
Zuletzt bearbeitet am 30.04.13 20:02
30.04.13 22:45
roehrenfreak
nicht registriert
30.04.13 22:45
roehrenfreak
nicht registriert
Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
Hi Matt,
Respekt! Soviel Mut hätte ich nieeeemals gehabt. Glückwunsch!
Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
Hallo zusammen,
wirklich Respekt, das Oszi sieht wie frisch aus dem Laden aus.
Ich glaube ich werde jetzt doch einmal ein Chassis waschen, wobei ich vorher die Trafos, die Röhren und das Skalenglas ausbaue. Dann werde ich das Gerät im Backofen bei 60 °C trocknen lassen. Ich nehme aber ein Chassis, das relativ einfach aufgebaut ist, so dass mögliche Fehlerquellen überschaubar bleiben. Die Skalenseile müssen danach wahrscheinlich erneuert werden. Das Gerät sollte auch sehr stark verschmutzt sein, damit sich das Restrisiko der Reinigung rechtfertigen lässt, damit also die Verhältnismäßigkeit der Mittel gewahrt bleibt.
Sollte das Chassis dennoch einen Totalschaden erleiden, muss mein Gewissen den Rest meines Lebens damit fertig werden. Manche Entscheidungen im Leben sind nicht einfach.
Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
Meiner Erfahrung nach macht die Wäsche dem Skalenseil gar nichts aus. Evtl. danach leicht mit Kolophonium einreiben. Bei den Philettas laufen danach die Potis und der Skalentrieb wieder wie neu. Natürlich müssen alle Lagerstellen geschmiert werden. Beim Trocknen im Backofen unbedingt die Temperatur mit einem externen Thermometer überwachen. Da gibt es erhebliche Abweichungen und die Differenzen zwischen Einschalt- und Ausscahlttemperatur sind oft sehr groß. Mehr als max. 65°C würde ich nicht riskieren.
Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
Hallo Achim,
danke, gut zu wissen. Wie lange muss denn das Chassis bei den 60 - 65 °C "garen"? Scherz beseite, ich denke 5 Stunden im Ofen müssten reichen, oder? Auf Umluft zu schalten ist wohl sinnvoll.
Die Methode geht bei mir ja nur mit einer Terminabsprache bei meinen Mitbewohnern. Leider habe ich nicht die alleinige Verfügungsgewalt über die Küche und damit über die Bratröhre.
Die ganze Diskussion hat mir auch geholfen zu verstehen, was mit alten Radios passiert, die jahrelang in feuchten Kellern gelagert wurden und dort buchstäblich verrosten und verschimmeln. Schimmel kann tatsächlich Kunststoffe angreifen, habe ich gelesen. Das soll z.B. bei CDs vorgekommen sein. Die Daten waren dann nicht mehr zu retten.
Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
Nun weiß ich warum einige Oldtimer auf meiner Werkbank zwar "staubfrei" waren, aber einen Haufen von Oxidationsspuren am Chassi, in den Fassungen und sonst wo hatten.
Neben dem Fetten vom Skalenseilen, das Ertränken von Potis in zweifelhaften Flüssigkeiten und Festziehen aller Spulenkörper scheint sich wohl doch noch eine weitere praktizierte Arbeitsweise einiger Radiofreunde in der letzten Dekaden herauszu-"kristallisieren".....
Gruss Ronn
"Sie sammeln Radios?" "Nein nur sprechenden Grünspan, Sporen und Schimmelpilze"
Re: Soll man Röhren-Chassis waschen, damit sie hinterher wie neu aussehen?
Addendum: Was die "Backzeiten" und Feuchtigkeit angeht, dem sei doch mal folgende Empfehlung ans Herz gelegt:
IPC/JEDEC J-STD-033 , JESD22-A107C, JESD22-A106B etc. etc.
Wohlbemerkt, die Bauteile werden natürlich vorher nicht gebadet, geduscht etc. ... sondern geradezu normalisierten Umgebungseinflüssen ausgesetzt. Die beschriebenen Effekte sind nicht nur bei SMD sondern auch "konventionellen" Bauteilen dokumentiert. Gerade ältere eingesetzte Bauteilumhüllungen haben weitaus stärkere hygroskopische Effekte als moderne Werkstoffe.
Dennoch ist dieser Handhabungsaufwand wichtig, ich habe bereits Systeme gesehen, die wegen unzureichender Handhabung gar nicht oder nicht in den festgelegten Spezifikationen liefen .... was u.U. katastrophale Folgen haben kann. Jürgen wird mir da sicher beipflichten können.
Bei uns in der Firma wurde und wird jede Lieferung von Bauteilen (egal welcher Hersteller) mit entsprechenden Messmitteln versorgt, um den Zustand der Bauteile beschreibbar zu machen. Daran halten sich in der Branche wirklich alle Hersteller und Lieferanten.