heute will ich ein Radio vorstellen, das in Deutschland oder Europa nicht ganz so häufig anzutreffen ist.
Das Radio hat eine sehr lange Reise hinter sich, die Paketverfolgung liest sich wie ein Abenteuer, aber dank Internet kann man ja Artikel aus der ganzen Welt kaufen. Dieses Gerät hier hatte einen Vorbesitzer aus Avalon, Catalina Island. Catalina Island ist eine kleine Insel ungefähr 40 Seemeilen süd-westlich vor Los Angeles im Pazifik und gehört rechtlich zum Los Angeles County. Es ist also ein Gerät aus den USA. Was ist so besonders an einem UKW und MW Gerät aus den USA? Nun schaut auf die beiden nächsten Bilder.
Das kleine Logo und der rückseitige Aufdruck der Frequenzbereiche verraten es. HD hat hier nichts mit dem Fernsehen oder hochauflösend zu tun. HD-Radio bedeutet Hybrid Digital und wurde von der Firma iBiquity entwickelt. Der HDR-1 ist also ein Empfänger der Radiosender analog und digital im UKW-Bereich und auf der Mittelwelle empfangen kann. Während wir für DAB+ extra einen neuen Frequenzbereich von 174 - 240 MHz bestimmen und europaweit ein neues Sendernetz aufbauen mussten, hat die USA das Digitalradio einfach mit in den UKW Bereich von 87.5 - 108.1 MHz gelegt. Die Sendernetze mussten nicht erst aufwendig aufgebaut werden, Radiosender können Ihren bestehenden Sender einfach aufrüsten und behalten Ihre Frequenzzuteilung. Zusätzlich zu Analogprogamm wird auf der selben Frequenz das Programm für neue Radios digitalisiert ausgestrahlt und es können auf dieser Frequenz zum Hauptprogramm sogar bis zu zwei weitere Digitalradiosender (Spartenkanäle oder andere Sprachversionen) ausgestrahlt werden. Dieses Hybridsignal wird oftmals unter dem Begriff In Band On Channel (kurz IBOC) geführt und sowohl auf UKW wie auch auf der Mittelwelle eingesetzt.
Ziel von HD-Radio war es so Zitat:
The In-Band/On-Channel (IBOC) digital radio broadcasting system specified in this Standard is designed to permit a smooth evolution from current analog radio broadcasting to fully digital radio broadcasting. Two types of transmissions are specified: hybrid, which consists of a combination of legacy analog (either AM or FM) signals and digital signals, and all-digital which contain no analog modulated component. Both hybrid and all-digital transmissions are designed to fit within the relevant FCC RF masks in effect
Zum eigentlichen Modulationsverfahren selbst komme ich später in einem anderen Thread.
Schauen wir uns das Radio weiter an.
Was uns besonders ins Auge fällt ist neben dem FCC-Logo der externe Eingang für eine AM-Loop-Antenne. Diese wird mit dem Gerät normalerweise mitgeliefert, sie fehlt hier aber genauso wie die Fernbedienung. Man kann halt nicht alles im Leben haben wenn man hier seltene Radios aus Übersee sucht.
Aux-In, Kopfhörerausgang und ein Schalter zur Beeinflussung des Klangs. Warum man diesen Schalter angebracht hat ist mir ein Rätsel, denn das Gerät besitzt auch einen Equalizer im Menüsystem mit mehreren Profilen, auch eines für Speech.
Der Kaltstart dieses Radios geht sehr schnell und man wir auch kurz nochmal im HD-Radio System willkommen geheißen.
Natürlich empfängt das Radio bei uns in Europa ganz normal Analog-UKW, aber wirklich mit einem Hammer-Klang, den ich bei so einem kleinen Tischgerät noch nicht gehört hat. Das kommt einem großen EL84 Dampfradio schon sehr nahe! Ebenso hört das Gerät auf UKW die Flöhe husten, da ist Fernempfang ab Werk drin! Das Gleiche gilt für Digital-UKW. Wir haben zwar keinen HD-Sender in Europa zum Testen, aber einen Signalgenerator der HD-Radio generieren und bei dem man die Pegel verstellen kann. Das ist halt ein Vorteil, denn das HF-Frontend muss nicht wie bei DAB+ für zwei Frequenzbänder optimiert werden (was die meisten DAB+ Radios aus Kostengründen nicht machen, entsprechend mies ist der Empfang dann).
Zusätzlich ist auch die Mittelwelle (analog wie digital) vertreten.
Der Empfang ist auch auf der MW sehr sehr gut, aber nur wenn man am Antenneneingang eine MW-Antenne anschließt. Eine eingebaute Ferritantenne hat das Gerät ja nicht, es wird eine MW-Loop mitgeliefert, die mir aber wie gesagt fehlte. Mit meinem MW-Rahmen bekomme ich die Engländer auch tagsüber noch rein, nicht jedes Radio kann das hier. Nach Dunkelheit ist dann Full-House angesagt und auch Grayline-DX scheint dem Radio zu stehen.
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11.12.19 15:03
Bernhard45
nicht registriert
11.12.19 15:03
Bernhard45
nicht registriert
Re: Sangean HDR-1
- Teil 2 -
Nehmen wir es mal auseinander.
Das Holzgehäuse ist nicht das schlechteste was ich in so bei einem Tischgerät gesehen habe, es kommt auch ohne die ganze Technik auf ein ordentliches Gewicht.
Das abnehmbare Vorderteil enthält den Hauptteil der Empfangselektronik, das Bedienteil und auch die Lautsprecher.
Herzstück des ganzen Systems ist ein sehr bekannter und berühmter Digitaler Signal Prozessor von Texas Instruments, ein TMS320, dessen Geschichte bis Anfang der 80iger Jahre zurückreicht. Er ist im DSP-Bereich etwas wie ein Z80 oder ein NE555. In diesem Gerät kümmert er sich wirklich um alles was anfällt. Basisbandverarbeitung (24-Bit Abtastung), das komplette Soundprocessing und auch die Radiobedienung.
Das Rückteil enthält selbst nur die Baugruppen für die Erzeugung der Betriebsspannung, eine Stereo-Endstufe, eine Signalkonditionierung für AUX-In, MW-Bandpass und einen eigene Kopfhörerverstärker. Was ich interessant finde ist der CE-Aufkleber! Offensichtlich hat man damals noch gehofft das HD-Radio auch in Europa kommen könnte. Verschiedene Test hat man dazu in Europa durchgeführt. DAB (ohne Plus) war da aber schon im Markt und es wurden fleißig DAB-Empfänger verkauft die schon wenige Jahre später ohne Umbau nur noch Schrottwert hatten. HD-Radio läuft heute immer noch auf UKW und MW und ist in USA und Kanada mittlerweile ein etablierter Standard ohne das Gefahr bestünde das Geräte in den nächsten Jahren nichts mehr empfangen könnten.
Wie man sich ein HD-Radio Signal in die eigene Stube holt um es jenseits des Atlantiks zu hören, das wird Thema eines anderen Threads werden.