Restaurierung eines schwedischen Telefons Modell "Dialog"
Hallo zusammen,
meine erste richtige Restaurierung eines Telefons. Bei dem verdreckten und verkratzten Zustand des Gehäuses blieb mir mir nicht viel erspart. Die tiefen Kratzer und und Beschädigungen wurden nass geschliffen und mehrstufig poliert. Vorher hatte ich Versuche an Kunststoffglas ausgeführt.
Vorher:
Nachher:
Hinter der Fingerscheibe befindet sich eine runde Kunststoffscheibe, die mit zwei Schrauben befestigt ist. Diese haben sich gelöst und den freien Lauf der Fingerscheibe behindert. Um die Schrauben wieder festzuziehen, musste die Fingerscheibe runter. Das ging nur mit Hilfe von zwei 1,5 mm-Bohrer, die in der mittigen Schraube zu stecken sind und dann eine Flachzange. Aber darauf musste ich erst einmal kommen. Siehe Bild:
Das Chassis ist servicefreundlich. Ein Schraubendreher reicht für die Demontage, da die Baugruppen steckbar sind oder eingehakt sind:
Unter der Griffmulde befindet sich ein Schraube, die zu lösen ist, um das Gehäuse entfernen zu können. Das ist alles.
Demontage des Hörers:
Kniff zum Entfernen der Halterung für die Sprechkapsel (Kohlmikrofon):
Die Sprechkapsel hat zwei Kontaktstifte aus Messing, die mit Schleifpapier zu reinigen sind. Ansonsten Kontaktschwierigkeiten. Der Partner hört einen plötzlich leiser, was nicht an den Kohlekörnchen liegt:
Die Leiterplatte hatte ich vorsichtig mit einem Pinsel entstaubt. Und wider besseren Wissens musste passieren, was passieren muss. Ich hatte dabei zwei Drähte des Übertragers abgerissen. Ich hörte dadurch meine eigene Stimme extrem laut. Zum Glück konnte ich die beiden Drähte wieder anlöten und jetzt ist alles perfekt. Die Nummernscheibe hatte fast genau 10ms/Impuls. Wunderbar. Viel gelernt dabei. Das waren die wichtigsten Hinweise.
Ausführlicher Bericht mit vielen Bildern ist in Planung. Vielleicht gibt es den einen oder anderen Schwedenurlauber, der auf einem Flohmarkt (loppis) so ein Telefon Dialog mitnehmen möchte. Derzeitiger Preis etwa 30 Kronen, also etwa 3 Euro. Ich bin noch nicht mit allen Farben durch. Rot, grün, schwarz, gelb und weiß fehlen mir noch.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
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Re: Restaurierung eines schwedischen Telefons Modell "Dialog"
Hallo Volker,
das erinnert mich an meine unzähligen Telefoninstandsetzungen zu DDR-Zeiten für Verwandte und Freunde - sofern sie einen Telefonanschluß besaßen. Als Kinder haben wir uns mit zwei Wählscheibentelefonen und 3 4,5V Flachbatterien ein Haustelefon gebastelt. Lagen bei den schwedischen Telefonen Schaltpläne im Inneren bei? Bei vielen Wählscheibentelefonen in der DDR war dies der Fall und immer sehr hilfreich, obwohl ich das Prinzip der Brückenschaltung zur Unterdrückung des eigenen Mikrofons im eigenen Hörer erst recht spät verstanden habe - und dann auch die Notwendigkeit, es mit 600Ohm abzuschließen, damit diese Kompensation funktioniert.
Übrigens ist eine eigene Asterisk-Haustelefonanlage sehr hilfreich beim Reparieren. Ich habe mir die Nummer 0123456789 eingerichtet, um den Nummernschalter zu testen. Dann gibt es noch Nummern für den Echotest, bei der die eigene Stimme selbst zu hören ist. Zudem kann man sich ja selbst anrufen, um die Klingel zu testen.
Lackreiniger (cleaner) gibt es im Autozubehör und reinigt wunderbar glatte Kunststoffoberflächen, die durch das Polieren (kein Wachsen, sondern Materialabtrag) wunderbar glatt werden, was nicht nur schön glänzt, sondern sich schön anfühlt.
Die beiden Glocken sind aus Messing und lassen sich Chromglanz polieren. Die Tücher werden dann schwarz und dürfen dann nicht mehr mit Kunststoffen in Berührung kommen. Die Glocken sind leicht oval, um die Lautstärke der Klingel einstellen zu können.
Sollte der Nummernschalter und insbesondere der Fliekraftregler beim Zurückdrehen schnarren, dann sind die beiden oberen Lager und ihre gegenüberliegenden mit ganz ganz wenig Öl zu schmieren.
Aus hygienischen Gründen ist eine Reinigung von innen und außen sehr sinnvoll. Das Spiralkabel und die Kunststoffkleinteile erhielten über Nacht ein Bad mit Zahnprothesenreiniger. Nun verbreitet das Telefon einen angenehm frischen Geruch.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Ich hoffe damit allen eine Hilfestellung geben zu können, welche dieses Telefon restaurieren wollen. Andere sollen sich das Lehrgeld sparen, das ich zahlen musste. Ich habe leider sonst keine Dokumentation im Internet gefunden.
Wie bereits erwähnt, ist dieses Telefon in Schweden auf den Flohmärkten (loppis) sehr günstig erhältlich. Am besten gezielt danach fragen. Die kleinen privaten Flohmärkte findet man im Sommer am Straßenrand, welche durch das Schild "loppis" gekennzeichnet sind. Die größeren Flohmärkte in überdachten Hallen der gemeinnützigen Vereine sind durch eine Suche im Internet mit loppis und dann die Stadt oder Region zu finden. Zum Beispiel - loppis Norrköping - in die Suchmaschine eingeben.
Ich verspüre die Lust mir das gesamte Sortiment des Dialog zuzulegen. Zum Glück fehlen mir nur noch die Telefone in den Farben rot, weiß, schwarz, grün und gelb. Es wird sich also in Grenzen halten und meine Nebenstellenanlage farbenfroh bereichern.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Restaurierung eines schwedischen Telefons Modell "Dialog"
Hallo zusammen,
Volkers Telefon "Dialog" halte ich für "top-modern". Der 2µF Kondensator von ERO dürfte noch völlig intakt sein. Anders verhält es sich bei den W48 und W49 Apparaten vor 1960. Der 1µF-Blockkondensator ist zur Hälfte mit Teer gefüllt und beherbergt einen Papierkondensator mit ovalem Durchmesser. Mein Kondensator wies nur noch einen Bruchteil seiner Kapazität auf und zog einen kleinen, variablen Leckstrom, der die Funktion meines Tonwahlumsetzers zeitweise störte. Hier hilft nur, was wir bei Radios machen: AUSTAUSCHEN!.
Das verwendete Teermaterial ist sehr zäh. Ich habe den Kondensator mit einem Hilfsblech auf einen 100W-Lötkolben geschraubt und gewartet. Die Füllung liess sich nicht ausgiessen, sondern ich musste mit einem dicken Schraubendreher nachhelfen.