Dieses Exemplar war extrem dreckig, hatte überall Kratzer und Macken, sogar auf der Fingerlochscheibe. Schade, dass dieses Telefon nicht berichten kann, was es alles im Laufe seines Daseins erlebte. Es wurde anscheinend nie gereinigt und der Hörer war ekeleregend. Ein Foto hatte ich nicht gemacht, weil die Details eh nicht erkennbar sind. Und dann hatte der Apparat einen unangenehm muffigen Geruch. Deshalb wurde er demontiert. Alle Kunststoffteile und die Grundplatte wurden in einer Wanne gewaschen. Die Kabel kamen in die Waschmaschine. Der Wecker und die Leiterplatte mit dem Gabelumschalter und dem Übertrager wurden mit einem mit Glasreiniger befeuchteten Pinsel vorsichtig gereinigt. Die Klemmen für die Kabelschuhe waren schwarz. Mit Chromglanz verschwand die Oxidschicht.
Gefunden hatte ich den Apparat auf einem Flohmarkt tief unten in einer einer Kiste voll mit Kabeln. Einzig gut an dem Apparat waren der Nummernschalter, das Spiralkabel und die Sprechkapsel. Vielleicht wurden diese Teile ausgetauscht. Nach der Restaurierung funktionierte das Telefon einwandfrei.
Das Gehäuse musste ich lange schleifen und dann sehr lange mit Lackreiniger polieren bis der Glanz wieder zum Vorschein kam. Besonders problematisch waren der Hörer und die Mulden für den Hörer. Hier musste ich über mehrere Tage immer wieder mal ein Stündchen polieren. Selbstverständlich gingen nicht alle Kratzer heraus. Viele waren erst nach dem Polieren je nach Lichteinfall sichtbar. Das Polieren geht wirklich nur von Hand. Diesmal kam ein altes T-Shirt aus Baumwolle zum Einsatz. Mit einer Polierscheibe aus Lammfell und Lackreiniger konnte kein Glanz erzielt werden. Vielleicht drehte sich die Polierscheibe auf der langsamsten Stufe immer noch zu schnell.
Am Rähmchen für die Telefonnummer hatte ich geschlampt und ich musste den Dreck nochmals wegpolieren. Die Klarsichtfolie ist nicht mehr original und wurde erneuert, da die alte mit einer grünlichen Patina (Schimmel?) versehen war, die nicht zu entfernen war.
Schließlich musste ich noch den Wecker so einstellen, dass bei Min der Wecker nur brummt und bei Max ein lautes Klingeln zu hören ist.
Alles in allem ging abgesehen vom Polieren die Arbeit durch die Routine sehr flott von der Hand, da mir die Handgriffe und jede Schraube geläufig waren. Es lohnt sich sich auf ein bestimmtes Modell zu spezialisieren.
Da das Polieren sehr anstrengend und zeitaufwendig ist, dachte ich mir eine Poliertrommel anzuschaffen, in der die Kunststoffteile mit einer Polierflüssigkeit und kleinen Stahlkugeln auf Hochglanz gebracht werden. Allerdings kommt diese Methode eigentlich für Schmuck und kleine Metallteile zum Einsatz. Deshalb frage ich mich, ob dies auch bei Kunststoffen wie ABS funktionieren würde.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
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Re: Bericht: Mein 5. Wählscheibentelefon des Modells Dialog restauriert
Moin Volker,
zu der Poliertrommel kann ich Dir nichts sagen, ob das funktioniert. Beim Polieren mit der Scheibe ist es vermutlich das bekannte Problem.
Durch die Drehzahl der Scheibe beim polieren entsteht mehr Wärme als beim polieren mit der Hand, dadurch "verdunstet" der Wasseranteil in der Politur recht schnell. Die Politur wird dadurch recht zäh und schmiert eigentlich mehr, als das sie poliert. Die Lösung dazu, auch beim Autolack etc. zu empfehlen, immer einen Pumpsprüher mit Wasser dabei haben.
Beachte mal die Konsistenz der Politur, am Anfang geht die so in Richtung Joghurt, nach ganz kurzer Zeit wird die Matt. Jetzt keine neue Politur hinzugeben, sondern das Teil leicht mit Wasser einnebeln und weiter gehts. Das lässt sich einige male wiederholen, erst dann muss mal etwas Politur ergänzt werden. Dadurch reicht die Politur wesentlich länger, gerade beim Auto etc. und das Ergebnis wird auch besser. Gerade bei Kunststoff unerläßlich, sonst wird das nichts.
Re: Bericht: Mein 5. Wählscheibentelefon des Modells Dialog restauriert
Hallo Peter,
besten Dank für den Tipp. Wasser perlt sofort an den polierten Oberflächen ab. Deshalb habe ich das Tuch befeuchtet und wieder ein Stündchen poliert. So langsam stellt sich ein Glanz mit immer mehr Brillanz ein. Anfangs ist der Glanz eher etwas milchig gewesen. Die Oberflächen fühlen sich jetzt auch so glatt wie Glas an. An bereits glänzenden Stellen, die noch nicht richtig poliert sind, erzeugt das Tuch leicht schabende Geräusche. Ich denke ich brauche noch einige Stunden für ein gutes Ergebnis. Die Arbeit muss man nur über mehrere Tage verteilen. Der Glanz sollte an einer Glasur erinnern. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Telefone frisch aus der Fabrik tatsächlich auch so hochglänzend waren.
Sollte ich an ein rissiges oder zerbrochenes Gehäuse gelangen, würde ich es nach dem Ausbessern und Schleifen mit 1400er-Körnung oder noch feinerer Körnung mit einer Lackierung probieren. Der Farbton sollte dem Kunststoff entsprechen, damit die Kabel dem Farbton nach dazu passen. Richtig interessant wird es ja bei den schweren Fällen.
Vielleicht ist auf dem Foto zu erkennen, dass das Telefon jetzt noch mehr glänzt:
Nachtrag: Die anderen Telefone, die ich nass geschliffen hatte, glänzen besser. Es muss wohl an dem Kunststoff liegen. Dieses Telefon ist auch etwas dunkler als die beiden anderen grauen Telefone, die ich noch besitze. Der Unterschied fällt nur im direkten Vergleich auf.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))