Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Hallo Volker
Dabei ergibt sich für mich eine grundsätzliche Frage: Werden die Wählimpulse schon beim Vorspannen der Scheibe gezählt oder erst nach dem Loslassen - also beim Rücklauf der Scheibe? Denn wenn man die Scheibe gespannt hat, ist der nsi geöffnet und beginnt nach dem Loslassen und dem Ablauf der Scheibe mit Schließen. Das Impulsdiagramm sieht dann so aus, wie weiter oben mit dem DSO gemessen.
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Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Ja Bernd, so dachte ich eigentlich auch. Eine andere Frage, die sich stellt: Der nsi generiert ja auch beim Spannen der Scheibe Impulse. Wie werden die eigentlich unterdrückt, damit sie nicht mitgezählt werden?
Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Hallo zusammen,
vielen Dank für Euer Interesse an der Mechanik eines Nummernschalters. Bei mir hat es einige Zeit gedauert, bis der Groschen gefallen ist. Im Prinzip ist es aber ganz einfach, wenn man es mal kapiert hat.
Beim Aufziehen der Nummernscheibe zum Spannen der Spiralfeder (Rückdrehfeder) sorgt meistens eine Schlingfederkupplung dafür, dass der Fliehkraftregler nicht kraftschlüssig über ein Getriebe mit der Wählscheibe verbunden ist. Gleichzeitig sorgt eine Sperrklinkenkupplung (Ratsche) dafür, dass sich das Stromstoßrad und somit seine Nocken nicht bewegen können und somit der nsi-Kontakt während des Aufziehens geschlossen bleibt. Erst beim Ablaufen der Nummernscheibe sorgt der Fliehkraftregler für eine relativ konstante Geschwindigkeit und die Sperrklinkenkupplung lässt zu, dass das Stromstoßrad sich drehen kann, damit dessen Nocken den nsi-Kontakt unterbrechen können. Dabei ist das Nockenrad nach der deutschen Norm im Pause/Puls-Verhältnis 1,6 zu 1 so ausgeformt, dass 62 ms lang der nsi-Kontakt offen ist und 38 ms geschlossen.
Unter https://elektronikbasteln.pl7.de/nummern...-funktionsweise hatte ich versucht einen Nummernschalter zu erklären. Am besten man hält einen Nummernschalter in der Hand und spielt so lange damit herum, bis man die Mechanik kapiert hat. Oder man nimmt ihn weitgehend auseinander und versucht ihn wieder zu montieren. Ich frage mich wie die Konstrukteure damals ohne CAD-Systeme auf ihre Ideen gekommen sind. Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Nummernschalter
Beim Wählen einer Nummer passiert sehr viel sowohl auf der mechanischen als auch auf elektrischen Ebene. Wenn dann noch ein VoIP-fähiger Router oder ein Asterisk-Server angeschlossen ist, passiert sogar noch einiges auf der Software-Ebene, damit es beim anderen Teilnehmer schließlich klingelt. Wenn man also mit einem Wählscheibentelefon über das Internet und dann weiter über den Internetzugang des Mobilfunknetz ein auf einem Smartphone installiertes Softphone anruft, das noch über ein VPN-Verbindung angebunden ist, dann passiert eine ganze Menge.
Inzwischen bin ich dabei eine Lochrasterplatte als Vorstufe für einen Leiterplattenentwurf zu bestücken. Ich mache mir erst einmal eine Skizze für die Anordnung der Bauteile. Dann kommt noch ein mechanisches Relais dazu, dass beim Ausfall der Stromversorgung auf jeden Fall der nsi geschlossen bleibt, damit man wenigstens angerufen werden kann. Die Schaltung hat leider den Nachteil, dass sie permanent 50 mA Strom zieht. Nutzt man das 12 Volt Steckernetzteil der FritzBox mit, was geht, wenn im Nummernschalter der nsi nicht mit den nsa verbunden ist, dann ergibt dies pro Jahr einen zusätzlichen Energieverbrauch von 24 Stunden x 365 Tage x 12 Volt x 0,05 A = 5,26 kWh, was finanziell noch verschmerzbar ist. Anders sieht es aus, wenn ein kleines analoges 5 Watt Steckernetzteil zum Einsatz kommt. Dann liegt der Jahresverbrauch bei 43,8 kWh. Nach 10 Jahren bei einem Strompreis von 0,3 Euro / kWh würde das Anschaungsobjekt 131,4 Euro an Strom verbrauchen. Dies möchte ich zu bedenken geben. Mit dem Geld könnte man sich auch einen schönen Abend in einem Restaurant machen oder noch mehr, wenn man das eingesparte Geld über die Jahre gut investiert hat.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Hallo zusammen,
noch ein Gedanke: Der nsa ist nur in der Ruhestellung des Nummernschalters offen. Mit dem nsa kann man die Spannungsversorgung Ub der Schaltung einschalten lassen, wenn sie gebraucht wird. Wenn Ub eingeschaltet ist, kann diese ein Relais (2 x Um) mit galvanisch getrennten Schließern und Öffnern betätigen. Der Schließer übernimmt die Funktion des nsa, der Öffner sitzt parallel zum nsi-Anschluss des Telefons.
Sobald der Nummernscheibe aufgezogen wird, öffnet sich der nsa, der Öffner des Relais öffnet sich und die Optkoppler können für den Wählvorgang den Strom den Schleifenstroms unterbrechen, um die Wählimpulse zu erzeugen. Der Schließer übernimmt die Funktion des nsa und sorgt dafür, dass der Schleifenstrom nur über die Optokoppler fließt und nicht durch die Gabelschaltung. Die maximal 100 mA müsste der nsa-Kontakt des Nummernschalters problemlos bewältigen. So steht die Schaltung nur während des Wählvorgangs unter Strom. Natürlich sehe ich davon ab direkt die Netzspannung mit dem nsa zu schalten
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Hallo Volker
Dachte mir schon fast, daß der Wurm in der Hardware versteckt ist. Mein Drehwähler stammt vom Sperrmüll, den hatte ich vor Jahren dort entdeckt und mitgenommen. Recht mitgenommen sieht er von oben auch aus, die Mechanik ist aber sehr gut erhalten und er scheint tadellos zu funktionieren. Eine Schlingfeder ist vorhanden aber kein Sperrklinkenfreilauf. Die Nockenscheibe ist fest mit der Wählscheibe verbunden und dreht sich beim Vorspannen mit. Darum meine Frage weiter oben, wegen dem Unterdrücken der Impulse beim Vorspannen. Diese Art Wähler kenne ich aus DDR-Zeiten, sie waren seinerzeit weit verbreitet. Es scheint mechanisch alles im Originalzustand zu sein, nichts verschmutzt oder beschädigt. Ich werde ihn mal auseinanderschrauben, vielleicht ist ja die Sperrklinke doch im Inneren festgerostet. Hoffentlich fliegt mir die Feder nicht um die Ohren
Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Volker:Hallo zusammen,
der zusätzliche 22Ohm-Widerstand hat jedenfalls in der Simulation leider fast keinen Effekt. Zum Verständnis der Schaltung habe ich den Impulsverlauf simuliert.
hallo Volker, genau das hab ich nicht gemacht, geb ich zu. Es ist lediglich so daß der 22 Ohm (oder ähnlich, da kann man experimentieren) aus dem linearen Teil einen Schmitt-Trigger macht, und die hopsen bekanntlich ziemlich steil hoch und runter. Genau darauf hab ich spekuliert.
Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Hallo zusammen,
meine Idee mit dem Relais zum Ab- und Einschalten der Stromversorgung klappt leider nicht. Jetzt kann ich für die Schaltung eine Leiterplatte entwickeln oder sie auf einer Lochrasterplatte aufbauen, damit sie in das Telefongehäuse passt. Nutzt man das Steckernetzteil einer FritzBox, kostet der zusätzliche Stromverbrauch etwa 1 € / Jahr. Nutzt man die Wählscheibe einmal die Woche, kostet das Wählen einer Nummer etwa 2 Cent. Naja, daran wird die Welt nicht untergehen. Der spannende Teil ist damit beendet und der Rest ist eher langweilige Bastelroutine. Ich rechne nicht damit das Projekt noch dieses Jahr abschließen zu können.
Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Hallo zusammen,
die nach nach der Ugly-Construction-Methode beidseitig bestückte Leiterplatte ist für den Einbau in das Telefon bereit:
Doch vorher muss ich noch in einer ruhigen Stunde die Vedrahtung überprüfen. Aus Platzgründen habe ich mich für Ugly Construction entschieden. Die damaligen Entwickler des Telefons konnten keinen blassen Schimmer haben, was 80 Jahre später jemand mit dem Telefon anstellt.
Nachtrag: Zwei Fehler gefunden und sicherheitshalber noch ein Elko eingebaut:
Probeweiser Einbau in das Telefongehäuse:
Allen einen Guten Rutsch ins Neue Jahr!
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Versuchsaufbau zum Entprellen von alten Nummernschaltern
Hallo zusammen,
die Schaltung ist nun in das Telefon Modell 36 eingebaut und wurde an zwei verschiedenen widerspenstigen Nummernschalter getestet. Kein Verwählen mehr und kein störendes Geklapper des Relais mehr. Voller Erfolg.
Beim ersten Versuch funktionierte nichts, weil ich statt des 68nF-Kondensators, der die Schaltzeit des Monoflop bestimmt, ein 68pF-Kondensator eingebaut hatte. Beginnende Demenz?
Das Projekt wäre somit im Prinzip beendet. Ein Leiterplattenentwurf würde den Nachbau vereinfachen. Jetzt will ich noch eine Transistorsprechkapsel einbauen.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))