Ein durchaus besonderes Radio: Grundig 4019 Stereo
Hallo zusammen,
in den Jahren des Übergangs (um 1959) vom Mono-Radio zum Raumklang-Radio und weiter zum Stereo-Radio (alles bezogen auf NF-Stereo) brachten die Hersteller mitunter recht trickreiche Radios auf dem Markt. Eines dieser trickreichen Radios ist der Grundig 4019 Stereo.
Trickreich? Ja, denn man verwendete eine Kombinations-Gegentaktendstufe, die gleichermaßen Mono und Stereo verarbeitete. Das ist nicht besonderes? Doch, weil für die Bässe ein Gegentakt-Ausgangstrafo verwendet wurde, also Bass in Mono oder Stereo auf einen Bass-Lautsprecher lieferte. Der Strom beider Gegentakt-Röhren lief aber zuvor jeweils durch zwei Hochton-Eintakt-Übertrager. Bei Mono lieferten beide Hochtonlautsprecher das selbe Signal, bei Stereo allerdings bekamen die beiden Endröhren unterschiedliche Kanal-Höhen, die Stereo-Wirkung war da, alles bestens.
Im Grunde hatte der Nutzer den Vorteil einer Mono/Stereo-Gegentakt-Stufe mit ca. 7 Watt Gegentakt/Eintakt.
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Re: Ein durchaus besonderes Radio: Grundig 4019 Stereo
Hallo Rainer,
das ist eine normale Gegentakt-A-Schaltung. Hier verstärkt jede Endröhre beide Halbwellen, und der Bass-Trafo bildet die Summe der beiden Ausgangssignale, so wie bei einer Gegentakt-Endstufe üblich. Für die Hochtöner sind die Endstufen normale Eintakt-Endstufen.
Gegentakt-B-Betrieb war bei Radios nicht sehr beliebt, da durch die schwankende Stromaufnahme die Betriebsspannung schwankte, was insbesondere bei UKW zu Problemen mit der Frequenzstabilität führte. Daher sind so gut wie alle Gegentakt-Endstufen in Röhrenradios A-Betrieb. Das hat auch den Vorteil des geringsten Klirrfaktors. Bei hoher Lautstärke geht es dann automatisch in den AB-Betrieb mit deutlich höherem Klirrfaktor. Der Vorteil des B-Betriebs ist der Wirkungsgrad, so dass viel höhere Leistungen möglich sind, was aber nur bei professionellen Verstärkern (Beschallung oder Modulationsverstärkern) sowie in der Transistortechnik relevant ist.
Re: Ein durchaus besonderes Radio: Grundig 4019 Stereo
Hallo Rainer,
nun sind alle Klarheiten beseitigt
Das mit den Leistungsangaben ist ein sehr dehnbarer Begriff. Man kann einfach einen höheren Klirrfaktor definieren, und schon steigt die Leistung. Weiter kann man auch einfach den Strom etwas erhöhen, dann ist man zwar nicht mehr im legalen Bereich des Datenblatts, aber eine gewisse Verkürzung der Lebensdauer ist unter Umständen sogar erwünscht. Bis zu einem gewissen Grad ist das sogar erlaubt, da die Endstufe normalerweise zur Wiedergabe von Audiosignalen und nicht für einen Sinus maximaler Leistung gebraucht wird. Bei einem 'normalen' Audiosignal ist die durchschnittliche Leistung bei gleicher Spitzenleistung viel geringer als bei einem Sinus konstanter Amplitude. Da bei Röhren und auch Transistoren die durchschnittliche Verlustleistung relevant ist, kann man so die Spitzenleistung recht beträchtlich erhöhen, die Grenze ist bei Röhren meistens der maximale Kathodenstrom.
Mit diesen Überlegungen sind 7W mit 2*EL95 (gegenüber 6W nach Datenblatt) nicht abwegig und durchaus ohne gröbere Schummeleien erreichbar, wenn auch nicht förderlich für die Lebenserwartung der EL95. Bei der ELL80 (entspricht in etwa 2*EL95) werden bereits im Datenblatt 8.5W angegeben, wobei diese Röhre bekanntlich nicht gerade als Langleberöhre bekannt ist.
Die Schaltung selber finde ich eine sehr interessante Idee, da muss man erst einmal draufkommen. Allerdings dürfte die Audio-Qualität leiden, da eine Gegenkopplung nur beschränkt möglich ist und im Mittel- und Hochtonbereich durch den Eintakt-Betrieb der Klirrfaktor prinzipbedingt eher hoch ist. Immerhin gibt es im Bassbereich durch die Gegentaktschaltung eine sehr wirksame Brummkompensation.