das ist nun definitiv das älteste Gerät, mit dem ich momentan aufwarten kann ... dies ist sozusagen der "kleine Bruder" des an anderer Stelle von mir vorgestellten "Aeriola Senior" (also dem Ein-Röhren-Audion mit der WD11):
Im gleichen Gehäuse findet man hier die Detektor-Ausführung der ersten Produktionsreihe der Firma Westinghouse in den USA. Dieses Gerät kam im Jahr 1921 heraus, als hierzulande noch gar nicht an regulären Radioempfang zu denken war.
Den "überschüssigen" Platz im Holzkästchen (im Gegensatz zu den Röhren-Ausführungen) nutzte Westinghouse dafür, ein Fach für den Kopfhörer einzubauen. Auf der Unterseite findet sich das typische Variometer dieser Serie in einer Standard Detektor-Schaltung mit zwei Kondensatoren (einer für den zweiten Antennenanschluß und einer über den Klemmen für den Kopfhörer). Die Besonderheit dieses Gerätes ist der sogenannte PERIKON-Detektor, der nicht mit der üblichen Abtastung über ein Bronzedrähtchen funktioniert, sondern mit zwei unterschiedlichen Kristallen, die mit Federdruck (!) aufeinandergedrückt werden. Hierdurch entfällt das mühselige Suchen des "Hot-Spots" und der Ärger, wenn man versehentlich an das Gerät stößt, der Kontakt unterbrochen wird und man wieder neu suchen muß.
Der kleine Empfänger funktioniert gut und bringt hier (im Umland von Köln) abends mindestens vier verschiedene Sender (sogar relativ trennscharf).
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Re: Aeriola Junior von 1921 (kein Schreibfehler !)
Hallo Rainer,
Du meinst den "Straßenbahn-Stellhebel" ?!? Das ist die Vorrichtung zum Bewegen der inneren Variometer-Spule (Drehung um 180° entlang der Skaleneinteilung) und die geht in der Tat noch butterweich, aber trotzdem stabil und nicht selbstverstellend dank der Feder auf der anderen Seite (siehe die Innenaufnahme).
Dieser Hebel (typisch für diese Geräteserie der Fa. Westinghouse / in gleicher Weise vorhanden in den "Aeriola-Senior"-Geräten und auch in den RCA "Radiola III" und "Radiola IIIa" (werde ich demnächst noch hier vorstellen)) ist aber eigentlich nie ein Problem. Ich habe den noch nicht festgebacken oder sonst irgendwie "eingerostet" erlebt!
Re: Aeriola Junior von 1921 (kein Schreibfehler !)
Hallo Freedi,
and again one of Freedi's finest . Der Zustand ist bewundernswert!
Freundliche Grüsse, Jürgen rf
Der Pessimist nörgelt über den schlechten Wind Der Optimist wartet auf besseren Wind Der Realist richtet sein Segel optimal nach dem herrschenden Wind (Seglerweisheit) http://www.rettet-unsere-radios.de
Re: Aeriola Junior von 1921 (kein Schreibfehler !)
Hallo zusammen,
im US-Buch "The Golden Age of RCA" kann man lesen, dass die Konstruktion auf das Patent No. 1,499,331 von Frank Conrad July 22, 1922 zurückgeht. Der Perikon-Detektor besteht aus den Materialien Bornit Cu5FeS2 (fester Teil) und Zinkit ZnO (beweglicher Teil). Ich werde mir die Materialien besorgen und dann berichten. Dank der Informationen dieses Forums ist das kein Problem (insbesondere über die Wood'sche Metall-Legierung).
Der Fixpart wird aus einem abgesägten F-Stecker bestehen. Das Innengewinde wird der Legierung soviel Halt geben, dass auf eine Feststellschraube verzichtet werden kann.
Mit den vorhandenen Alt-Detektoren (allerdings alles nur "Whisker"-Typen) konnte ich schon die drei Sender Wawre, Beidweiler und Felsberg empfangen, sodass mir ein Versuch trotz der 200km Distanz lohnenswert erscheint. Variationen des Materials, Andruckfläche und -druck ergeben eine Vielzahl an Parametern. Die Vorversuche machten nach Optimierungen mit Schottkydiode sogar BBC4 aus 650 km schon leise hörbar.
Re: Aeriola Junior von 1921 (kein Schreibfehler !)
Hallo Walter,
klingt so.....als ob Du auch dieses tolle Gerät in Deinem Sammlerfundus hast!.....da wird man ja auch als Nichtsammler neidisch. Schottkydioden sind für modernen Detektorempfang das A&O. Aber die alten Materalien und Konzepte haben ihren absoluten Reiz. Es ist das alt bekannte Thema Anpassung, hier muss eine Schottkydiode nicht der Weisheit letzter Schluss sein. VG Joerg
Re: Aeriola Junior von 1921 (kein Schreibfehler !)
Hallo zusammen,
meine beiden "fliegenden Aufbauten" eines Mittelwellen- und Langwellendetektors habe ich nun in eine billige Holzkiste gepackt. Nachdem heute morgen 07:00 Uhr der Empfang des Senders Barcelona auf 738 kHz (100kW) gelang, wird die Kiste, die nach dem Vorbild Aeriola Junior gehalten ist, bis zur nächsten Wintersaison in die Ecke gestellt.
Der Aufbau erforderte einige Vorversuche, damit sich die Komponenten - vor allem die Spulen - nicht negativ beeinflussen. Die LW-Spule befindet sich nur 1cm flach über dem Boden und die MW-Spule ist an der rechten Seite in 1/3 Höhe unter dem Deckholz angebracht. Der Anpassungs- transformator ist direkt unterhalb des Kopfhörer-Anschlusses (M4x20 Messingschrauben, Rändelmuttern) montiert.
Der "Strassenbahn-Stellregler", wie ihn Wumpus nennt, ist aus einer PC-Slotabdeckung konstruiert und der Knopf einer Russenröhre 12SH1L entnommen, die ohnehin aus dem Alu-Gehäuse befreit wurde. Ein Loch in die Rändelschraube zu bohren und ein Gewinde für die Madenschraube zu schneiden ist zwar etwas trickreich, aber machbar.
Wie immer sollte keine wirkliche "Replique" entstehen. Mit der Ursprungsschaltung (Serienschwing- kreis) wurde sowohl auf Lang- als auch auf Mittelwelle experimentiert. Die erzielten Amplituden im Kopfhörer waren aber vor allem auf LW etwas schlechter als mit angezapftem Parallelschwingkreis und induktiver Antennenkopplung ggf. mit Serien-C. Wegen der Umschaltung der Wellenbereiche und der Möglichkeit, verschiedene Detektoren auszuprobieren, ist es gewissermassen der "Aeriola Junior deLuxe 2018".
In die beiden Buchsen mit 19mm Abstand passen die Standart-Detektoren. Ein Perikondetektor aus dem Jahre 1920 ist fest montiert. Man kann den Zinkit-Kristall, der unter Federspannung steht, von dem Bornitkristall wegziehen und mit der kleinen Rändelschraube fixieren. Ich kann aber auch 2 Detektoren parallel betreiben. Wird durch Einstecken des Zusatzdetektors die Lautstärke grösser, war die Einstellung des Perikon nicht optimal. Auf Langwelle liegt bei mir das Rauschen mit 24 dBµV/m recht hoch und ist mit dem Perikondetektor und absoluter Stille durchaus noch im PX-200 Kopfhörer ganz leise zu hören. Auf Mittelwelle fällt die Lautstärke gegenüber einem Bleiglanz-Bronzefeder-Detektor, der gleichwertig einer Schottkydiode ist, ab - wahrscheinlich wegen der erhöhten Kapazität.
Das Kopfhörer-Fach ist noch einmal unterteilt und bietet Platz für weitere Kristalle, Bronzedraht, Roses-Metall und andere Utensilien, die hier ansonsten immer irgendwo verlegt waren.
Re: Aeriola Junior von 1921 (kein Schreibfehler !)
Hallo Walter,
oh ja ...sehr schöne Arbeit. Ein abendlicher Ausflug in den Äther wäre wichtig um die Trennschärfe zu beurteilen. Allerdings darf man vielleicht nicht zu viel erwarten. Das Experimentieren mit verschiedenen Detektortypen und Materialien macht sehr viel Spaß. Zu Zeiten noch vorhandener Ortssender konnte man das Thema Detektor so richtig ausleben. Ich hatte sogar meinen LW- Ortssender 177kHz mit einem Fritter detektiert und auch Lautsprecherempfang mit Übertrageranpassung war möglich. Detektorempfang ist auch 2018 noch spannend. Bin gespannt wie lange man noch mit dieser einfachsten Empfangsform....zumindestens in der abendlichen DX- Zeit Erfolg hat. Einfach nicht tot zu kriegen und man sieht an deiner Arbeit die Faszination am Radio aus dem Nichts.