da Pendelempfänger offenbar immer noch ihren Reiz haben, stelle ich hier mal den wohl teuersten Pendelempfänger von HP vor. HP nennt ihn ganz trocken 'VHF-Detector', gedacht war er, an die VHF-Impedanzmessbrücke angeschlossen zu werden, um das Brücken-Null zu finden. Man kann ihn aber ganz gut zum KW- und UKW-Empfang benutzen. Ergattert hatte ich dieses Gerät Anfang der 90er-Jahre zusammen mit der VHF-Messbrücke im Sperrmüll der ETH Zürich. Interessant ist noch die Tatsache, dass das Gerät für 220V Netzspannung ausgelegt ist, obwohl auf dem Gehäuse 110V steht und auch nach Bedienungsanleitung und Schaltplan 220V nicht vorgesehen sind. Weiter hat jemand die Klinkenbuchse für den Kopfhöreranschluss durch einen Twinax-Stecker ersetzt. Auch das Netzkabel dürfte nicht mehr original sein.
Hier die Daten:
Frequenzbereich 10..500MHz in 5 Bereichen 5 Röhren (inklusive Gleichrichterröhre): 2 * Doppeltriode 6SN7, Pentode 6SJ7, UHF-Triode 5876, Gleichrichter 5Y3GT Empfindlichkeit nach Hersteller 5uV Hergestellt in den 50er-Jahren, das Manual ist von 1954 datiert.
Gegenüber einem 'normalen' Pendelempfänger hat dieser einen separaten Oszillator zur Erzeugung der Pendelschwingung von ca. 30kHz, zudem ist der Arbeitspunkt des Audions und damit das Verhältnis zwischen schwingendem und nicht schwingendem Zustand einstellbar. Dadurch kann die Empfindlichkeit eingestellt werden. Die Audionröhre ist eine UHF-'Bleistiftröhre' und entsprechend dünn und filigran, während die restlichen Oktal-Röhren und damit entsprechend gross sind. Eine der beiden Doppeltrioden bildet einen astabilen Multivibrator für die Erzeugung der Pendelschwingung. Von der zweiten Doppeltriode wird eine als Audio-Endröhre und die zweite als Diode zur Erzeugung einer negativen Vorspannung verwendet. Die Pentode dient als Audio-Vorstufe.
Momentan sind die Elkos am Formieren, grundsätzlich sollte das Gerät noch funktionieren. Erfreulicherweise hat es nur 2 Papierkondensatoren, die restlichen sind unverdächtige Keramik- und Glimmerkondensatoren (neben den paar Elkos). Somit dürfte nur eine Reinigung nötig sein, wie die Bilder zeigen:
Interessantes Detail: Die Röhren wurden von (oder für) HP extra gelabelt, es dürfte sich noch um die Originalröhren handeln:
Bei den Doppeltrioden fällt die Heizung auf: Der Heizfaden geht vom einen Sockelanschluss durch die Kathode der ersten Triode, danach oben zur Kathode der anderen Triode und von dort unten zum 2. Sockelanschluss. Somit sollte die Kathode NF-mässig geerdet sein, da es sonst ordentlich brummen dürfte.
Die Elkos haben eine aufgeschobene Pappröhre mit der Beschriftung, so dass sich bei einem allfälligen Wechsel einfach ein neuer Kondensator hineinschieben lässt.
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es gibt ein Archiv im Web mit allen alten HP-Messgeräten, da wirst du fündig. Um die Spielregeln nicht zu sehr zu verletzen, verzichte ich hier auf die Angabe der Seite, aber gurgle mal nach 'hp 417a manual'.
PS: Die Formierung der Elkos ist mittlerweile beendet und das Ding gibt einen ganz ordentlichen UKW-Empfang. Nur der interne Lautsprecher scheppert noch ganz widerlich, da ist noch ein mechanisches Problem zu beheben.
ich habe das Gerät gereinigt und ein paar Messungen gemacht. Die FM-Flankendemodulation für UKW-Empfang ist erstaunlich gut, der Klang (mit externem Lautsprecher) überzeugt und eine erste flüchtige Messung mit dem Mess-Sender zeigt auch bei 100kHz Frequenzhub noch keine hörbaren Verzerrungen, erstaunlich, wenn ich an meinen ehemaligen Pendler denke... Bei Gelegenheit messe ich mal den Klirrfaktor und Frequenzgang. Den doppelten Empfang auf den beiden Flanken kann man schon schulbuchmässig nachvollziehen und auf der exakten Frequenz ist mit FM nichts zu hören und mit AM mit voller Lautstärke, so wie es sein sollte. Für KW-Empfang ist die Bandbreite allerdings etwas hoch, das liegt vermutlich daran, dass die schwingfreie Zeit relativ lang ist und so die Dämpfung und damit die Bandbreite im Mittel eher hoch ist, was wohl auch die gute FM-Qualität erklärt.
Nach diesen Erkenntnissen ergänze ich mein Recycling-Audion vermutlich noch mit einem UKW-Pendler (mit Vorstufe), sozusagen wie der Vorgänger in seinen besten Zeiten.
Hier noch eine Messung. Blau ist die Pendel-Steuerspannung für das Gitter der Audionröhre, die Amplitude beträgt ca. 80Vss und die Frequenz etwa 36kHz. Gelb ist das HF-Signal, wie man es am Eingang messen kann (und wie es auch abgestrahlt wird, wenn man eine Antenne anschliesst). Im unteren Teil ist der Ein- und Ausschwingvorgang noch gedehnt dargestellt, die Zeitbasis ist 200ns/Div. Die Verzögerung gegenüber dem blauen Steuersignal kommt vermutlich daher, dass die Spannung über einen Vorwiderstand an das Gitter geführt wird und dort noch ein Kondensator vorhanden ist, was einen Tiefpass bildet.
ich habe die Audio-Qualitäten gemessen. Der NF-Frequenzgang ist ziemlich bescheiden, was nach einem Blick auf den Schaltplan auch klar ist, da hat es einen Tiefpass mit einer Grenzfrequenz von ca. 2kHz, und auch die beiden übrigen RC-Tiefpässe haben nicht viel höhere Eckfrequenzen. Somit muss ich das Gerät wohl mal wieder aufschrauben, um direkt am Audion-Ausgang zu messen. Nach unten ist bei etwa 200Hz Schluss, vermutlich ist da der Ausgangstrafo überfordert, auch der Koppelkondensator zur Endstufe ist ausgesprochen klein dimensioniert.
Der Klirrfaktor dagegen ist bei FM sehr gut, bei 75kHz Hub habe ich etwa 1% bei 300Hz Modulation gemessen. Bei höheren Frequenzen nimmt er ab, was wegen dem Tiefpass auch nicht verwunderlich und daher nicht aussagekräftig ist. Unterhalb 300Hz kommt der NF-Teil recht schnell an seine Grenzen, ich nehme an, dass der Ausgangstrafo sättigt, denn der Klirr ist stark von der Einstellung des Lautstärkepotis abhängig. Mit AM ist der Klirr deutlich höher, bei 80% Modulation fast 10%, vermutlich ist da die Eingangsamplitude mit 200uV schon etwas hoch, aber weniger ging mit dem Arbiträrgenerator nicht. Somit ist diese Schaltung (entsprechend auf handelsübliche Röhren modifiziert) ein guter Kandidat, um mein Recycling-Audion noch mit UKW zu ergänzen.
ich habe die Kiste mal geöffnet, um noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen und bei dieser Gelegenheit die NF-Qualitäten direkt am Audion-Ausgang gemessen. Dort sieht der Frequenzgang ganz ordentlich aus, und der Klirrfaktor ist für einen Pendler hervorragend in der Grössenordnung von 1% bei 75kHz Hub, bei kleinerem Hub wird er noch etwas kleiner. Interessant ist noch die Tatsache, dass die optimale Empfangsfrequenz etwas von der Modulationsfrequenz abhängt, aber die erste Oberwelle war immer mehr als 35dB unter der Grundwelle. Interessant ist auch noch, dass die NF-Amplitude kaum von der HF-Amplitude abhängt, obwohl es weder einen HF-Begrenzer noch eine Regelschaltung gibt. Daher habe ich nach dem Betrachten des Wetterberichts beschlossen, mein Audion noch mit einem ähnlichen UKW-Pendler aufzurüsten (mit HF-Vorstufe gegen die Abstrahlung).
Hier noch das Spektrum (5kHz/Div und 10dB/Div) bei 4kHz NF: Man sieht schön die Pendelfrequenz von ca. 36kHz mit den beiden Seitenbändern der NF. Im Nutzband ist die erste Oberwelle über 40dB unter der Grundwelle, was einen Klirrfaktor unter 1% bedeutet.
Hier noch ein Bild der unkonventionellen Führung der Heizdrähte der Doppeltrioden. Mechanisch ist diese Konstruktion sicher nicht die stabilste, bei den Knicken sind Heizfadenbrüche eigentlich vorprogrammiert und auch Kurzschlüsse mit der Kathode. Zudem erzeugt das unnütz geheizte Stück zwischen den beiden Kathoden unnötige Verluste.
Dipl. Ing. Alfred Novak Obering. Ferdinand Schilling Verlag Weidemanns Buchhandlung Hannover 1950. Hier kann man vieles über die Grundlagen des Pendlers erfahren, auch Dinge die oft in der Fachliteratur nicht oder nur oberflächlich behandelt werden. Wer mit Pendlern sich ernsthaft beschäftigt sollte sich das Buch besorgen. Natürlich werden auch frühe Superschaltungen und einige FM Demodulatoren mit der dazugehörigen Theorie gezeigt.