Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo in die Runde,
ich hatte ja unter einem ähnlich lautenden Thema ein Westinghouse-Modell aus der Produktionsreihe 1922/23 vorgestellt und gesagt, daß es noch ein Vorgängermodell gibt .... nun - das hab´ ich jetzt hier:
Dies ist die erste Ausführung dieses Gerätes, herausgekommen in den USA im Herbst 1921 und so etwa ein Jahr hergestellt. Im Jahre 1922 erfolgte dann die Umstellung der Grundplatte auf Bakelit als Trägermaterial anstelle von Holz. Dieses Gerät hier hat noch die alte Holz-Basis und die mit Metallschildern versehenen Bedienungselemente (vgl. wegen der Unterschiede die Bilder zu dem 1922er-Modell !).
Die technische Ausstattung ist gleich. Betrieben wird auch dieses Gerät mit einer WD-11 (auch diese hier in der ersten Variante mit Papier-Etikett!) in einer klassischen Audion-Rückkopplungs-Schaltung. Die Abstimmung und die Rückkopplung erfolgen über Variometer. In der dicken "Sicherungspatrone" befindet sich tatsächlich die (noch heute unverändert funktionstüchtige !) R/C-Gitterkombination. Eine Antennenanpassung befindet sich auf der rechten Seite mit zwei Klemmen, zwischen die ein Kondensator geschaltet ist. Die Einstellung der Heizspannung (1,5V max) erfolgt über das große Poti.
Das Gerät funktioniert und arbeitet mit einer Anodenspannung von 22,5V. Es gibt einen guten Empfang zahlreicher Stationen (gerade jetzt in den Wintermonaten); allerdings - natürlich - nur im Kopfhörerbetrieb. Einen hierzu passenden Verstärker (in gleicher Bauart und von der gleichen Firma) habe ich noch in der Mache und werde ich demnächst hier vorstellen.
Was Älteres habe ich z.Zt. nicht auf Lager ... sorry !!
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Re: Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo Freedi,
Glückwunsch zum Erwerb. Besonders gefällt mir der Warnhinweis auf der Röhre. Der war nicht ohne Grund, auch bei mir gingen hin und wieder Nachfragen ein, was denn eine neue Röhre der alte RE-Serien kosten würde, da man eine habe, die nicht mehr "BRENNT". Die Warnung direkt auf die Röhre zu kleben halte ich vom Hersteller schlicht für genial.
Ach so: Der "Stellhebel" bringt echtes Tram-Bahn-Fahrer-Feeling!
möchte ich ergänzen, aber dabei langweilende Wiederholungen vermeiden. Alles fing damit an, dass ich an der alten dunkelglühenden Batterietriode WD-11 aus den Jahren 1921-1924 Interesse hatte und schliesslich auch eine erwerben konnte. In meinem Versuchsaufbau eines einfachen Einröhren-Audion spielte sie gut, und ich habe mir zwei Substitute mit dem JFET J310 erstellt:
Bei meiner gezielten Suche nach einem Westinghouse Aeriola Senior bin ich ebenfalls fündig geworden. Scheinbar stammt das Gerät aus einer Sammlungsauflösung. Neben einer defekten Röhre wies das Gerät, das ansonsten in einem optisch altersgerechten Zustand war, noch folgende Mängel auf:
- die Gitter-R/C-Kombination war samt Halterung entfernt - die Verdrahtung war nicht mehr vollständig - der Rheostat-Drehwiderstand hatte keinen zuverlässigen Kontakt des Schleifers mehr - die Rändelmutter des Antenneneingangs war nicht vorhanden
Eine Überrestaurierung kam nicht infrage. Aber die Suche nach einem Ersatz für die fehlende Gitterkombination war schwierig. Letztlich habe ich die Keramik-Fassung für einen Eisen- Wasserstoff-Widerstand aus den 1920'er Jahren für eine EVN171 genommen. Die übrige Instand- setzung war an einem Vormittag erledigt. Gestern Mittag habe ich den Empfänger nun in Betrieb genommen und war von der Empfindlichkeit angetan. Wawre 621 kHz war sehr laut, Solt/Ungarn auf 540 kHz (in der Mittagszeit!) und einige Engländer waren gut verständlich. Die Dimensionierung und Güte der Variometer ist herausragend. Ich habe noch nie mit einem Ein-Röhren-Audion kurz vor dem Rückkopplungseinsatz das Antennenrauschen hören können. Zwar auf Kosten der Selektivität ist halt die Verwendung eines Serienresonanzkreises immer dann anzuraten, wenn es um höchste Empfindlichkeit geht, denn Kopplungsverluste zur Antenne bestehen so nicht. Mein Chelsea No101 aus der gleichen Zeit macht das ebenfalls so.
Der Aeriola SR funktioniert ab einer Batteriespannung von 18 Volt und 0,5mA Stromaufnahme einwandfrei. Empfohlen hat Westinghouse eine Spannung 22,5 Volt. Beste Eigenschaften hinsichtlich Stabilität, Empfindlichkeit und Rückkopplungsverhalten habe ich bei 27 Volt (1mA) festgestellt. Ein Betrieb bei 45 Volt und 2mA Stromaufnahme ist auch noch möglich.
Im Internet sucht man vergeblich nach der Dimensionierung der Schaltung. Deswegen mache ich folgende Angaben:
Beide Variometer (Abstimmung und Rückkopplung) lassen sich zwischen ca. 100 und 400 µH abstimmen. Die Schwingkreisfestkapazität beträgt 470 pF für 350 bis 500m und 90pF für < 350m. Datenblätter für die WD-11 raten zu einer Gitter-R/C-Kombination von 250pF und 2...3M Ohm. Ich habe den Wert 2,7 M Ohm gewählt. Den Wert des Kopfhörer-Kondensators habe ich mit 5,5 nF gemessen. Der Heiz- Drehwiderstand hat einen maximalen Wert von 5 Ohm. Ich bin mit einer Bleizelle von 2 Volt besser zurecht gekommen als mit einer empfohlenen Trockenzelle von 1,5 Volt. Der Heizstrom sollte mit einem mA-Meter auf den Sollwert von 250mA überwacht werden. Der typische Lautstärkeverlauf einer Wolframröhre liegt nicht vor. Die WD-11 hat schon eine Oxid-Kathode, und die Rheostat Einstellungsanweisung von Westinghouse bezüglich Dunkelglut ist absurd. Es wundert mich nicht, warum so viele Röhren zwischen 1921 und 1923 verheizt wurden und Westinghouse bzw. der Nachfolger RCA zu einem Umbau auf UV-199 oder ähnliche Trioden riet. Ich habe auf U-Tube auch 3 Videos gesehen, in denen die stolzen Vorführer des Aeriola völlig planlos den Heizungsregler hin- und her und bis zum rechten Anschlag gedreht haben. Bei meiner WD-11 gibt es zwischen 200 und 250mA im Gegensatz zu Röhren mit Wolframheizfäden keinen Lautstärkeunterschied.
Gruss Walter
Korrektur: Die innere Variometerspule hat 2x20 und nicht 2x25 Windungen!
Nachtrag: Der gezeigte Aeriola Senior hat die Seriennummer #548. Sie war innen seitlich im Deckel in das Holz eingeschlagen, was mir erst nach Monaten auffiel!
Nachtrag 2: 100 Jahre alt und immer noch in Ordnung
Re: Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo Walter,
herzlichen Glückwunsch zum Erwerb des oldtimers. Das ist Radio nach meinem Geschmack....der Zustand einfach nur beeindruckend.
WalterBar:Die WD-11 hat schon eine Oxid-Kathode, und die Rheostat Einstellungsanweisung von Westinghouse bezüglich Dunkelglut ist absurd. Es wundert mich nicht, warum so viele Röhren zwischen 1921 und 1923 verheizt wurden und Westinghouse bzw. der Nachfolger RCA zu einem Umbau auf UV-199 oder ähnliche Trioden riet.
Eine schöne Beobachtung, das macht wirklich Sinn. Anhand der Farbe die Stromaufnahme genau einzuschätzen ist wirklich nicht einfach zu beherrschen. Eine Strombegrenzung bei angegebener max. Spannungsversorgung der Heizung wäre für den Hersteller aber möglich gewesen. Die Praxis....wie so oft, zeigt ein anderes Verhalten des Nutzers. Das Gerät arbeitet halt mit dem stellbaren Vorwiderstand.... und läßt Eingriffe zu um bessere Empfangsergebnisse...(Rückkopplung) zu erzielen. Du hast in der Erweiterung des ursprünglichen Beitrags, weitere sehr schöne Detailfotos gemacht. Das macht Freude sich alle Details anzusehen. Stark auch die skizzierten Schaltpläne...sehr angenehm...wie aus einem Guss! Ein Highlight die Nahansicht der Röhre!
Re: Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo Joerg,
danke für die Einschätzung. Nun, so einfach die Konstruktion auch ist, es sind neben der Steilheit einige Parameter, die ausschlaggebend für die Eigenschaft des Audions sind. Mit dem Rheostat wird der Röhre ja auch eine negative Gittervorspannung verpasst, und der Arbeitspunkt für die beste Demodulation ist bei jeder Röhrentype anders. Ich habe heute mein Versuchs-1-Röhrenaudion nach Vorbild des Aeriola SR von Parallelkreis mit induktiver Antennenkopplung auf Serienresonanzkreis umgebaut. Die Folge war der zu erwartende Empfindlichkeitszuwachs. Es zeigte sich aber auch, dass das Audion nun empfindlicher auf verschiedene Röhrentypen reagiert. Am besten spielte das Audion mit einer Cunningham CX299, gefolgt von Tungsram G407 und der belgischen Spheria. Die Telefunken und Philips Hellglüher waren schlechter. Wahrscheinlich müsste man auch an der Gitterkombination schrauben. Immerhin habe ich das NDB Fritzlar in Hessen auf 468 kHz ("FTZ") aus 125km empfangen können. Die Sender haben üblicherweise eine EIRP-Leistung von 50W. Mit der ursprünglichen Schaltung war das nicht möglich.
Re: Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo zusammen,
pünktlich zum Frühlingsanfang (= Ende der "Audionsaison" mangels Fernausbreitung) habe ich mit der Anfertigung eines WD-11-Adapters die Restaurierung des Westinghouse Aeriola SR abgeschlossen.
Gruss Walter
Nachtrag: Neben der zeitgenössischen SPHERIA funktioniert auch die Telefunken KC1 (allerdings ein Jahrzehnt später!) hervorragend und vergleichbar im Aeriola SR. Heizung 2V, 65mA - Anode 27V 0,1...0,2mA
Nachtrag 2 am 28.03.2020: Scan des Labels meines RCA/Westinghouse Aeriola Senior Labels
Re: Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo Walter,
sieht sehr gut aus ....nur eines ist nicht ganz optimal, Du kannst den Deckel nicht schließen ohne die Röhre zu entfernen.
Das Ende der Audion- und Detektorsaison würde ich jetzt noch nicht einleuten. Wie ist denn der DX- Empfang überhaupt des Abends? Ich habe gerade hiermit getestet.... geht noch ordentlich was auf MW ...
Re: Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo Joerg,
die Zeiten, in denen ich mir die Nächte um die Ohren geschlagen habe, sind vorbei. Daran sind auch gut 30 Jahre Schichtdienst Schuld. Die Abende verbringe ich mit meiner Frau und nicht mit Radio. Spätestens um 20:00 Uhr ist Schluss, und mit der Zeitumstellung am nächsten Wochenende gäbe es für mich allenfalls ein Zeitfenster am Morgen.
Aber es ist wahr, ich habe eben um 19:30 noch einmal am Aeriola geschraubt und unglaublich viele Sender hören können - mindestens 50 wenn nicht 100. Man muss allerdings dann zwischen den beiden Antenneneingängen umstecken. Algerien war das weiteste, an das ich mich erinnern kann. Dieses Radio ist ein wirklich vollwertiges Gerät und die WD-11 spielt ganz oben mit. Den Adapter habe ich mir nur für fallweise Vergleiche gebaut und wird nur selten eingesetzt werden. Übrigens sitzen in allen meinen Radios nach Möglichkeit Röhren der Originalbestückung. Die stundenweise Nutzung bringt nicht wirklich einen Verschleiss mit sich.
Dein Kurbelradio ist gelungen - aber da gibt es auch ein billiges käufliches Modell: Degen D13. Das chinesische Design wird unter verschiedenen Marken verkauft.
Re: Westinghouse Aeriola Senior (jetzt NOCH älter) von 1921/22 !!!!
Hallo Walter,
WalterBar:Spätestens um 20:00 Uhr ist Schluss, und mit der Zeitumstellung am nächsten Wochenende gäbe es für mich allenfalls ein Zeitfenster am Morgen.
ja, jetzt verstehe ich Deine Aussage. Klar dann ist es vorbei bzw. lohnt kaum.
WalterBar:Aber es ist wahr, ich habe eben um 19:30 noch einmal am Aeriola geschraubt und unglaublich viele Sender hören können - mindestens 50 wenn nicht 100. Man muss allerdings dann zwischen den beiden Antenneneingängen umstecken. Algerien war das weiteste, an das ich mich erinnern kann. Dieses Radio ist ein wirklich vollwertiges Gerät und die WD-11 spielt ganz oben mit.
Na soviele konte ich nicht empfangen und 100 halte ich für fast unmöglich....aber gut alles eine Frage der Antenne. Algerien hatte ich auch,.....aber der ist halt auch sehr stark.
WalterBar:Dein Kurbelradio ist gelungen - aber da gibt es auch ein billiges käufliches Modell: Degen D13. Das chinesische Design wird unter verschiedenen Marken verkauft.
ja schon.....aber es ging mir um einen elementaren Aufbau und ich wollte keinen Akku im Kasten haben. Mein Radio braucht nur die Kurbel und hat als Energiespeicher halt nur den Goldcap. Das war der Anreiz für den Selbstbau. Ab einem Strom von 100uA fängt der TA7642 an zu funktionieren. Die Spannung liegt dann so um 0.9V.
Also den Aeriola schön hegen und pflegen.....ein sehr, sehr schönes Gerät....und der nächste Winter kommt bestimmt.