in meine Obhut kam heute ein Transistorkofferradio aus England aus dem Jahr 1961:
DECCA London, Typ Debonette TP50 bzw. TP50A
Die beiden Typen unterschieden sich nur geringfügig in der Gehäusegrösse, der Grösse der Batterie und dem Gleichstromwiderstand des eingebauten Lautsprechers:
TP50 = 70..75 Ohm ab April 1961 TP50A = 125 Ohm ab Januar 1962
Die hier gezeigte Version ist TP50 und dürfte angesichts der kurzen Verkaufs- dauer von nur 9 Monaten eher selten sein. Das Gerät hatte 6 VALVO-Transistoren: OC44 (Mischer/Oszillator), 2x OC45 (1. und 2. ZF-Stufe), sowie OC81D für die NF-Vorstufe und 2x OC81 in der 300mW-Endstufe. Die Fotos zeigen den Originalzustand. Es ist dringend eine Kondensatorkur der 10/100 Mikrofarad- Elkos und auch der 100nF Kondensatoren erforderlich. Grundsätzlich funktioniert das Gerät aber noch, die Empfindlichkeit ist mässig aber zeitgemäss. Sie entspricht meinem Telefunken TR1-Nachbau:
Auch der Akkord Peggie (ebenfalls mit OC44/45 aber schlechteren Endstufen- transistoren) brachte ähnliche Empfangseigenschaften. Eine Buchse für eine Aussen- oder Fahrzeitantenne ist beim TP50 jedoch vorhanden.
Die Endstufe mit den beiden pnp-Transistoren mag auffällig sein, scheint aber durchaus Ende der 1950er und Anfang der 1960er üblich gewesen zu sein und wurde hier schon einmal diskutiert:
Englische Transistorgeräte hatten von Anfang an Lang- und Mittelwelle. Hier wird der Oszillator mittels C3b und C10 auf Mittelwelle abgestimmt und über den Bandschalter mit C11 und C12 auf Langwelle gezogen.
Der Preis lag über 12 englische Pfund und damit umgerechnet über 100 DM. Gehäuse ist aus Holz mit einer Kunststoffbeschichtung.
Abmessungen: 15 x 24,5 x 6,5 cm Gewicht: 1,15 kg 2 Batterien a 9 Volt, Ruhestromaufnahme ca. 7mA.
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Re: DECCA Debonette TP50(A) aus den Jahren 1961, 1962
Hallo Walter,
nehme ich gern mit auf, zumal ich nach wie vor diese eisenlosen Endstufen mit Treiber-Gegentakttrafo interessant finde. Bemerkenswert auch, dass es eine Mittelanzapfung zwischen beiden 9 Volt-Blocks zum "kalten" Ende vom Lautsprecher gibt, der so bei keiner Aussteuerung keinen Gleichstrom verarbeiten muss.
Wenn der Eintrag online ist, mache ich in Deinen Beitrag einen Vermerk.
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
Mir ist jetzt auf der Skala aufgefallen, dass es dort zweimal (LW.MW) das Wort "Light" (Licht) gibt. Bei der Bedeutung stehe ich etwas auf dem Schlauch. Auch das Wort "Home" (Heim) fällt auf ...
Kannst Du noch etwas zum Gewicht sagen?
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
Re: DECCA Debonette TP50(A) aus den Jahren 1961, 1962
Hallo Rainer,
vielen Dank, das Gewicht beträgt übrigens 1,15 kg mit (nicht originalen) 9V Lithium Blockbatterien. Nach der Kondensator-Kur schreibe ich noch ein paar Zeilen und bringe ein Bild der anderen Platinenseite.
Re: DECCA Debonette TP50(A) aus den Jahren 1961, 1962
Hallo zusammen,
das DECCA Kleinkofferradio "Debonette TP50" hat seine Kur erfolgreich überstanden und klingt (hoffentlich) wieder wie vor 60 Jahren.
Von den Elkos war nur einer wirklich in der ZF-Stufe defekt, die anderen wurden aber auch vorsorglich gewechselt, zumal Kapazitätswerte teilweise den vierfachen Nominalwert bei ESR Widerständen bis 12 Ohm und Verlusten bis zu 9 % erreichten.
Problematischer waren erwartungsgemäss die Widerstände, die inzwischen alle um deut- lich mehr als 10 % nach oben bis zu 40% abwichen. Solange es sich um Basisspannungsteiler handelte, war das nicht tragisch, solange beide Widerstände gleichermassen prozentual abwichen. Aber in den Spannungsversorgungsleitungen müssen die Widerstände stimmen. Sie wurden gewechselt. Beispielsweise brachte der Tausch eines 5,8k Wertes auf den Nominalwert 5,1k spürbare Empfangsverbesserung.
Grosse Überraschung war, dass die genietete Pertinaxplatine auf der anderen Seite komplett mit Leiterbahnen versehen war. Die Qualität des Schalters und des Potentiometers ist enorm. Sie erfüllen nach 60 Jahren mängelfrei ihren Zweck.
Folgende Werte wichen vom Schaltplan in der Originalbestückung ab:
C19 und C21 = 10nF statt 100nF In meinem Exemplar ist Elko C4 vorhanden.
Im TP50A befanden sich die grösseren PP6 Batterien:
Die heute noch gebräuchliche PP3 wurde 1956 eingeführt und diente als Quelle für die Erzeugung einer negativen Röhrengittervorspannung. Meine im TP50 verwendete NEMAX Lithium ist für Rauchmelder (10 Jahresnutzung) entwickelt und hat 1,2Ah Kapazität.
Gruss Walter
@wumpus: Ferritantenne unten für kurze Drahtverbindung zur Buchse, Stabilitätsgründe?
Re: DECCA Debonette TP50(A) aus den Jahren 1961, 1962
Ein schönes Gerät, ich bin neidisch.
HOME steht für Home-Service, ein Kanal der BBC, und LIGHT für Light-program, ein anderer Kanal. Wenn ein Kanal auf Mittelwelle und auf Langwelle ausgestrahlt wird, kommt er 2 x vor auf der Skala.
Inzwischen haben die Kanäle natürlich die Frequenzen geändert, die Namen auf den Skalen sind nur noch Erinnerung. Dagegen gibt es auch noch Namen, die plötzliche wieder aktiv werden, wie der kommerzielle Sender 'Radio Caroline'. Auf Geräten der 60ziger Jahre tritt der Sender auf, dann war er tot, und heute sendet er wieder auf Mittelwelle...
Re: DECCA Debonette TP50(A) aus den Jahren 1961, 1962
Hallo Rojosuiza,
seinerzeit gab es in GB auf den Skalen nur Meterangaben. Das hat sich heute inzwischen auch geändert. Die Frequenz 648 kHz (463m, früher 647 kHz) kam mit dem Inkrafttreten des Kopenhagener Wellenplans 1948 ins Spiel. Zumnächst wurde sie zusammen mit Kleinleistungssendern in Glasgow, Newcastle, Redmoss und Edingburgh aus Daventry mit 150 kW und dem Programm BBC III verwendet. Auf der Skala ist das mit "North" markiert, auch wenn die Marke primär den Grossender Moorside Edge 692 kHz mit abdecken soll. 1982 bis 2011 sendete der BBC World Service aus Orfordness mit einer EIRP von 2MW aus Orfordness Richtung Europa. Der Sender hatte eine Trägerleistung von 500 kW und der Antennengewinn von 6dB wurde mit 5 Masten erzeugt.
Heute muss sich R.Caroline (Start 1964) mit 5kW ohne Antennengewinn begnügen, aber der seewasserdurchtränkte Standort ermöglicht einen hohen Antennenwirkungsgrad. Den Sender als kommerziell zu bezeichnen, ist sehr gewagt. Er fährt seit Jahrzehnten keine Gewinne mehr ein und profitiert von seinen Gönnern, die sehr zahlreich sind. Es begann mit dem Gründer der Station, dessen Eltern den Hafen von Greenore besassen und geht über eine Menge Bandgruppen, die dem Sender viel zu verdanken hatten, bis hin zur heutigen "Support Group".
Tot war der Sender eigentlich nie, sendete auf 1187 und 953 kHz, dann auf Worldspace und via Astra bis zum Ende der analogen Technik am 31.03.2001. Danach begann die Streaming-Zeit über das Internet. Durch glückliche Umstände und Verbindungen in die Politik (hier besonders MP Tracey Couch zu nennen) kam es zur Lizensierung der bestmöglichen Frequenz in Orfordness, nicht zu vergessen die Kooperation mit Manx Radio 1368 kHz.