hier die Vorstellung des Spitzen-Autoradios "Köln" von Blaupunkt. Schon das Modell "Frankfurt" war Spitze, beim Modell "Köln" haben sie noch eines draufgesetzt und einen Motorsuchlauf (samt zusätzlicher Röhre) eingebaut, denn es hatte noch etwas Luft im Gehäuse, da musste noch was rein
Das Radio hat LW, MW und UKW (es gab auch eine Variante mit Seefunk statt LW) und ist in hybrider Technik aufgebaut. Der eigentliche Empfänger samt NF-Vorstufe ist in Röhrentechnik aufgebaut (7 Röhren!), während der Gleichspannungswandler und die Gegentakt-Endstufe mit insgesamt 3 Germanium-Tranistoren in einem separaten Gehäuse aufgebaut ist.
Für AM ist es ein 7-Kreis-Super mit HF-Vorstufe, für FM ein 12-Kreis-Doppelsuper mit der ersten ZF von 10.7MHz und der 2. ZF von 6.7MHz. Der Doppelsuper war wohl notwendig, um Rückkopplungen im ZF-Pfad zu verhindern, denn wegen dem beschränkten Platr verläuft der Verstärkerpfad nicht in einer Linie, und es gibt immerhin 3 ZF-Stufen, die AM-HF-Vorstufe wird bei UKW als 1. ZF-Stufe verwendet.
Bestückungstechnisch ist es sehr konservativ (ist immerhin Baujahr 1962, also schon fast am Ende des Röhrenzeitalters): Der UKW-Tuner besteht aus einer ECC85, wobei die HF-Stufe in Gitterbasis geschaltet ist, abgestimmt wird mit einem Variometer. Danach folgt eine EF89 als erste ZF-Stufe, die bei AM als HF-Vorstufe dient. Weiter geht es mit der ECH81, die bei AM und FM als Mischer dient, bei FM ist die Oszillatorfrequenz fix 4MHz. Danach folgt mit der EBF89 die letzte ZF-Stufe (AM und FM), die Dioden dienen als AM-Demodulator und für die Regelspannungserzeugung. Für die FM-Demodulation und die erste NF-Stufe wird eine EABC80 eingesetzt, eine schon veraltete Röhre, normal war zu der Zeit eigentlich ein Demodulator mit Ge-Dioden und die NF-Triode in einer anderen Röhre mitverbaut, z.B. ECL86 oder bei Gegentaktstufen ECC83. Als 2. NF-Vorstufe und damit Treiber für die Transistor-Gegentaktstufe dient die als Triode geschaltete Pentode der ECF80. Im Anodenkreis hat es einen recht grossen Trafo, der für die Anpassung an die niederohmige Endstufe und die Erzeugung der Gegentakt-Steuersignale sorgt.
Die Triode der ECF80 wird zusammen mit einer EC92 für die Motorsteuerung des Sendersuchlaufs verwendet, auch die AM-Diode der EABC80 wird dazu verwendet. Die Röhren steuern dabei ein Relais an, das den Motor ein- und ausschaltet. An den jeweiligen Enden der Skala wird ein mechanischer Schalter betätigt, der die Drehrichtung des Motors umschaltet. Der Sendersuchlauf kann auch ferngesteuert ausgelöst werden, dazu hat es eine 6polige Din-Buchse, wo auch das Audiosignal und die Spannung vom Ratiodetektor vorhanden ist.
Die Röhren werden mit einem Ein-Transistor-Spannungswandler gespeist, der in Resonanz bei etwa 15kHz arbeitet und so keine wahrnehmbaren Störungen produziert. Die Anodenspannung beträgt nur etwa 120V, vermutlich, um die Verlustleistung der Röhren und damit die Erwärmung in Grenzen zu halten. Das Radio kann wahlweise mit 6V oder 12V und Plus oder Minus an Masse betrieben werden, dazu gibt es insgesamt 3 Umschalter.
Der Empfang und die Tonqualität sind sehr gut, so wie es sich für ein Spitzengerät gehört. Ein wahres Meisterwerk, wenn man den beschränkten Bauraum berücksichtigt, und auch die meisten Heimgeräte bieten weniger Empfangsleistung. Hier noch Bilder:
unten:
oben:
geöffnet:
Der separate Teil mit den Transistorschaltungen: Die beiden grossen Trafos sind der Ein- und Ausgangstrafo der Gegentakt-Endstufe, während der kleine, runde Ferrit-Trafo in der Mitte für den Gleichspannungswandler dient. Als Transistoren dienen die Typen TF80/30, welche elektrisch den AD130 entsprechen, aber das Gehäuse gegenüber dem Transistor isoliert ist.
Für Rainer: du darfst das Gerät selbstverständlich in das Museum aufnehmen. Hier ein paar Daten:
Hersteller: Blaupunkt Typ: Köln TR Deluxe Baujahr: 1962 oder 1963 Bestückung: 7 Röhren (ECC85, EF89, ECH81, EBF89, EABC80, ECF80, EC92), 3 Transistoren (2*TF80/30, TF80/30z) Empfangsprinzip: AM: Superhet, FM: Doppelsuperhet Wellenbereiche: LW, MW, UKW Anzahl Kreise: AM: 7, FM:12 Abstimmung: UKW: 2-fach-Variometer, AM: 3-fach-Variometer Betriebsspannung: 6V oder 12V, Plus oder Minus an Masse (umschaltbar) Komfort: Motor-Suchlauf, Senderspeicher (mechanisch), HF-Vorstufe für AM und FM, Gegentakt-Endstufe, Klangregler
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interessante Einblicke innen. Wenn man sich überlegt das die Technik laufend durchgerüttelt wird auf den damaligen Kopfsteinpflasterstrassen und dann trotzdem "in Form" bleibt?
darum ist das Gerät bis oben gefüllt, so können sich die Teile nicht bewegen
Die Problematik ist ja dieselbe wie bei militärischen oder sonstigen mobilen Anwendungen, und die waren zu der Zeit ja nichts Neues. Im Gegensatz zu den Profigeräten wurden die Röhren mit Ausnahme der liegenden ECC85 nicht gegen Herausfallen gesichert, man war offenbar der Meinung, dass die senkrecht stehenden Röhren an ihrem Ort bleiben. Die übrigen Bauteile sind alle mit kurzen Anschlussdrähten auf Leiterplatten bestückt, das hält vom Prinzip her schon viel besser als Handverdrahtung. Aber die Belastung war sicher nicht förderlich für ein langes Radioleben, allerdings wurde damals auch viel weniger gefahren als heute, stundenlange tägliche Fahrten zum Arbeitsplatz waren eine seltene Ausnahme, und somit bekamen die Radios auch wenig Betriebsstunden, was sich heute in neuwertigen Röhren bemerkbar macht. Rein vom Preis her wurde dieses Radio wohl eher in Luxus-Karossen eingebaut, und da rumpelt es auch weniger.
Gegenüber den Entwicklern muss man aber wirklich den Hut abnehmen, dass sie das hingekriegt haben und erst noch serietauglich. Damals gab es ja noch kein 3D-CAD zum mechanischen Design. Wenn ein Bauteil nicht montierbar war oder zu wenig Platz vorgesehen war, merkte man das erst beim Bauen des Prototyps, und da sind Änderungen mit Aufwand verbunden.