Re: Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) Philips 636A
Airwaves:Als zweites Gerät kommt der beste Geradeausempfänger, den ich bislang kennen lernen durfte. Das Gerät hat viele Vorzüge, und ist bei Sammlern auch deshalb sehr beliebt. Die Vorzüge: nostalgisches Aussehen im Kathedralstil, rasiermesserscharfe Sendertrennung, dabei gleichbleibend hohe und gute Empfindlichkeit über den gesamten Abstimmbereich, verzerrungsfreie Diodendemodulation mit automatischer Schwundregelung, Lautstärkeregelung in der NF Vorstufe und einfachste Zweiknopfbedienbarkeit. Ja richtig, es handelt sich um den 1934 gebauten Vierkreiser! Philips Super-Inductance 634A.
4 Kreise das bedarf, eine hohe mechanische Fertigungspräzision, für den mechanischen und elektronischen Gleichlauf der Abstimmdrehkondensatoren. Sehr ungewöhnlich dabei, die Drehkondensatoren sind Einzeldrehkos, die durch eine Welle miteinander gekoppelt sind. Man findet Drehkos dieser Machart auch in den Einkreisern 944A. An 4Kreisern traute sich wegen dieser Gleichlaufprobleme wohl kaum ein Hersteller ran. Nur Mende hat noch eines drauf gesetzt, mit einem (von Wolle kürzlich erwähnten) 5 Kreiser Ultra Selektiv 450W. Dieser galt aber als recht kritisch, und zu Schwingungen neigend (Nase rümpf ).
Das Radio empfängt die Wellenbereiche L und M. Verwendung findet der Röhrensatz: zwei mal E462 (etwa RENS1264), E444 (RENS1254), C454 (RES 364), 1823 (RGN1054). Bei der E444(RENS1254) handelt es sich um eine Binode. Diese seltene Verbundröhre hat eine Tetrode zur NF Verstärkung, als auch eine Diode zur Demodulation. Eine regelbare Rückkopplung hat das Radio nicht. Es hat auch so schon genug Trennschärfe. Es gibt außerdem, noch einen Klangschalter an der Rückseite.
Diese Radios wurden übrigens später, wegen ihres ansprechenden Äußeren, in verkleiner Version mit Transistortechnik nachgebaut. Sie hatten dann auch UKW. Diese, gut gemachten, Nachbauten tauchen immer mal wieder gern, in einschlägigen Auktionshäusern auf. Man kann sie leicht mit den Originalen verwechseln. Wenn dann die Beschreibungen noch (absichtlich oder unabsichtlich) recht dürftig sind, ist die Gefahr groß eine Enttäuschung zu erleben. Also Vorsicht bei Beschreibungen wie "Ich habe da ein altes Radio von Opa, das spielt auch noch"!
Ein Sammlerkollege ist gleich zwei mal darauf reingefallen. Einmal könnte ich ja noch verstehen, aber gleich zweimal ? Ich tröstete ihn dann damit, das er immerhin nun Stereoempfang hat, und das sogar auch für Mittelwelle (hat sonst nur Rainer mit seinem Stereo VE). Auf dem Weg zur Tür, kam dann ein Schraubendreher an mir vorbeigeflogen, der sich mit der Spitze in den Türpfosten bohrte (leicht übertrieben)
Philips 634A
Viele Grüße, Christian
wumpus: aufgenommen
Hallo Christian,
ich erlaube mir hier noch das Paradezugpferd dieser 1933/34er Philips Kathedralen zu zeigen - den 636A:
Dieser hat eine automatische Gittervorspannungsverstellung der ersten beiden HF-Röhren durch ein mitlaufendes Potentiometer! Ziel ist es gleichbleibend hohe Verstärkung zu haben, aber auch eine sich reduzierende Empfindlichkeit am oberen Bereichsende, um Selbsterregung zu vermeiden. Für mich eine der schönsten Kathedralen die ich habe
Der 634A (Lendebodde = Morgengruss) und der 636A sind aber m.W. in Deutschland nicht angeboten worden?
P.S.: 1983 erschien diese gut verkleinerte Retro-Kopie des 634A anlässlich des 50-jährigen Jubliäums. In der Ex-DDR gefertigt, finde ich diese Geräte aber noch heute sehr empfangsstark und mit sehr gutem Klang in Bezug auf den heute erhältliche Radios.
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
Hallo Debo, ein wunderschönes Gerät der 636A. Ich persönlich mag diese frühen Philips ja auch sehr. Die sind auch qualitativ noch recht gut gemacht. Spätere Philips hatten da leider etwas nachgelassen. Ganz besonders was Schaltkontakte betrifft. Und ja diese Info habe ich auch, das die damals nicht für den deutschen Markt gebaut waren. In Deutschland durfte Philips erst nach und nach Fuß fassen. Zuerst mit Radiozubehör, später auch mit Radios. So richtig los ging es dann ab etwa Mitte der 30er mit dem Typ Hamburg D43. Der Funkindustrieverband hatte es letztlich also doch nicht geschafft diesen Konzern aus dem deutschen Markt fern zu halten.
Die kleine Philips Kopie ist nicht schlecht gemacht. Es ist nur sehr enttäuschend, wenn man erwartet ein original Röhrengerät zu bekommen, noch dazu weil die wesentlich wertvoller sind .
Wenn Du magst, würde ich mich freuen noch mehr Deiner schönen Radios hier vorgestellt zu bekommen . Muss ja nicht heute sein und nicht alle auf einmal .
Re: Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) Seibt Roland 3WL
Hallo zusammen,
das nächste Radio, das ich euch vorstellen möchte, bringt den größten Teil der europäischen Sender einwandfrei in den Lautsprecher. So lautete es jedenfalls damals im Werbeprospekt, für den Seibt Roland 3WL von 1933. Dieser hübsche (im Prospekt als volkstümlich bezeichnet) im Kathedralstil gehaltene Zweikreiser, empfängt die Wellenbereiche L und M. Verwendung finden die Röhren: RENS1264, RENS1204, RES164, VG240 oder RGN1064. Trotz der im Prospekt gelobten Einknopfbedienung ist eine regelbare Rückkopplung vorhanden. Es gibt außerdem einen eingebauten Sperrkreis und einen HF Abschwächer.
Die Einknopfbedienung war natürlich aus werbestrategischen Gründen geschummelt. Liest man weiter, dann erfährt man, das es sich dabei um eine Abstimmung, ohne zusätzliches Bedienungselement zur Stator-Korrektur, für den Drehkondensator handelt. Diese Stator- Korrektur, war Ende der 20er-Anfang der 30er bei Mehrkreisern noch oft verbreitet, um Gleichlaufproblemen des Abstimmdrehkos entgegenzuwirken.
P.s.: 1983 erschien diese gut verkleinerte Retro-Kopie des 634A anlässlich des 50-jährigen Jubliäums. In der Ex-DDR gefertigt, finde ich diese Geräte aber noch heute sehr empfangsstark und mit sehr gutem Klang in Bezug auf den heute erhältliche Radios.
Diese kleine Kopie wurde vom VEB Elektrophysikalische Werkstätten Neuruppin hergestellt. Da Philips die gefertigte Stückzahl nicht abgenommen hat, gelangten einige Geräte in den Binnenhandel der DDR. Ein weiterer Teil kam mit einem veränderten Gehäuse, nachempfunden dem VE301G mit Holzgehäuse als VE Hensi 10, Importeur Firma Henry Siebert, in den Handel. Das Chassis paßte perfekt in ein originales VE- Gehäuse und tat (tut?) jahrelang bei mir gute Dienste. Ein weiterer Teil dieser Neuruppiner Chassis kam im veränderten Gehäuse als NR2501 und NR2502 in den westlichen Handel. Bestückung: drei Transistoren, zwei Schaltkreise (A281, A210K).
P.s.: 1983 erschien diese gut verkleinerte Retro-Kopie des 634A anlässlich des 50-jährigen Jubliäums. In der Ex-DDR gefertigt, finde ich diese Geräte aber noch heute sehr empfangsstark und mit sehr gutem Klang in Bezug auf den heute erhältliche Radios.
Diese kleine Kopie wurde vom VEB Elektrophysikalische Werkstätten Neuruppin hergestellt. Da Philips die gefertigte Stückzahl nicht abgenommen hat, gelangten einige Geräte in den Binnenhandel der DDR. Ein weiterer Teil kam mit einem veränderten Gehäuse, nachempfunden dem VE301G mit Holzgehäuse als VE Hensi 10, Importeur Firma Henry Siebert, in den Handel. Das Chassis paßte perfekt in ein originales VE- Gehäuse und tat (tut?) jahrelang bei mir gute Dienste. Ein weiterer Teil dieser Neuruppiner Chassis kam im veränderten Gehäuse als NR2501 und NR2502 in den westlichen Handel. Bestückung: drei Transistoren, zwei Schaltkreise (A281, A210K).
Re: Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) Reico Atlantis, Tonfunk Violetta W125H
Hallo zusammen, das letzte Gerät für heute das ich euch vorstellen möchte, ist die Reico Atlantis-Combination WL von 1933. Das Wort Combination ist dabei ein Hinweis auf den Lautsprecher, denn es gab ja noch die lautsprecherlose Variante Atlantis-Standard. Bei diesem Radio handelt es sich um einen geradeaus Zweikreiser, für die Wellenbereiche L, M und K. Verwendet wurden die Röhren: 2 x RENS1264, RES374 und Reico500. Letztere ist die Gleichrichterröhre und müsste etwa RGN1064 entsprechen. Es soll teilweise auch andere Röhrenbestückungen gegeben haben. Ich habe die Angaben von der Geräterückwand übernommen. Diese sind so auch eingebaut. An dem Radio gibt es noch eine einstellbare Rückkopplung, und einen Antennenabschwächer in Form einer mit dem Netzschalter gekoppelten Schwenkspule.
Eine Besonderheit gibt es in der Schaltung. Es handelt sich dabei um eine Loftin-White Schaltung. Das Steuergitter der Endröhre RES374, liegt dabei auf dem Anodenpotential der Vorröhre RENS1264. Das bedingt eine ungewöhnlich hohe Anodengesamtspannung. Die Endröhre hat eine eigene Heizwicklung. Der Vorteil dieser Schaltung ist eine größere Eingangsempfindlichkeit der NF Endstufe, und die damit verbundene Gesamtverstärkung.
Vor dem Lautsprecher oben, gibt es eine sogenannte "Programmleselampe". Eine ähnliche Konstruktion, wurde später um 1955 von Tonfunk in der Violetta W125H nachgebaut. Das sieht im Dunkeln einfach klasse aus.
Ich hatte dieses Radio einst vor einigen Jahren von einem älteren Herrn hier aus dem Dorf bekommen, der ins Pflegeheim musste. Leider durfte er das von ihm so sehr geliebte Stück, dorthin nicht mitnehmen. Ich musste ihm versprechen immer pfleglich mit dem Radio umzugehen, und sollte unbedingt auch die Sendernamen auf der Senderskala immer aktuell halten. Er hatte dieses stets getan, handschriftlich oder mit kleinen schreibmaschine-beschrifteten Aufklebern. Es gibt in dem Radio kein Bauteil, das irgendwie abschraubbar ist, an dem nicht ein Namensstempel dieses Mannes ist. Unter Tränen in den Augen, hat er es mir dann übergeben. Glaubt mir, so einen Moment vergisst man zeitlebens nicht.
Ich gestehe, die Sendernamen auf der Skala habe ich nie aktualisiert. Hätte ich letztendlich alle Sendernamen, die mit so viel Mühe aufgebracht wurden auslöschen sollen? Den Stoff der Schallwand, den habe ich allerdings getauscht. Der war durch jahrelanges liebevolles Staubwischen an den Außenkanten durchgescheuert. Vielleicht hätte ich es so lassen sollen. Als Zeugnis dieser Radioliebe. Die Gefahr war allerdings für mich zu groß, das "meine bessere Hälfte" mich dann zusammen mit dem Radio, auf die Straße gesetzt hätte. Mit viel Glück, hätte ich dann vielleicht noch ein Verlängerungskabel raus gelegt bekommen, um mich an der Leselampe zu wärmen. Habt also erbarmen, und schimpft nicht über den Stoff. So gewaltig schlecht, sieht er in natura auch nicht mal aus .
Jedes Jahr am 2. Mai, haltet mich ruhig für kauzig, lasse ich dieses Radio für eine Weile spielen. Das war der Geburtstag dieses inzwischen verstorbenen älteren Herren. Bei diesem Ehrenritual, da spielt es dann wieder, wie einst im Mai. Und wenn der Tag kommt, an dem ich mich von dem Radio trennen muss, dann nur mit der Auflage, es an jedem 2. Mai für eine Weile spielen zu lassen .
Während ich diese Zeilen hier schreibe, da plappert dieses Radio im Hintergrund munter vor sich hin. Irgendeine Sprache, eine Sprache die ich nicht mehr verstehe .........
Du bist keineswegs kauzig. Bewahre Dir deine Menschlichleit, die in unserer gegenwärtigen Zeit ein seltenes Gut geworden ist.
Jedes Jahr am 2. Mai, haltet mich ruhig für kauzig, lasse ich dieses Radio für eine Weile spielen. Das war der Geburtstag dieses inzwischen verstorbenen älteren Herren. Bei diesem Ehrenritual, da spielt es dann wieder, wie einst im Mai. Und wenn der Tag kommt, an dem ich mich von dem Radio trennen muss, dann nur mit der Auflage, es an jedem 2. Mai für eine Weile spielen zu lassen
Ich hatte dieses Radio einst vor einigen Jahren von einem älteren Herrn hier aus dem Dorf bekommen, der ins Pflegeheim musste. Leider durfte er das von ihm so sehr geliebte Stück, dorthin nicht mitnehmen. Ich musste ihm versprechen immer pfleglich mit dem Radio umzugehen, und sollte unbedingt auch die Sendernamen auf der Senderskala immer aktuell halten. Er hatte dieses stets getan, handschriftlich oder mit kleinen schreibmaschine-beschrifteten Aufklebern. Es gibt in dem Radio kein Bauteil, das irgendwie abschraubbar ist, an dem nicht ein Namensstempel dieses Mannes ist. Unter Tränen in den Augen, hat er es mir dann übergeben. Glaubt mir, so einen Moment vergisst man zeitlebens nicht.
Re: Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) SABA 32GL, SABA Dino P
Hallo zusammen, heute möchte ich euch mal wieder eines meiner Gleichstromgeräte aus meiner Sammlung zeigen. Es handelt sich um den SABA Zweikreiser Typ 32GL von 1931. Bei diesem Gerät wird die Zusammenfügung der Komponenten Radioteil, und Lautsprecher ganz besonders deutlich. Das dabei unten befindliche Empfangsteil entspricht dem SABA 32G (31W). Der Lautsprecher oben optisch, dem SABA Dino P.
Das Radio empfängt die Wellenbereiche L und M. Es enthält den Röhrensatz: 2 x RENS1820 und eine indirekt geheizte Endröhre RENS1823d. Es gibt außerdem eine regelbare Rückkopplung, einen HF- Abschwächer und eine manuelle Statorkorrektur für den Abstimmdrehkondensator.
Auch dieses für Gleichstrom ausgelegte Radio, darf nicht so weiteres am Wechselstromnetz betrieben werden! Das Radio hat außerdem an der Unterseite einen umlaufenden Metallsockel, der über einen Kondensator, direkt mit dem Netzeingang verbunden ist. Den Metallhebel für die Statorkorrektur, betrifft das ebenso! Man sollte sich bei so einem alten Gerät nicht auf gute Isolationswerte dieser Kondensatoren verlassen. Deshalb unbedingt auch nur mit Trenntrafo betreiben! Funktionieren tut das Radio auch ohne. Das darf nur keiner wissen .