[ -M- ] Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) Mende 180G
Hallo zusammen, heute möchte ich damit beginnen, euch einige meiner Radios im Hochformat (höher als breit) vorzustellen. Diese auch als Hochkantradios bezeichnete Radiogeneration, wurde hauptsächlich in den frühen 30ern bis etwa Mitte der 30er Jahre gebaut. Entstanden ist dieses Gerätedesign aus der Kombination, von den ende der 20er Jahre gängigen "Truhengeräten", in Verbindung mit einem eingebauten Lautsprecher. Oftmals gab es von dem gleichen Typ des Hochkantgerätes, weiterhin noch eine lautsprecherlose Variante (z.B. der schon von mir vorgestellte AEG Ultra Geadem 304W). Später haben sich dann, mehr und mehr die "nur Lautsprechergeräte" durchgesetzt. Unter Sammlern sind die Hochkantgeräte oftmals sehr beliebt. Einige Radiosammler sammeln nur ausschließlich Geräte dieser Art. Diese Radios sehen recht nostalgisch aus, manche werden wegen besonderer Gestaltung (oben abgerundet) und Verzierung auch Kathedrale genannt. Aber auch technisch gibt es durchaus immer mal wieder interessantes, in dieser "Hochbauära" zu entdecken.
Als erstes möchte ich euch den Mende 180G vorstellen. Dieser 1932 im Kathedralstil gebaute geradeaus Zweikreiser, ist die Gleichstromvariante des 180W. Das lautsprecherlose Vaiante zu diesem Gerät heißt 138G. Das Radio empfängt die Wellenbereiche L und M. Es gibt einen auf die Eingangsröhre wirkenden Lautstärkeeinsteller und eine regalbare Rückkopplung. Verwendung finden die Röhren: RENS1818, 2x RENS1820, RENS1823d oder wahlweise REN1822.
Auffällig bei diesem Gerät ist die an einen Flugzeugpropeller erinnernde Propeller-Skala. Auf der Skalenseite mit den Sendernamen ist zwecks besserer Ablesbarkeit, eine kleine Lupe in den Skalenzeiger eingebaut. Der Lautsprechergrill hat die Form eines großen M's. Dieses M im Lautsprecher, war einige Jahre typisches Merkmal der Firma Mende.
Dieses Radio darf nicht so ohne weiteres am Wechselstromnetz betrieben werden! Ich habe einen Brückengleichrichter und einen Hochlastwiderstand als Vorsatz eingebaut, so das am Netzeingang des Gerätes, die geforderten 220 Volt Gleichstrom anliegen. In die eigentliche Geräteschaltung habe ich dabei nicht eingegriffen. Dieser Umbau lässt sich bei Bedarf, jederzeit wieder ohne großen Aufwand Rückgängig machen.
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Re: Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) Philips 634A
Als zweites Gerät kommt der beste Geradeausempfänger, den ich bislang kennen lernen durfte. Das Gerät hat viele Vorzüge, und ist bei Sammlern auch deshalb sehr beliebt. Die Vorzüge: nostalgisches Aussehen im Kathedralstil, rasiermesserscharfe Sendertrennung, dabei gleichbleibend hohe und gute Empfindlichkeit über den gesamten Abstimmbereich, verzerrungsfreie Diodendemodulation mit automatischer Schwundregelung, Lautstärkeregelung in der NF Vorstufe und einfachste Zweiknopfbedienbarkeit. Ja richtig, es handelt sich um den 1934 gebauten Vierkreiser! Philips Super-Inductance 634A.
4 Kreise das bedarf, eine hohe mechanische Fertigungspräzision, für den mechanischen und elektronischen Gleichlauf der Abstimmdrehkondensatoren. Sehr ungewöhnlich dabei, die Drehkondensatoren sind Einzeldrehkos, die durch eine Welle miteinander gekoppelt sind. Man findet Drehkos dieser Machart auch in den Einkreisern 944A. An 4Kreisern traute sich wegen dieser Gleichlaufprobleme wohl kaum ein Hersteller ran. Nur Mende hat noch eines drauf gesetzt, mit einem (von Wolle kürzlich erwähnten) 5 Kreiser Ultra Selektiv 450W. Dieser galt aber als recht kritisch, und zu Schwingungen neigend (Nase rümpf ).
Das Radio empfängt die Wellenbereiche L und M. Verwendung findet der Röhrensatz: zwei mal E462 (etwa RENS1264), E444 (RENS1254), C454 (RES 364), 1823 (RGN1054). Bei der E444(RENS1254) handelt es sich um eine Binode. Diese seltene Verbundröhre hat eine Tetrode zur NF Verstärkung, als auch eine Diode zur Demodulation. Eine regelbare Rückkopplung hat das Radio nicht. Es hat auch so schon genug Trennschärfe. Es gibt außerdem, noch einen Klangschalter an der Rückseite.
Diese Radios wurden übrigens später, wegen ihres ansprechenden Äußeren, in verkleiner Version mit Transistortechnik nachgebaut. Sie hatten dann auch UKW. Diese, gut gemachten, Nachbauten tauchen immer mal wieder gern, in einschlägigen Auktionshäusern auf. Man kann sie leicht mit den Originalen verwechseln. Wenn dann die Beschreibungen noch (absichtlich oder unabsichtlich) recht dürftig sind, ist die Gefahr groß eine Enttäuschung zu erleben. Also Vorsicht bei Beschreibungen wie "Ich habe da ein altes Radio von Opa, das spielt auch noch"!
Ein Sammlerkollege ist gleich zwei mal darauf reingefallen. Einmal könnte ich ja noch verstehen, aber gleich zweimal ? Ich tröstete ihn dann damit, das er immerhin nun Stereoempfang hat, und das sogar auch für Mittelwelle (hat sonst nur Rainer mit seinem Stereo VE). Auf dem Weg zur Tür, kam dann ein Schraubendreher an mir vorbeigeflogen, der sich mit der Spitze in den Türpfosten bohrte (leicht übertrieben)
da ja hier auch ein reines Gleichstrom-Radio (Mende 180G) vorgestellt wird, stelle ich wieder mal die Frage in den Raum: Was passiert, wenn der Netzstecker "falsch herum" eingesteckt wird?
Hallo Rainer, da wird nichts passieren. Das Radio bleibt stumm und es nimmt dabei auch keinen Schaden. Die Kondensatoren sind, bei den Gleichstromvarianten sicherheitshalber bipolar. Die Röhren lassen, ähnlich wie Gleichrichterröhren, so gepolt keinen Stromfluss zu.
genau so ist es. Der Hintergrund meiner Frage war: War dieser Umstand, daß ein reines Gleichstromradio u.u. beim zufälligen Einstecken in die Steckdose auch mal nicht spielen würde - wenn eben falsch herum. Ich habe mal in einigen Beienungsanleitungen von Gleichstromradios diese Besonderheit nicht vermerkt gesehen.
In diesem Zusammenhang: Mir wurde von einem Zeitzeugen berichtet, dass es damals Steckdosen mit + / - Angaben gegeben haben soll. Es soll ferner Stecker mit ebenfalls diesen Angaben gegeben haben. Mir ist bisher kaum mal eine Steckdose / Stecker unter gekommen, wo das so war.
Hallo Rainer, ich habe zumindest bei Allstromradios schon ausprobiert, die an Gleichstrom zu betreiben. Auch diese spielen verständlicherweise nicht, bei Falschpolung des Netzsteckers. Die Frage, ob das in Bedienungsanleitungen seinerzeit vermerkt wurde, habe ich mir auch schon gestellt. So manches Radio dürfte da unberechtigter Weise, reklamiert worden sein .
Einen mit Plus gekennzeichneten Netzstecker, habe ich zumindest schon einmal selbst gesehen. Eine Steckdose bislang noch nicht.
ich vermute ebenfalls, dass es Steckdosen mit einem Hinweis auf die Polarität gab.
Schwerlich kann ich mir vorstellen, dass der Anschluss von Gleichstromgeräten vom Zufall abhing, ob sie funktionierten oder eben nicht; gesehen habe ich derartige Dosen allerdings auch nicht.
Re: Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) Mende Weltklasse WK
Hallo zusammen, ein weiteres Radio mit Propellerskala, ist der 1933 gebaute Mende Weltklasse WK. Wie die Modellbezeichnung richtig vermuten lässt, hat dieses Gerät im Gegensatz zum Vorgänger 180W (G), nun neben L und M auch eine Kurzwelle. Die Propellerskala ist nun beidseitig (getrennt nach L und M) mit Sendernamen bedruckt, und im Grundkreis um fast 2cm gewachsen. Dadurch kann die Leselupe wegen etwas größerer Schrift entfallen. Vor dem Lautsprecher findet sich nach wie vor, das geschwungene lang gezogene M. Das Gerät wirkt wegen dem kantigeren Gehäuse, nun deutlich schlichter.
Verwendung finden in diesem Zweikreiser die Röhren: RENS1294, RENS1284, RES964, RGN1064. Die RES964 gab es übrigens ab 1935 mit einem Topfsockel, und wurde dann in AL1 umbenannt. Sie war die letzte, direkt geheizte Endpentode für Wechselstromempfänger in Europa.
An dem Radio gibt es neben einem Empfindlichkeitseinstellregler, und einer einstellbaren Rückkopplung, auch einen seitlich angebrachten mehrstufigen Klangschalter (auf den Anodenkreis der Endröhre wirkend). Es gab dieses Gerät neben einer lautsprecherlosen Variante, auch in einer Gleichstromausführung und im Holzgehäuse.
Re: Das ist ja wohl die Höhe! (Hochkantradios) SABA 311WL, SABA DWP33, VL34,
Hallo zusammen, das folgende Gerät aus meiner Sammlung ist ein SABA 311WL von 1933. Dieser formschöne Zweikreiser empfängt die Wellenbereiche L und M. Der Röhrensatz ist: 2 mal RENS1284, RES164, RGN1064. Es gibt, von vorne bedienbar, einen Antennenabschwächer, eine einstellbare Rückkopplung und einen mehrstufigen Klangschalter. Das Gerät verfügt über Anschlussmöglichkeiten für TA und Zusatzlautsprecher, z.B. SABA DWP33 oder zum halben Preis, ab 1934, den Volkslautsprecher VL34. Der konnte wahlweise, an verschiedenen Endröhren (25 Typen! sind aufgelistet) betrieben werden.
Eine typische Krankheit dieser Radios ist das Aufblühen des Drehkondensators und manchmal auch anderer Bauteile durch Zinkkorrosion. Die Funktion ist dann oftmals, wegen Plattenschluss des Drehkos nicht mehr gegeben. Bei meinem Gerät hatte der Vorbesitzer, die Plattenpakete kurzerhand der Länge nach durchgesägt, um Material herauszunehmen. Das funktioniert bis auf leichte Gleichlaufprobleme recht passabel. Das Problem mit der Zinkkorrosion hatten leider auch andere SABA Typen bis etwa Mitte der 30er.
Im gleichen Gehäuse gab es außerdem noch einen 8 Kreis Super 521WL, und eine Gleichstromvariante 321GL. Außerdem gab es noch die lautsprecherlose Variante.
Ich finde ja, man kann das Gerät fast noch als Kathedrale bezeichen, aber seht am besten selbst!