Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Ja Walter, ich hab da auch noch ein Zitat von Jens:
Zitieren:Oder die enorme Leistung des 3-Gitter-"Audions", (angeblich auch zur NF-Verstärkung verwendet),..... Wer wird da nicht hellhörig ?
Gruß aus NL, Wolfgang
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Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Zitieren:Trotzdem stelle ich eine soeben gefundene "Urquelle" ein: Einen Bericht von einem gewissen Eugen Reisz: "Neues Verfahren zur Verstärkung elektrischer Ströme" (Elektrotechnische Zeitschrift, 1913)
h t t p s://archive.org/details/elektrotechnische-zeitschrift-34.1913/page/1359/mode/2up?q=Gasentladung&view=theater
Offenbar doch den Gasgefüllten Röhren zuzuordnen, eventuell sehr geringe Mengen bei hohem Vakuum. An der Funktionsfähigkeit der ersten Lieben-Röhre kann schon mal kein Zweifel mehr bestehen bleiben.
Hallo Jens
Das ist aber keine "Urquelle", weil von 1913 !! Mit den ersten Lieben-Röhren meinst Du die mit Hg-Gasfüllung, die dann schön blau leuchten. Siehe Demonstation bei Patrick Sokoll. Deren Funktion wurde nie angezweifelt.
Als Urquelle muss man etwa 5 Jahre weiter zurückgreifen. Die De Forest Audions wurden bei McCandless gebaut und besaßen ein schlechtes Vakuum. Dieser Glühlampenhersteller hatte nur eine mechanische Vakuumpumpe. Ich konnte noch keine Dokumentation finden, wo explizit von einer Beimengung von Edelgasen (welche?) in jener Zeit die Rede ist. Trotzdem war eine Funktion als HF-Audion möglich! Klar, noch nicht perfekt, erstmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, auch mit dem unvollkommenen Vakuum ist ein brauchbarer Empfänger machbar. Habe ich schon demonstriert und konnte Kopfhörerlautstärke mit einer Röhre, über eine Distanz von über 500km erzielen. Wichtig ist die Tatsache, dass das NICHT in den unstabilen Arbeitspunkteinstellungen geschah, die Deiner Meinung nach, die Grundlage der Funktion bildete. Sowas war mehr der Spielraum für die Amateure, Bastler und Experimenter.... Ich und Du, gehören auch dazu mit der Neigung, etwas Ungewöhnliches (PL21, TH4b usw) als Empfangsschaltung mal auszuprobieren.
Die soeben genannte Anwendergruppe war sicherlich zahlenmäßig recht klein, d.h. brachte kaum Dollars ein. Und da Mister Lee de Forest oftmals in Geldnot war, sollte das Militär, die Postverwaltung und die Handelsmarine seine Audions kaufen. Nur da war viel Geld mit zu verdienen. Aber diese Institutionen wollen, was immer -ohne Gefummel- betriebsbereit ist.
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Hallo Jens!
Dieser Entwurf eines Aufsatzes zu einem Vortrag an der Tagung „Geschichte der Physik“ von em. Prof. Franz Pichler (Institut für Mathematische Systemtheorie) von der Johannes Kepler Universität in Linz findest Du auch direkt in den Publikationen des Institutes: http://www.cast.uni-linz.ac.at/Departmen...ublications.htm
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Zitieren:Was lesen wir bei Pichler dazu: h t t p://www.cast.uni-linz.ac.at/Department/Publications/Pubs2003/Lieben_Reisz_Strauss2003.doc
Zitieren:...Dass das Gitter aber als Steuerelektrode zur Erzielung einer Verstärkung eines Elektronenstromes eingesetzt wurde, stellte eine Erfindungsneuheit dar. Ebenso die schaltungstechnische Maßnahme, dem Gitter zur Einstellung des Arbeitspunktes eine gegenüber der Kathode negative Spannung zu geben...
Langsam bekomme ich Spaß daran, beweisbare falsche Textstellen zu entdecken
Es war nämlich keine Erfindungsneuheit von Lieben, Reisz, Strauss (Pat. AT54011 vom 07.12.1910) ein Steuergitter einzufügen. Schon 1906 meldete De Forest eine zweite Platte als Steuerelektrode zur Verstärkung an (Pat. US841387). Und hier ist auch schon die neg. Gitterspannung zur Einstellung des Arbeitspunktes eingezeichnet!
Nun könnte man sagen, eine Steuerplatte ist noch kein Steuergitter im heutigen Sinn. Ein Jahr später (1907) war es wiederum Lee de Forest, der ein Gitter zwischen Faden (=Katode) und Anode montierte. (Pat. US879532).
Was lesen wir bei Pichler zur Erfindung des Raumladungsgitters:
Zitieren:Die Drei-Elektrodenröhre (Triode) wurde 1915 von W. Schottky durch Einführung des Raumladungsgitters (zwischen Kathode und Steuergitter) erweitert.
Einspruch Euer Ehren: Bereits 1913 meldete Irving Langmuir das Pat. US1558437 an. Dadurch, dass er ein viel besseres Vakuum erzeugen konnte, konnte mit viel höheren Anodenspannungen gearbeitet werden. Um die Elektronen rund um den Heizfaden (Raumladung) "auf Trapp zu bringen" fügte er ein weiteres (positives) Gitter zwischen Faden und Steuergitter ein. Damit waren auch niedrige Anodenspannungen möglich.
Ich zeige hier nur Fig.5 aus der Patenschrift (mit einem kleinen Zeichenfehler)
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Pichler schreibt und behauptet:
Zitieren:"Beim Versuch, die schädliche Glimmentladung mittels einer zusätzlich eingeführten Elektrode zu verhindern, wurde von Reisz und Strauss die Steuerwirkung dieser Elektrode auf den Ionenstrom zwischen Kathode und Anode entdeckt [6]. Diese Entdeckung führte zum Österreichischen k. k. Patent Nr. 48172 vom 30. März 1910 mit dem Titel „Relais für undulierende Ströme“ erteilt für R. von Lieben, E. Reisz und S. Strauss und zum Zusatzpatent Nr. 54011 vom 7. Dezember 1910 gleichen Namens (auch oft das „Gitterpatent“ genannt) mit dem wichtigen Resultat der Erfindung einer gasgefüllten elektronischen Verstärkerröhre mit einem Steuergitter, der später industriell erzeugten „Lieben-Röhre“.
Und weiter:
"Dass das Gitter aber als Steuerelektrode zur Erzielung einer Verstärkung eines Elektronenstromes eingesetzt wurde, stellte eine Erfindungsneuheit dar. Ebenso die schaltungstechnische Maßnahme, dem Gitter zur Einstellung des Arbeitspunktes eine gegenüber der Kathode negative Spannung zu geben..."
Jens ist der Meinung:
Zitieren:"Die Erfindungneuheit bestand ja darin, dass, wie geschrieben, das Gitter gezielt zur Verstärkung benutzt wurde, und selbstverständlich ist damit Verstärkung im praktisch verwendbaren Einsatz (Telefonverstärker) gemeint und nicht der (anzunehmende) verstärkende Effekt der de Forest-Detektor-Röhre, die mit eher kleinen Strömen gearbeitet hat."
Die Einführung eines Gitters war von Anfang an (zeitlich nach Fleming) immer nur gezielt zur Verstärkung benutzt. Also keine Erfindungsneuheit von 1910 in Österreich!
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Weil ich nur ungerne meine Beiträge nacheditiere, will ich noch Folgendes hinzufügen:
Hätte Prof. Pichler geschrieben: "Mit den österreichischen Patenten von 1910 wurde die Steuerwirkung des Gitters wesentlich verbessert!" Dann wäre ich damit einverstanden und hätte auch keinen Widerspruch eingelegt!
Wenn ich mir mein De Forest Replikat betrachte, dann ist deutlich zu erkennen, dass der mickerig gebogene Draht nur eine sehr begrenzte Steuerwirkung haben kann. Man sieht förmlich den großen Durchgriff der Anode auf den Katodenraum. Ein Großteil der Elektronen kann unbeeinflusst vom Gitter zur Anode fliegen. Daher der geringe Verstärkungsfaktor von 3.
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Hallo Jens
Zitieren:Das mit dem Elektroden-Aufbau des de-Forest-Audions NF-Verstärkung möglich ist, wurde jetzt nachgewiesen, dass 1914 NF-Verstärkung möglich war. beweist der Schaltplan.
Hier die Patentzeichnung von 1906, wo sich noch eine Steuerplatte anstatt des Gitters in der Röhre befand. Gut, die NF-Verstärkungsziffer wird sehr gering gewesen sein, war aber doch nachweisbar.....
Re: Von Lieben versus de Forest, die ersten Verstärkerröhren......
Hallo Jens
Bei der Entwicklung der frühen Verstärkertrioden wurden zwei gänzlich verschiedene Wege eingeschlagen:
Weg 1 Die Gruppe um Von Lieben, Reisz und Strauss hatte bis zum Pat. AT54011 (7.12.10) immer den Elektronenstrahl zur Anode durch magnetische Ablenkung gesteuert, obwohl auch eine elektrostatische mit internen Platten vorgeschlagen wurde. Aber davon habe ich noch keine Zeichnung gesehen. Auch das Pat. DE236716 (4.3.10) zeigt noch die magnetische Auslenkung Spulen a a. Die angebrachte Blende B ist ja kein Steuergitter. Erst mit Pat. AT54011 (7.12.10) wurde eine Dichtesteuerung des Elektronenstrahls zur Anode (durch eine durchlöcherte Platte in der Mitte) eingeführt! Und auch die gerade nacheditierte Zeichnung einer Triode MIT Steuergitter ist von 1910, also drei Jahre nach De Forest.
Weg 2 Es war Lee de Forest, der als erster mit Pat. US879532 (29.1.1907) ein Gitter zwischen Faden und Anode einfügte und damit die Dichtesteuerung des Elektronenstrahls erfunden hat. Bilder gibt es davon zu hauf. Nichts geheimnisvolles, alles gut durchschaubar! Ab dieser Zeit wurde das eben genannte Grundprinzip verbessert (Ausführung des Gitterwendels, Vakuum, Katodenmaterial z.B.) aber nicht prinzipiell geändert. Die heutige EC92 ist ein gutes Beispiel dafür.
Wir sehen, dass TELEFUNKEN bei der ersten Serientriode EVN94 (1914) den Aufbau von De Forest abgekupfert hat. Nur das Gitter ist engmaschiger und bessere Vakuumpumpen wurden verwendet. Die hätten mal besser bei Langmuir geschaut, der das Steuergitter schön engmaschig aufbaute, was die Eigenschaften erheblich verbessert.
Einen weiteren Fortschritt machte Captain Round bei Marconi. Er sorgte durch ein zylinderförmiges Gitter plus Anode für eine effektive Ausnutzung des Elektronenstrahls. Die Elektronen sollen möglichst alle durch die Anode aufgefangen werden und nicht gegen die Glaswand prallen. Stichwort: Vagabundierende Elektronen, welche Aufladungseffekte an der Glaswand verursachen.