Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Hallo zusammen,
der in Röhrenkreisen bekannte Autor Gerhard Eisenbarth (u.a. GFGF, Aussensteuerröhren - Ein historisches Röhrenfunktionsprinzip) hat heute im RM einen bemerkenswerten Beitrag zu den ersten Telefunken-Röhren EVN94 und EVN171 geschrieben. Anhand der ermittelten Daten lassen sich Kennlinien erstellen, die es bei Erscheinen der Röhren in den Jahren 1914 bis 1917 aus Unkenntnis der Zusammenhänge noch nicht gegeben hat:
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Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Hallo Röhrenfreunde
Wenn man diese frühe Elektronenröhre betrachtet, kommt die Frage auf: --- Warum diese ungünstige Anordnung der drei Elektroden?
Es ist doch deutlich zu erkennen, nicht alle vom Heizfaden emittierten Elektronen erreichen die Telleranode ! Das ist jedoch von größter Wichtigkeit, zumal die Emission sowieso gering ist.
Captain Round bei Marconi in England erfand schon 1913 die mehr logische Konstruktion einer Triode und ließ sich das patentieren. Wer hat die Patent Nr. ? Schaut euch die EC92 an, dann wird klar was ich meine. In der Mitte die Katode zylindrisch herum ist das Steuergitter und die Anode angeordnet!
Meine Vermutung(!), TELEFUNKEN durfte bei ihren ersten Röhren (EVN94 von 1914) diese Anordnung nicht gebrauchen, weil dazu keine Lizenz von Marconi vorlag?!
Viele Jahre später hatte TELEFUNKEN sehrwohl die Rechte erkauft und sich unter DRP 398 968 schützen lassen. Das zum Leidwesen der kleinen Röhrenhersteller in Deutschland. Zuwiderhandlung wurde strafrechtlich verfolgt! TeKaDe z.B. musste dieses Patent umgehen und konnte KEINE in sich geschlossene Gitter-oder Anoden gebrauchen.
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Ok Detlef, habe ich schon alles gelesen.
Erstaunlich für mich ist die Tatsache, dass TELEFUNKEN nicht die schon ein Jahr früher bekannte Zylinderanordnung der Elektroden verwendete. "Marconi-Round Patent".
Eine Erklärung könnte sein, TELEFUNKEN war mit sich selbst so eingenommen, dass man nicht über den Tellerrand geschaut hat. Oder, man kannte einfach die Fortschritte auf dem Gebiet in den anderen Ländern nicht.....
Immerhin gab es das Spiralgitter, während de Forest ein geschlängeltes Gitter verwendete. Primär hatten alle Entwickler bis 1920 weniger die Funktechnik im Blick, man wollte vielmehr drahtgebundene Signale verstärken. Immerhin konnte ich bei der EVN171 im Audion die Rückkopplung bis zum Schwingungseinsatz bringen. Bild 14 in der Telefunken-Zeitung Nr.19 aus 1920 reiht die Röhren EVN129, EVN94, EVN171, EVE173, RE16, RE20, RE11 zwar mit dem Untertitel "Audion und Überlagererröhren" auf, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass dies erst ab der EVE173 und den Zylinderanoden wirklich zutraf.
Gruss Walter
Nachtrag:
Die Hinwendung zur (zivilen!) Funktechnik brach ja ab ca. 1920 los und so manche EVN171 mag sich in Empfangsfunkanlagen "verirrt" haben. Röhren waren ein teures Gut und ALLE Rohstoffe in Folge des ersten Weltkrieges knapp. Wie schrieb Rukop so schön: "... so mancher Damenschmuck aus Platin fand sich in unseren Heizungsanschlüssen wieder ...". Ihn wunderte es ausserordentlich, dass die Zuteilungsrationen an Kupferblech immer ausreichten, von denen es aber sehr schlechte Qualitäten gab, die das Vakuum und die Wolframkathode verdarben. Das notwendige Ausglühen war sehr zeitaufwendig. Die EVE173 sieht man meistens mit Kupferanoden.
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Hallo Wolfgang,
ich war bei vergleichbarer Suche ebenfalls nicht erfolgreich. Patentangelegenheiten sind nicht mein Fall, eher was für Jens. Seine Interpretationen finden zwar oft nicht meinen Geschmack, er ist hier aber pfiffig.
Ich kann es nicht belegen, aber nach meiner Meinung hielt man bei Telefunken (zu) lang an dem Vorbild der Glühlampen fest. War es nicht sogar so, dass die meisten Telefunken-Röhren bei Osram gefertigt wurden, während Telefunken eher die Entwicklung übernahm? Dann kam das Problem des Reissens und die Wärmeausdehnung (=Durchhang) eines gestreckten Glühfadens hinzu. Die Röhrendaten durften sich dabei nicht nennenswert ändern. Man kann in historischen Aufnahmen (z.B. Marconi V24 für Verstärker Type 55, 1916, erste HF-Triode bis 1MHz *)) meistens eine Spannfeder sehen. Auch die Punktschweissung musste der neuen Heizfadenform Rechnung tragen. Es ist fraglos auch so, dass Deutschland in der Zeit vor 1920 in puncto Röhrenentwicklung gegenüber USA und England um Jahre zurücklag.
Ich will damit nur sagen, dass es nicht unbedingt eine Patent- sondern technologische Frage gewesen sein kann.
Gruss Walter
*) http://marconiheritage.org/ww1-air.html Bei der Westinghouse Entwicklung zur WD11 versuchte man zuerst, Patentzahlungen an deForest zu umgehen. http://www.bill01a.com/articles/west%20wd-11.htm Wenn es eine Patentfrage war, dann eher in Richtung USA. Fraglich, ob man sich in den Kriegswirren daran gestört hat. Ist sicher, dass die Anodenform eine Patentrelevanz hatte? Ging es nicht eher um die Gitterplazierung? (Stichwort Aussensteuerröhre).
Bei Eisenbarth fand ich für Round/Marconi nur das Patent GB13274 von 1914. Hier war die Anode eine Platte, die Röhre eigeschnürt und mit einem Aussengitter versehen "Improvements in or relating to vacuos tubes used as magnifiers of continious electrical oscillations".
"A valve which Round had patented in 1913 used an oxide-coated filament surrounded by a thimble-shaped nickel grid and a cylindrical nickel anode. This type of anode became extensively used. Other patents taken out by him in 1913-14 include that for an independently heated cathode, an auto-heterodyne circuit and a comprehensive transmission patent which included the first use of automatic grid bias."
Möglicherweise umfasste die Patentanmeldung nicht nur die Anodenform. Wenn die Gewährung des Patents ein Jahr später erfolgte ist denkbar, dass es öffentlich nicht zugänglich war oder ist.
Die Suche bleibt schwierig. Möglicherweise erfolgte sie auch in den USA.
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Lieber Walter, du hast uns weiter gebracht !!
A valve which Round had patented in 1913 used an oxide-coated filament surrounded by a thimble-shaped nickel grid and a cylindrical nickel anode. This type of anode became extensively used.
Thimble-shape = Die Form eines Fingerhutes.
Das ist genau alles "cylindrical" ! Die Elektronen können kaum auf Abwegen kommen, was auch gewünscht ist.
Re: Technische Daten der ersten Telefunken-Röhren mit Spiralgitter
Auf einer britischen Röhrenseite habe ich mehr Informationen mit Bildern gefunden, die das Maschengitter in Form eines Fingerhutes deutlich macht:
Es wird auch eine Patent Nr. angegeben 28413. Leider ist das bei DEPATISnet nicht gespeichert. Ich habe schon GB oder UK vor der Nr. eingegeben, nil.....