Es ist schon viele Jahre her, dass ich auf einer Tauschbörse in den Niederlanden einen interessanten Eigenbauempfänger übernehmen konnte. An den zwei großen, kupfernen Abschirmbecher erkannte ich sofort, das ist doch eine „Schaaper 2-Kreis“ Abstimmeinheit!
Die besonderen Eigenschaften sind: --- Hohe Spulengüte durch HF-Litze auf Trolitulspulenkörper --- Sehr stabiler Doppeldrehko mit ausgezeichneten Gleichlaufeigenschaften
Das originale Schaltungsprinzip Nach dem Vorkreis wird die HF in einer Regel-Pentode (RENS1294, liegend montiert) verstärkt. Auf eine Rückkopplung hat man bewusst verzichtet, weil nicht Fernempfang, sondern mehr die regionalen Sender (Hilversum I -II) bei den meisten Hörern im Vordergrund steht. Dafür wurde auf eine möglichst verzerrungsarme Wiedergabe geachtet. Somit fällt eine Gitter- oder Anodengleichrichtung von vorneherein weg. Es wird also mit der AB1(nur ein System davon) gleichgerichtet. Aus schon genannten Vorgaben, wird auch keine Reflexschaltung angewendet. Die gewonnene NF wird in einer Triode (AG495 = REN904) verstärkt und steuert die Endröhre (AL4) aus. Es ist ein externer Lautsprecher mit AÜ anzuschließen. Das Ganze bildet einen 4-Röhren Geradeausempfänger für die Lang-und Mittelwelle.
Die Inbetriebnahme Bekanntlich sind vor dem unter Spannung setzen einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Zuerst wurden die Elkos erneuert. Die alten waren mit 350/385V sowieso falsch dimensioniert! Ebenfalls von der Fa. Schaaper ist der Netztrafo, welcher mit der Netzdrossel eine Einheit bildet. Die Trafospannung ist 2x 300V, d.h. die Elkos müssen etwa 20 Sekunden lang 420V verkraften. Überhaupt, alle Hochspannungen waren viel zu hoch und das hat folgende Erklärung: In den 30er Jahren waren noch viele Lautsprecher mit Felderregung im Handel. Diese benötigen bis zu 100V Gleichspannung, deswegen die erhöhte Wechselspannung zur Gleichrichterröhre. Da jedoch nur permanent erregte Lautsprecher vorgesehen sind, muss der Überschuss in einem Drahtwiderstand in der Minusleitung in Wärme umgewandelt werden. Das war dann eine weitere Korrektion....
Um einen Eindruck von der Güte der hochgelobten Schaaper-Spulen zu bekommen, messe ich mit dem Rohde & Schwarz LARU die Induktivitäten durch. Auch wird der Wicklungswiderstand mitgenommen. Dabei entdeckte ich Kontaktprobleme von der Schraubklemme zur angenietenden Lötfahne bei der Vorkreisspule. Das musste auch repariert werden. Ein paar Kondensatoren wurden ebenfalls ausgetauscht, einfach zur Sicherheit. Nun konnte vorsichtig mit dem Stelltrafo das Radio unter Strom gesetzt werden. Es gab keine weiteren Überraschungen. Die Kiste funktioniert, wie man es vom Schaltungsaufwand her erwarten konnte.
Was kann man noch mit wenig Aufwand verbessern? Um eine Übersteuerung zu verhindern, wird die HF-Pentode von Hand -mit Hilfe eines Potis im Katodenzweig- geregelt. Damit wird auch die Lautstärke eingestellt. Bei meinen Empfangsversuchen in den Nachtstunden sieht die Sache allerdings anders aus. Drehe ich über den MW-Bereich, dann produzieren die starken Stationen eine so hohe Lautstärke, dass mir die Ohren weh tun! Aber, wie gesagt, das Gerät ist nicht für den Fernempfang gedacht...
Eine automatische Lautstärkeregelung erfordert mehrere Verstärkerstufen, um eine ausreichende Regelspannung für die RENS1294 bereitzustellen. Das ist bei dem vorliegenden Aufbau nicht möglich und auch nicht beabsichtigt. Es wäre allerdings schon eine wirkliche Verbesserung, wenn nur die dicken Brummer in der Lautstärke gebändigt werden könnten. Gesagt, getan.
Die an der Diodengleichrichtung entstehende neg. Richtspannung ist nicht allzu hoch, jedoch ausreichend, um eine RENS1284 (keine Regelpentode) in den unteren Bereich der Kennlinie zu fahren und damit die Verstärkung zu reduzieren! Das habe ich erprobt und natürlich dabei auf eventuelle Verzerrungen geachtet. Keine Probleme bei Modulationsgraden bis zu 60% in den Spitzen. Damit konnte das Poti (links) in der Katodenleitung entfernt und durch einen Festwiderstand ersetzt werden. Die Lautstärke wird jetzt, wie üblich, mit einem zusätzlichen Poti (ganz rechts) vor der NF-Triode eingestellt. Da sich nun die Katodenspannung in Abhängigkeit der Antennenspannung ändert, war es ein Leichtes, ein µA-Meter (in Brückenschaltung) als Abstimmanzeige hinzu zufügen. Bingo.....
Damit die entstandene Lücke (links) aufgefüllt wird, habe ich die Antennenankopplung einstellbar gemacht. Ein Hartpapierdrehko von 400pF ersetzt die ursprüngliche Festkapazität von 47pF. Das bringt eine deutlich größere Empfindlichkeit im unteren Frequenzbereich, macht die Bedienung jedoch etwas komplizierter.
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das ist sozusagen die Light-Variante vom Philips 736A. einem ein Dreikreiser mit Vorkreis, 1. HF-Stufe (AF2), 2. Kreis, 2. HF-Stufe (AF2), 3. Kreis, Demodulator-Diode (AB1), NF-Vorstufe (RENS1284) und Endstufe (RES964). Dieser hat eine Schwundregelung auf die 1. HF-Stufe, welche sehr gut regelt, aber eben, der hat 2 Verstärkerstufen (und die AF2 ist deutlich steiler als die RENS1264), ohne Regelung wird die 2. Stufe recht schnell übersteuert, wie ich bei der Restauration festgestellt hatte (ein Widerstand in der Regelung war defekt und damit die Regelung unwirksam). Der 736A hat vermutlich dieselben Schwingkreisspulen, jedenfalls haben die Kreise eine hohe Güte, was eine sehr gute Trennschärfe ergibt, zudem müssen sie sehr präzise sein, da die Induktivität und damit der Gleichlauf am unteren Bandende nicht abgleichbar ist.
Wie es ohne Regelung in der Nacht geht, kenne ich seit diesem Frühling von meiner Neuerwerbung RCA Victor 110. Laute Stationen sind dann sehr laut und leise sehr leise, wenn man die Lautstärke nicht nachstellt.
WoHo: Mehr Info zu dem Heimsender via Google: 5TX-Luzern
Was für eine Fleißarbeit Wolfgang, bin beeindruckt. Danke auch für das Video, war ein großer Genuß zuzusehen und vor allem zuzuhören. Es hat mich inspiriert, endlich meine kleine Sammlung deutscher Schlager der 20er - 40er zu ordnen und zu sichern. Mein mit Abstand größter Favorit dieser Epoche ist jedoch Joseph Schmidt.
So ein kleiner Mann, mit solch einer großen Stimme und was für ein elendes Ende. Ihn vor diesem Hintergrund singen zu hören, ist in der Tat herzergreifend. "Wenn nicht die Hoffnung wär"