Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Jürgen,
Respekt, kann ich da nur sagen! Um ein Röhren-Theremin zu bauen, braucht man Ausdauer, Geduld und nochmal Geduld - und eine Menge Glück, um die nur noch aus Altbeständen erhältlichen Röhren auch zu erwischen.
Die Links zu nennen ist mir wahrscheinlich nicht erlaubt, aber ein paar Namen zum selber Googeln:
Die Röhren-Theremine erfreuen sich in den USA besonderer Beliebtheit. Da gibt es z. B. Mark Keppinger, der Bausätze verkauft. Einer seiner Kunden heißt Philip Neidlinger, der sich eines gebaut hat und im Levnet ausführlich berichtete.
Er erwähnte auch, der Abgleich und die Einstellung der Linearität sei eine frustrierende Prozedur, die einen in den Wahnsinn treiben könne.
Und Howard Mossman, im Levnet "Uncle Howie" genannt, ein ganz alter Hase aus der Elektronik-Branche, empfahl, immer einen vollständigen Satz Reserveröhren vorrätig zu halten, denn diese alten Schätzchen können auch ohne Vorwarnung plötzlich ausfallen, bisweilen mit lautem Knall. Das hat Philip Neidlinger erlebt: Eine Glimmstabilisatorröhre OD3 ist ihm um die Ohren geflogen.
Mein Vorschlag, diese 150-V-Stabilisierung mit Zenerdioden zu bewerkstelligen, stieß auf taube Ohren. Das pfirsichblütenfarbige Glimmen der großflächigen Elektroden mochte er nicht missen.
Ich will niemandem den Spaß am Nachbau vermiesen, weiß Gott nicht, sondern Enttäuschungen vermeiden helfen.
Ich wünsche viel Glück und Durchhaltevermögen für so ein Projekt.
Freundliche Grüße Arno_Jeff
Mögen Clara Rockmore und Barbara Buchholz mit Euch sein!
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Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Jürgen,
hier kommt, wie versprochen, die Röhrenschaltung zu meinem im Bau befindlichen Theremin. Ich brauche die Pentode zum Mischen der Signale der beiden Oszillatoren, die auf 530 kHz arbeiten.
Es gibt einige schöne Bilder dazu, deren Kommentare hier aufgeführt sind.
Die Farben der Kabel bedeuten auf allen Bildern: Rot = +15 oder +12 V; Blau = -15 V; Grün = Masse. Ausnahme: Die Leitung für die Gittervorspannung ist auch grün. Gelb = +60 V, Orange = NF-Signal. Auf dem Bestückungsplan der Platine bedeutet Dunkelgrau = Masse, Grün = variabler Oszillator, Violett = lokaler (fester) Oszillator. Rot und Blau bedeuten auch hier Plus und Minus.
Foto 1: Diese freihändig ohne Blitz geschossene Aufnahme zeigt besonders schön den roten Glanz der geerdeten Kupferfolie, die auf der Plexiglas-Grundplatte aufgebracht und mit Klarsichtfolie isoliert wurde. Ohne geerdetes Chassis funktioniert kein Theremin. http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...p;id=1338982340
Foto 2: Die Röhrenplatine mit Blitz aufgenommen. Vorne links unten sieht man den 4 x 4 cm großen extrem leisen Lüfter, der die Röhre kühlt. Vorne rechts unten sind die Ringkern-Siebdrosseln und die dicken Glättungs-Elkos zu sehen, die auch nicht das kleinste bißchen Netzbrumm mehr durchlassen. Links ragt von der Röhrenplatine ein orangefarbiges Drähtchen hervor, das zum Anklemmen der Oszi-Prüfklemme dient. Hinter der Röhrenplatine sitzt der Ringmodulator. http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...p;id=1338982392
Foto 3: Die Röhrenplatine, von der Stiftleiste abgezogen. Sie trägt eine Menge Potis. Rechts von der Röhrenfassung liegt oben der blaue Einsteller für die Schirmgitterspannung und darunter der Spannungsteiler (Metall mit gelber Schraube) für den Anteil der Anodenspannung, der (über einen Kondensator) zum Operationsverstärker gehen soll. Die beiden schrägen Potis sind auf dem nächsten Bild bezeichnet. http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...p;id=1338982721
Foto 4: Röhrenplatine, schräg von links vorne. Die HF-Pegeleinsteller für die 530-kHz-Signale der beiden Oszillatoren wurden absichtlich schräg montiert, damit man bei eingesetzter Platine von oben mit dem Schraubenzieher drankommt. http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...p;id=1338982770
Foto 6: Gegenüber der Röhrenplatine befindet sich eine Mehrfunktionsschaltung. Sie liefert den langsam von Null auf 50 mA ansteigenden Heizstrom für die Röhre. Wenn dieser nach ca. 10 Sekunden seinen Endwert erreicht hat, springt der Ausgang des CA3140 auf Minus und speist über die beiden verdrillten blauen Adern einige kleine grüne Leuchtdioden, die als Skalenlämpchen für Einstellpotis auf der Frontplatte dienen. Das verdrillte blau-rote Kabel führt zu einer roten Funktionskontroll-LED, die in Serie mit dem Heizfaden liegt. Wenn dieser durchbrennt, bleibt die LED dunkel. http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...p;id=1338982865
Das Schaltbild zeigt, ins Reine gezeichnet, den aktuellen Aufbau der Schaltung mitsamt den Spannungswerten an den wichtigsten Punkten. Die dicken Striche in den OP-Vorwiderständen bedeuten Präzisionswiderstände mit 1 % Toleranz. http://www.wumpus-gollum-forum.de/forum/...p;id=1338982882
Für Fragen zu den Bildern und meiner Schaltung stehe ich gerne zur Verfügung. Ich weise darauf hin, daß ich diese Schaltung vollständig selber entwickelt habe.
Freundliche Grüße
Arno_Jeff
Mögen Clara Rockmore und Barbara Buchholz mit Euch sein!
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Arno_Jeff,
ich habe diese Beitragsserie nach "Bastelprojekte" verschoben. So ganz passt ja Dein Beitrag nicht zu dem Starthema dieses Threads und zum Forum-Generalthema, aber ist irgendwie weit gefaßt doch mit Radio-Funktion zu verknüpfen.
Du schreibst, dass die Schaltung von Dir entwickelt wurde, auf dem gezeigtem Schaltbild steht aber Karatronic als Entwickler, auch die gezeigten Platinen sind alle von dieser Firma? Ist das deine Firma oder von Dir hergestellte Produkte?
Warum ich frage? Weil Schaltbilder von Firmen, auf denen Urheberrechte liegen, im Forum nicht gezeigt werden können.
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Arno_Jeff,
Arno_Jeff:Die dicken Striche in den OP-Vorwiderständen bedeuten Präzisionswiderstände mit 1 % Toleranz.
welchen Sinn macht es, an dieser Stelle zwei 'Präzisionswiderstände mit 1 % Toleranz' zu verwenden?
Da durch den 'oberen' Widerstand ohnehin kein Gleichstrom fließt, wäre es theoretisch sinvoller, für den 'unteren' einen 330k-Widerstand zu verwenden. Das würde - theoretisch - den DC-Offset am Ausgang minimieren.
Praktisch allerdings spielt es so gut wie keine Rolle, ob man 'unten' 4k7 oder 330k oder Null-k nimmt. Der LF411 hat einen Fet-Eingang. Sowohl der Input Bias Current wie der Input Offset Current sind so klein, daß der Spannungsabfall an diesem Widerstand im Vergleich zur Input Offset Voltage keinen wesentlichen Beitrag zum DC-Ausgangs-Offset liefert (siehe Datenblatt LF411).
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Arno_Jeff,
die Dimensionierung von Filter und Operationsverstärker ist mir noch etwas unklar. Wenn Du das gesamte NF-Spektrum erzeugen können willst, warum ist das Filter so sehr niederohmig dimensioniert, was für die Röhre auf das Mischprodukt bezogen eine starke Last darstellt. Bei 10 kHz haben 220 nF einen Blindwiderstand von 72 Ohm. Die insgesamt 320 nF sogar nur 50 Ohm. Ich hätte hier wesentlich kleinere Kondensatoren verwendet, und falls keine großen Drosseln zur Verfügung stehen statt der Drosseln Widerstände, so dass ein 2-stufiger RC-Tiefpass mit einer Grenzfrequenz von z.B. 20kHz und 40 dB Dämpfung / Dekade entsteht. Wenn der nachfolgende Operationsverstärker nichtinvertierend betrieben wird, würde sein hochohmiger Eingangswiderstand einen lastlosen Betrieb des Tiefpasses ermöglichen.
Um das Rauschen zu minimieren, könnte der Tiefpasseingang direkt (ohne Einstellregler) an die Anode der Mischröhre und dafür ein Einstellregler in die Gegenkopplung des OPV, damit dieser nur so hoch verstärken muss, wie es unbedingt nötig ist.
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Ingo,
da Deine Antwort mir als E-Mail zugestellt wurde, habe ich bereits eine Antwort geschickt. Hier antworte ich nochmals, für alle:
Der Frequenzbereich eines Theremins ist sinnvoll nur bis ca. 3,5 kHz nutzbar. Meins kommt sogar über 4 kHz. Doch in diesen Höhen, wo eine Geige noch singen kann, quietscht ein Theremin nur noch. Also das Frequenzband ist schon ok.
Der Tiefpass-Eingang liegt tatsächlich an der Anode der Röhre, denn ich mußte den Schleifer des 20-k-Potis ganz zur Anode hin drehen. Das ist also realisiert.
Mit den LC-Filtern könnte ich noch etwas experimentieren. Doch diese Kombination wählte ich, weil sonst unerwünschte HF-Mischprodukte durchkamen, z. B. ein total amplitudenmoduliertes Signal, aus dem man keine NF gewinnen kann. Vorher hatte ich nach dem ersten LC-Glied ein RC-Glied aus 1,8 kOhm und 68 nF drin, mit dem ich aber nicht glücklich wurde. Besonders der Widerstand im Signalpfad war von Übel. Ich werde ausprobieren, ob kleinere L- und C-Werte auch ausreichen.
Die Drossel mit den 4,4 mH ist nominell eine mit 3,9 mH. Die Messung mit einem Induktivitätsmeter ergab 4,4 mH.
Jetzt ist das Signal wenigstens sauber, wenn auch nicht sehr stark. Ich werde noch eine OPV-Stufe und einen Höhen- und Tiefen-Klangregler ("Kuhschwanz") nachsetzen, damit die Tiefen besser und stärker rauskommen. Da ist der Ringmodulator vorbildlich: Die Bässe sind kräftig, und zu den höheren Frequenzen nimmt die Amplitude ab.
Die Röhre wollte ich vor allem wegen der wärmeren Klangfarbe einsetzen. Der Klang ist auch sehr schön.
Die insgesamt drei Stimmen sollen über ein kleines Mischpult kombiniert werden, um eine große Vielfalt der Klangfarben zu bekommen.
Freundliche Grüße
Arno_Jeff
Mögen Clara Rockmore und Barbara Buchholz mit Euch sein!
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Harald,
"Karatronic" ist meine persönliche Marke, mit der ich alle meine Schaltungen kennzeichne. Es ist bisher noch keine offizielle Firma. Ob das noch wird, steht in den Sternen. Insofern hoffe ich, daß das nicht als Schleichwerbung disqualifiziert wird.
Freundliche Grüße
Arno_Jeff
Mögen Clara Rockmore und Barbara Buchholz mit Euch sein!
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Arno-Jeff,
ich vermute, dass mit Harald vielleicht ich gemeint bin? Zumal wohl niemand weiter eine passende Frage gestellt hat... Wenn ja, ist meine Frage zur besten Zufriedenheit beantwortet worden.
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo zusammen,
auch wenn es nichts mit Radiobasteln im eigentlichen Sinne zu tun hat, finde ich nachfolgende Youtube-Seite schon deshalb interessant, da sie ein Theremin in der Praxis vorstellt. Derartiges kannte ich bislang nicht.
Re: Vorbereitung für neue Projekte. Netzteil / Theremin
Hallo Ingo und alle anderen Interessierten,
Ingos Hinweise waren sehr hilfreich: Ich änderte die Röhren-Parameter etwas ab, indem ich die Vorspannung von g1 auf -5,62 V einstellte. An der Anode und am Schirmgitter stiegen dadurch die Spannungen an (Anode 52 bis 54 V und g2 auf 48,8 bis 50,8 V).
Dann nahm ich im HF-Filter die 2. Induktivität raus und ersetzte sie durch 1,2 k, der Siebkondensator nach Masse wurde auf 47 nF verringert - und ich bekam ein schönes, respektables Signal heraus.
Das neue Schaltbild füge ich als Anlage bei.
Da die Bässe schwächelten, habe ich, wie bereits erwähnt, hinter den OPV noch eine aus der HiFi-Technik bewährte "Kuhschwanz"-Schaltung nachgesetzt, die die Bässe verstärkt und die Höhen dämpft, um ein ausgewogenes Klangbild zu bekommen. Jetzt klingt es wunderschön: In den Tiefen beginnt es mit sanften Kontrabaß- und Celloklängen, weiter hinauf geht es mit Posaunen, dann kommt ein Bereich, der wie ein summender Tenor klingt, und ab ca. 400 Hz kommt ein rohrblatt-ähnlicher Klang heraus, der an Sopransaxophon erinnert.
Den speziellen Clara-Sound, der an Clara Rockmores Theremin so faszinierend klingt, wird man wohl nicht so leicht hinbekommen. Das liegt daran, daß unsere modernen transistorisierten Oszillatoren zu "gut" sind, sie liefern einfach zu saubere Sinusschwingungen.
In den 30er-Jahren, als Lev Termen (später als Leon Theremin bekannt) seine Instrumente baute, sahen die Signalformen nach heutigen Kriterien grauenhaft aus - aber sie klangen wunderbar. Für so einen Sound muß man wirklich das alte Clara-Theremin oder eins der RCA-Theremine aus jener Zeit mit den Original-Röhren nachbauen.
Doch das liegt nicht in meinen Absichten, da ich mit meinem jetzigen Konzept Abenteuer genug erlebe.
Herzliche Grüße
Arno_Jeff
Mögen Clara Rockmore und Barbara Buchholz mit Euch sein!