Re: Kein normales Röhrenaudion, kein Superhet, vielleicht ein Nestelaudion?
Guten Abend an alle Radiofreunde! So, ich bin aus dem Urlaub zurück und kann nun weitermachen, wie versprochen!
Lieber Wolfgang aus Bayern, schön Dich hier wieder zu treffen... An Deine Anregungen zum verbesserten Audionempfang kann ich mich noch schwach erinnern. Muss mal bei mir im Archiv stöbern....
Zunächst will ich aber definierte AM-Signale als Ausgangspunkt für die Untersuchungen festlegen, damit die ganze Sache reproduzierbar bleibt. Über den Fortgang werde ich dann hier berichten...
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Re: Kein normales Röhrenaudion, kein Superhet, vielleicht ein Nestelaudion?
Hallo Wolfgang,
da ich mich in letzter Zeit öfters mit AM-Demodulatoren beschäftigt habe, gebe ich hier noch meine Erkenntnisse weiter:
Dioden-Demodulatoren (egal wie sie genau aufgebaut waren, unterschiedlichste Röhren, Jahrgänge und Hersteller) haben ab etwa 80% Modulation stark ansteigenden Klirrfaktor, bei 100% Modulation weit über 10%. Der Grund liegt in der Nicht-Idealität der Diode, so dass nicht exakt beim Wechsel von der Sperr- zur Fluss-Spannung der Strom zu fliessen beginnt (Anlaufstrom bei Röhren und Fluss-Spannung bei Halbleitern). Ansonsten ist bei ausreichender HF-Spannung der Klirrfaktor gering.
Gitter-Audione sind sehr unterschiedlich, aber mit überzogener Rückkopplung (dann arbeiten sie als Synchrondemodulator) sehr gut, auch bei deutlich über 100% Modulation, braucht dann aber Fingerspitzengefühl bei der Bedienung und einen frequenzstabilen Schwingkreis.
Synchrondemodulation ist ideal, aber leider aufwendig.
Als Modulator empfehle ich einen Dioden-Mischer, so kann man verzerrungsfreie AM mit beliebiger Modulationstiefe machen. Ein Arbiträrgenerator ist ebenfalls sehr gut geeignet, aber nicht ganz billig. Die klassischen Modulationsmethoden dagegen ergeben bei höherem Modulationsgrad recht grosse Verzerrungen, und über 100% (Simulation von Gleichwellen-Störungen) geht prinzipbedingt nicht.
Re: Kein normales Röhrenaudion, kein Superhet, vielleicht ein Nestelaudion?
OK HB9, und Dank für die Informationen.
Wie schon angekündigt, will ich zunächst die beiden (meistverwendeten) Demodulationsverfahren erproben und messtechnisch dokumentieren. Danach kommen andere Verfahren in Betracht.
WoSi machte mich auf einen Vorschlag aus der FUNKSCHAU von 1950, Heft1 aufmerksam, wo die Audion-Triode wohl zur Gittergleichrichtung verwendet aber die NF am g1 abgegriffen und dann getrennt in einer seperaten NF-Stufe weiter verstärkt wird. An der Anode dieser Audion-Triode liegt also auch die verstärkte HF und wird -wie gewohnt- auf den Gitterkreis zurück geführt = Rückkopplung. Weiterhin wird die gewonnene neg. Richtspannung zur ALR auf die HF-Vorstufe gegeben und regelt die Verstärkung bei stark einfallenden Sendern zurück, d.h. einer Übersteuerung wird entgegengewirkt.
Wichtig ist nicht nur die Verzerrungsarmut, sondern auch der Wirkungsgrad einer Demodulationsstufe. Mit anderen Worten: bei einem festgelegten HF-Pegel, sowie Modulationsgrad, wie hoch ist die NF Ausgangsspannung? Drittrangig (für uns Bastler) ist der Materialaufwand...
Re: Kein normales Röhrenaudion, kein Superhet, vielleicht ein Nestelaudion?
Hallo ihr lieben Radiofreunde
Bei den Vorbereitungen zum Projekt „Modulationsverzerrungen näher untersucht“, bin ich auf Schwierigkeiten gestoßen, die ich erstmal bewältigen musste!
Bei den mir zur Verfügung stehenden HF-Generatoren ist kein Profigerät à la Rohde&Schwarz oder Hewlett Packard dabei. Die verschiedenen Prüfsender hier können nur bis etwa 30% einigermaßen verzerrungsfrei modulieren.
Wichtig sind aber die Tests bei viel höheren Werten, weil heutzutage die meisten AM-Stationen dicht an die 100% modulieren = Power-Play, je lauter, je besser!
Gerade eine Momentaufnahme von RTL auf Langwelle gemacht, als Beweis. Die ZF von 50 kHz meines Empfängers (DRAKE R8) oszillografiert und mit dem Speicher-TEK festgehalten.
Um trotzdem weiterzukommen, habe ich mir selber einen Modulator mit der Heptode ECH84 gestrickt. Die HF wird auf g1 und die NF auf g3 gegeben.
Weil ich genug NF-Amplitude generieren kann, war eine Vorvertärkung im Triodenteil nicht erforderlich. Mit 10-Gang Trimmpotis wird -so genau wie möglich- eine 30, 60 und 90%ige Modulation produziert.
Wenn man genau hinschaut, ist bei 90% die Sinusform im Minimum nicht mehr perfekt. Aber keine Not, weil ich später sowieso die im Empfänger gewonnene NF mit dem 2. Strahl des Scopes auf die Hüllkurve lege. Das ermöglicht eine visuelle Überpüfung der Demodulationslinearität.
EDIT : Muss ECH84 heißen, weil deren g1 kein Regelgitter ist!
Re: Kein normales Röhrenaudion, kein Superhet, vielleicht ein Nestelaudion?
Hallo Wolfgang,
die Modulation sieht gut aus für eine so einfache Schaltung. Mit einer zweiten ECH84 kann man es noch besser machen:
- Anoden der beiden Röhren miteinander verbinden - HF gegenphasig auf g1 der beiden Röhren einspeisen - NF gegenphasig auf g3 der beiden Röhren einspeisen
Bei perfekter Symmetrie ergibt das eine Doppelseitenband-Modulation ohne Träger. Mit einem Gleichspannungs-Offset zwischen den beiden g3 kann man die Trägeramplitude einstellen und so zusammen mit der NF-Amplitude beliebige Modulationstiefen (acuh >100% zur Simulation von Selektivschwund) mit niedrigen Verzerrungen erzeugen. Für die gegenphasige HF-Ansteuerung genügt ein kleiner Ring- oder Topfkern-Trafo mit zwei gleichen Wicklungen (am besten bifilar gewickelt). Die NF kann je nach Anforderungen auch nur bei einem g3 (mit Gleichspannungs-Vorspannung) eingespeist werden, das andere g3 erhält dann eine einstellbare negative Vorspannung. Die optimale negative Vorspannung der beiden g1 und g3 wird am besten experimentell ermittelt, nach Röhrenkennlinie sollte sie um etwa -1V liegen. Die Vorspannung an g1 kann eventuell auch automatisch durch die HF-Gleichrichtung erzeugt werden.
Das Ganze funktioniert wie folgt: Durch die gegenphasige Ansteuerung mit der HF hebt sich der HF-Strom an den zusammengeschalteten Anoden weg, solange beide Röhren gleiche Steilheit, also gleiche g3-Spannung, haben. Durch die Modulation an g3 wird die Steilheit geändert, so dass sich die HF-Ströme nicht mehr aufheben. Je nachdem, welche der beiden Röhren die höhere Steilheit hat, kommt die HF an der Anode gleich- oder gegenphasig zur eingespeisten HF, und die Amplitude hängt vom Verhältnis der beiden Steilheiten ab. Durch diese Differenzbildung müssen auch bei hoher Modulationstiefe die Röhren nur wenig moduliert werden, was die Verzerrungen stark reduziert.
Noch zu Rohde&Schwarz oder HP: Ein Marconi-Mess-Sender ginge auch
Re: Kein normales Röhrenaudion, kein Superhet, vielleicht ein Nestelaudion?
Hallo zusammen,
einen 100%igen Modulationsgrad kann man auch ohne hörbaren, vielleicht gerade messbaren Klirrfaktor mit einer Handvoll BC107 (bzw. PN2222A wie im Original) und einem PNP-Transistor nach Vorlage des AMT3000 von SSTRAN erzeugen.
Re: Kein normales Röhrenaudion, kein Superhet, vielleicht ein Nestelaudion?
Danke HB9 und Walter für die Reaktionen und Hinweise auf andere Modulationsschaltungen. Was ich nun mit der ECH84 gebastelt habe, genügt durchaus den Anforderungen für mein Vorhaben.
Ich muss zugeben, bei dem "schönen" Wetter sind meine Aktivitäten in dieser Richtung sehr reduziert, es geht also nur langsam vorwärts...