Ein Funkmultimeter, wie ein Bastelprojekt entgleisen kann
Hallo,
dieses Bastelprodukt sollte nie entstehen, denn eigentlich wollte ich für einen DDS gesteuerten Heimsender einen digital regelbaren Verstärker konstruieren. Damit sollte die über einen großen Frequenzbereich kurvenreiche Ausgangsamplitude des Signal-IC auf konstante und definierte Verhältnisse gebracht werden. Um eine physikalische Größe regeln zu können, ist es erforderlich, Werte in der Verstärkerschaltung digital messen zu können. Ich beschäftigte mich also mit den Möglichkeiten die ein A/D Wandler in einem MIkroprozessor bietet, ein in meinem Alter nicht immer triviales Unterfangen. Leider ist mir das eigentliche Ziel dabei komplett durch die Finger gerutscht.
Als erstes fängt man an, eine einfache Spannung im Erfassungsbereich des A/D Wandlers einzulesen. Das geht nach einigen Anfangshürden relativ schnell. Man merkt aber das der Erfassungsbereich des A/D-Wandlers meist überhaupt nicht zu dem Einsatzzweck passt. Entweder ist das zu erfassende Signal zu klein und man verschenkt einen riesigen Dynamikbereich oder das Signal ist zu groß und bringt den Prozessor unweigerlich zum Schmelzen. Eine zu große Eingangsspannung kommt mit absoluter Sicherheit mindestens einmal beim Basteln an den Wandler! Ich spreche da aus Erfahrung und niemand ist ohne Fehler! Zum Glück hatte ich genügend Ersatz (es war nur einmal nötig den Prozessor zu wechseln).
Der nächste Punkt mit dem man sich zu beschäftigen hat ist also obligat. Messverstärker, Messbereichswahl und Eingangsschutz! Gut beraten ist der, der in seinem Leben schon mal ein Messgerät aufgebaut oder zumindest repariert hat. Für alle Anderen sei der Hinweis auf Schaltungsunterlagen alter Mutimeter gegeben, RFT hatte einge gut dokumentierte Messgeräte im Angebot. Hier kann man sich viele praxiserprobte Beispiele für Eingangsschutz und Bereichswahl, Messgleichrichter und und und abgucken.
Der nächste Schritt ist symptomatisch. Wer A (Spannung messen) sagt, der muß auch B (Stom messen) sagen. Hat man dieses Ziel erreicht, ist man stolz und verliert sein eigentliches Ziel vollends aus den Augen. Eigentlich, ja eigentlich könnte ich ja auch noch eine Widerstandsmessung versuchen zu realisieren. Dann aber ist Schluß! Denkste! Denn wenn der gemessene Widerstand klein genug ist, kann man ja auch noch einen Summer ansprechen. Der akustische Durchgangsprüfer ist entstanden! Bei den hohen Abfragezyklen und der Rechenleistung in MIPS sind alle Messungen sogar schneller als auf einem guten Handmultimeter und mit 14 Bit Auflösung auch nicht viel schlechter in der Genauigkeit!
Jetzt ist aber genug! Oder? Das Hirn kommt in einen Konflikt. Schluß, aber eigentlich?
Viele Messgeräte haben ja ein Autorange. Das kannst Du doch auch und probierst es glatt an der Widerstandsmessung aus. Klappt!
Jetzt bin ich aber schon so weit, jetzt kannste das Ding, was du vorher eigentlich überhaupt nicht bauen wolltest - Anm.: der regelbare Verstärker ist schon vergessen - auch fertig machen.
Frequenzmessung ist ja nun wirklich kein Problem für so einen Prozessor und einen Messverstärker und Messgleichrichter hast Du ja sowieso schon gebaut. Eigentlich, ja eigentlich ärgert es dich ja auch das Du bisher keine Messwerte aufnehmen und speichern kannst. Du hast zwar ein Multimeter mit PC Schnittstelle gekauft, aber:
1. die Software ist zu alt für diese Welt (Win 3.1) 2. dein Computer hat auch gar nicht mehr den passenden Anschluss für das Datenkabel 2a. Wo ist das alte Datenkabel? 3. dein Computer steht sowieso immer am falschen Platz, das Datenkabel + Messkabel reichen nie bis zur Werkbank.
Die Antwort liegt vor DIr auf dem Tisch. Für ein paar Euro gibt es bei Pollin und Kollegen winzige 433 MHz Funkmodule die einen seriellen Datenstrom schnell und einfach übertragen können. Der Anschluß an noch freie Prozessorbeine ist jetzt auch keine große Sache mehr. Die Software, ein einfaches Terminal ist bei jedem Computer vorhanden. Die Reichweite 50m + x, das reicht auch für die längste Werkbank. Gesagt getan.
So langsam beschleicht Dich ein ungutes Gefühl, jetzt reicht es aber wirklich! Die Schaltung muß noch irgendwie verpackt werden. Der langweilige Teil beginnt und Du schaffst es gerade noch ein Gehäuse aus Preßholz und Platinenmaterial zusammen zu bauen, bevor einen die Bastellust bis zum nächsten Quartal komplett verlässt.
Du hast jetzt ein Messgerät für U,I,R und F, mit Funkübertragung und Messwertspeicherung in unschöner Notverpackung
Dein digitaler regelbarer Signalverstärker aber ist immer noch nicht fertig! Und Lust zum Basteln hast Du im Moment auch keine mehr, zumal dein "neuer" Computermonitor heute früh wegen wahrscheinlich schwangeren Elkos (die Werte und Bauform hast Du natürlich nicht da) den Geist aufgegegen hat und Du dich in deinem Alter mit einem alten Röhrenmonitor abschleppen must. Du willst eigentlich gar nichts mehr vom Basteln wissen, das neue Projekt "Monitorreparatur" steht schon vor der Tür.
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Re: Ein Funkmultimeter, wie ein Bastelprojekt entgleisen kann
- OL -
Eine sehr schöne und lustige Geschichte. Die Presspappe.. ein Highlight der Bastelkunst! Die Beschriftungen hätte ich mit Kugelschreiber vorgenommen. passt besser zur Pappe
Technisch aber ein sehr anspruchsvolles Projekt....vielleicht solltest Du im Bastelfieber nach einem schönen Gehäuse Ausschau halten....oder halt den Kugelschreiber ansetzen. ...Ach ja, Klebeband und Sekundenkleber sind meine Favoriten.
Re: Ein Funkmultimeter, wie ein Bastelprojekt entgleisen kann
Hallo Jörg,
-OL- ja so fühle ich mich im Moment was das Basteln angeht. Vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Viele offene Elektronikprojekte mit unterschiedlicher Priorität. Nur eine Konstante gibt es, die allseits beliebte Presspappe! Ist überaus stabil und leicht zu verarbeiten. Solche Provisorien halten meist das ganze Leben!