NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
Hallo Radiofreunde,
vor einigen Monaten erhielt ich von einem aufmerksamen Kollegen ein NORDMENDE "Carmen 61". Laut seiner Aussage stammt das Gerät von einem Wertstoffhof was der äussere und innere Zustand bestätigen. Nach einer Eingangsbegutachtung stand erst mal fest: Nicht restaurationswürdig. Es fehlten die EF89 und die EABC80, die EL84 fand sich (tirilie!) hinter der Skalenscheibe neben anderem Müll, die Chassis-Unterseite sah auch nicht besser aus. Überall Dreck, tote Insekten, Spinnen und deren Hinterlassenschaften, undefinierbare Ablagerungen, der UKW-Tuner völlig verrostet, Wasser hat hier wohl ganze Arbeit geleistet - bä - es schüttelt einen. Ursprünglich wollte ich das Gerät für ein angedachtes Projekt namens "Oidar" vergewohlzwecken, sein Platinen-Aufbau hinderte mich jedoch daran. So - nun stand die Kiste erst mal auf der Werkbank und schaute mich traurig an. "Was tun?" sprach Zeuss. Erst mal den groben Dreck ´runter. Nun mal gaaanz vorsichtig am Regeltrafo die Spannung herauf drehen. Oh wunder - nichts riecht übel oder qualmt - Überraschung! Na gut, wenn schon denn schon, die fehlenden Röhren ersetzen und auf ein Neues. Huuuch! Dem geht! Noch nicht optimal, aber immerhin. Verdreckte Schaltkontakte und eine taube ECC85 war die weitere Diagnose. Die "karamellartigen" ERO-Kondensatoren waren allesamt intakt. Kaum zu glauben bei dem Allgemeinzustand. Kein defekter Elko war auszumachen - Begeisterung! Einzig eine kalte Lötstelle an Pin 8 der EABC80 (g1 Triode) war zu bemängeln, was aber nicht unbedingt eine so grosse Herausforderung sein sollte. Ach Leute, so stehe ich wieder vor einer schweren Entscheidung. Weitermachen und das Gehäuse mit seinen Lackrissen aufarbeiten oder doch lieber... man mag es nicht so recht aussprechen...Vielen Dank für eure Anteilnahme und Ratschläge im Voraus!*
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Re: NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
Hallo Jürgen, Respekt - ein tapferes Handeln - sich dieses Gerät vorzunehmen.
Ich denke, Du bist ja schon halb durch und MUSST natürlich weitermachen. Diese Nordmende-Serie wurde nicht in grossen Stückzahlen gebaut (im Vergleich zu z.B. Grundig). So würde die Restauration (ist ja nicht nur eine Reparatur) auch im WGF zu einem Fleisskärtchen führen.
Und eine kleine ergänzende Photoserie würde sicher so einigen Verzagten mit einer ähnlichen "Leiche" im Keller Mut machen.
Re: NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
@ roehrenfreak, wir erinnern uns ja noch an hop oder top gr ist nochnicht vom Tisch!! Falls du hilfe brauchst, kein Problem, ich habe glaube ich auch ein Carmen 60 oder 61 also gibts alle Doku für die Originalität und evtl auch Teile der Schaltung (ist das gleiche wie im Prsifal 59). Über *(W)* habe ich als Selbstabholer auch ein Carmen erworben, aber 53 also das erste. Die Röhren sind geputzt, der Rest diente wohl eher zum Entfetten und Entstauben einer Großküche! Ich weiß noch nicht wie ich das wieder sauber bekommen soll, bis auf die Skalenscheibe, das geringste Problem. MfG Florianska
>Heizkreissicherung defekt "geflickt", vorschriftsgemäss repariert >UKW-Tuner, Antenneneingang Lötstützpunkte abgebrochen, wieder angelötet >ECC85 verbraucht, ersetzt >Tastatur schlechte Kontaktgabe, ausgiebigst gewaschen und den Schmutz mit Pressluft ausgeblasen >ECH81 grenzwertig, ersetzt >EF89 und EABC80 fehlend, ersetzt >MW-Oszillatorspule, abgerissener Draht, behoben >EABC80 kalte Lötstelle Pin 8, behoben >EM84 sehr dunkel, ersetzt >Duplex-Antrieb verharzt, gereinigt und neu geschmiert >Skalenscheibe, Knöpfe und Chassis mit der chemischen Keule gereinigt, losen Rost entfernt >Lichtstreupergament hinter der Skala unansehnlich, ersetzt
So - nun kann ich die Schutzhandschuhe wieder ausziehen und das Gerät barhändig anfassen. Vorher hatte ich grosse Sorgen, mir weiß Gott was einzufangen, grrr! An dieser Stelle, denke ich, sollte es mit der Chassis-Aufbereitung gut sein. Man kann´s treiben, aber man kann´s auch übertreiben. Schliesslich darf man einem fast 50 Jahre alten Radio auch gewisse Altersspuren ansehen. Es spielt auf allen Wellenbereichen nach Tausch/Ersetzen der o.g. Röhren erstaunlich gut. Das Gehäuse bereitet noch gewisses Kopfzerbrechen. Die Hochglanz-Klarlackschicht hat deutlich sicht- und fühlbare Risse. Eine komplette Aufbereitung wird mir da wohl nicht erspart bleiben.
Re: NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
Hallo jürgen, ich muss sagen Hut ab vor deinem Engagement, ich habe mir vor kurzem auch einen ähnlichen Fall in den Keller geholt, einen SABA Meersburg Automatik 6/3D aussen hat das Gerät noch einigermassen Restaurierungswürdig ausgeschaut, aber innen zeigte sich viel Rost und es haben die Mäuse gehaust.... das komplette Gehäuse war bis zur unterkante Cassis voll mit Stoff-, Papier- und Folienschnipselchen. Ich habe dann erst mal grob mit dem Staubsauger rausgesaugt und habe alles mal so wie es ist auf die Seite gestellt, wenn ich mal viel Zeit habe werde ich mich dran machen und es wieder in einen Wohnzimmerfähigen Zustand bringen.
Übrigens durch was hast du das Lichtstreupergament hinter der Skala ersetzt?
Bei deinem Gehäuse probier es erst mal mit Möbelpolitur, die gibt es sogar speziell für dunkle Hölzer, damit habe ich auch meinen Philips Jupiter wieder gut hingekriegt, wenn zu tiefe Kratzer sind, dann mit Reparaturwachs auffüllen (gibts in vielen Farben) und drüberpolieren, das sieht man dann kaum noch. (links hinten am Gehäuse ist so ein Kratzer, der sieht auf dem Foto schlimmer aus als im Original, ich denke das war der Blitz...)
Re: NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
Hallo Michel,
hab´ Dank für Deinen aufmunternden Beitrag. Ja - es ist in der Tat mit sehr viel Arbeit verbunden ein so geschundenes Radio wieder in einen funktionstüchtigen und ansehnlichen Zustand zu versetzen. Angesichts der "Beigaben" kostete es vor allem erst einmal richtig Überwindung, daran überhaupt Hand anzulegen, ich hatte mich anfangs sogar etwas geekelt. Aber gut, die Kiste macht sich langsam, lose Leimungen im Gehäuse sind repariert und es ist "grundrein". Nun zu den Lackrissen. Vermutlich hat Feuchtigkeit das Holz mehr als der Klarlack verträgt arbeiten lassen. Man kann die Risse mit dem Fingernagel so deutlich fühlen wie eine Rille. An den Kanten hat das Holz auch noch einige Blessuren abbekommen. Dein Gehäuse sieht im Vergleich beinahe wie neu aus, es könnte einen neiden. Mit Politur wird da rein garnichts besser, der Lack ist definitiv kaputt. Wenn alle Stricke reissen werde ich wohl oder übel zu Radikalkur schreiten. Schauen wir mal...
Re: NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
Hallo roehrenfreak, wie sieht denn die gangbare Radikalkur aus? Eines meiner Nordmende hat noch 1000 kleine Flatschen aus Lack, dazwischen ist definitiv Holz und sonst nichts. MfG Florianska
Re: NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
Hallo Florianska,
so ganz schlüssig bin ich mir da auch noch nicht. Ein erfahrener Möbelschreiner wird der nächste Anlaufpunkt sein. Mal sehen ob ihm das eine oder andere Geheimnis zu entlocken ist...
Re: NORDMENDE "Carmen 61", oder was alte Technik klaglos über sich ergehen lässt
Hallo Jürgen, danke für den Tipp für das Pergament, ich werd´s mal ausprobieren.
Eine kleine Anmerkung zu meinem Bild, das ist nicht mein Problemkind Saba sondern mein aktuelles Projekt ein Philips Jupiter nun schon fast im Entstand nach ca. 8 Polierdurchgängen und mehrmaligen "Ausbeulen" der Rundung am rechten Rand durch Wasserdampf. Der Lack von diesem Gehäuse hatte zwar auch Risse, allerdings waren die bei mir ziemlich fein, so dass die Politur das ziemlich schnell Unsichtbar gemacht hatte. Kleiner Wehrmusttropfen ist bei diesem Gehäuse allerdings, dass der schwarze Rand an der Gehäusekante beim Polieren ziemlich blass wurde. Aber dass sieht auch blos jemand, wenn er weiss wie das vorher ausgesehen hat.
Ich wünsch Dir gute Nerven und ein Glückliches Händchen
Gruß Michel
Ps: ich bin schon gespannt wie du den Lack wieder hinbekommst.