Hallo, Derzeit arbeite ich ab und zu an einem 5W69 etwa 1940. Es ist ein einfacher Super im Bakelit-Gehäuse, untere Preiskategorie also. Bilder kommen noch, deshalb dieser Platzhalter-Beitrag. Das Gerät ist nämlich weitgehend unverbastelt: Bis auf einen Wima-Bonbon scheinen alle Kondensatoren noch original zu sein, die bleiben natürlich im Gerät. Bitterböser Artikel mit Beispielbildern vom Gerät hier: https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...&thread=283
Nachtrag Das moderat restaurierte Gerät sieht nun so aus: (Zunächst hohe Auflösung, falls Aufnahme ins Museum erwünscht.) Die Frontbespannung konnte beibehalten werden, musste aber wegen einer Beschädigung etwas versetzt eingeklebt werden, wodurch ein Farbunterschied am linken und unteren Rand erscheint. Im rechten Bild ist oben eine dünne Holzleiste zu erkennen, die die Pappe für die Skalenbeleuchtung wieder geradebiegt. Der nicht mehr benötigte alte Siebelko wurde wieder eingebaut (rechtes Bild, rechts). Eine Platine dient als Ersatz für die Gleichrichter-Röhre AZ11 und befindet sich hinter dem Trafo. Der Netzschalter des Gerätes ist ausser Betrieb genommen. Das Gerät hat einen Schutzleiter-Anschluss erhalten, weil die Tonabnehmer-Eingangsbuchsen benutzt werden.
Eckdaten des Gerätes: AM- Super mit Standard-Stahlröhren-Bestückung: ECH11, EBF11, ECL11, AZ11 Mittelwelle, Langwelle. Elektrodynamischer Lautsprecher. Eingang Tonabnehmer (ohne Abschaltung des Rundfunkempfangs) Ausgänge für Zusatz-Lautsprecher, 1x mit Abschaltung interner Lautsprecher, 1x ohne Abschaltung Bandbreitenschalter (betätigt von Tonblenden-Poti durch Drehung) Kontakt für Nachrüstung 9kHz-Sperre vorhanden. Chassis aus Faser-Werkstoff
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Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur Defekt ZF
Hallo, Die Schaltung ist die eines Kleinsupers, der 1. ZF-Bandfilter ist aber mit einem Bandbreitenschalter ausgerüstet:
Im Netz nur unscharfe Bilder gefunden, es scheint ein weißes Kunststoff-Teil vohanden gewesen zu sein, das durch ein angesetztes Teil auf der Tonregler-Achse betätigt wird.
Hat jemand das Gerät und könnte ein Foto einstellen das Klarheit über die mechanisch Betätigung bringen würde?
Auch ist mir die Funktion nicht ganz klar. Es scheint sich um eine gemischt induktiv-kapazitive Kopplung zu handeln, bei der der Kopplungsgrad entweder erhöht oder erniedrigt wird. Edit : wird in folgenden Beiträgen geklärt. Edit: Rätselhaft war zunächst der nicht angeschlossene Schalter mit dem Draht-Trimmer. Er ist zum Nachrüsten einer 9 kHz-Sperre vorgesehen. In Stellung "hell" der Tonblende wird er geöffnet und die Sperre deaktiviert.
Diese Art der Bandbreiten-Regelung ist in einigen älteren Blaupunkt-Geräten zu finden. Die "Kundendinstschrift" habe ich im GFGF gefunden, ein zweiter Schaltplan hier ist im ZF-Teil falsch gezeichnet.
Hier eine sehr gute Restaurations-Dokumentation eines ähnlichen Gerätes. https://www.radio-bastler.de/forum/showt...9&pid=30223 Und Bilder in guter Auflösung. Es ist laut Text ein kombinierter Zug-Druckschalter. (Sofern nicht ein Schreibfehler vorliegt: Der Abstimmknopf lässt sich zur Umschaltung der Bereiche (LW und MW) herausziehen bzw. hineindrücken.
Re: Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur
Hallo, Während der Bandbreiten-Schalter noch auf eine Lösung wartet, andere Baustellen. Chassis: Die Kondensatoren bleiben drin, nur einseitig am "heißen Ende" abgekniffen, für die neuen mit wesentlich kleineren Abmessungen ist reichlich Platz unter den alten. Die Option einer fachgerechten Rekonstruktion bleibt so erhalten. Die Kondensatoren, die vermutlich einige Jahre später erneuert wurden, habe ich mit rotem Punkt im Bild markiert. Bei den beiden gelb markierten bin ich mir nicht sicher, ob sie aus den 1940er Jahren stammen und original sind. Das Chassis vorsichtig mit dem Pinsel grob von Staub befreit. Der Bereich um die hochempfindlichen Spulen mit HF-Litze wird mit besonderer Vorsicht behandelt. Das einzige Teil des Gerätes, welches Feuchtigkeit in irgendeiner Form sieht, ist die Faserplatte für den Lautsprecher. (Um sie wieder in Form zu bringen). Auch das Chassis ist aus Faserplatte, mit silberner Farbe gespritzt. Die Feldspule des Lautsprechers ist im rechten Bild zu erkennen, sie dient gleichzeitig als Siebdrossel. Der Übertrager scheint gut zu sein: 12 H Induktivität. Mit angeschlossener Lautsprecher-Membran- Spule 0,9 H.
Re: Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur
Hallo Jens,
zur Bandbreitenumschaltung:
Für "breit" vergrössert Schalter V den Koppelfaktor, womit das Filter breiter wird, vermutlich sogar leicht überkritisch. Dabei wirkt die kapazitive Kopplung aus der Parallelschaltung des 3p3-Kondensators und der beiden anderen in Serie.
Für "schmal" wird nicht nur der Kopplungsfaktor reduziert (rein induktive Kopplung), sonder durch die beiden 'oberen' Kondensatoren die beiden Schwingkreise verstimmt (die Kondensatoren liegen dann wegen Schalter VI parallel zu den Schwingkreisen). Diese Verstimmung sorgt vermutlich dafür, dass bei "schmal" die Resonanzfrequenzen der beiden Schwingkreise gleich und damit die Bandbreite minimal ist, während bei "breit" die Resonanzfrequenzen nicht mehr gleich sind (es sind ja zwei unterschiedliche Kondensatoren) und so die Bandbreite noch etwas grösser wird. Für den genauen Sachverhalt müsste man messen.
Re: Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur
Hallo HB9, ich habe jetzt mal eine SEHR ungefähre Simulation mit Ltspice versucht, ohne Berücksichtigung einer induktiven Kopplung. (Geht bestimmt - aber wie ?)
Die Anoden und Schaltkapazität für den 1. Kreis mit 5 pF, die Steuergitter und Schaltkapazität für den 2. Kreis mit 10 pF, die Koppelkapazität zwischen den Kreisen mit 1,5 pF angenommen. Heraus kamen diese Kurven: Nachtrag: bessere Simulation 3 Beiträge weiter unten ! Das man ein Gerät der unteren Kategorie mit einem Bandbreitenschalter ausgerüstet hat, finde ich sehr erstaunlich. Übrigens war es mit 2 Zwischenfrequenzen (468kHz / 472kHz) erhältlich, um örtlichen Störungen zu begegnen.
Re: Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur
Hallo Jens,
die induktive Kopplung wird normalerweise mit einem idealen Trafo mit zusätzlicher Serie-Induktivität simuliert, vermutlich kann man aber auch gleich den Koppelfaktor als Parameter beim Trafo einstellen. In diesem Fall wählt man die Primär- und Sekundär-Induktivität so, dass die Resonanzfrequenzen stimmen. Mit dem Kopplungsfaktor kann man dann spielen, ein realistischer Wert ist in etwa dann, wenn die Resonanzkurve bei Stellung "schmal" sich beginnt abzuflachen, aber keinen Doppelhöcker hat. In Stellung "breit" müsste es dann eine Delle in der Mitte der Resonanzkurve geben, die aber nicht allzu tief sein soll.
In der Realität dürfte die Schwingkreisdämpfung höher sein als die 1M, die du in der Simulation angenommen hast. Neben dem Innenwiderstand der Röhre und dem Gitterableitwiderstand kommen ja noch die Kupfer- und Eisenverluste der Schwingkreisspulen dazu.
Re: Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur
Ja, bei LTspice kann man einfach den Koppelfaktor zwischen Induktivitäten verwenden. Wenn man dann noch realistische Werte für den Wicklungswiderstand bei den Induktivitäten angibt, bekommt man schon ziemlich realistische Simulationsergebnisse.
Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur : Simulation Bandbreiteschalter 1.ZF
Moin, erst mit Eingabe einer Induktiven Kopplung in spice (danke, Kalle) kommt man den Tricks der alten Blaupunkt-Entwickler auf die Schliche: Die Spulen der beiden Kreise des 1.ZF-Filters sind nämlich gegensinnig geschaltet. Das bestätigte eine Messung am Gerät mit dem 2-Kanal-Oszilloskop. Die Kapazitive Kopplung in der von HB9 beschriebenen Weise ergibt 3,3pF + 3,3pF = 6,6pF Bei entsprechender Wahl des Koppelfaktors, der Spulenverluste und Kapazitäten stellt sich heraus:
-Die Ausgangsspannung in den Stellungen breit / schmal ist annähernd gleich. -Die Mittenfrequenz ebenfalls -Die Dämpfung ist mit -2dB gering
Die Kapazität des Anodenkreises (Mischröhre) wurde mit 5pF, die des Gitterkreises (1.ZF-Röhre) mit 10pF angenommen. Die Induktivitäten beider Kreise dann jeweils in Stellung "schmal" mit "redcrab-online-Rechner" für eine Frequenz von 470 kHz bestimmt.
Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur : Abschirmung- und was ich NICHT mache
Moin, Die Abschirmung war hinüber: Die Alu-Kaschierung hat sich teilweise aufgelöst (Löcher) und sich von seiner Papier-Unterlage gelöst. Dadurch Berührung mit Bauteilen des Chassis. Ein Kompromiss: Im nicht sichtbaren Bereich stabile Alu-Folie (Einweg-Grillschale) mit doppelseitgem Industrie- Klebeband (Würth) aufgeklebt, an den Rändern sowie der unkritischen linken Seite die originale Alu-Folie wiederverwendet.
Rechts ein Ausschnitt der jetzt ausgebauten Skalenscheibe. Das Gerät ist demnach 82 Jahre alt. Das darf und soll sichtbar sein.
Nachtrag: Was hier natürlich nicht gemacht wird Dieser Zusatz leider notwendig zu, Anlass war dieser Thread, den ich mit meinem Gejammer aber nicht belasten will. https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...=128&page=1
Da heißt es unter anderem:
Zitieren:Ich „bade“ ja so manche, uralte (Radio-)Technik auch, meist im Geschirrspüler wenn meine Frau auf Arbeit ist. Aber zumindest Netztrafos und Ausgangstrafos baue ich vorher aus, damit diese keinen Nässeschaden erleiden.
Nun gehören die genannten Teile eines Radios eher zu den robusteren, wenn auch nicht für grob fachwidrige Behandlung gebaut. Weit empfindlicher : Die HF-Spulen mit ihrer Isolierung aus Seide(!), deren Güte rapide abnimmt, wenn einzelne der Haarfeinen Litzen abreißen. (Durch den Strahl des Geschirrspülers). Die Kondensatoren in ihren unterschiedlichen Bauformen, die Selen-Gleichrichter-Plättchen, der Netzschalter, in denen das Wasser lange steht und super seine korrodierende Wirkung entfalten kann. Das aufquellende Pertinax, besonders bei Tastenaggregaten, und die vielen Dinge, an die man nicht denkt.
Nach vielen Jahren nun ein Neuerwerb, an diesem Mende war definitiv kein Geschirrspüler Hauptinstument eines "Kaputtinstandsetzers": Fast alle alten Kondensatoren auch hier noch vorhanden, frei von Tauschwut.
Nach Entfernung des Fälschungssicheren Staubschicht-Gütesiegels mit Pinsel und Staubsauger besteht gute Hoffnung auch hier die volle Leistungsfähigkeit des Gerätes wieder herzustellen.
Klar: Das bedeutet weit mehr Arbeit und Nachdenken als die Kiste in den Geschirrspüler zu stellen. Begutachtung des Gerätes vor dem Kauf beispielsweise.
Re: Blaupunkt 5W69 Teilrestaurierung und Reparatur
Das mit dem zitierten Reinigen von Radiochassis im Geschirrspüler ist ja von mir. Ganz ohne Überlegung, ob man das mit einem bestimmten Chassis so „gefahrlos“ machen kann, mach ich das ja nun auch wieder nicht. In dem Thread ging es ja nur um den (Netz-)Trafo und deshalb meine nur unvollständige Bemerkung zu den Radiochassis. Die anschließende Trocknung ist (für mich) das geringste Problem: Ein „gespültes“ Chassis kommt erstmal für wenigstens ein…zwei Wochen in den warmen Heizungskeller (oder in den Backofen bei max. 50 Grad, wenn die Frau für längere Zeit außer Haus ist) oder im Sommer in den trockenen Gartenschuppen bzw. bei trockenem Wetter mit Sonnenschein direkt auf den Gartentisch. Ab und zu auch mal das Chassis wenden, hilft da auch. So ist auch schon mal moderne Technik wie die komplette Elektronikplatine eines DJ-Pults mit Folientastaturen und Schiebereglern, die mit verschütteter Cola versaut wurde, problemlos zu reinigen gewesen.