[ -M- ] Unbekanntes Philips-Radio, wer kennt es? BF634A
Hallo zusammen,
mir ist dieses Philips-Radio zugelaufen und will mir einfach seinen Namen nicht nennen. Auf dem Typenschild fehlt netterweise die Typenangabe oder dann ist sie spurlos verschwunden. Das Gerät wurde in der Schweiz in den 50er-Jahren verkauft und hat LW, MW, KW und UKW sowie einen Plattenspielereingang. Es hat keine Ferritantenne. Die Beschriftungen auf der Skala sind alle französisch, auch die Sendernamen. Bestückt ist es wie folgt (Reihenfolge dem vermuteten Signalpfad entlang): EF42, ECH42, EF43, EAF42, EB91, EBC41, EL41, AZ1, EM34. Diese Bestückung deutet auf eine kreative, unkonventionelle Lösung für UKW und auf Grund der Filteranordnungen auf 2 AM/FM-ZF-Stufen. FM-Demodulation dürfte ein Ratiodetektor mit der EB91 sein. So wie das Chassis aussieht, war da in früheren Versionen ebenfalls eine Rimlock-Röhre, aber hier ist die EB91 original, so steht es auch auf der Rückwand. Auffallend sind die sehr kleinen ZF-Filter, zudem sind die AM- und FM-Filter in separaten Schirmhauben.
Hier noch ein paar Bilder:
Röhrenbestückung:
Die AZ1 war 'zerlegt' und kann wohl nur noch als Anschauungsobjekt dienen, der Rest scheint unverbastelt zu sein.
Die EM34 hat keine Abschirmung, daher hat man freie Sicht auf das Innenleben:
Zu meiner Freude ist die EM34 neuwertig ohne irgendwelche Gebrauchsspuren auf der Leuchtschicht. Im Gegensatz zu den üblichen giftgrünen magischen Augen, Bändern und Fächer ist diese gelblich grün und das Blech über der Kathode glänzend statt mattgrau. Hier in Aktion in meinem Paillard bei strahlendem Sonnenschein, schon fast unanständig hell
Das Gehäuse braucht auf jeden Fall Streicheleinheiten, der Lack blättert überall ab, sofern es noch dran hat. Aber gröbere Schäden hat es keine. Die Elektronik wird wohl die üblichen Problemchen mit Papierkondensatoren und schlechten Kontakten haben. Für die AZ1 brauche ich auf jeden Fall Ersatz, auf die Schnelle kann ich auch eine Ersatzlösung in den Sockel der defekten Röhre bauen.
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Da gibt es in der Schweiz ein Radiomuseum, die haben als Besonderheit, dass man ein unbekanntes Radio nur anhand der Röhrenbestückung ausfindig machen kann! Natürlich muss in der Vergangenheit jemand diese Daten dort eingetragen haben!
Allerdings sehen wir hier eine Radio-Phono Kombination, wobei noch eine zusätzliche EBC41 zur NF-Verstärkung eingebaut wurde. Wenn man die Bilder des Chassis vergleicht, könnte das für Dein Gerät (in groben Zügen) in Übereinstimmung sein. Oder doch nicht?
die könnte passen, vielen Dank. Der Ausschnitt im Chassis ist für einen Rimlock-Sockel, da haben sie dann ein passendes Blech mit dem Miniatursockel draufgenietet, somit ist die EB41 realistisch.
Jetzt kann ich mich mal auf die Suche nach einem Schaltplan machen.
ich glaube, das ist es. Die Details kommen noch raus, wenn ich es aus dem Gehäuse ausbaue und in Ordnung bringe, aber das dauert noch etwas. Jedenfalls habe ich jetzt noch die Serviceanleitung gefunden, zwar in Französisch, aber nach der holländischen für den 736A ist das ja schon fast komfortabel...
Die magischen Augen aus französischer Produktion haben eine andere Farbe wie Du richtig erwähnst. Was aber entscheidender ist: sie halten wesentlich länger.
Wenn Du meine Mail noch findest: ich wäre an der von Dir gefundenen Doku interessiert
deine eMail-Adresse hat sich leider in Luft aufgelöst. Wenn du mir sie per PN schickst, schicke ich dir die Service-Unterlagen vom 736A und dem BF621A. Dateien per PN scheinen nicht mehr zu gehen, oder ich habe es nicht durchschaut. Übersetzen musst du sie aber selber
Wenn du eine arbeitslose AZ1 hast, wäre das natürlich super, ich würde ihr einen wunderschönen Arbeitsplatz herrichten. Meine hier ist nur noch Anschauungsobjekt, da das Vakuum weg ist. Den Sockel würde man ja wieder hinkriegen...
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie dieses Radio nach der Restauration funktioniert. Auf AM sollte es mit den zwei ZF-Stufen und 8 Kreisen ja deutlich überdurchschnittlich sein, was die Trennschärfe angeht. Auf FM wird es wohl nicht gerade spitzenmässig sein, was die Empfindlichkeit angeht, da die Pentode als HF-Stufe doch deutlich mehr rauscht als eine Triode, und die ECH42 ist ja definitiv keine UKW-Röhre. Aber ab Kabelnetz spielt die Empfindlichkeit ja keine Rolle, und mit der UKW-Aussenantenne hört man sicher auch was. Der sehr grosse Lautsprecher verspricht ordentlichen Bass. Aber bis es so weit ist, dürfte es viele Teerbomben zu tauschen geben...
nachdem dank tatkräftiger Mithilfe von Walter und Wolfgang das Radio seinen Namen verraten hat (BF634A, Hersteller Philips Frankreich), habe ich es heute mal untersucht. Der Befund war recht erfreulich: Elkos Topzustand, viele Kondensatoren an kritischen Stellen sind keramisch und daher unproblematisch, nur wenige verdächtige Kondensatoren an kritischen Stellen, die habe ich ersetzt. Als schnellen Ersatz für die defekte AZ1 habe ich in den Sockel eine Ersatzschaltung aus Si-Dioden und einem Vorwiderstand gelötet. Das Radio gibt wieder Lebenszeichen von sich, es hat aber auch noch ein paar Problemchen. Im Bereich vom Ratiodetektor (EB91) hat es noch Wackel, vermutlich die Röhrenfassung, und auf AM hätte ich eine höhere Empfindlichkeit erwartet, da muss ich noch prüfen, ob da was verstopft ist. Bei voll aufgedrehter Lautstärke scheint zudem im NF-Teil etwas zu schwingen, da muss ich noch nachmessen. Aber immerhin habe ich sowohl auf AM als auch auf FM bereits etwas empfangen.
Das Gerät hat diverse Spezialitäten, daher stelle ich es hier etwas genauer vor. Es beginnt bei der Mechanik: Der Drehkondensator ist gummigelagert, vermutlich um Mikrophonie auf UKW zu vermeiden. Der Seilzug ist als Bowdenzug ausgeführt, damit vom Chassis keine Kräfte auf den Drehko ausgeübt werden, siehe Bild:
Beim Ausbau des Chassis gab es auch Hindernisse: Sowohl der Skalenzeiger als auch der Zeiger für den gewählten Wellenbereich sind am Gehäuse festgehalten, aber die Seilzüge sind am Chassis, somit mussten diese zuerst abmontiert werden, was etwas Gefummel war, ich freue mich schon auf das Zusammensetzen
Auf den Röhren steht zwar 'Philips', aber 'Miniwatt' fehlt, dafür haben sie das Philips-Logo drauf, und auf einer steht noch der Hinweis, dass sie aus Holland importiert ist (in Französisch).
Elektrisch hat es auch ein paar Besonderheiten. Für AM ist es noch 'normal': ECH42, dann ein zweistufiger ZF-Verstärker mit EF43 und EAF42, wobei die Diode der EAF42 als AM-Demodulator verwendet wird. Für UKW gibt es eine HF-Stufe mit der EF42, danach wird ebenfalls die ECH42 als Mischer und Oszillator verwendet, was ziemlich abenteuerlich ist, da einerseits diese Röhre nicht für so hohe Frequenzen gedacht ist und andererseits durch die notwendigen Umschalter die Leitungen für UKW unnötig verlängert werden, was sehr schädlich ist. Danach folgt derselbe ZF-Verstärker wie für AM, einfach mit den 10.7MHz-Filtern. Als Demodulator dient ein Ratiodetektor mit einer EB91. Der NF-Pfad hat es auch in sich. Als NF-Vorstufe dient die EBC41, wobei die beiden Dioden keine Funktion haben. Als Endstufe dient die EL41. Die Kathodenwiderstände sind nicht mit Elkos überbrückt. Um den Verstärkungsverlust durch die Gegenkopplung zu kompensieren, gibt es eine Rückkopplung von der Kathode der Endstufe zur Kathode der Vorstufe, eine interessante Variante, und erspart die Prüfung eines verdächtigen Kondensators. Weiter gibt es von der Sekundärwicklung des Ausgangstrafos zur Vorstufe eine Gegenkopplung, in der auch eine Klangregelung eingebaut ist. Dabei können die Höhen mit einem Poti abgeschwächt werden, während für den Bass ein Schalter vorhanden ist. Die Heizung der EBC41 ist ebenfalls speziell: Damit vom Heizfaden kein Brummstrom eingespeist werden kann, wird diese Röhre über eine separate Wicklung geheizt, die über einen Spannungsteiler gegenüber der Kathode positiv vorgespannt ist. So wird bei einer allfälligen Elektronen-Emission des Heizfadens (parasitäre Diode) ein Stromfluss zur Kathode verhindert.
Die EAF 42 konnte auch als NF Vorstufe arbeiten. Das Pentodensystem der EAF 42 ist auch regelbares oder auch nicht regelbares NF Verstärkerteil verwendbar. Die NF Regelung war Teil der ALR, eine sog. Vorwärtsregelung. Mit dem Aufkommen von steileren HF und ZF Röhren verschwand diese Regelung, außerdem wurde die Bedeutung des AM Empfangs immer geringer. Eigentlich würde eine voll stromgegengekoppelte EBC 41 nicht ganz ausreichen um eine EL 41 mit 200 mV (Ratiospannung) voll auszusteuern. Nicht gegengekoppelt ganz sicher, so war die Kombi EBC 41, EL 41 gedacht. Die Gegenkopplung sollte wohl die schädliche Miller Kapazität unterdrücken um auf jeden Fall eine gute Höhenwiedergabe bei UKW zu haben, ohne "Kunstschaltung".