ich möchte euch hier ein Schweizer Spitzensuper von 1960 vorstellen, das mir zugelaufen ist Es braucht zwar noch ein paar Streicheleinheiten und eine gründliche Reinigung, ist aber auf den ersten Blick nicht verbastelt und die Kratzer sind nur im Lack und nicht im Holz. Die goldene Blende um die Tasten ist aus Holz, so dass sie leicht restauriert werden kann, und die Bespannung lässt sich auch problemlos retten, die am unteren Rand herausgezogenen Fäden sind ausreichend lang, um wieder hinter der Zierleiste befestigt zu werden.
Der Markenname Resonar gibt noch ein paar Rätsel auf, so wie es aussieht, wurden unter diesem Namen Geräte entwickelt, welche dann Fremdfirmen herstellten. Dieses Gerät wurde von der Firma Velectra AG in Biel hergestellt, die besser unter ihrem eigenen Markennamen "Biennophone" bekannt ist.
Zur Technik: Das Gerät hat für AM eine HF-Vorstufe mit einer EF89, die für FM als 1. ZF-Stufe dient. Abgestimmt wird nur eingangsseitig, ausgangsseitig arbeitet die Stufe für AM aperiodisch, hat aber noch einen ZF-Sperrkreis. Für FM hat es einen relativ stark gedämpften ZF-Kreis. Danach folgt die übliche Schaltung mit ECH81 und EBF89, wobei die ECH81 wie üblich für FM als ZF-Verstärker verwendet wird. Das Bandfilter zwischen der ECH81 und der EBF89 ist in der Bandbreite umschaltbar. Die AM-Demodulation erfolgt mit einer Diode der EBF 89, der Ratio-Detektor für FM ist mit 2 Germaniumdioden aufgebaut. Für Lang- und Mittelwelle gibt es eine abschaltbare, drehbare Ferritantenne, welche als Besonderheit aus zwei parallelen Ferritstäben besteht und elektrisch abgeschirmt ist. Weiter gibt es einen Anschluss für HF-Telephonrundspruch, so wie es sich für ein Schweizer Gerät gehört. Als Besonderheit wird beim Telephon-Rundspruch die ZF-Bandbreite extra breit geschaltet, um möglichst an die UKW-Qualität des Telephon-Rundspruchs zu kommen.
Der FM-Tuner ist mit einer ECC85 aufgebaut und induktiv abgestimmt, der Frequenzbereich reicht von 87 bis 100MHz.
Damit sich das Gerät standesgemäss bemerkbar machen kann, besteht der NF-Teil aus einer Gegentakt-Endstufe mit 2*EL84 und einer ECC83 als NF-Vorstufe und Phasendreher. Als Komfortelemente gibt es noch einen Höhen- und Bassregler sowie ein Drahtpoti, mit dem die Lautstärke der internen Lautsprecher reduziert werden kann, um so das passende Lautstärkeverhältnis zu externen Lautsprechern einzustellen. Als Lautsprecher sind ein grosser Basslautsprecher und ein Hochtöner vorhanden.
Eine weitere Besonderheit ist die Abstimmung. Der hintere (äussere) Ring dient zur FM-Abstimmung, während der vordere Knopf für die AM-Abstimmung ist.
Da das Gerät wohl schon länger keine Spannung mehr gesehen hat (der Netzstecker ist abmontiert), ist nach der obligatorischen Reinigung die Formierung der Elkos und Kontrolle der kritischen Kondensatoren angesagt, danach folgt ein erster Funktionstest, der dann die weiteren elektronischen Arbeiten vorgibt. Danach ist das Gehäuse dran, das muss wohl noch etwas warten, da mein Transistor-Spitzensuper noch fertig werden will... aber der Winter ist noch lang.
Hier noch die Rückwand und die Innereien, es sieht sehr aufgeräumt aus:
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ich habe heute dem Radio mal unter das Chassis geschaut. Als erstes fiel mir da in einem Briefumschlag geschützt der richtige Schaltplan in die Hände, so was ist immer nützlich und deckt den ersten Irrtum auf: Bei diesem Gerät wurde bereits gespart, die Ferritantenne ist immer aktiv, man kann aber über den Schalter 'Antenne' die Aussenantenne abschalten. Hier gibt es noch ein interessantes Detail: Bei zugeschalteter Aussenantenne oder HF-Telephonrundspruch wird die Schirmgitterspannung und damit die Verstärkung der HF-Vorstufe reduziert, um Übersteuerung zu vermeiden. Die beiden Ferritantennen werden übrigens bei LW in Serie und bei MW parallel betrieben, eine interessante Schaltung. Weiter hat es als Besonderheit einen 9kHz-Serie-Resonanzkreis zwischen den Anoden der beiden Endröhren, der bei AM den 9kHz-Pfeifton vom Nachbarträger unterdrückt. Für FM und Plattenspieler ist er selbstverständlich abgeschaltet. Weiter gibt es noch einen NF-Drahtfunk-Eingang (ein gewöhnlicher NF-Eingang), offenbar wurde zu dieser Zeit an gewissen Orten NF-Drahtfunk angeboten. Was mich dagegen erstaunt: es gibt keinen Tonband-Ausgang, obwohl der bei den Konkurrenzgeräten, die ich kenne, Standard war. Bei einem Spitzengerät wäre so was eigentlich zu erwarten...
Beim technischen Zustand habe ich als positiven Befund keine Basteleien gefunden, ausser das Drahtpoti im Lautsprecherpfad, das es nach Schaltplan nicht gibt. Hingegen stachen mir ein paar 'böse' Wima-Bonbons ins Auge, diese werden auf alle Fälle ersetzt:
Im Übrigen sieht das Chassis sauber aus, und die Verdrahtung gab wohl einige Arbeit, so was darf einfach nicht zerstört werden:
Die Abstimmantriebe und der Ferritantennen-Antrieb funktionieren einwandfrei, aber die drei Potis (Lautstärke, Höhen und Bass) sitzen fest, da ist die übliche WD40/Brennsprit-Kur notwendig.
Beim Betrachten der Skala fand ich auch ein paar Besonderheiten: Die Kurzwellen-Skala ist nur in Wellenlängen angeschrieben, was auch kein Verlust ist, denn ohne Spreizung kann man ja auch nicht viel mehr als das ausgewählte Band ablesen. Auf MW sind auffallend viele Ostblock-Sender vertreten, offenbar gab es da keine politische Filterung... Auf UKW wurden ebenfalls die Namen von Senderstandorten angeschrieben, sowohl Schweizer Sender als auch solche aus dem angrenzenden Ausland. Diese waren wohl nicht allzu lange aktuell...
Wenn die Wimas ersetzt, die Elkos formiert und die Potis wieder gängig sind, freue ich mich schon auf den hoffentlich hervorragenden Empfang...
Resonar war eine Marke von Rediffusion, heute Cablecom und somit Kabelnetz-Anbieterin.
Es wurden damals Geräte unter eigenem Namen verkauft oder vermietet. Hersteller waren Sondyna und später eben Biennophone/Velectra. Sondyna wurde angeblich wegen der problembehafteten UKW-Tuner nicht mehr berücksichtigt.
das klärt ja schon was und wäre auch eine Erklärung für den ominösen NF-Drahtfunk-Anschluss, denn der NF-Telephonrundspruch existierte meines Wissens zu dieser Zeit nicht mehr und macht bei einem Gerät, das HF-Tr kann, auch keinen Sinn.
Das mit dem UKW-Tuner hat was dran, denn bei meinem ersten Schaltplan, der von der Vorgänerversion stammt, war die UKW-Vorstufe eine simple Kathodenbasis-Schaltung ohne Neutralisation, und so was verstärkt entweder kaum oder schwingt. Im richtigen Schaltplan von meinem Gerät, das von Velectra AG gefertigt wurde, ist die Vorstufe neutralisiert, so wie es sich gehört.
Hoffentlich klappt es mit der gängigmachung der Potis. Bei einen Philips der 1960 er ist es mir nicht mehr gelungen. Weder Chemie noch Physik halfen da. Echtes Problem wenn das LS Poti ein Spezialteil mit zwei zusätzlichen Anzapfen ist. Möglicherweise erst mal die Welle warm machen, Heißluftgerät o. ä.
das Lautstärkepoti hat seinen Widerstand aufgegeben und geht wieder, somit ist das kritische Bauteil wieder einsatzfähig. Neben der Anzapfung für die gehörrichtige Lautstärkeregelung hat es auch noch die Mechanik für die ZF-Bandbreitenumschaltung integriert, was das Ganze zusätzlich verkompliziert hätte. Die beiden Klangregler sind ganz normale Potis und können somit im Ernstfall ersetzt werden.
ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und habe mich mal dem Resonar zugewendet, mein Transistorsuper muss etwas warten...
Der gröbste Schmutz auf dem Chassis ist entfernt, so wie er sich anfühlte, dürfte das Gerät in einer Küche seinen Dienst getan haben. Hoffentlich haben das die Kontakte unbeschadet überlebt...
Die Potis gehen wieder und die "bösen" Wimas sind ersetzt (zwei davon hatten bereits einen Kurzschluss). Die Elkos sind momentan am Formieren, es sieht so weit gut aus, so dass bald der erste Funktionstest dran ist. Ansonsten ist das Gerät unverbastelt.
die Elkos sind fertig formiert und praktisch neuwertig, was Kapazität und Leckstrom angeht. Somit Netzstecker montieren, einschalten und Anodenspannung prüfen... und es funktioniert! Die Anodenspannung ist ein paar Volt zu tief, aber das könnte noch in der Messgenauigkeit liegen. Der Gleichrichter ist jedenfalls nach einer Stunde Betrieb nicht heiss geworden, und der Netztrafo hat sich gerade knapp nachweisbar erwärmt... somit masslos überdimensioniert, wenn man mit anderen Geräten vergleicht, und mit der Gegentaktendstufe ist er ja nicht gerade der sparsamste.
Der Empfang mit der Ferritantenne ist hervorragend, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Test im Luftschutzkeller (Bastelraum) stattfand. Durch die Abschirmung der Ferritantenne gibt es sehr wenig Störungen, und durch Drehen können sie minimiert werden. Auf UKW macht sich die zusätzliche ZF-Verstärkung positiv bemerkbar, auch schwache Sender kommen mit voller Lautstärke. Der Ton ist ebenfalls sehr gut. Auf AM hat es irgendwo noch ein Kontaktproblem, ich vermute die Bandbreitenumschaltung, aber das ist zu finden, ansonsten läuft alles einwandfrei. Die beiden Skalenlampen sind durchgebrannt und werden noch ersetzt. Die EM84 ist recht dunkel und hat wohl schon viele Betriebsstunden auf dem Buckel. Mal sehen, ob ich noch Ersatz in der Bastelkiste habe, sonst kann ich mal bei Gelegenheit eine beschaffen, die sind ja noch nicht selten.
Als Nächstes werden neben der Suche nach dem Wackel auf AM noch die diversen Spannungen überprüft und das Gerät gründlich gereinigt und der Abgleich kontrolliert. Danach ist das Gehäuse dran, aber das dürfte noch etwas dauern.