Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo,
Da ich hier neu bin, möchte mich erstmal vorstellen, ich hoffe das wird nicht zu lang... Ich heiße Axel, bin 53 Jahre alt und arbeite als Angestellter in einem größeren landwirtschaftlichen Betrieb. Deshalb leider immer wenig Zeit für alles...
Ich habe als Jugendlicher bzw. während meiner Armeezeit schon einiges gebastelt, meist NF-Verstärker mit Transistoren oder Elektronik überhaupt. Dann kamen Ehe, Kinder, Haus usw. und nach der Wende gab es ja auch alles zu kaufen, was man so gebastelt hat und somit ist das Basteln wieder eingeschlafen. Andere Hobbys waren dann aktuell, geblieben sind davon noch das Sammeln und Reparieren/Restaurieren von Stromerzeugern (halbwegs tragbar bis max. 200 Kg und 0,6 bis 4 KVA), meist russischer Herkunft und ehemalige DDR. Davon habe ich etwa 12 Stück. Dann habe ich noch zwei russische Militär-Geländewagen, die beide Oldtimer sind. Mich fasziniert bei meinen Hobbys die urige Technik und deren Erhalt, mit "Kriegspielen" oder ähnlichem habe ich nichts im Sinn.
Nun ja, so ganz weg war das Basteln eigentlich nie, aber vor einiger Zeit ist es wieder so richtig aufgeflammt. Ein Auslöser war ein Bausatz für ein KW-Audion mit (natürlich) russischen Röhren 1SH24b, der ab und an im Netz angeboten wird. Ein zweiter Auslöser war ein Sachsenwerk Olympia 551 WU, das schon mindestens 20 Jahre lang lieblos im Lager unseres Betriebes stand. Da es weggeworfen werden sollte, habe ich mich der "geschundenen Kreatur" erbarmt und es repariert (Tastensatz musste raus, weil anders nicht zu reinigen, Tausch der ausgelaufenen/rissigen Teerkondensatoren, Siebelkos neu, usw). Dann noch die fehlende Rückwand im Internet gefunden und gekauft. Das Gehäuse ist an einigen Stellen beschädigt und der Lack stumpf und rissig, aber egal, erstmal bleibt es so und ein wenig Politur hat schon kleine Wunder bewirkt. Nun spielt es wieder auf allen Wellenbereichen und behält seinen Platz in meiner Bastelecke.
Nun aber zum Telefunken: Aufgefunden habe ich es in Berlin vor einer Garage, wo es schon einige Zeit stand, in etwa so :
Der Garagenbesitzer wusste nicht was es ist, ich auch nicht und eigentlich wollte ich es garnicht mitnehmen (Wellenschalter an der Seite und diese großen Röhren waren eigentlich nicht so mein Ding), aber ich habe es dann doch eingeladen. Zuhause erstmal im Netz geschaut was ich mir da wieder eingebrockt habe und aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Na toll, nun habe ich den "Salat", habe ja auch sonst nix zu tun...
Erste Bestandsaufnahme (positiv): Das Radio ist bis auf eine Stationstaste augenscheinlich komplett, es steckt sogar noch ein (originaler?) Adapter auf Diodenbuchse in der Tonabnehmerbuchse, Das Chassis hat kaum Flugrost oder Staub, Der Lautsprecher hat zwar einen Feuchtigkeitsfleck, macht aber bei (sehr vorsichtigem) Bewegen der Membran keine Kratzgeräusche, Wellenschalter und Stationstasten lassen sich bewegen, Das Skalenseil ist intakt, wenn auch scheinbar nicht original (Angelsehne?).
Nun das Negative: Das Gehäuse hat linksseitig -gelinde ausgedrückt- einen Totalschaden durch die aufstiegende Bodenfeuchtigkeit, stellenweise ist es nichtmal mehr vorhanden... Der Rest des Gehäuses ist nicht wesentlich besser, allein die Front scheint mir (bedingt) Erhaltenswert, der Boden ist ok, der Lautsprecherstoff könnte auch bleiben, Eine Glasskala ist gebrochen und wurde irgendwie repariert, die restlichen Skalen darf man kaum schief angucken, dann ist der Aufdruck dahin...
Wie gesagt, nun habe ich den Salat, aber ich möchte das Radio bestmöglich restaurieren. Am meisten Sorgen macht mir das Gehause, aber das stelle ich erstmal hinten an, die ganze Sache wird berufsbedingt sowieso "etwas" dauern... Zuerst werde ich mir mal einen Chassisschwenker bauen, den hätte ich bei der Reparatur des Olympia schon gut brauchen können. Dann kommt das Cassis aus dem "Gehäuse" und wird zuerst restauriert. Nicht repariert wie beim Olympia, sondern bissel besser mit z.B. Einbau neuer Kondensatoren in die alten Hüllen. Dann die Wiederinbetriebnahme mit allen Vorsichtsmaßnahmen. Und dann der Rest... Oh mann... Ich werde berichten und es werden sich sicher auch viele Fragen ergeben, also bin ich für Tips, Anregungen und Kritik dankbar.
Ach so, ich bitte diesen "Roman" zu entschuldigen, ich denke es gelingt mir mich in Zukunft kürzer zu fassen...
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Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel, herzlich willkommen in diesem Forum. Mit großem Interesse habe ich deine Vorstellung und deine Ausführungen über das Radio-Restaurierungsprojekt gelesen. Ich wünsche dir ein gutes Gelingen.
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel,
tolle, aber auch komplizierte Aufgabe die du dir da stellst. Das Gehäuse ist in sehr üblem Zustand. Dazu kommen gebrochene und beschlagene Skalenbeschriftung und fehlende Tasten. Die Skalen kann man nicht einfach abwischen, weil dann die Senderbeschriftung weg ist. Klar, man könnte alles wieder herstellen, aber der Aufwand steht in keinem Verhältnis zu der Menge an noch vorhandenen Schlachtgeräten auf dem Markt. Das haben 15 Jahre Ebay eindeutig gezeigt. Ich würde da einfacherweise ein "lautsprecherentwendetes" Gerät aus der Bucht langfristig suchen, dessen Gehäuse noch "wohnzimmerschön" ist. Der T860WK aus 1939 ist nicht selten und der Lautsprecher wird sehr gerne ausgebaut von Geräteschlachtern und nach Asien vertickt. Den Rest bieten sie dann in der Bucht an. Nicht ganz so schlimm wie beim T898WK, aber fast so. Achte auch drauf, dass die Skalen noch klar und noch die fehlende Tastenanzahl dran ist. Es gab in Sammlerkreisen auch mal nachgedruckte Skalen aus Plexiglas, aber mal ein Angebot zu finden ist selten. Zusätzlich brauchst du das Telefunken Werkstattjahrgangsbuch 1939/40. Ca. 30-40€ das originale Heft (Eventuell Kopien) Dort sind großformatige Chassisansichten, Bauteilelisten und Schaltbilder zu finden die sehr hilfreich sind. Ferner noch das Telefunken "Abgleichbuch" b.z.w. Kopie.
Gutes Gelingen
Debo (der auch einen wohnzimmerschönen T860WK besitzt)
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel,
das ist wirklich ein grenzwertiger Restaurierungsfall. Besonders kritisch die eine Skalenscheibe. Und das Gehäuse erfordert erheblichen und zeitintensiven Aufwand fast nur für Restaurierungsprofis. Berufs-Restaurateure (müssen) verlangen für solche Arbeiten schon bemerkenswerte Preise. Vielleicht ist das Gerät eher besser als Ersatzteilspender geeignet?
Aber auch die Strategie von Debo hat was für sich.
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo,
Danke erstmal für die Tips. Debos Idee mit einem anderen Gehäuse hatte ich auch schon im Hinterkopf, mal sehen ob sich etwas finden lässt. "Basteleckentauglich" würde ja schon reichen. Wichtig ist mir, das das Gerät funktioniert und beim reinschauen nicht verbastelt aussieht, das Äußere ist mir nicht ganz so wichtig. Aber ein komplettes Gehäuse sollten es ja schon haben.
Ich werde erstmal schauen, ob der Lautsprecher funktioniert, danach kommt das Chassis dran. Es ist ja auch ein elektrodynamischer Lautsprecher wie in meinem Olympia 511WU. Die Erregerspulen mit dem annähernd richtigen Strom belasten und die Schwingspule an ein normales Radio klemmen? Oder kann ich ihn zum Testen an den Olympia anschließen? Die Stromaufnahme -und somit doch auch der Strom durch die Erregerspule des Lautsprechers- ist beim Olympia laut Schaltplänen gleich, bzw. etwas geringer als die vom Telefunken?
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel
Die anderen haben dir ja schon einige Ratschläge gegeben die sicher richtig sind. Und was Rainer mit einem grenzwertigen Fall beschreibt trifft es sehr genau. Aber fassen wir mal zusammen. Das Innenleben sieht noch richtig gut aus. Die Front ist durchaus brauchbar. Die Skalen sind natürlich nicht die besten aber wenn man das gesamte äußere betrachte durchaus ok. Weiter schreibst du dass du schon einiges restauriert hast und was Elektrik/Elektronik betrifft nicht unbelastet bist. Du schreibst das du als Angestellter in einem großen Landwirtschaftlichen Betrieb arbeitest. Also geh ich mal davon aus dass du auf dem Land lebst oder zumindest dorthin fährst um deiner Arbeit nachzugehen. Das hat mich auf einen Gedanken zum Gehäuse gebracht. In unserem Ort gab es früher einen Bestatter. Richtig gehört, einen der einen zur letzten Ruhestätte begleitet. Diese Bestatter hatten auch in früheren Zeiten meist eine Schreinerei dabei. Die haben da nicht nur Särge gemacht sonder auch ganz normale Möbel. Das war früher häufiger anzutreffen dass bei Möbelschreinereien auch Särge gemacht wurden und das Bestattungsunternehmen zur Firma gehörte. Vielleicht gibt es sowas ja bei dir noch. Einfach mal die alten(Bauer??) fragen ob es sowas noch in der Nähe gibt. Dein Gehäuse ist ja vom Prinzip her eine eckige Kiste die für eine Schreiner schnell und einfach zu machen ist. Eine andere aber nicht minder interessante Möglichkeit ist das von Bebo vorgeschlagene Internet. Einfach mal in den Kleinanzeigen nach alten Holzschränken suchen die von der farbe zu deinem Gehäuse passen. Und dann ist wieder der Schreiner gefragt. Ich glaub das Radio wird wieder gut. Die Technik mit hilfe der sehr fähigen Forumsmitglieder. Und das Gehäuse? Vielleicht findest du zufällig ein passendes oder du denkst mal über einen Besuch beim Bestatter nach. Vielleicht hat der ja noch ein paar schöne Eichenbretter
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel,
das Gehäuse ist absolut Schrott und es nicht wert auch nur einen einzigen Euro für die Wiederherstellung zu investieren. Das bekommt man nicht vernünftig hin ohne Riesenaufwand, das sieht sonst immer gebastelt aus. Stecke es einfach in den Ofen und besorge dir im Internet ein Gerät mit gutem Gehäuse wo der Lautsprecher ausgeschlachtet ist. Dann hast du gleich Ersatzteile falls noch irgendetwas kaputt ist und dazu gleich die passenden Skalen und eine Rückwand (deine sieht auch schäbig aus durch Feuchtigkeitseinwirkung !). Ein Schreiner macht nichts umsonst und das wird sicherlich viel teurer als ein Ersatzteilspendergerät, also vergiß es....
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Guten Morgen! Das Gehäuse ist nur für einen Laien Schrott. Ich lasse schlimmere Gehäuse aufarbeiten. Hör Dich mal bei Möbelrestauratoren um, bei einem Ebay-Gehäuse kommst Du vermutlich auch nicht an einer professionellen Neulackierung vorbei, da kannst Du es gleich machen lassen. Ich weiß nicht was ein Schlachtgerät kostet. Laß Dir einen Festpreis machen und kalkuliere. Wenn Du im Rheinland wohnen würdest, könnte ich Dir einen Spezialisten empfehlen. Wieso hat Deiner keinen Hochtöner?
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Fernseheumel: Das Gehäuse ist nur für einen Laien Schrott. Ich lasse schlimmere Gehäuse aufarbeiten.
Gruß, Fernseheumel
Das Zauberwort hier war wohl "lasse aufarbeiten". Eine Eigen-Restauration mit Hobby-Mitteln durch uns Laien (bezüglich Gehäuserestaurationen) ist wohl doch schon mehr als grenzwertig. Klar, gibt man einem beruflichen Restauror eine solche Aufgabe, wird der vielleicht was reissen können. Aber entstehen da nicht schnell Kosten von 200-400 Euronen.
Andererseits gibt es natürlich auch WGF-Nutzer, die eine solche Gehäuse-Restaurierung sehr gut hinbekommen. Ich will auch nur sagen: Ist schon eine gewisse Herausforderung.