Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel und Mitleser,
aber das hat sich gelohnt! Das wird ja wirklich ein schönes Radio. Klar kostet alles sein Geld. Aber dafür konntest Du auch etwas spazieren fahren und hattest ein Ziel. Ich hoffe, beim nächsten Mal klappt es bei mir dann auch mal mit einem Abstecher. Nun bin ich auf weitere Berichte zum Gerät gespannt. Nochmal - ganz große Klasse!!
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Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel,
fein, daß Du mit Konsequenz und "langem Atem" an das Restaurierungs-Projekt hergegangen bist. Für dieses Radio lohnt es sich aber auch unbedingt. Das Modell zählt zu den Highlights der damaligen Jahre. Es ist nicht nur optisch ein "Leckerbissen". Wenn Du fertig mit der Restaurierung bist, besitzt Du ein wirkliches "Kleinod".
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Moin. auch ich habe den Werdegang Deines Telefunken mitverfolgt und Achtung vor deinem langen Atem bekommen. Da hast Du was ganz Feines geschaffen. Herzlichen Glückwunsch.
Ich habe gehäusemäßig auch noch einen ähnlich aussehenden Kandidaten im Keller, ein Philips 890A Allegro (Concerto) von 1937/38 mit 2xEL3 Parallel-Endstufe und Monoknopf-Abstimmung, an den ich mich bisher noch nicht gewagt habe. Kommt nach der Siemens-Schatulle auf die Werkbank.
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo,
Nun geht es endlich weiter am Telefunken. Ich hoffe das Chassis diesen Winter spielbereit zu kriegen.
Begonnen habe ich letzte Woche mal mit dem Skalen- und Drehkondensatorantrieb. Dort hat bei meinem Gerät ja schon mal jemand dran gebastelt. Hier nochmal ein paar Bilder des verbastelten Skalenantiebs:
Normalerweise bewegt beim D860WK nur der Umlenkrollenhebel hinter dem Seilrad die Drehkowelle. Auf der Welle sitzen im Original zwei gleiche Seilräder und auf dem Hebel zwei kleine Umlenkrollen. Bei mir war ja nur noch ein Seilrad vorhanden und es sind Bohrungen angebracht, um es mit dem Hebel zu verbinden. Die Umlenkrollen auf dem Hebel fehlten ja ganz. Das Skalenseil bestand aus Angelsehne. Somit stimmte der Laufweg des Seiles nicht mehr und dann kommt sowas dabei heraus:
Das kann so natürlich nicht bleiben. Also dachte ich mir 'nimmste halt den kompletten Antrieb vom Schlachtchassis'. Dort sind der komplette Hebel und beide Seilräder vorhanden und alles funktioniert:
Nachdem die Seile mit Stücken von Wattetupfern und Isolierband gegen herunterspringen gesichert waren, wurde alles auf mein Chassis übertragen:
Das Skalenseil vom D860WK besteht aus zwei Teilen. Einmal aus einem Stahlseil und einmal aus einem Kunststoffseil. Das Kunststoffseil ist für die Kraftübertragung durch zweifache Umschlingung der Senderwahlwelle zuständig und das Stahlseil für den Rest. Der Grund ist wohl, das der Zeiger mit einer recht kräftigen Klemmschelle auf das Seil geklemmt wird, das würde das Kunststoffseil nicht vertragen. Leider musste ich feststellen, das die Seilkonstruktion vom Schlachtchassis falsch war. Der Fehler lag auf der anderen Seite des Antriebes an der Umlenkrolle.
Um diese Umlenkrolle muss das Stahlseil und nicht das Kunststoffseil laufen, also gehört der Knoten im Kunststoffseil nach unten. Somit war das Stahlseil zu kurz und das Kunststoffseil zu lang. Ich hatte mir aber schon vor einem halben Jahr neue Seile besorgt, also wurde alles gleich neu gemacht. So muss es sein:
Die Kraftausdrücke, die während des Umbaus meinen Mund verliessen, möchte ich hier nicht wiedergeben. Jedenfalls habe ich jetzt den kompletten Seillaufplan im Kopf... Die jeweiligen Seillängen müssen auf's genauste stimmen, an den Anschlägen liegen die Verbindungsstellen entweder knapp an der großen Umlenkrolle im oberen Foto, oder an der kleinen Umlenkrolle hier:
Während das Umbaus bin ich noch auf einen weiteren Fehler gestoßen, es stimmten der Auf- und der Ablauf des Kunststofflseils auf die Senderwahlwelle nicht. Sie waren zwar auch unten auf der Welle, aber vertauscht (also praktisch falsch herum aufgewickelt) und somit können die Umlenkrollen links und rechts der Senderwahlwelle nicht ordnungsgemäß arbeiten. Sie folgen nämlich auf ihren langen Wellen dem Umschlingungspaket, das auf der dicken Senderwahlwelle beim Drehen beträchtlich nach vorn oder hinten wandert. Und die Länge dieser Wellen ist natürlich wieder genauestens bemessen... Hier ist gegenüber dem Foto oben sehr schön zu sehen, wie beim Drehen der Welle zum anderen Anschlag die Rollen auf den Wellen nach vorn gewandert sind:
Nun ist jedenfalls alles originalgetreu wiederhergestellt und funktioniert bestens:
Es ist schon sehenswert, das Zusammenspiel der beiden Seilscheiben mit dem Umlenkrollenhebel beim Durchdrehen des Senderwahlknopfes zu beobachten. Schade das das später im normalen Betrieb nicht zu sehen ist...
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo Axel,
danke für den Zwischenbericht. Leider ist die fehlerhafte Reparatur von Skalenseilen und Skalenantrieben garnicht so selten. Immer wieder habe ich erlebt, dass Seile falsch aufgelegt wurden. Dabei hat es abenteuerliche Umkonstruktionen gegeben. Oft wurde auch die Laufrichtung verdreht: Also Knopf wird im Uhrzeigersinn gedreht, Zeiger läuft nach links. Es gab aber auch Radios, wo das absichtlich so vom Konstrukteur gewollt war.
Oft wurden um die Drehknopfachse 3-4 Umschlingungen gemacht, nach dem Motto: Viel hilft viel. Folge: Starkes Knacken beim Drehen.
Habe auch schon ein Radio gesehen, wo ein begnadeter Reparateur ein ca. 8 cm langes Stück eines Schnürsenkels eingearbeitet hatte...
Re: Restauration bzw. Wiederinbetriebnahme Telefunken D860WK
Hallo,
Es gibt wieder etwas Neues vom Telefunken. Die Kondensatorkur ist fast beendet und auch am Gehäuse ging es weiter. Aber der Reihe nach.
Angefangen hatte ich mit den Siebelkos, hier mache ich keinerlei Experimente mit Formatieren o.ä., die bestücke ich immer neu. Entkernt mit der gewohnt vorsichtigen Methode (Alubecher auffeilen, Schraube ins Innere würgen, Becher erwärmen und mit der Zange den Inhalt herauszerren). ;) Hier die Ausbeute:
Da der erste Elko nach der Gleichrichtung ein 550/600 Volt Typ ist, habe ich gleich alle Elkos mit diesem Spannungswert ersetzt. Schaden kann es ja nichts. Bestellt habe ich sie bei den Wüstens, solche Spannungswerte sind ja Reichelt und Co nicht zu kriegen. Hier schon mal vorbereitet zum Einbau:
Da ich der Sache mit dem Alu löten nicht so recht traue, habe ich den Minus-Pol der Elkos auch nach aussen geführt. Dazu habe ich einen kleinen Schlitz in den Alubecher gefeilt und den Draht an der originalen Masseleitung mit angelötet:
Die Elkos wurden auch nicht wieder zugebörtelt, sondern mit 2-K Kleber mäßig verklebt. Es ist nur bei näherem Hinsehen zu erkennen und ich finde diese Lösung besser, als die Elkos abzulöten und andere irgendwo zu verstecken:
Auch die Blockkondensatoren mussten sich einer Verjüngungskur unterziehen:
Auch der doppelte Blockkondensator wurde neu bestückt. Es ist übrigens ein Heidenspass, die bis zu 25 cm langen Anschlussdrähte wieder an Ort und Stelle zu bringen. Scheinbar wurden die Blockkondensatoren im Werk als erstes montiert und ihre Drähte liegen unter allen anderen Kabeln und Bauteilen:
Die meisten Papierkondensatoren wurden ebenfalls entkernt und neu bestückt. Viele Werte lagen weit ausserhalb. Bei den komplett schwarzen (etwa rechts im Bild) war das nicht machbar, sie waren schon aufgerissen und lassen sich 'eh nicht neu füllen. Man kann zwar Gießformen dafür herstellen, aber das war mir dann doch zu doll...
Also habe ich neue gebaut und mit selbstgemachten Etiketten versehen. Ob sie so bleiben weiß ich noch nicht, die neuen Etiketten sind doch recht auffällig geraten. Mal schauen, vielleicht finde ich nochmal etwas dunkleres Papier. Übrigens, sind die Bauteile auf der NF-Baugruppe punktgeschweißt, na, von solchen Verfahren habe ich auch die Finger gelassen und sie wurden ganz normal angelötet.
Auch ob die beiden Hoges Scheibenkondensatoren original bleiben, weiß ich noch nicht, ich habe sie erstmal gemessen, die Werte sind zwar noch gut, aber ob das so bleibt?:
Am Gehäuse bin ich auch sehr viel weitergekommen, die Skalenstreifen sind jetzt komplett gereinigt, montiert und die Schallwand ist in das Gehäuse eingebaut:
Das Chassis ist mittlerweile auch schon spielbereit und hat an 15 Meter Draht sehr guten Empfang auf allen Wellenbereichen. Und das, obwohl ich HF- und ZF-mäßig nichts gemacht habe. Es sind noch einige Kleinigkeiten zu machen, z.B. kratzender Lautstärkeregler und Reinigungsarbeiten am Chassis. Der Stecker mit den bunten Kabeln auf dem Ausgangstrafo ist nur provisorisch, er dient dem vorläufigen Anschluss von Lautsprecher und Feldspule: