die Gegenkopplung dient hauptsächlich zur Verbiegung des Frequenzgangs durch die Klangregelung, der Verstärkungsverlust ist durch die positive Rückkopplung über die Kathodenverbindung mehr oder weniger kompensiert. Mit 3 geregelten Röhren (Mischer und 2*ZF) ist die Schwundregelung mehr als ausreichend, so dass keine Vorwärtsregelung notwendig ist.
Heute habe ich mich wieder dem Gerät zugewendet. Nun funktioniert wieder alles. Die ZF-Filter waren verstimmt, ebenso der HF-Kreis. Offenbar gab es da Drift oder es wurde schon im Werk nicht sauber abgeglichen, denn der Wachs war unversehrt, somit hat sich wohl kein Bastler daran vergriffen. Auf AM macht das Gerät jetzt eine sehr gute Falle, und das zusätzliche ZF-Bandfilter sorgt für Trennschärfe. Auf UKW ist es wohl mehr für Ortsempfang. Die Empfindlichkeit ist nicht einmal so schlecht, aber die ZF-Verstärkung ist eindeutig zu niedrig. Für eine halbwegs vernünftige Lautstärke braucht es schon etwa 30uV am Antenneneingang, und erst ab etwa 400uV wird ein Begrenzungseffekt sichtbar. Nach korrektem Abgleich des Ratiodetektors war der Klang aber sehr gut, wenn man das Gerät aus dem Kabelnetz füttert. Die Frequenzstabilität ist ebenfalls gut, was bei dieser Konstruktion ja nicht unbedingt zu erwarten ist.
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es gibt noch weiteren Reparaturbedarf. Mit den beiden ZF-Stufen sollte das Radio einfach mehr Verstärkung haben, daher habe ich nach einer Kontrolle des Abgleichs die Schirmgitterspannungen der beiden ZF-Stufen gemessen, die sind ein gutes Indiz für die Emission der Röhren. Bei einer Stufe war die Spannung dann deutlich zu klein, die Ursache war ein hochohmig gewordener Vorwiderstand. Ein paar Stichproben brachten dann noch zwei weitere faule Widerstände ans Licht, daher muss ich wohl alle systematisch durchmessen... so habe ich noch was zu tun
die faulen Widerstände sind jetzt ersetzt und eine AZ1 ist auch eingetroffen und eingebaut. Der HF- und ZF-Teil musste komplett neu abgeglichen werden, da wurde entweder gepfuscht oder dann drifteten die Bauteile weg. Bastlereingriffe waren keine sichtbar. Nach dem Neuabgleich ist der AM-Empfang wie zu erwarten, dank 8 Kreisen eine steilflankige Filterung, allerdings nach meinem Geschmack etwas zu breit, und Bandbreitenregelung gibt es hier nicht.
Auf FM ist die Verstärkung immer noch recht dürftig, nicht allzu starke Sender sind recht leise. Ob da noch was faul ist oder das Konzept nicht mehr hergibt, kommt noch raus. Der ZF-Pfad ist es jedenfalls nicht, die gemessene Verstärkung entspricht dem zu Erwartendem. Weiter scheint der Wellenschalter auf UKW noch etwas Kontaktprobleme zu haben, dem muss ich noch nachgehen.
Die additive Pentodenmischung mit der EF 42 ist in der Tat nicht besonders empfindlich, jedenfalls einer Vor.- Mischstufe mit einer ECC 85 deutlich unterlegen. Trotzdem würde ich den gesamten Pfad Vom UKW Antenneneingang bis zur ZF Auskopplung prüfen. Auch wenn es seltsam klingt auch die Abgleichkerne können "gealtert" sein. Das Material für so hohe Frequenzen war damals nicht so Langzeit stabil wie später.
die EF42 ist als HF-Vorstufe und nicht als Mischer geschaltet. Gemischt wird mit der ECH42, genau gleich wie für AM. Die Empfindlichkeit ist nicht mal schlecht, aber die Verstärkung reicht für schwache Signale nicht, es gibt auch kaum hörbares FM-Rauschen, wenn kein Sender empfangen wird. Aber ich prüfe auf jeden Fall noch den UKW-HF-Teil. Vom Gitter der ECH42 bis zum Demodulator ist schon geprüft und alles gut.
die Elektronik ist jetzt fertig restauriert. Der AM-Empfang ist sehr gut, und auf FM ist die Tonqualität und Empfindlichkeit auch gut, aber die ZF-Verstärkung ist knapp bemessen, so dass erst starke Sender laut empfangbar sind. Ich habe da mal alles durchgemessen, da ist kein Fehler drin, das war offensichtlich immer so. Die HF-Vorstufe verstärkt dabei ganz ordentlich, daher auch die durchaus gute Empfindlichkeit, aber für lautstarke Wiedergabe braucht es am Steuergitter der ECH42 halt schon ca. 1nV (die ist ja eigentlich auch nicht für UKW gedacht), was am Antenneneingang etwa 100uV erfordert. Mit einer Aussenantenne ist das für nicht allzu ferne Sender kein Problem, aber mit der integrierten Behelfsantenne ist er doch eher ein Ortsempfänger. Weiter ist die Störstrahlung vom Oszillator recht hoch, so etwa das 20fache eines neueren mit der ECC85, daher kann es durchaus auch mal Ärger geben, wenn man damit DAB+ stört. Aber als Zeuge der UKW-Anfangszeit ist er durchaus erhaltenswert, zumal mit dem Ratiodetektor eine einwandfreie Demodulation gegeben ist. Dank der AZ1 von Walterh (nochmals besten Dank) ist auch die Bestückung wieder originalgetreu.
Weiter habe ich der EM34 noch eine separate Speisung verpasst. Wird nämlich die Hochspannung mit zwei Siliziumdioden gleichgerichtet und so der Spannungsabfall an der AZ1 vermieden, ergibt sich eine Spannung von etwa 400V, was meine schon sehr dunkle EM34 wieder zu ausreichendem Leuchten bringt. Die gute EM34 verrichtet jetzt ihren Dienst im Paillard, dort kommt sie besser zur Geltung.
Die Teerkondensatoren habe ich auch noch genauer untersucht. Im Gegensatz zu den mir sonst bekannten Papierkondensatoren sinkt bei diesen der Leckstrom bei anliegender Spannung mit der Zeit, was schon mal nicht schlecht ist, allerdings ist das Niveau je nach Einsatzort zu hoch, daher hatte ich die kritischen gleich ersetzt. Sie haben aber noch ein ganz anderes Phänomen: hängt man sie von der Spannung ab und entlädt sie vollständig (Kurzschluss), baut sich danach trotzdem wieder eine Spannung von ein paar 100mV auf, die auch einen Tag später noch messbar ist. So ein Verhalten ist natürlich je nach Anwendung (z.B. als Blockkondensator in der Regelspannung) sehr schlecht, daher habe ich jetzt alle Teerkondensatoren ersetzt. In der Werkstatt roch es danach wie beim Strassenbau
Hier noch ein paar Bilder.
hochohmig gewordene Widerstände und seltsame Teerkondensatoren:
Das Chassis mit der AZ1. Es ist auffällig schmal und lang. Die Bauteilplatzierung ist wärmetechnisch vorbildlich: die AZ1 über dem Chassis, die EL41 mit viel Abstand zum Trafo, der dadurch nicht mal handwarm wird, der Netz-Elko am anderen Ende des Chassis, damit er kalt bleibt.
Der Drehko ist etwas speziell aufgebaut, insbesondere der Verbindungssteg der beiden Rotorpakete:
Hier noch der Abstimmantrieb. Dieser hat zwei Seile, das eine aus Stahl-Litze ist für den Skalenzeiger, das andere als Kunststoff für den Drehko-Antrieb mit den beiden Bowdenzügen.
Nun wird das Gehäuse in Ordnung gebracht. So wie es aussieht, muss es nur gereinigt und neu lackiert werden, Beschädigungen sind keine sichtbar.
Die Teerkondensatoren habe ich auch noch genauer untersucht. Im Gegensatz zu den mir sonst bekannten Papierkondensatoren sinkt bei diesen der Leckstrom bei anliegender Spannung mit der Zeit, was schon mal nicht schlecht ist, allerdings ist das Niveau je nach Einsatzort zu hoch, daher hatte ich die kritischen gleich ersetzt. Sie haben aber noch ein ganz anderes Phänomen: hängt man sie von der Spannung ab und entlädt sie vollständig (Kurzschluss), baut sich danach trotzdem wieder eine Spannung von ein paar 100mV auf, die auch einen Tag später noch messbar ist. Gruss HB9
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. (Albert Einstein)
Hallo HB9,
dieses Verhalten haben viele Papier-Cs.
Der Grund ist, die Feuchtigkeit bildet mit den Zersetzungsprodukten des Papiers einen Elektrolyten. Wenn die Metallfolie aus Aluminium ist, bildet sich ein Elko - zwar grottenschlecht, aber funktioniert nach kurzer Formierzeit. Bei kleinen C-Werten (ca unter 10nF) geht der Reststrom an Gleichspannung recht schnell zurück. Größere erhitzensich bis zur Schmelze und schlagen ohne Strombegrenzung über kurz oder lang durch. Allerdings bleibt auch bei den Kleinen immer ein Reststrom im µA-Bereich , der besonders bei G1-Koppel-Cs den Arbeitspunkt der Röhre drastisch verschiebt.
Bei Sammlergeräten muß also nicht jeder Papier-C ersetzt werden. Für Geräte , die für den täglichen Einsatz gedacht sind, empfehle ich aber alle Papier-Cs zu ersetzen.
Die UKW Empfindlichkeit deines Radios ist meiner Meinung nach zu gering. Ich habe eine fast gleiche Philips Schaltung mit steiler HF Pentode UKW Eingangsverstärkung und Mischer mit dem Triodenteil einer Mischhexode gefunden. Allerdings mit den Noval Nachfolgern EF 80, ECH81. Die eff. Gitterwechselspannung der Triode ECH 81 ist 6 V bei einer - g1 von 5,4 V. Das Gitter wird etwa bis 3 V in den positiven Bereich ausgesteuert. Die effektive Steilheit ist dann 0,8 mA/V. Das könnte ein Anhaltspunkt sein. Die Brücke Oszillatorkreis - HF Eingang muss auch richtig abgeglichen werden. Meiner Schätzung müsste der UKW Bereich mind. 2 -3 empfindlicher sein.
es geht weiter. Das Gehäuse ist jetzt frisch lackiert und darf vor dem Zusammenbau noch gut aushärten. Ausser dem abgeblätterten Lack gab es keine Schäden, daher war "nur" Abbeizen und neu lackieren angesagt.
Die Skalenscheibe, Frontblende und die Knöpfe sind gereinigt und für den Zusammenbau bereit. Die Skalenscheibe ist übrigens aus Kunststoff statt Glas, zu dieser Zeit wohl ziemlich einmalig.
@Nobby: Die EF80 und auch die Heptode der ECH81 haben einiges mehr an Verstärkung als die EF43 und EAF42, die hier als ZF-Stufen arbeiten. Die Mischverstärkung der ECH42 ist bei UKW sehr niedrig, so dass die kaum was zur Verstärkung beiträgt. Die EF42 als HF-Stufe dagegen bringt Verstärkung, daher ist auch die Empfindlichkeit recht ordentlich. Die Mischung erfolgt hier übrigens multiplikativ mit der Hexode der ECH42 und nicht als additive selbstschwingende Mischung mit der Triode. Die Triode dient nur als Oszillator, genau gleich wie bei AM (bei der ECH42 geht es auch nicht anders, da das 2. Steuergitter der Hexode intern mit dem Steuergitter der Triode verbunden ist). Ein selbstschwingender Triodenmischer und die Hexode als ZF-Verstärker würde wesentlich mehr bringen.
@Bernd: Die elektrolytische Zersetzung kenne ich schon. Dass ein Kondensator mit etwa 10nF aber am nächsten Tag immer noch ein paar 100mV Spannung hat, hatte mich doch überrascht, bei den mir bekannten Kondensatoren ist der Leckstrom so hoch, dass die Spannung schnell auf Null geht. Ich ersetze grundsätzlich nur defekte Bauteile oder solche, welche bei einem Defekt die Röhren gefährden (Koppelkondensatoren) oder wenn die Sicherheit nicht gegeben ist (Y-Kondensatoren). Somit lasse ich Papierkondensatoren an unkritischen Stellen in der Schaltung drin, wenn das Gerät funktioniert. Bei meinem 80jährigen Biennophone habe ich z.B. nur den Y-Kondensator entfernt und den Koppelkondensator zwischen NF-Vor- und Endstufe ersetzt, der Rest ist Original und es funktioniert einwandfrei. Die Funktion hat aber Vorrang, bei Problemen fliegen sie raus.
Dann sieht die Mischstufe in etwa so wie auf dem Prinzipschaltbild aus, ohne Vorstufe. Aber schon damals um 1950 war das die "schlechteste" aller Lösungen für UKW Super.