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Wumpus-Gollum-Forum von "Welt der Radios".
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Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses
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09.09.13 19:55
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

09.09.13 19:55
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Hallo Leute,

jeder von uns kennt es, man bekommt ein Radio, hat aber schon vorher gesehen, dass das Gehäuse in ganz schlechtem, in diesem Falle Lackzustand ist. Nun ist die Technik schön in Ordnung, aber das Gehäuse...
Ich möchte mich mal mit der Wiederaufarbeitung des kleinen Gehäuses von Antons kleinem Telefunkenradio an Euch wenden. Ich möchte einfach mal ein paar Hinweise geben, was man so beachten sollte.
Zu Anfang ein Bild von dem Radiogehäuse, wie Anton es mir zugeschickt hatte. Ich habe das Bild doch noch gefunden Anton!
Hier könnt ihr sehen, wie man die Geräte oft bekommt.



Jetzt muß man sich natürlich erstmal Gedanken machen, inwiefern sich eine komplette Lackierung lohnt. Ich muß gestehen, dass ich von unserem Recyclinghof und auch von Bekannten 50er Jahre Geräte geschenkt bekam, die ich dann als Teileträger verwendet habe. Der Lackaufwand war zu groß.
Aber jetzt mal an unser Gehäuse. als Anton das kleine, rundliche Radio vorstellte dachte ich mir schon, da wird das Furnier sehr dünn sein. Das war auch so. Wenn man hier sofort den Lack versucht abzuschleifen beschädigt man das Furnier mit Sicherheit. Die Folge sind sehr unschöne, helle Stellen Aber darauf kommen wir gleich noch. Wie soll man denn nun versuchen den Lack zu entfernen. Bloß nicht, wie manche mit dem Heißluftfön. Entweder wird das Furnier dunkel oder es wir wellig. Finger weg. Mit Abbeizer. Die Möglichkeit ist gut, mich stört immer dieser Glibberdreck hinterher. Versucht einmal folgendes: Am Besten ein Handtuch nehmen, aber ein altes. Aufs Gehäuse legen und mit Nitro-Verdünnung tränken. Nun eine Plastiktüte drüber und etwas beschweren. Die Verdünnung kann sich nicht verflüchtigen. In vielen Fällen läßt sich nach 20 Minuten der alte Lack einfach abwischen. Am besten draußen machen. Das wiederhole ich an allen Seiten. Vorne wird das Handtuch etwas drum herum gewürgt. Man kann das auch mit Aceton versuchen. Das klappt am Besten bei Schellack. Nun bleiben aber dennoch einige Reste. Diese entfernt man mit einem Verdünnungslappen (abrubbeln). Nun muß man natürlich doch etwas schleifen. Man kommt nicht drum herum. Ich beginne zuerst mit 120er Schleifpapier.



Aber halt! Nicht so nehmen, wie es ist. Man würde das gesamte Furnier verriefen. Ich passe auf, wenn irgendwo geschliffen wird. nehme ich mir das gebrauchte, rauere Schmirgelpapier mit. Das ist weicher und anschmiegsamer. Hiermit schleife ich nochmals vorsichtig über den Korpus.





Danach wird feineres Schliefpapier verwendet. Das Gehäuse wird völlig in den Rohzustand versetzt. Aber beim Anschauen. Oweh, das Furnier ist etwas weg! Im Falle von Antons Gehäuse war das aber nicht ich, da war das Furnier abgegriffen und schon entstand dieser Fleck beim Abschleifen.



Ich spachtele hier ganz hauchdünn mit Holzspachtel, der etwas heller ist, als die Gehäusefarbe werden soll. Nach Trocknung nur wenig, dafür aber schön glatt schleifen. Nun wird die Stelle vorsichtig mit dem Retuschierstift für Holz abgedunkelt. So in etwa, wie die Färbung werden soll. Ihr seht der Schandfleck ist bald nicht mehr zu sehen.



Nun habe ich an dem Radiogehäuse die Vorderfront dunkel gebeizt. Mit Nussbaum dunkel und einigen Tropfen schwarz. Ihr seht, das paßt schon recht gut.



Jetzt wird häufig der Fehler gemacht, dass auf das blanke Holz lackiert wird. Das Ergebnis, ist eine viel zu helle, etwas kalt erscheinende Optik. Man muß etwas tönen. Die Hersteller machen das mit getöntem Klarlack, deshalb ist das Unterholz so hell. Man würde ganz einfach die Maserung des Holzes nicht mehr sehen. Ja, für heute sind wir ganz schön weit gekommen. Es folgt dann der 2. Teil.



Was macht denn der haarige Geselle dort? Nun, der bewacht Herrchen bei der Arbeit und das Bier im Keller!

Zuletzt bearbeitet am 09.09.13 19:57

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09.09.13 20:14
wumpus 

Administrator

09.09.13 20:14
wumpus 

Administrator

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Hallo Andreas,

kann der haarige Geselle nur in UKW bellen oder beherrscht er auch MW bellen?



Gruß von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

09.09.13 20:18
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

09.09.13 20:18
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Hallo Rainer,

oh, wenn der will, dann kann der aber auf allen Frequenzen bellen

09.09.13 20:47
roehrenfreak

nicht registriert

09.09.13 20:47
roehrenfreak

nicht registriert

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

"Bello - sag' mal 'Herr Otto Pohl fühlt sich wohl am Nordpol ohne Atomstrom' " - "Hohohohoo hohohoo hohoohoo hoho hohoohoo" (Aus: Loriot - Der sprechende Hund)

***Duck und weg***

10.09.13 02:28
Anton_Bln 

WGF-Einsteiger

10.09.13 02:28
Anton_Bln 

WGF-Einsteiger

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Wouw Andreas, du bist ja schon richtig weit gekommen mit meinem Radiogehäuse! Sie schon sehr schön aus und auch Dein detailierter Bericht ist sehr hilfreich für künftige Restaurierarbeiten. Solche Gehäuse hat man wirklich oft, weil die alten Lacke austrocknen, rissig werden und dann leicht abplatzen, oder manchmal sogar zu Staub zerfallen und sich einfach abwischen lassen. Die Tipps mit dem Aceton, bzw. Lösemittel und Handtuch werde ich auch mal probieren.

10.09.13 16:06
Uli 

WGF-Premiumnutzer

10.09.13 16:06
Uli 

WGF-Premiumnutzer

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Oh wow - ich glaub das wird ein wunderschönes Radio!
Ich denke, das muss ich mit einigen von meinen auch mal machen :)
Bisher hab ich mich nur an Kunststoff- und Bakelitgehäuse getraut, die krieg ich mit der Sprühdose ganz gut hin und das Furnier ist nicht so schnell weg geschliffen ;)
Holz hab ich bisher nur 2 versucht, die ganz verheerend aussahen - eins mit Lack und eins mit Schellack. Das Ergebnis war aber in keinem Fall wirklich gut :(
Ich glaub einiges davon lag aber an meiner mangelnden Geduld...

11.09.13 10:52
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

11.09.13 10:52
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Hallo alle zusammen, hallo Uli,

ich werde auf alle Fälle weiter berichten. Nach den Beizarbeiten könnte man auf 2 Wegen weiter gehen. 1. Klarlack drüber. Ich bin kein Freund von dieser Methode. Diese supermoderne Optik mag ich einfach nicht. Ich hatte mir mal ein SABA-Gehäuse zum guten Preis von einem Autolackierer lackieren lassen. Das war spiegelbland. Ich hatte es trotzdem schnell wieder verkauft.

Wie gehts weiter mit Antons Gehäuse? Das Restgehäuse wird jetzt mit Beize etwas dunkler eingefärbt. Nach der Trocknung muß ich nochmal auf unsere helle Stelle sehen, die ich eingespachtelt habe,dass wir sso in etwas mit der Optik hinkommen. Ich muß dann nochmal mit Stahlwolle ganz vorsichtig drüber schleifen. Aber nur vorsichtig, sonst geht die Beize runter. Vor dem Schellack-Lackieren mit dem Ballen gibt es die wichtigste vorbereitende Arbeit. Damit bekommst auch Du die Schellack-Ballen Politur hin. Kommt heute oder morgen!

11.09.13 12:15
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

11.09.13 12:15
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Hallo Freunde,

es regnet mal wieder, keiner will raus, nicht der Hund , ich im Moment auch nicht. Also was machen wir? Klar, weiter mit den Radiogehäusen. Paßt mal auf, es wird interessant. Vor allem, weil wir jetzt etwas von den Fachleuten abweichen, aber urteilt selber.

Die Problematik bei Antons Radiogehäuse ist, nachdem der Korpus etwas dunkler gebeizt wurde folgende. Bei Schellack-Ballen Polituren ist es sehr wichtig, einen guten Untergrund zu schaffen. Wie geht das. Man geht in die Apotheke und verlangt Bimsmehl. Das ist feines Pulver. Einige Brisen an unterschiedlichen Stellen aufstreuen. Nun nimmt man einen von außen mit Schellack getränken Lappen und verreibt das Pulver kreuz und quer in die Holzporen. Schleifen, wieder dasselbe. Solange, bis die Poren zu sind. Immer wieder schön schleifen. Das macht jeder Restaurator. Jetzt haben wir Antons Gehäuse und rubbeln und machen... Zum Schluß sind die Poren zu, aber die Beize, wenn überhaupt noch vorhanden scheckig. Das geht schlecht. Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen. Eines darf man nicht. Etwa mir Klarlack einige Male vorstreichen. Der Schellack haftet nicht. Durch Zufall bin ich auf folgende Methode gekommen. Wenn man Clou Schnellschliffgrund nimmt. Der ist, wie dicke Milch. Ich verdünne immer etwas die Grundierung (normale Verdünnung geht). Dann trägt man 1 mal mit dem Pinsel auf. Mehr sollte man nicht, sonst sieht man die Pinselstriche. Anschließend vorsichtig anschleifen. Nun kommt der erste Auftrag Schellack. Man nimmt ein dickeres Tuch. Traininsanzug (den alten) o. Ä., legt Watte dort rein. Einige Tropfen Schellack in die Watte geben. Als Ballen formen. Vorbereitung: Schellack etwas mit Spiritus verdünnen (etwas Schellack in ein Glas abfüllen, Spiritus dazu. Nicht in die ganze Flasche). Dann sollte man sich Polieröl besorgen. Nun den Ballen fest auf eine Zeitung drücken. Da tritt etwas Schellack aus dem Lappen. Und nun tropfen wir etwas Polieröl (2-3 Tropfen - Pipette Schnupfenmittel) auf den Schellack-Lappen. Dann reiben wir. Immer wie eine 8, aber alle Ecken und Kanten müssen auch versorgt werden. Kann ruhig 10 mal drüber gehen. Ohne das Polieröl verkleben die Bahnen irgendwann klebt alles. Das Ganze ist dann der erste Auftrag. Wenn alles trocken ist, gehen wir mit feiner Stahlwolle über die Lackierung. Dann geht es wieder los. Übrigens, ist man mit den achten fertig, sollte man die letzten Bahnen in Richtung der Holzmaserung ziehen. Ich habe nochmal ein Philips-Gehäuse dazu gestellt, damit Ihr hier mal seht, dass das auf jedem Gehäuse so geht. So, seht mal die Bilder. Der Anton wird sich sicherlich bald freuen. Und - unter uns - das sieht doch wohl besser aus als jeder Klarlack. Natürlich muß man noch viele Aufträge machen, damit alles gleichmäßigen Hochglanz bekommt. Hier seht Ihr mal die beiden Gehäuse nach der Clou Grundierung (angeschliffen)



Hier wird der Ballen gefertigt. Man kann auch die Watte noch in eine Socke tun und in den Lappen wickeln. Mir ist er dann auf den kleineren Gehäusen zu groß.



Hier seht Ihr die beiden Gehäuse. Antons hat einige Lagen Schellack bekommen, das Philips-Gehäuse hat noch nicht so viel.



Übrigens seht Ihr neben Antons Gehäuse die Flasche mit dem Polieröl. Das ist nicht so ganz billig. Aber bei den wenigen Tropfen hält das ewig.

Achso, noch ganz wichtig. Den Lappen legt man zum Befüllen natürlich nicht auf das Gehäuse. Entweder auf die Zeitung o. Ä.

Zuletzt bearbeitet am 11.09.13 12:17

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11.09.13 12:20
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

11.09.13 12:20
Andreas_P 

WGF-Nutzer Stufe 3

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Ich möchte doch nochmal etwas anmerken. Ihr seht ja nun die Seitenansicht von Antons Gehäuse. Man kann praktisch die ausgebesserte Furnier-Beschädigung nicht mehr sehen. Da seht Ihr, wenn man die Ausbesserung etwas mit der Gesamttönung variiert, geht das perfekt.

11.09.13 13:57
Uli 

WGF-Premiumnutzer

11.09.13 13:57
Uli 

WGF-Premiumnutzer

Re: Optische Wiederherstellung eines Holz-Radiogehäuses

Das sieht aber schon fein aus!

Frage: Muss der Schellack jedesmal IN den Ballen? Ich hab den einfach auf den Ballen drauf "gekippt". Polieröl weiss ich nicht mehr genau wie ich das gemacht habe - nach Anleitung sicherlich. Bimsmehl hatte ich auch verwendet.
So oder so - IRGENDWAS hab ich falsch gemacht ODER ich hatte einfach nicht genug Geduld für 100 Aufträge ;)
Du gehst nachdem ein Auftrag trocken ist jedes Mal mit Stahlwolle drüber? Das hatte ich glaub auch nicht gemacht.
Ich seh schon, der Winter kommt und ich muss das nochmal üben.
Aber erst das neue Haus renovieren, mein neues Radiozimmer bauen (juhu, die guten Stücke kommen endlich aus dem Keller!),...
ABER DANN! :)

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