fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo liebe Forumsfreunde!
Vor drei, vier Wochen habe ich das Bandgerät in der Mulde entdeckt und war sofort überzeugt, daß sich eine Reparatur lohnt. Es war sogar noch ein Band dabei. Das Gerät ist wirklich WIRKLICH top verarbeitet. Transistorisiertes Gerät mit vier Bandgeschwindigkeiten, gute Soundqualität. Allerdings funktionierte Stereoaufnahme nicht mehr und das Band spielte zu langsam ab. Das Problem mit der Stereoaufnahme (nur ein Kanal aufgenommen) lag lediglich an oxidierten Kontakten am Spurwahlknopf vorne (zwei Aluknöpfe dicht nebeneinander auf der rechten Seite). Dies habe ich mit etwas Kontaktspray t6 schnell erledigt.
Die falsche Bandgeschwindigkeit war hingegen sehr gravierend. Das alte Band, das dabei war (Mitschnitte einer Jazz-Radiosendung aus den 70ern, gut!) wurde scheinbar zu schnell abgespielt, meine eigenen Aufnahmen hingegen etwas zu langsam. Keine der vier wählbaren Bandgeschwindigkeiten paßte. Zunächst dachte ich, die Kupplungsscheibe für die Geschwindigkeitswahl wäre abgenutzt. Mit handwerklichem Geschick habe ich den Andruckpunkt der Motorwelle auf eine etwas andere Stelle der Kupplungsscheibe verlegt, das hat die Kupplung auch etwas stabilisiert,war aber nicht der Fehler. Also anders.
Bei der Suche nach einer Motorreglung bin ich schnell auf eine kleine Platine mit einem Poti gestoßen. Verdrehen des Potis hatte aber keinen Effekt. Die Reglung hatte gar keinen Effekt, und das bedeutet bei alten Batterien, daß das Tonband immer langsamer abspielt. Dann habe ich den Fehler gefunden: An der Regelplatine ist ein Öffnerkontakt angeschlossen, der beim Vorlauf und Rücklauf dem Motor volle Spannung gibt. Er befindet sich halb unter der großen Kupplungsscheibe in Nähe des Bandzähler- Riemens und ist mit Nieten befestigt (sieht aus wie ein Telefeonrelais- Kontakt).
XX Die Nieten waren aber abgebrochen, und so konnte der Schalter nie geöffnet werden. Als ich ein Stück Papier zwischen die Kontaktplättchen schob, lief der Motor sofort etwas langsamer. Reparatur mit winzigen M1.4 Schrauben und Mütterchen. Dabei habe ich die Nieten vom Kontakt nebenan auch gleich ausgetauscht, denn sie waren auch schon gebrochen und hielten nur noch am seidenen Faden. Das ist wahrscheinlich ein serienmäßig sehr häufiger Fehler!
Mit dem Poti an der Regelung habe ich dann die Geschwindigkeit wieder korrekt eingestellt, indem ich bei Bandgeschwindigkeit 19cm/s im Sekundenrhythmus Marken auf das Band gezeichnet habe (Mit Edding, dabei Quarzuhrwerk ans Ohr gehalten!) und dann mit Zentimetermaß ausgemessen, bis es wieder paßte.
Dabei habe ich gemerkt, daß die meisten alten Jazz- Aufnahmen wieder paßten, nur zum Schluß des Bandes war dann die Wiedergabe wie die Mickymaus. Da hat dann wahrscheinlich der ehemalige Besitzer zuviel gehabt und das Gerät in den Keller gestellt!
Das Gerät macht mir jetzt viel Spaß. Ich hab ein bißchen Musik bei 19 cm/s aufgenommen, und die Klangquali ist echt gut (natürlich nicht mit dem eingebauten Lautsprecher), ganz wenig Rauschen. Dolby gibts leider nicht, dann wäre das Rauschen ganz weg.
X Hat jemand Informationen über das Gerät, damit ich vielleicht den Fernsteuer - Eingang ansteuern kann? Außerdem greift die Kupplung bei 2,4 cm/s manchmal nicht so richtig. fehlende Andruckkraft??
Das 4400 Report Stereo ist bei Radiojournalisten beliebt, habe ich gehört. Das Gerät ist von innen ein Muster an Handwerklichkeit, läßt sich für die Wartung regelrecht aufklappen, und der Antrieb ist auch etwas besonderes, mit einer interessanten Kupplung und einem bürstenlosen Motor.
X Deshalb als Bauart unbedingt empfehlenswert für Liebhaber!
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Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Jan,
auch ich besitze ein UHER Bandgerät mit einer Fernsteuerbuchse. Für diese Buchse gibt es einen Fernsteuerzusatz, Akustomat F411 genannt. Dieser bewirkt ein automatisches Starten und Stoppen des Bandlaufs nachdem ein Geräusch erkannt wurde. Diesen Schalter findest du als Schaltplan im Netz, einfach ein bisschen googeln. Die Kontaktbelegung sollte identisch mit deinem Gerät sein, s.d. du den S-Plan vermutlich zugrunde legen kannst. Ich habe vor langer Zeit diesen Zusatz nach gebaut und er funktioniert einwandfrei; aber auch mittels Handschalter lassen sich Start/Stopp fern bedienen.
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Jan,
herzlichen Glückwunsch, daß Dein Uher wieder richtig läuft. Kannst Du die Methode der Geschwindigkeitseinstellung noch näher erklären. Möglichkeiten sind ja u.a. das Abmessen einer bestimmten Länge Band und stoppen der Durchlaufzeit oder Striche auf dem Band zum stroboskopischen Messen der Bandgeschwindigkeit. Für letztere Möglichkeit soll es fertiges Bandmaterial für Hersteller und Werkstätten gegeben haben. Leider nicht im Handel.
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Jan, Glückwunsch zu diesem Tonband. Als es damals auf den Markt kam, musste ich es mangels Kleingeld (700-800 DM) in die Ecke "unerfüllte Träume" stellen, und wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird es da auch bleiben. Viele Grüsse Alfred
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Klaus!
Vielen Dank für den Tip. Ich werde da mal nachgucken! Die Buchse hat ja ziemlich viele Kontakte, und dann weiß ich wenigstens mal, wofür die alle gut sind. Vor allem hoffe ich, daß ich ein Netzteil anschließen kann, damit ich nicht so viele Batterien verbrate.
Schönen Gruß
Jan
PS.: Funktioniert bei Dir die Geschwindigkeitswahl auch mechanisch (Kupplung) ? Kann man noch Tonband kaufen?
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Winfried,
jetzt wo Du's sagst, fällt mir natürlich eine viel elegantere Methode ein, aber grad neulich hab ich das so gemacht: Das Tonbandgerät hat ja links eine Ausgleichsrolle, wo das Band herumgeführt wird. Und ich habe einfach mit einem Edding im Sekundenabstand Punkte auf das laufende Band gemacht und dann den Abstand dieser Punkte ausgemessen. Ist der Abstand zu klein, ist das Band zu langsam. Naja.
Jetzt würde ich mir ein Stück Tonband nehmen und im Abstand 19 cm Markierungen drauf machen. Dann würde ich das Band zu einer Endlosschleife zusammenkleben und immer im Gerät laufen lassen. Wenn ich dann die Markierungen beobachte und gleichzeitig mit dem Sekundentakt vergleiche, kann ich die Regelung mit dem Schraubenzieher so lange einstellen, bis es paßt und die Marken "stehen". (Sozusagen Stroboskopie in Zeitlupe?).
Richtig Stroboskopieren wär natürlich noch besser... Aber ein richtiges Stroboskop, wo man sich drauf verlassen kann, hab ich gar nicht. Da kann man höchstens mit der 50 Hz Netzfrequenz arbeiten und z.B. eine netzbetriebene Glimmlampe als Stroboskoplampe nehmen. Und auf das Band kommen dann Marken, alle 19 cm 50 Stück.
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Jan,
der Zweck heiligt die Mittel und alles ist erlaubt, wenn es denn zum Erfolg führt! Aufpassen: Die Markierungen keinesfalls auf der Schichtseite des Bandes anbringen! Kann u.U. die Köpfe beschädigen.
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Jan,
auf Deine Methode würde ich mich dann aber nicht verlassen. Besser ist ein Stück Band mit der vielfachen Länge der Bandgeschwindigkeit, z.B. 381 cm. Das muß dann in 20 s durchlaufen. Dieses Band sollte möglichst in die Mitte einer vollen Spule geklebt werden, da Bandzugveränderungen am Anfang und am Ende die Geschwindigkeit geringfügig verändern könnten. Für die stroboskopische Messung genügt eine Glühlampe bei 50 Hz. Die Striche auf dem Band haben aber nur wenige Millimeter Abstand. Im Monse "Tonbandbuch für alle" VEB Fotokinoverlag Halle sind Striche abgebildet, wo man das Band zur Übertragung anlegen kann. Das ist aber eher mühselig.
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Jan,
Zitieren:Die Buchse hat ja ziemlich viele Kontakte, und dann weiß ich wenigstens mal, wofür die alle gut sind. Vor allem hoffe ich, daß ich ein Netzteil anschließen kann, damit ich nicht so viele Batterien verbrate.
nur damit kein Missverständnis auftritt - die Fernsteuerbuchse ist nicht identisch mit der externen Spannungsversorgung. Service-Unterlagen zu den Report-Geräten u.v.m. findest du übrigens, wenn du "wegavision" in eine Suchmaschine eingibst und dann zur Rubrik UHER gehst. Auch der Schaltplan für den Akustomaten sowie die Kontaktbelegung finden sich dort.
Die Geschwindigkeitsumstellung funktioniert bei meinem UHER Royal ebenfalls rein mechanisch: Die Schwungscheibe wird über ein Andruckrad angetrieben, welches sich in 4-fach verstellen lässt und auf einer abgestuften Achse aufliegt; daraus resultieren 4 Übersetzungsverhältnisse für die Geschwindigkeiten; daher sind Feineinstellungen der Bandgeschwindigkeiten auch nicht vorgesehen..
Bänder müssten sich noch erwerben lassen, einfach einmal googeln.
Abschließend muss ich sagen, dass du ein ganz feines Gerät besitzt.
Re: fitgemacht: Tonbandgerät Uher 4400 Report Stereo IC
Hallo Klaus,
Klaus:Die Geschwindigkeitsumstellung funktioniert bei meinem UHER Royal ebenfalls rein mechanisch: Die Schwungscheibe wird über ein Andruckrad angetrieben, welches sich in 4-fach verstellen lässt und auf einer abgestuften Achse aufliegt; daraus resultieren 4 Übersetzungsverhältnisse für die Geschwindigkeiten; daher sind Feineinstellungen der Bandgeschwindigkeiten auch nicht vorgesehen..
das dachte ich auch beim ersten Ansehen meines Uher Monitor 4400 von innen. Aber nach dem Verständnis der Uher-Techniker (und unter Berücksichtigung der Massenverhältnisse) ist das Antriebsrad nicht mit der Schwungscheibe identisch. Vielmehr ist das Andruckrad, also das auf welchem die Pese vom Motor kommend aufliegt die eigentliche Schwungmasse, während das gummierte Antriebsrad, welches von der Tonwelle getragen wird, relativ massearm ausgeführt wurde (hat bei der Monitorversion sogar Speichen). Das soll wohl Gecshwindigkeitsschwankungen durch Pendelbewegungen bei mobilem Einsatz verringern. Trotz dieser für mich gewöhnungsbedürftigen Konstruktion hat das Gerät einen sehr akzeptablen Gleichlauf.
Die Geschwindigkeit wird zum einen an der Motorregelung eingestellt, zum anderen gibt es noch eine mechanische Korrekturmöglichkeit mittels einer Madenschraube an der Führung des Andruckrades (die gummierte Fläche des Antriebsrades läuft auf einer kegelförmigen Fläche des Andruckrades). Trotz neuen Antriebsrades, neuer Antriebspesen und genau nach Vorschrift eingestellter Kräfte ist bei mir noch eine geringe (gerade so hörbare) Geschwindigkeitsabweichung wahrzunehmen, wenn der Fühlhebel auf der Abwickelseite entlastet wird, also wenn auf der Abwickelseite keine Kraft auf das Band wirkt (gemessen am Normalzustand). Aber das wird wohl angesichts des kleinen Motors normal sein. Ich bin von der Gesamtkonstruktion des Gerätes sehr begeistert. Vor allem die erreichte Stabilität und für mich überraschend gute Tonqualität bei niedriger Geschwindigkeit (4,76 bzw. 2,38 cm/s) sind beeindruckend.