Feindsender |
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07.03.08 17:53
lasse.ljungadalnicht registriert
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lasse.ljungadalnicht registriert
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Warnhinweis zum Abhören ausländischer Sender während der Nazi-Zeit
Hallo liebe Radiofreunde, hallo lieber Rainer,
ich habe in meiner Sammlung 3 Volksempfänger und den bekannten Warnhinweis.
Meines Wissens galt der Warnhinweis zum Abhören ausländischer Sender, der mit allen verkauften VEs übergeben wurde nur während des Zweiten Weltkrieges und soll Ursprung in einer Verordnung des Nazi-Regimes haben. Es sollen aber nach Hörensagen auch Sonderaktionen stattgefunden haben, um Besitzern anderer Radioapparate, die nicht aus der VE-Produktion stammten, auf den verbotenen Empfang von ausländischen Sender hinzuweisen mit der Aufforderung, einen Warnhinweis anzubringen.
Obwohl auch Rainer klar auf seiner VE-Seite ausführt, dass das Verbot nur während des Zweiten Weltkrieges galt, ist nun doch mit älteren Familienangehörigen eine Meinungsverschiedenheit darüber entstanden, wann genau der Warnhinweis galt.
Es wird teilweise die Meinung vertreten, dass der Warnhinweis während der gesamten Nazi-Zeit galt und nicht nur während des zweiten Weltkrieges.
Meine Frage ist jetzt, wann war genau der Empfang ausländischer Sender verboten und kennt jemand eine solche damalige Verordnung, die das seinerzeit regelte ?
MfG Peter
Radiotechnik und Rundfunkempfang sind die größten Erfindungen des vorherigen Jahrhunderts und bleiben uns trotz heutiger Digitalisierung lange erhalten.
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07.03.08 18:28
Wolle WGF-Premiumnutzer
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07.03.08 18:28
Wolle WGF-Premiumnutzer
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Re: Feindsender
Hallo Peter.
Das Abhörverbot ausländischer Sender ist mit dem Reichsgesetzblatt Nr. 7 vom 7. 09. 1939 in Kraft getreten, also kurz nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Demnach mußten alle Rundfunkempfänger diesen Warnhinweis tragen. Die Durchführung dieser Maßmahme wurde den Blockwarten übertragen. Weiteres kannst Du im Band Mitteldeutscher Rundfunk Radio- Geschichte(n) von Hagen Pfau nachlesen (Seite 196). Bei Abele findest Du einen Hinweis zu einer Verordnung, die die Außerbetriebsetzung des Kurzwellenbereiches vorschrieb. Von Zeit zu Zeit gab es "Aufklärungslisten" zu erlaubten und zu verbotenen Sendern.
Mit vielen Grüßen. Wolle
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07.03.08 18:45
lasse.ljungadalnicht registriert
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07.03.08 18:45
lasse.ljungadalnicht registriert
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Re: Feindsender
Hallo Wolle,
herzlichen Dank für Deine schnelle Antwort und den nunmehr bekannten Dokumenten.
Ich habe gerade im Band des MDR nachgelesen und hier ist es ja wunderbar beschrieben !
Für mich war eigentlich klar im "Hinterkopf", dass das Verbot nur im Zweiten Weltkrieg galt.
Aber wenn man in Familienrunde zusammensitzt und überzeugend von Älteren, die die Zeit erlebt haben, etwas anderes hört, beschleichen einem doch leichte Zweifel an der eigenen Meinung.
Das MDR-Buch habe kürzlich erstanden und demzufolge leider noch nicht alles gelesen.
Vielen Dank !
MfG Peter
Radiotechnik und Rundfunkempfang sind die größten Erfindungen des vorherigen Jahrhunderts und bleiben uns trotz heutiger Digitalisierung lange erhalten.
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07.03.08 18:59
Wolle WGF-Premiumnutzer
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07.03.08 18:59
Wolle WGF-Premiumnutzer
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Re: Feindsender
Hallo Peter.
Dein Beispiel zeigt wieder einmal deutlich, wie doch vergangene Zeit sich auch bei Zeitzeugen falsch darstellen kann. Wenn man dann keine Marken hat, an denen man einen Zeitabschnitt festmachen kann, steht man erst einmal im "Regen". Da ich in einem Beitrag von Dir mitbekommen hatte, daß Du das Buch von Hagen Pfau zur Verfügung hast, konnte ich mit ruhigem Gewissen darauf verweisen.
Ein schönes Wochenende und viele Grüße. Wolle
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07.03.08 21:18
lasse.ljungadalnicht registriert
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07.03.08 21:18
lasse.ljungadalnicht registriert
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Re: Feindsender
Hallo Wolle,
ich denke, dass ist bei "älteren Leutchen" ein wenig normal.
Die Zeitzeugen verdrängen die schlechten Erlebnisse damals und meinen, es gab doch damals dies und das und das war doch soundso; Zweifel an der eigenen Aussage, wie wir sie empfinden, treten wahrscheinlich ab einem bestimmten Alter nicht mehr auf.
Das MDR-Buch ist übrigens ein sehr schönes Buch über die Radiogeschichte in Deutschland.
Ich wünsche Dir ebenfalls ein schönes Wochenende.
MfG Peter
Radiotechnik und Rundfunkempfang sind die größten Erfindungen des vorherigen Jahrhunderts und bleiben uns trotz heutiger Digitalisierung lange erhalten.
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11.08.08 23:43
Freed-Eisemann WGF-Nutzer Stufe 3
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11.08.08 23:43
Freed-Eisemann WGF-Nutzer Stufe 3
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Re: Feindsender
Hallöchen,
ich möchte meine Tätigkeit in diesem Forum gerne mit einer Antwort auf den Eintrag bezüglich der "Einsprech-Störsender" starten:
also: ich besitze eine (fast schon antike) 6-Audio-Kassetten-Edition des Eichborn-Verlags von 1990 mit dem Titel "Der Kampf um die Ätherwellen" mit rund sechs Stunden original-Aufnahmen von sog. "Feinsendern" aus der Zeit von 1938 bis 1945 (absolut spannend - leider aber schon seit Jahren vergriffen, gibt halt nicht viele Spinner (wie mich z.B. - ähem ...!), die sich für so was interessieren.....).
Hierauf befindet sich eine knapp vier Minuten lange Einspielung, die eine Senderansage des Reichsprogramms von 1942/43 enthält (mit Sendezeichen). In die Sprechpausen des Ansagers knarzt dann eine gruselige fremde Stimme, die offensichtlich auf die gleiche Welle moduliert wurde und ruft zum Beispiel: "In Rußland sinken Zehntausende ins Massengrab" oder: "alles gelogen, von A-Z gelogen" oder "Rußland ist die Leichenkammer der *(N)*armee".
Der Begleittext dieser Edition erklärt, daß diese Einspielungen von Radio Moskau (unter Verwendung deutschsprachiger Emigranten) vorgenommen wurden, sobald dort Sendekapazitäten frei waren. Man "hängte" sich dann auf die "Reichswellen" drauf und nutzte dort eintretende Pausen für diese Zwischenrufe.
Stören dieser Zwischenrufer oder "jamming", wie dies mit Sendungen etwa der BBC geschah, war natürlich unmöglich, da man damit das eigene Programm weggedrückt hätte.
In diesem Zusammenhang fällt mir ein, daß ich (allerdings bisher in der Literatur nicht bestätigt) mal gehört habe, daß das "jamming" bei Bombenangriffen entfiel, da die hierfür eingesetzten Stationen als Relaissender für die deutsche Nachtjagd gebraucht wurden - mithin also der Empfang verbotener Sender gerade während solcher Angriffsphasen besonders leicht war (für den, der sich traute ...).
Ich könnte (bei Interesse) gerne mal eine MP3-Überspielung zur Verfügung stellen - Admin: wäre das etwas ?!?!?
Admin: Eigentlich nicht, da ich die u.a. Urheber-Lage nicht durchschaue.
Editiert 12.08.08 07:39
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11.08.08 23:52
Freed-Eisemann WGF-Nutzer Stufe 3
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11.08.08 23:52
Freed-Eisemann WGF-Nutzer Stufe 3
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Re: Feindsender
.... und wenn ich dann gleich noch auf die letzten Einträge antworten dürfte:
Das zugrundeliegende Gesetz war die "Verordnung gegen Rundfunkverbrechen", vom September 1939. Ich habe in meinen alten Zeitungsbeständen (im Büro übrigens - ein Schelm, wer jetzt meint, einen Rückschluß auf meinen Beruf ziehen zu können ...) noch die "Deutsche Justiz" dieser Jahre mit dem Verordnungstext und einem Leitartikel des berüchtigten *(N)*, der sich hierzu ausbreitet (erschienen direkt nach der Veröffentlichung dieses Gesetzes).
Unzutreffend ist meiner Meinung aber, daß Kurzwellenteile außer Betrieb gesetzt werden sollten. Ich bin sicher, in den "Bastelbriefen der Drahtlosen" von 1942 (leider aber nicht in meinem Archiv, so daß ich den Beweis nicht bringen kann!) die Bauanweisung für ein einfaches Kurzwellenteil für den 301Dyn gesehen zu haben - dies würde einer entsprechenden Anweisung ja völlig zuwider laufen ...
Was ich allerdings habe, ist das "Radio-Sende-Spiel" von ca. 1942. Auf dem DinA3-großen Spielplan sind auch die verbotenen Stationen eingezeichnet; wer auf eines dieser Felder kam, mußte einen Pfennig Strafe zahlen und eine Runde aussetzen (recht milde, gemessen an dem, was tatsächlich hierfür verhängt wurde) ....
Gut´s Nächtle
Editiert 12.08.08 07:45
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12.08.08 08:02
Wolle WGF-Premiumnutzer
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12.08.08 08:02
Wolle WGF-Premiumnutzer
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Re: Feindsender
Hallo Freed-Eisemann.
Zunächst einmal herzlich Willkommen hier im Forum und vielen Dank für Deine interessanten Beiträge. Ergänzend zu meinem Hinweis auf die Außerbetriebnahme des Kurzwellenbereiches bei hochwertigen Empfängern möchte ich meine Angaben ergänzen. Grundlage bildet Paragraf 5 der Verordnung des Reichsprotektors in Böhmen und Mähren vom 10. Märt 1943. Nach dieser Verordnung waren bei allen zur Reparatur kommenden Geräte der Kurzwellenteil unwirksam zu machen und auf einem Vordruck, der dem Gerät beigefügt wurde, auszuweisen.
Quelle: Abele Historische Radios Band 4 Seite 223.
Mit vielen Grüßen. Wolle
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12.08.08 13:52
Freed-Eisemann WGF-Nutzer Stufe 3
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12.08.08 13:52
Freed-Eisemann WGF-Nutzer Stufe 3
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Re: Feindsender
Hallo Wolle,
ich kannte Deine Quelle nicht - so wie Du es vorträgst, macht die Geschichte allerdings Sinn. Es handelt sich also nicht um eine Rechtsverordnung mit Gültigkeit für das Reichsgebiet, sondern nur für diesen einen besetzten Teil Europas - das korrespondiert übrigens auch damit, daß die BBC u.a. einen großen Teil ihres fremdsprachigen Programms während des Krieges zur Unterstützung der tschechischen Widerstandskämpfer verwendete (und sich auf der kurzen Welle natürlich einfacher funken läßt). Und genau das wollte man wohl seitens der deutschen Besatzungsbehörden unterbinden.
So isoliert wird man diese Verordnung wohl sehen müssen; ich habe nämlich gerade in der "Deutschen Justiz" des Jahres 1943 nachgeschlagen (immerhin dem offiziellen Mitteilungsblatt des RJustizMin) und hier findet sich kein entsprechender Eintrag (klar, denn derart regionale Geschichten wurden hier nicht wiedergegeben). So scheint also klar: diese Anweisung galt nur für das Gebiet der Tschechoslowakei.
... und Admin: ja, die Urheberrechtslage könnte in der Tat kompliziert sein .. Wer allerdings eine MP3-Datei von mir haben möchte (selbstverständlich kostenlos !), darf mich gerne danach fragen. Dann ist es auch kein offizieller Link und stellt kein Problem für die site dar (einverstanden ?!).
Beste Grüße F.E.
Editiert 12.08.08 17:01
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