Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo zusammen,
ich habe zwei Elkos aus den 40er Jahren formiert, die in einem schlanken Metallbecher sitzen, der oben drei kleine Löcher hat, durch die Pertinax zu sehen ist.
Während des Formierens, welches etwa 5 Stunden dauerte, war das Chassis zur Seite gekippt. Der Leckstrom war bei etwa 250 Volt für beide Kondensatoren etwa 12 mA. Am Anfang waren es nur 4 mA, dann stieg er auf 12 mA und dann fiel er auf 7 mA ab. Die Kondensatoren haben nun jeweils 45 uF, obwohl etwa 35 uF und 20 uF aufgedruckt ist. Versehentlich hatte ich einen Elko kurzgeschlossen und es funkte. Die Elkos sind also noch in Ordnung.
Allerdings hatte sich eine kleine Pfütze auf der Werkbank gebildet. Etwa 10 ml einer klaren, gelben, geruchlosen Flüssigkeit waren durch die oberen Löcher des Elko-Bechers ausgelaufen. Das ist jetzt mein erstes Radio, das Symptome von Inkontinenz zeigt.
Nun hatte ich das Radio wieder in paar Stunden auf die Seite gekippt und es lief nichts aus. Kennt jemand diesen Effekt? Die Elkos werde ich nomals auf Kapazität und Leckströme testen.
Ein anderer Elko mit 50 uF und 10 Volt war völlig ausgetrocknet. Er hatte keine Kapazität und war hochohmig. Beim Austausch musste ich Drähte wegbiegen, deren Isolation dabei zerbröselte. Deshalb mussten noch etliche Kabel getauscht werden.
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Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Moin! Bei der gelben Flüssigkeit dürfte es sich um ein Gemisch aus Ethylenglykol und Borsäure handeln. Beim Formieren entsteht Gas im Elko, dadurch baut sich ein Druck auf, der irgendwann das Überdruckventil auslöst. Dabei kann auch Elektrolyt austreten. Von der Konstruktion dieses Überdruckventild hängt es ab, ob der Elko weiter verwendet werden kann. Wenn es ein Einwegventil - Gummimembran oder Sollbruchstelle im Becher - ist, wird der Elko recht schnell austrocknen. Gruß Gerrit
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo Volker, die chemisch bedingte Kapazitätserhöhung kenne ich nur bei den üblichen verdächtigen Papierkondensatoren. Bei Elkos hatte ich das noch nicht. Allerdings zeigen viele Messgeräte durch hohen Leckstrom auch zu hohe Kapazität an. Kannst du das ausschließen? Wenn die Elkos noch dauerhaft 7 mA "verbrauchen" scheint mir das schon kritisch, obwohl ich die speziellen Eigenheiten und Originalwerte dieser sehr alten Elkos nicht kenne. Der schlimmste anzunehmende Unfall wäre ja nicht, dass dein Radio anfängt zu brummen, durch Kurzschluss könnte es die AZ1 kosten.
VG Björn
Es strahlen die Sender Bild, Ton und Wort elektromagnetisch an jeden Ort -Kraftwerk-
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo Zusammen!
Vor einiger Zeit hatte ich mit einem Tera-Ohmmeter Messungen durchgeführt. Das Gerät arbeitet mit 100 V Messpannung. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen, der Vergleich mit neuen frischen Bauteilen macht die Sache für mich klar. Deshalb schmeiße ich die alten Elektrolyt und Papier C's fast immer raus. Solches fallen und steigen des Leckstrom ist für alte Elkos fast normal, bei meinem Messgerät war es fast ein rhythmisches Pendeln zwischen zwei Werten; es gehört wohl zum Formiervorgang. Nur wenn nach zig Stunden der Isolationswiderstand oder Leckstrom immer noch auf hohen Niveau im Vergleich zu neuen Teilen ist, war die ganze Sache umsonst.
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Tja, Volker und Alle,
Flüssigelektrolytelkos der Anfangszeit sollten möglicht senkrecht gelagert werden und auf jedem Falle senkrecht betrieben werden.
Diese Typen haben einen kleinen Vorrat an Elektrolyt. Ist aber der Füllstand unter dem obersten Anodenniveau gefallen, hat er dann entsprechend weniger Kapazität. Einen Vorteil haben die aber auch. Wenn der Elektrolyt noch in Ordnung ist, lassen Die sich gut regenerieren. Sie haben aber meist durch Elektrolytveränderungen einen höheren Reststrom als moderne Typen und bauen bei längerem Nichtgebrauch das Dielektrikum, die Aluminiumoxidschicht recht schnell wieder ab - müssen also wieder neu formiert werden. Beim Formieren sollten sie von alleine nicht mehr als handwarm werden. Wenn man dabei die Spannung zu schnell erhöht, schlagen sie , wie alle Elkos hörbar durch, tragen aber wie gewickelte Elkos, keinen dauerhaften Schaden davon, da der Abstand Katode zur Anode viel größer ist, was auch einen viel größeren Innenwiderstand zur Folge hat.
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo zusammen, Um das "Elko-Problem" mal von der praktischen Seite anzugehen, mit 2 Stück der typischen "50µ + 50µ / 350V" -Elkos einen formierungs-Versuch gemacht. Die beiden stammen aus alten chassis, die sehr wahrscheinlich mehr als 30 Jahre keine Spannung gesehen haben. Als Formierungs-Spannungen wurden "spannungsweiche" 80V, 160V, und 260 Volt benutzt.
Beim Erstanschluß brachen die 80Volt erstmal auf unter 60 Volt ein, es flossen 12mA. Das ergibt rechnerisch einen Widerstand von 5 kOhm und zeigt, dass die Isolationsschicht in den Elkos sehr dünn war. Ein Anschluß an 250 Volt wäre fatal, es würden satte 12,5 Watt den Elko zum Kochen bringen. Sofern der nicht ohnehin durchschlagen würde.
Es wurde also der Elko immer nur einige Sekunden betrieben, wobei der Strom immer weiter zurückging und sich die Restspannung am Elko dabei immer weiter erhöhte.
Nach einigen Minuten konnte die Formierspannung schrittweise erhöht werden, der Verluststrom blieb dabei unter 3 mA:
Rätselhaft war zunächst das immer gleiche Phänomen: Auch wenn der Elko einige Minuten an der Formierungsspannung hing, ging nach Abschaltung die Spannung am Elko recht schnell auf eine Spannung 20-30V darunter zurück und blieb dann recht stabil.
Fazit: Analog zur Funkschau 1953/Heft 20 (Korrektur) die Formierung zyklisch zwar mit hoher Spannung, aber mit Vorwiderstand (5 kOhm oder sogar am Anfang mit 33k) vornehmen. ("Stundenlanges" Formieren mit kleiner Spannung scheint zweckfrei zu sein.)
Und die vorhandenen Geräte öfters mal einschalten, damit die Elkos wieder ihre Isolationsschicht erneuern können.
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo Jens,
auf welcher Seite in der Funkschau 1950 Heft 20 wird diese Formierungsvariante zu finden sein? Ich habe diesen Artikel auch in Erinnerung, habe ihn aber jetzt nicht wieder gefunden.
Auf meiner Kompendiumseite gehe ich ja auch auf die diversen Formierungs-Praktiken ein und schlage auch einen Weg vor:
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo Rainer, Es ist ein kurzer Artikel auf Seite 412: den hatte ich auch schon bei einem der bekannten rechteckigen "Bosch"-Elkos aus den 1940er Jahren. Da kann man wohl abbrechen und den Elko abschreiben. 30 Minuten rechne ich maximal für die Nachformierung, und warm wird der Elko dabei auch nicht, wenn man den empfohlenen Vorwiderstand etwas höher wählt.
Ich glaube, dass dies auch seinerzeit bei Volkers Elko der Fall war: Schon bei der ersten, geringen Spannung muß der Reststrom stark zurückgehen. Die Zeit hatte ich nicht gemessen, es waren aber höchstens 3-4 Minuten.
Wenn die angegebene Ueit des Nachformierens nach 3-4 Monaten stimmt, kann man gleich 2 Strippen dafür aus der Rückwand der Radios herausführen...
Die angegebene Formel scheint sich auf das Formieren zu beziehen oder ist ein Druckfehler, hier findet sich Strom [µA ] =3+(0,02 x U[V] x C[µF] h t t p s ://www.radiomuseum.org/forumdata/upload/C-MESS_16_Kleine_Kondensatorkunde_Teil2.pdf Das wären maximal 0,5 mA für den üblichen 100 µF / 250V-Elko.