ich habe über einen xxxx-Händler ein paar "RIFA PME 271" Y2-Kondensatoren aus Altbestand (Produktionsjahr 2000!) gekauft, da diese im Gegensatz zu den aktuell noch Fabrikneu erhältlichen so schöne lange Beinchen haben.
Mein erster Gedanke nach Erhalt war "Oh, sehen die aber alt aus". Also habe ich sie mir etwas genauer angeschaut und mein zweiter Gedanke war "Hmm, sind das etwa Risse?". Mein dritter Gedanke nach Betrachtung unter der Lupe war dann "Ojeh".
Ich schrieb dem Händler eine ganz freundliche eMail, in der ich ihn auf meine Beobachtungen hinwies und nicht mal irgendwelche Ansprüche anmeldete. Einige Minuten später rief er mich an, und schon begann ein 20-minütiges Fachgespräch über Kondensatoren In dem Gespräch kam raus, dass er seit vielen Jahren ein gar nicht mal so kleines Unternehmen betreibt und mit diesem Medizinprodukte entwickelt, verkauft, betreut und wartet. Daher hat er einen großen Fundus an teilweise auch schon älteren Ersatzteilen und verkauft Überbestände aus seiner Werkstatt halt gelegentlich bei eBay... Er sagte mir, er könne in seiner Ware keine Risse erkennen (sind mit bloßem Auge aber auch wirklich schwer zu erkennen) und er würde das auf den relativ ungeschützen Briefversand zurückführen. Daher würde er mir gerne noch mal welche zuschicken; diesmal besser gepolstert.
Zwei Tage später erhielt ich die besser gepolsterte Sendung mit ebenfalls rissigen Kondensatoren; noch einen Tag später eine eMail dass er mit einem ehemaligen, inzwischen in Rente gegangenen Mitarbeiter gesprochen hätte und dieser ihm versichert hätte dass die Kondensatoren auch damals schon neu genau so ausgesehen hätte und alles in bester Ordnung sei und ich mir garkeinesfalls irgendwelche Sorgen machen müsste, das wären wirklich hochwertige, gute Kondensatoren.
Menschlich glaube ich dem Mann gerne, ich will ihm nichts böses und habe die 4 Euro für seine Kondensatoren schon lange abgeschrieben. Vermutlich hat er einfach schlechte Augen in seinem Alter.
Fachlich glaube ich ihm allerdings leider kein Wort - für mich sind das rissige Kondensatoren, die ich niemals nicht an Netzspannung anlegen würde.
Erschreckend finde ich dabei aber das Produktionsdatum - sie sind wie gesagt von 2000 und nicht etwa von 1960. Über kaputte RIFA-Kondensatoren aus den 60er und 70er Jahren liest man einiges im Netz; im Jahr 2000 hätte ich aber erwartet dass ein europäischer Markenhersteller Produktionsprozesse ausreichend im Griff hat.
Alle Kondensatoren haben feine, nur sichtbare aber nicht fühlbare (bin mit dünner Messerklinge dran langgefahren) Risse im Gehäuse. Die Vergussmasse im Inneren scheint mir intakt zu sein. Die gemessenen Kapazitäten liegen bei allen deutlich über dem Nennwert, allerdings innerhalb des Toleranzbereiches (4n7 sind aufgedruckt, gemessen habe ich zwischen 5n1 und 5n7). Nehme ich mit meinem einfachen DMM eine Widerstandsmessung im 2000MOhm-Bereich vor, bekomme ich Werte zwischen 600 und 1300MOhm angezeigt. Mehr messen kann ich mangels Equipment nicht. Gelagert wurden sie offenbar korrekt; der Verkäufer hat sie in seiner eigenen, beheizten Elektronikwerkstatt und nicht etwa in der Garage gelagert.
Auf den beiden Fotos sieht man gut, was ich meine. Das ist durch eine Lupe fotografiert; besser bekomme ich es nicht hin.
Langer Text, kurze Frage: hat der Verkäufer etwa doch Recht und die sind einwandfrei, weil sie einfach schon immer so aussahen und das Gehäuse halt einfach serienmäßig ein paar Risse hat, was aber nicht weiter schlimm ist da ja die Vergussmasse heil ist? Oder vermute ich richtig und die Kondensatoren sind trotz relativ neuen Baujahres einfach alter Schrott, der höchstens noch schön anzuschauen ist?
Liebe Grüße Florian
Admin: Hinweis zur eventuellen Identifikation des erwähnten Händlers gemäß Punkt J der Forenregeln entfernt.
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
Ich würde da gar keinen Gedanken daran verschwenden, so lange es fabrikneue (und gute) Y2 Entstörkondensatoren, auch mit langen Beinchen, im Bereich 10-20ct gibt! Edit: Wenn Du Dir den Spaß gönnen willst, dann klemm doch einfach mal einen über Phase und Null (sicherer: Über den Ausgang Deines Trenntrafos) und miß den Strom, der da fließt (Ich gehe davon aus, Du kannst mit Netzspannung umgehen ohne letale Folgen)! Ich hab keine Idee, was dabei raus kommt, fände es aber nicht uninterressant. Feiglinge schalten einen Widerstand in Reihe ;) DON'T DO THIS AT HOME (if you have keine Ahnung von elektrische Strom)!
diese Rifa Kondensatoren haben eigentlich fast alle Risse (zumindest alle die mir bisher untergekommen sind) und verabschieden sich irgendwann mit viel Knall und Rauch.
Meistens schmeiße ich diese schon prophylaktisch aus Geräten raus und tausche diesen gegen neue Kondensatoren anderer Hersteller.
Kleine Anekdote: Ich bin schön mit dem Oszilloskop am messen, auf einmal Knall, Rauch kommt hinten heraus, oh nein, das schöne Oszi...
Aber das Oszilloskop war trotz Knall und Rauch noch an, also abgeschaltet, Netzstecker gezogen und aufgemacht, der Rifa Entstörkondenstor am Netzeingang war abgeraucht. Kondensator rausgeknipst, Gehäuse zugemacht und weitergemessen.
ich danke euch für eure Antworten, die sich ja mit meiner Meinung decken.
Krass, dass bei Kondensatoren mit Produktionsjahr 2000 (definitiv sicher, sowohl über den Produktionscode "M6" auf den Kondis als auch über ein Foto des Kartons mit Etikett in der Artikelbeschreibung) immer noch dasselbe Problem auftritt wie schon bei welchen aus den 1960ern. Ich persönlich hätte erwartet, dass ein Markenhersteller innerhalb von 40 Jahren fortlaufender Produktion doch irgendwann mal ein Problem beseitigen kann...
Ich hatte auch schon ernsthaft überlegt, mal einen oder auch mehrere (damit die Chance auf ein spannendes Ereignis größer ist) der Kondensatoren unter Netzspannung zu setzen. Davon abgehalten haben mich bisher die diversen Berichte über sehr stark stinkenden Qualm, der sich z. T. erst nach wochenlangem Lüften wieder beseitigen ließ - dafür ist mir mein Bastelkeller irgendwie zu schade. Mal schauen, vielleicht hole ich das mal im Freien nach, wenn es wieder wärmer ist
floroth: ... Ich persönlich hätte erwartet, dass ein Markenhersteller innerhalb von 40 Jahren fortlaufender Produktion doch irgendwann mal ein Problem beseitigen kann...
Hallo Florian,
diese Kondensatoren findet man auch durchaus in hochpreisigen Geräten von Studer Revox, Dual usw., aber auch im professionellen Bereich. RIFA Kondensatoten (auch nicht gerade billig) werden in gewissen Kreisen als Knallfrösche (sozusagen moderne Malzbonbons *) bezeichnet. Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass normalerweise Geräte nach 10 Jahren abgeschrieben sind und bestenfalls in Bastlerhände gehen.
Gruss Walter
*) haben damals ganze Herden an Technikern in Werkstätten beschäftigt
ich habe diese gelben Rifa Kondensatoren schon in elektrischen Handrührgeräten (Stabmixer), Oszilloskopen, Tonbandgeräten, Plattenspielern sowie auch im Steuerteil von Brennöfen für Zahnkronen (Zahntechnik) gesehen. Alle hatten übrigens Risse...
diese Kondensatoren sind nicht ungefährlich. Neben der Drossel für eine Leuchtstoffröhre habe ich mal ein 'Prachtstück' gefunden. Ich frage mich, was hier passiert ist. Vielleicht war eingedrungene Feuchtigkeit die Ursache. Wenn so etwas in einem Haushaltsgerät passiert, na dann könnte es warm in der Bude werden.
in Philips Oszilloskopen gilt es ebenso diese rasch zu tauschen. "Warm in der Bude" sollte es nicht werden, weil die Stromkreisssicherung/Leitungsschutzschalter b.z.w Fehlerstromschutzschalter (je nach nachdem von Wann die Installation ist, b.z.w. wo der Kondensator im Gerät eingebaut ist) hier den Stromkreis sicher abschaltet wenn alles korrekt dimensioniert ist. Problematisch kann es höchstens werden, wenn zentimeterweise Staub im Gerät ist.
als ich in der Uni Dortmund (Analytische Chemie) meine Apparatur zur Messung allerkleinster Wärmeströme bei chemischen Reaktionen entwickelte, brauchte ich auch ein Schaltrelais, dessen Arbeitskontakt ich zwecks Entstörung mit einem dieser rotbraunen Bonbonkondensatoren für 630 V = und 250 V ~ überbrückte.
Die Schaltung arbeitete einen Monat lang einwandfrei, bis es eines Tages einen gewaltigen von einem Blitz begleiteten Knall gab, der die Plastik-Abdeckung der Schaltung wegsprengte, aber sonst keine großen Schäden hinterließ; nur der Sicherungshebel schnappte herunter.
Der Kondensator war also zur Hölle gefahren, obwohl das nicht hätte passieren dürfen. Er hatte keine Risse gehabt und war trotzdem explodiert. Die Netzspannung war nie über 225 V gestiegen. Ich habe dann einen für 1000 V bemessenen Kondensator eingesetzt, und dann passierte nichts mehr.
Viele Grüße
Arno_Jeff
Mögen Clara Rockmore und Barbara Buchholz mit Euch sein!