Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo Rainer,
der gute Jens nimmt es halt nicht so genau. Momentan definiert er auch den Detektorempfang um.
In deinem Link findet sich alles, was man zu dem Thema "Formieren von Elektrolytkondensatoren" wissen muss. Es liegt auf der Hand, dass zuvor eine Sicht- und nach Möglichkeit eine Kapazitäts- prüfung stattfinden sollte.
Auch gute Elkos leben nicht ewig. Ein deutscher Hersteller aus Husum gibt in seinem Datenblatt folgende Lebensdauer in Abhängigkeit des Ripples und der Umgebungstemperatur an:
Demnach dürfte die maximal mögliche Lebensdauer im Dauerbetrieb bei etwa 35 Jahren liegen.
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Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo zusammen,
als Themenstarter darf ich mich für die interessanten Diskussionsbeiträge bedanken. Die erwähnten Elkos formierte ich im Jahr 2013. Das ist schon eine Weile her und leider kann ich mich nicht mehr erinnern, in welchem Radio das war, denn Messungen würden mich interessieren, ob das Formieren von dauerhaftem Erfolg gekrönt war.
Bisher habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Zum Formieren verwende ich eine Serienschaltung aus einer Kühlschrankglühfadenbirne, einer Diode 1N4007 oder ähnlich und dem richtig gepolten Elko an 230 Volt Netzspannung. Wenn was schief läuft und der Elko einen Kurzschluss hat, brennt die Glühbirne dauernd hell, ansonsten nur beim Anlegen der Spannung, wenn der Elko noch eine gewisse Kapazität hat. Die Anordnung kann man stundenlang laufen lassen und explodiert ist bei mir noch kein Elko. Man sollte selbstverständlich unbedingt auf die Polarität achten und lieber zweimal kontrollieren.
In meinem Bauteilevorrat habe ich auch fabrikneue Elkos, die etwa 20 bis 30 Jahre alt sind. Diese habe ich noch nie formieren müssen. Offenbar sind diese nach einem anderen Verfahren hergestellt als die uralten Dinger. Und wenn so ein 20 oder 30 alter Elko hinüber ist, dann hilft Formieren auch nicht mehr.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo zusammen,
auch nie gebrauchte Elkos für höhere Spannungen sollten nach längerer Lagerung formiert werden, um das abgebaute Oxyd wieder aufzubauen (in einer Bedienungsaleitung eines neuen Industriegeräts fand ich die Vorschrift, nach zwei Jahren Lagerung die Elkos durch den Hersteller neu formieren zu lassen, Spannung ist etwa 400V). Wie schnell der Abbau erfolgt, hängt hauptsächlich von der Lagertemperatur ab, pro 10°C Erhöhung der Temperatur verdoppelt sich die Geschwindigkeit des Abbaus, somit ist also relevant, ob die Elkos im Keller oder Estrich gelagert werden. Ist die Oxydschicht wesentlich dicker als zwingend notwendig (z.B. für Elkos mit erhöhten Zuverlässigkeitsanforderungen), dauert es natürlich länger, bis die Minimaldicke unterschritten ist, und die Qualität des Elektrolyten hat sicher auch einen Einfluss. Zum Teil steht auch in den Datenblättern, wie lange die Elkos gelagert werden dürfen.
Elkos mit ungebundenem, flüssigen Elektrolyt (also gewisse Vorkriegstypen) altern besonders schnell, da je nach Lage des Kondensators nicht die ganze innere Elektrode (Pluspol) im Elektrolyt eingetaucht ist, da an der Grenzschicht durch die Luft und andere Verunreinigungen die Oxydschicht beschädigt wird, meistens dauerhaft. Durch den unvermeidlichen Elektrolytverlust ist auch bei stehender Montage irgendwann nicht mehr die ganze Elektrode im Elektrolyt, und dann ist der Kondensator entsorgungsreif.
Bei kleinen Spannungen (<50V) ist es normalerweise unkritisch, da die Verlustleistung durch den Leckstrom klein ist und sich so der Elko nicht unzulässig erwärmt. Je nach Schaltung führt aber der erhöhte Leckstrom zur Fehlfunktion.
Auch bei 'alten' Elkos kann es durchaus sein, dass nach langer Lagerung der Leckstrom immer noch klein ist, das habe ich bei Restaurationen schon beobachtet.
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo HB9,
danke für den Hinweis. Du hast selbstverständlich Recht. Daran hatte ich nicht gedacht. Viele alte Rechner mit ihren AT- oder ATX-Netzteilen können nach einer jahrelangen Betriebspause in seltenen Fällen Rauchwölkchen beim Einschalten erzeugen, wenn die Elkos auf der Primärseite des Schaltnetzteils sich verabschieden. Für alte TV-Geräte gilt das auch.
Dann gibt es noch millionen- oder milliardenfach diese kleinen eisenlosen Steckernetzteile. Die könnten aus den genannten Gründen ebenfalls Brände verursachen. Diese USB-Steckernetzteile überprüfe ich regelmäßig, ob sie zu heiß werden. Hier in Schweden sind schon einige der üblichen Holzhäuser bis auf die Grundmauern wegen dieser USB-Steckernetzteile zweifelhafter Herkunft abgebrannt.
Re: Elko formiert und gelbe Flüssigkeit läuft dabei aus.
Hallo zusammen,
Zitieren:Wenn was schief läuft und der Elko einen Kurzschluss hat, brennt die Glühbirne dauernd hell, ansonsten nur beim Anlegen der Spannung, wenn der Elko noch eine gewisse Kapazität hat
Diese Methode ist im Netz beschrieben, hat aber zwei gravierende Nachteile: 1. Die potenziell immer sehr gefährliche Verwendung direkter Netzspannung, wo sie überhaupt nicht notwendig ist. 2. Es kann ein zu starker Strom fließen, der den Elko unzulässig erwärmen kann.
Bisher konnten nach der schonenderen Methode nach Funkschau-Artikeln alle alten Siebelkos aus Röhrenradios neu formiert werden. https://www.wumpus-gollum-forum.de/forum...&thread=137 Auffallend war, das bei zwei Typen Mitte der 1950er mit sichtbarem Vorschaden (getrocknetes Elektrolyt neben dem Überdruckventil) die Formierung sich über 3 Tage erstreckte.
Das ist mit der Bildung nur der Oxidschicht nicht zu erklären, vielleicht finden nebenbei noch andere chemische Umwandlungen statt, die mehr Zeit in Anspruch nehmen.
In diesem Fall gibt es dann eine Art "Durchgehen" des Elkos bei zu kleinem Vorwiderstand: Der zu starke Leckstrom führt zu starker Erwärmung des Elkos, das zu noch größerem Fehlstrom und noch größerer Erwärmung, bis der Überdruck im Elko Elektrolyt aus dem Ventil austreten lässt.
Man muß ja berücksichtigen, dass es eine Zeit dauert, bis die Wärme im Innern über den Alu-Becher überhaupt an die Umgebung abgegeben werden kann. Ähnlich wie beim defekten Trafo, wo innen die kurzgeschlossenen Windungen kokeln und von außen kaum Wärmeabgabe feststellbar ist. Der Benutzer des Röhrenradios bekommt davon nichts mit, weil die Elkos robust sind und selbst jetzt meist nicht durchschlagen. Allenfalls ein Brummen bei der ersten Inbetriebnahme, das dann "glücklicherweise" mit der Zeit verschwindet.
Abgesehen davon muß man sicher auch unterscheiden: Nehme ich eine erste Inbetriebnahme vor, nachdem das Radio 30 Jahre auf dem Speicher gestanden hat, oder schalte ich es nach einem Jahr mal wieder ein.
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