Ein freundliches "Grüss Gott" an alle Forumler. Bei meinem Graetz "Polka 1013" von 1962 sind neben den Stationstasten und der zuschaltbaren Ferritantennen-Taste auch noch drei Klangregeltasten an der Front verbaut. Solo, Sprache und Konzert.
Sowohl bei "Konzert" als auch bei "Sprache" glaubte ich eine schwache Klangveränderung zu hören. "Solo" war sehr deutlich hörbar. Bei meiner letzten Reparatur sah ich aber , daß an der Taste Konzert der Kontaktschieber fehlt und die Festkontakte schon stark Oxid geschwärzt waren, der mußte also schon länger fehlen. Vermutete er sei abgebrochen und schon vor Jahrzehnten aus dem Gehäuse gefallen. Meine Überlegung eine eigene Konstruktion einzubauen nahm langsam Formen an, ich wollte den Schieber der Ferittantennentaste umbauen und die Ferittantenne direkt dauerhaft zuschalten.
Heute bekam ich den von mir im Web bestellten Schaltplan und sah zu meinem Erstaunen ,daß der Kontaktschalter für "Konzert" garnicht belegt wurde.
Zwar ist Festkontakte 1 mit Kondensator 321 und 324 sowie Widerstand 322 bestückt und Kontakt 2 mit Poti 323 und Kondensator 324, aber schalten kann man da nix. War also nie ein Schieber verbaut, darum die enorm schwarzen Kontaktzungen.
Ich hab hier im Forum schon mal gelesen, daß sich die Hersteller mit möglichst vielen Tasten zu übertreffen versuchten. Aber daß man soweit ging und diese auch blind verbaute war mir neu.
Wirkung war aber ähnlich eines Plazebos, manchmal hörte ich eine Tonveränderung nach drücken der Taste.
Übrigens kommt Plazebo ja aus dem Lateinischen und bedeutet ( laut Wikipedia ) "ich werde gefallen" und das wars, was man damals den Käufern geboten hat.
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Hallo Alfred, lösen sich die beiden Tasten "Sprache" und "Konzert" gegenseitig mechanisch aus? Will sagen, wenn Du Konzert drückst, kommt dann Sprache automatisch nach vorn?
Wenn ja, haben beide Tasten eine echte Funktion, es wäre dann keine Plazebo-Taste.
es ist durchaus nicht unüblich, dass eine einzelne Taste nur eine mechanische Auslösefunktion hat. Die eigentliche Schaltfunktion wird dann von den Ruhekontakten der anderen Schaltschieber bewerkstelligt. Auf Anhieb fällt mir dazu ein Quelle-Transistorkofferradio ein, bei dem die Mittelwellen-Taste auch nur eine mechanische und keine elektrische Funktion hat.
wumpus:Hallo Alfred, lösen sich die beiden Tasten "Sprache" und "Konzert" gegenseitig mechanisch aus? Will sagen, wenn Du Konzert drückst, kommt dann Sprache automatisch nach vorn?
Gruß von Haus zu Haus Rainer (Forum-Admin)
Möge kein Mögel-Dellinger-Effekt auftreten.
Hallo Rainer, ja so ist es. Im Gegensatz zu dem anderen Block, mit Ferrit und Solo Taste, bei dem jede einzeln gedrückt auslöst. Nur wenn die Taste "Sprache" nicht gedrückt ist und ich drücke Konzert, dann ist das eben ohne Wirkung und das denkt man sich doch als Laie nicht. Die Tastenbezeichnung mit "Sprache aus" wäre ehrlicher formuliert. Viele Grüsse Alfred
Hallo Jürgen, bei deinem Beispiel wird ja tatsächlich umgeschaltet. Hier erreiche ich halt nur den Normal-Zustand, da ich die Konzerttaste ja ohne Aufhebung einer gedrückten Taste drücken kann. Bleibt es nicht doch eine Mogelpackung? Ich hab meinen obigen Beitrag auch darum verfasst, falls jemand ohne Schaltplan in seinem Gerät eine solche Taste findet und glaubt hier sei ein Defekt, sich erst mal schlau macht. Schönen Gruss Alfred
So eine Tasten - Mania war in den 50ern nicht unüblich . Schau Dir mal die Spitzengeräte von Grundig oder Loewe - Opta von 1950 - 1956 , 57 an . Da kamen jedes Jahr mehr Tasten hinzu , diese lösten funktionsmäßig die Drehschalter ab . Meiner Meinung nach hauptsächlich aus modischen Gründen . Je mehr Tasten desto mehr machte das Radio im Wohnzimmer her . Das es dann auch eigentlich funktionslose Taten gab , war eben dieser Mode geschuldet . Man wollte sich vom Vorkriegsstil absetzen , der Wohlstand wuchs , damit die Tastenzahl und eine gewisse Barockisierung nicht nur bei Radios ging damit einher . In den 60ern kam dann der nordische Stil auf , die Gerate wurden schlichter , einfache gerade Gehäuseformen , weniger Tasten , kleinere Knöpfe wurden modern . Meine persönlichen Lieblinge sind die frühen 50er aus der Vor - Barockzeit und manches aus den 60ern . Da hab ich bei einem Kaiser - Radio von 1951 einen frühen , zu der Zeit nicht unüblichen " Multifunktionsknopf " entdeckt : Netzschalter, Lautstärkepoti , Tonblendepoti alles mit EINER Achse und damit auch nur einen Knopf .
Die Entwicklung des Radio- Design`s über die Jahrtehnte folgte den steigenden Ansprüchen, der mit der Zunahme des Wohlstandes einherging. Die damaligen Käufer oder Kunden, die diese Empfänger auswählten und kauften wurden von der mehr und mehr aufwändigen Ausführung der sprichwörtlichen "Klaviertastatur" maßgeblich beeinflusst und beeindruckt. Das "Auge"kaufte eben auch mit. Aus heutiger Sicht wird das nüchterner gesehen, an technischer Notwendigkeit und Qualität gemessen und beurteilt. Die erwähnte Multifunktionsachse mit Ausschalter, Lautstärkeregler und Klangblende hört sich gut an. Aber bei Multifunktionen wächst generell auch die Wahrscheinlichkeít, daß an einem der 3 Systeme, meist Ausschalter und Lautstärkepoti Defekte und Ausfälle auftreten. Ein Ersatz wird da sehr schwierig, da solche Komplexreger kaum direkt beschaffbar sind. Mir gefallen die Tasten an den Radios, auch wenn es dort wegen möglicher Korrosion und Oxidation zu zusätzlichem Pflegeaufwand führt. Die Bedienung mehrerer Knöpfe oder Tasten aus vergangenen Jahrzehnten als Stelloption, ist im Vergleich zur Handhabung heutiger Unterhaltungselektronik ein "Klacks". Da braucht man die berühmte Bedienungsanleitung, die mindestens in verständlichem deutsch und aussagefähig gefasst sein sollte. Oft kommt es vor, daß ältere Leute und speziell auch technisch Unbewanderte da die Hilfe des Lieferservices oder die ihrer jüngeren Familienangehörgen benötigen. Da sind die Fernbedienungen mit Tasten überladen, deren wahre Bedeutung sich erst durch die Auswirkung halbwegs erkennen lässt. So gesehen ein Hoch auf die schicken Radios der 50er bis 70er Jahre, die noch in edlen Holzgehäusen und abgerundeten Formen und "warmen" Tönen gestaltet waren.
Hallo Nobby, hallo Dietmar, danke für eure ausführlichen Antworten. Wenn ich mir nicht den Kopf darüber zerbrochen hätte wie ich die vermeindliche Macke reparieren kann, um dann feststellen zu müssen, daß hier eine Luftnummer abgezogen wurde, hätte ich mich nicht so geärgert. Wenn man eine Taste hochtrabend mit "Konzert" tituliert, erwartet man doch, nach drücken der selben, daß sich da was rührt. Naja, ist schon wieder irgendwie lustig. Liebe Grüsse Alfred
in den 70ern ist ein ähnlicher Effekt zu beobachten. Es wurde viel "Firlefans" eingebaut um mehr techn. Knowhow und Möglichkeiten vorzugaukeln. Benutzt hat man trotzdem nur drei Funktionen.
nobbyrad58:Hallo Alfred !
Man wollte sich vom Vorkriegsstil absetzen , der Wohlstand wuchs , damit die Tastenzahl und eine gewisse Barockisierung nicht nur bei Radios ging damit einher .
MFG Nobby
Was es aber auch zeigt, ist das der gut demensionierte Röhrenverstärker, einfach einen guten, natürlichen und warmen Klang hat. Das ist ist dann die neutrale Grundeinstellung. Also die Auslösetaste.= Konzert oder Wunschklangtaste. Jetzt braucht man nur noch einen Filter für Sprache ( eigentlich nur Mittelfrequenzen) und noch einen für etwas, was in der Mitte liegt.. und schon hat man drei Funktionen.
Die Puristen der Musikverstärker (Gitarre, Bass, PA) lieben diese Einfachheit. Sie Regeln lieber an ihren Instrumenten die Volumeregler und erhalten alle Sounds die benötigt werden. Die Röhren NF- Verstärkung ist einfach unschlagbar und wird deswegen im Musik- und Oberklassen HiFi- Segment auch weiterhin bestehen. Damit der Sound auch stimmt, werden Tonabnehmer (Singlecoil und Humbucker) von Hand gewickelt und teuer bezahlt. Diese sind genau darauf abgestimmt, den Sound von Gibson und Fender usw... zum Leben zu erwecken. Aus diesem Bereich, werden wir Radiofreunde auch immer Erstzteile beziehen können.
joeberesf:Hallo zusammen, Hallo Alfred ! Was es aber auch zeigt, ist das der gut demensionierte Röhrenverstärker, einfach einen guten, natürlichen und warmen Klang hat. Das ist ist dann die neutrale Grundeinstellung. Also die Auslösetaste.= Konzert oder Wunschklangtaste. Jetzt braucht man nur noch einen Filter für Sprache ( eigentlich nur Mittelfrequenzen) und noch einen für etwas, was in der Mitte liegt.. und schon hat man drei Funktionen.
Stimmt schon, ich sehe das inzwischen genauso.
joeberesf:Die Röhren NF- Verstärkung ist einfach unschlagbar und wird deswegen im Musik- und Oberklassen HiFi- Segment auch weiterhin bestehen.