Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Zusammen,
hier möchte ich mal ein Philips Oszilloskop aus den 70ern vorstellen - das PM 3260 (E) 120MHz von 1974!
Philips Oszilloskope sind ja nicht soooo beliebt bei den Sammlern, ich weiss nicht so recht warum. Philips habe ich in meinem Lehrbetrieb damals mit den weiter unten angeführten Industrie-Modellen kennenglernt.
Ich finde aber die Geräte quer durch alle Jahrzehnte optisch recht ansprechend, wobei es Einschränkungen gibt.
Viele kennen vielleicht die einfachsten und billigen "Hobbyscope" PM 3206 und 3207 in ihren Plasteschalen. Übel zum öffnen und am Gerät bestätigten sich auch Negativmeinungen zu Schiebeschaltern.
Manche Modelle sind aber ausgesprochene robuste Industriearbeitspferde gewesen, wie z.B. die 10MHz Dual-Beam Serie PM 3231 bis 34. Hier auch optisch besonders zu empfehlen die schönen blauen Bildschirme. Es gab aber auch Versionen in grau, welche mit der Zeit braun wurden. Auch die Gehäuse sind teilweise sehr problematisch (Nextelbeschichtung - die klebrig wird). Aber auch dunkelgraubraunfarben lackierte Gehäuseschale wie bei meinem PM 3260, können unakzeptabel übel zerschunden sein. Ich habe noch ein Wrack der 150MHz Version PM 3265 rumstehen, die so ist. Ansonsten ist das Gehäusekonzept in diesen Jahren aber vorbildlich: Gehäuseschalen, getrennt abzunehmen. Nicht so eine geschlossene Gehäusehülle, bei der man beim Öffnen oder Schliessen sich die Finger einzwickt bis man alles vom Blech im Überstülprahmen hat. Gussrahmen vorne und hinten. Netzteilplatte hinten einschoben. Stabile Metallgriffe! Gut finde ich auch, das das Netzkabel in einem Staufach Platz findet.
Es gibt natürlich auch ein paar Nachteile: Der Schliessmechanismus der Gehäuseschrauben (vier Stück pro Seite) ist teilweise aufwendig kompliziert! Dieser ist auch nicht bei allen Modellen gleich. Am einfachsten ist es bei den Modellen PM 3231 bis 34. Dort dreht eine Gehäuseschraube in ein Gewinde des Rahmens und gut ist es! Die Lösung dieser Einstecklochbuchse für den TK zum anlegen der Kalibratorspannung gefällt mir nicht. Da hat sich doch die Einstecköse für den TK-Haken oder die Brücke wie bei den TEK Scopes bewährt.
Der hier vorgestellte PM 3260 hat so Drehnasen über eine Feder gehalten. Man muss hier vorher schauen, wohin man drehen muss, darf auch nicht zu weit öffnen. Es kann hakelig werden, aber dann geht es doch.
Die Vorläufermodelle wie die 50MHz Modelle PM 3250 bis 53 Serie haben so sich tonnenförmig spannende Gummirollen als Gehäusedeckelbefestigungen, die Probleme machen, weil das Gummi zerschlissen ist und platzt. (Mein Speicherscope PM 3253 stelle ich auch mal vor)
Also wie gesagt, ich empfehle ( wenn es die Serie führte) die Screens mit der schönen blauen Kontrastscheibe! Die Modelle habe getrennte Zeitbasisschalter für MTB und 2'te TB. Das ist griffiger als die kombinierten, aber braucht mehr Platz. Die Geräte dieser Serie haben 17kV Nachbeschleunigungsspannung! Das ist enorm.
Jetztmal ein paar Bilder:
Hochspannungsabteilung für 17kV! Kaskade im Graphitblock.
Alles voll Dünnfilmschaltungen als integrierte Schaltungen. Lassen sich ausziehen bei Bedarf.
Die Version mit dem (E) hat dann keine dieser "Lemobuchsen" zur Versorgung aktiver TK.
Hier sieht man die Versionen der Vertikalabschwächerbaugruppe. Das orangene IC sind diese berühmten Dünnfilm-IC, von denen man weiter oben ein ganzes Board voll sieht. Spezialität bei Philips sind auch die Reed-Relais Schalter. Das ist elegant und technikorientiert, vermindert diese Lösung parasitäre Schaltungskapazitäten. Die vordere Attenuatorbaugruppe zeigt die spätere Version als es auch die 150MHz Version dann gab zu der Zeit meines 120MHz Scopes (ich glaube es ist von 1977). Auch ist das Netzteil unterschiedlich bei der früheren Version von 1974 zu den späteren Baujahren. Philips verwendete schon SMD-Transistoren ab 1977 (!!!) - seit wann gibt es die denn??? Die TB Platinen sind voll mit SMD-Transistoren. Aber sonst noch bedrahtete Widerstände. Einseitig bestückte Platinen.
Ich meinem zuerst größeren Beitrag kam ich an die Grenze und konnte nicht mehr senden, deshalb gekürzt und mehr in einer Antwort wenn dieser Beitrag jemand gefällt.
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Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Debo.
Zumindest einen hast Du bereits, dem der Beitrag gefällt und der sich über einen Nachschlag freuen würde. Die Schaltungstechnik der neunziger Jahre war auch bei Fernsehgeräten von Philips etwas speziell. Mit vielen Grüßen. Wolle.
P.S. Das oberflächenmontierbare Bauelement SMD wurde Mitte der sechziger Jahre bei IBM für die Raumfahrt entwickelt und hielt Anfang der siebziger Jahre Einzug in die Computertechnik, Taschenrechner und in die kommerzielle Technik.
Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Gebrauch vermehrt.
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Wolle,
Danke, gerne. Einen Fehler hatte ich gleich. Ein Rechtecksignal zeigt Verrundung. Also wie wenn hohe Signalanteile nicht sauber übertragen werden. Es lag nicht am TK Abgleich. Der Fehler wanderte mit gegenseitigem Wechseln der Kanäle mit. Fehler also auf dem Abschwächerbaustein.
Zu meiner Überraschung stellte sich in meinem Gerät nicht die Abschwächerbaugruppe wie im 1975er Manual heraus (nachfolgendes Schaltbild) mit dem Dünnfilm-IC (Impedance Converter)
Sondern diese Nachfolgerversion mit zwei SMD-Transistoren und einem FET.
Dort war im Pfad mit dem FET diese Type ON 471, defekt. Ein Ersatztyp BFT46 tut nun Dienst dort.
Mein Testbilder mit FBAS sehen so aus: Die Helligkeitsreserven sind enorm, kein Wunder bei 17kV Nachbeschleunigung. Allerdings bin ich mit der absoluten Schärfe nicht so zufrieden. Mal sehen ob ich noch was verbessern kann.
Davon wieder der Burst mit seinen 10 Schwingungen über die zweite Zeitbasis:
Hier zeigt sich noch, das das Level-Pot an der 2'ten TB nicht funktioniert. Die Schwingungszüge zeigen sich doppelt. Mit den beiden getrennten Level-Pots müsste ich doch hier die Triggerung noch verbessern können. Ich habe aber ausser der Überprüfung der Betriebsspannungen nach der C-Kur noch nichts weiter abgeglichen. Übrigens ist bei diesem Gerät die gleichzeitige Darstellung beider Kurven, also die der MTB und drunter den hellgestasteten aufgelösten Teil der Burstschwingung nicht möglich. Bei späteren Geräten wie dem PM 3267 war das aber dann möglich.
Noch was Allgemeines:
Viele Elkos sind ausgetrocknet, haben an Kapazität verloren. Es empfiehlt sich fast alle zu tauschen. Zwei dicke blaue mit 2x 50+50µF sind üblicherweise vorhanden, aber die sind noch gut gewesen. Ich habe sie trotzdem getauscht (Position Dreierpacks) Auch so ein 220µF/100V Roederstein, welcher mit "federnden "gebogenen Anschussdrähten eingebaut ist.( Weiss nicht wozu - der Elko war mit zwei Kabelbindern ab Werk schon festgespannt) Der ist auch noch gut, hatte auch keinen Ersatz. Dann aber unbedingt den Funkenstör-C tauschen. Der bekommt ja bekanntlich Risse und raucht mit erheblicher Verschmutzung der Platine ab. Ich denke das Netzteil ist ziemlich robust, wird auch nicht sonderlich warm.
Nun noch zum Preis. Was kostete dies Schätzchen damals 1974 ?: Das Grundgerät 6.600DM zuzüglich z.B. zwei 150MHz TK a' 230DM war man bei 7.060DM ohne 11% Mehrwertsteuer dabei. Ein aktiver FET-Tastkopf war mit 1390 DM zu haben! Also für Hobbyisten unbezahlbar. Selbst eine Radio- und Fernsehwerkstatt kaufte sich so ein Gerät nicht, weil die Frequenzklasse mit 100MHz eben auch teuer war.
Fasse nochmal kurz zusammen: Sammelwürdige Geräte, schön mit dem blauen Bildschirm, aber mit Arbeitsbedarf vorab. Später (1980er Jahre) kam dann noch ein roter Strich im Design dazu. Der blaue Logostrich gegen schwarz getauscht. Spitzengerät der Serie dann der PM 3295 mit 350MHz und PM 3295A mit 400Mhz. Automatischen Messfunktionen, Readout und blauen LCD Displays (die aber heute leider gerne undicht und dann schwarz werden).
Dann wurde das Segment an Fluke abgegeben und es war Schluss mit Oszilloskopen.
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Debo.
Bei der Qualität der Darstellung des Bursts bekomme ich feuchte Augen. Ich hatte Anfang der siebziger Jahre einen Oszi von Thalheim EO1/71A zur Verfügung. Ein Burst war zwar darstellbar, aber---. Nun gut, die Zeit des Baues von PAL - Decodern über hat er mir unschätzbare Dienste geleistet. Zum Wochenende konnte ich mir zweimal einen damals modernen Einstrahler EO174A ausleihen, natürlich mit viel Versprechungen. Damit war es ein um Größenordnungen besseres Arbeiten. Mit vielen Grüßen. Wolle.
Wissen ist der einzige Rohstoff, der sich durch Gebrauch vermehrt.
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Debo,
der Burst sieht doch ganz gut aus. Am Wochenende schaue ich mal, was bei dieser Aufgabe mein Koreaner und der aktuelle (digitale) Rohde&Schwarz auf den Schirm zeichnet. Eine 2. Zeitbasis hat der Koreaner, und die ist hier ja Pflicht.
Zur Schärfe: Neben dem üblicherweise von aussen zugänglichen Fokus-Poti gibt es meistens noch zusätzliche Abgleichpunkte für die Strahlfokussierung, bei meinem Koreaner z.B. noch ein Poti zur Einstellung der Symmetrie der Fokussierung, damit der Leuchtpunkt ein Kreis und nicht eine Ellipse wird. Dieses ist von aussen nicht zugänglich und ein Neuabgleich nach Anleitung brachte Wunder in der Schärfe.
Ansonsten ein hübsches Gerät mit hohem Gebrauchswert.
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Zusammen,
Danke für die Resonanz! Pflichtbeigaben wie 2'te Zeitbasis ist nicht Pflicht. Ich freue mich - und alle Anderen sich auch über jedes vorgestellte Oszilloskop! Warum nicht auchmal ein Supermodernes? (Ich habe leider noch keinens ). Bei Keysight = Nachfolger von Agilent = Nachfolger von Hewlett-Packard, gibt es augenblicklich eine Aktion: Kauft man ein Scope der 3000,4000 oder 6000 Serie, bekommt man ein 100MHz DSOX 1102G "geschenkt". Muss mir mal eines ausleihen und stelle es dann mal hier vor.
Ich möchte in meiner Reihe einfach aufmerksam machen wie es vor 40 bis 50 oder 60 Jahren war.
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Debo,
ich hoffe, das hier genügt für den Anspruch "supermodern", auch wenn es schon etwa 3 Jahre auf dem Buckel hat (ist in der heutigen Zeit ja eine Ewigkeit):
Es hört auf den Namen HMO3002 und ist von Hameg, mittlerweile mehr oder weniger vollständig von Rohde&Schwarz übernommen, daher taucht der Name Hameg nur noch auf dem Schnittstellen-Einschub auf. Es bietet 2 Kanäle mit 500MHz Bandbreite, einen 16kanaligen Logik-Analyser, 2GHz Abtastfrequenz (4GHz bei nur einem Kanal) und 4MSample Speicher pro Kanal, auf Wunsch segmentierbar, so dass mehrere Messungen gespeichert werden können. Neben all den mehr oder weniger üblichen Funktionen kann es auch die gängigen Protokoille SPI, I2C, UART, CAN, usw. dekodieren, so dass man nicht Bits zählen muss. FFT und Zoom ist mittlerweile ja selbstverständlich, und das Display verhält sich wie ein analoges mit einstellbarer Nachleuchtdauer oder auf Wunsch auch Falschfarben. Ein hübsches Gerät und für die Heimwekstatt gerade noch bezahlbar (ist natürlich relativ...).
Einen Agilent mit 200MHz haben wir im Geschäft, ich weiss gerade nicht mehr welcher. Der ist ebenfalls ein hübsches Ding und mit meinem Hameg durchaus vergleichbar, das Display etwas besser, dafür an anderen Orten ein bisschen Minus, aber sicher empfehlenswert, aber auch nicht billig.
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo Debo,
du schreibst
Zitieren:Die Schwingungszüge zeigen sich doppelt.
Ist das nicht generell zu erwarten beim analogen Oszillografieren des PAL-Bursts? Ich hätte gedacht, dass die Phasenumschaltung zwischen den Zeilen auch für den Referenzburst gilt...
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
HB9:...HMO3002... Rohde&Schwarz...für die Heimwekstatt gerade noch bezahlbar
Ja nee is klar, R&S war schon immer als Billigheimer-Ramschladen bekannt *hust* Andere Leute kaufen sich für das Geld ein Auto oder 2.....
Im Ernst, wenn man mit der "Heimwerkstatt" nebenbei noch ordentlich Geld verdient, dann ist das wohl machbar. Für einen Radiobastler eher Overkill. Ich LIEBE ja R&S Geräte, aber leisten kann (will) ich mir die immer erst, wenn sie mindestens 60 Jahre alt sind ;)
Re: Philips PM 3260 Serie - die schicken Oszilloskope aus Holland
Hallo zusammen,
@Uli: Die "echten" Rohde&Schwarz kosten etwa das Dreifache, da hört der Spass definitiv auf... aber die getarnten Hameg haben immer noch die Hameg-Preise. Klar sind die Chinesen billiger, aber hier weiss man noch, was man bekommt.
Zum Farbburst: Der dreht von Zeile zu Zeile die Phase um 180 Grad, so dass man bei Synchronisation auf die Zeile beide Phasenvarianten übereinander sieht. Will man nur eine Schwingung, muss man entweder einen "Single Shot" machen, was nur mit Speicher oder Fotokamera praktikabel ist, oder dann durch geschickte Einstellung der Triggerung und Zeitbasis dafür sorgen, dass nur jede 2. Zeile dargestellt wird, was wegen der Bildsynchronisation gar nicht so einfach ist. Wegen der ungeraden Anzahl Zeilen in einem Vollbild kann man das Problem auch nicht durch Triggern auf eine bestimmte Zeile lösen (falls das Oszi diese Funktion überhaupt hat).