ich bin gerade bei Reparatur von einem Siemens Luxus Super H9 Stereo zu beschäftigt. Allgemein funktioniert alles nicht schlecht bis auf UKW. Und hier ist ein Rätsel aufgetaucht. Wenn ich ziehe erste (auf dem Schaltplan) Roh EC92 raus - funktioniert UKW gut, gutes Empfang, Klang u s.w. Beim Reinstecken die EC92 auf sein Platz, ist wieder UKW tot. Gitterspannung auf erste EC92 liegt bei +8,8V??? Kathodenspannung, bei +9,5V. Anodenspannung setz sich runter auf 98V. Die Röhren habe ich, natürlich, gegen gute ausgetauscht.
Wo kann es liegen? Ich werde dankbar sein für jede Hilfe.
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aus der Ferne ist es immer schwierig, eine genaue Diagnose zu erstellen. Wenn ich vor diesem Fehlerbild stünde, würde ich zunächst einmal von folgender Theorie ausgehen:
Die erste EC92 scheint zuviel Strom zu ziehen. Das kann dazu führen, daß ihre Verstärkung zu hoch ist. Insbesondere, wenn es nicht die Originalröhre ist, stimmt die Neutralisation nicht mehr. Das wieder kann zum Selbstschwingen führen. Selbstschwingen 'verstopft' die folgende Stufe und der Empfang fällt aus.
Abhilfe wäre, den Anodenstrom der ersten EC92 herunterzusetzen. Dazu muß die Gitter-Kathoden-Spannung negativer werden. Im Moment scheint sie bei 8.8V - 9.5V = -0.7V zu liegen. Ein Standard-Arbeitspunkt für diese Röhre liegt bei einem Anodenstrom von ca. 3mA und einer Gitter-Kathodenspannung von -1.0V. Um das zu erreichen, sollte der Widerstand, der parallel zu dem 200pF-Kondensator liegt, einen Wert von ca. 3kOhm haben oder etwas höher. Hier muß man gegebenenfalls etwas experimentieren. Auf jeden Fall sollte man versuchen, die Anodenströme der beiden EC92 wieder auf den Wert von insgesamt 9mA bringen. Dann sollte sich auch die Anodenspannung von ca. 133V einstellen. Vorsicht bei der Messung des Anodenstroms. Selbstschwingen verhindert eine korrekte Messung.
Der Fehler kann natürlich auch viel trivialer sein. Schlechter Kontakt, kalte Lötstelle etc.
ich würde mich auch dem Selbstschwingen - wie Heinz es angesprochen hat - (vielleicht durch einen Fehler in der Neutralisation) als Fehler anschließen. Man kann testweise dieses Eigenschwingen durch parallelschalten eines ca. 100 - 300 Ohm Widerstands zur Schwingkreisspule der Vorstufe wegbekommen. So erkennt man zumindest, ob es ein Selbstschwingen ist.
Danke für Ihre Hilfe. Ich habe heute probiert, den Heterodyn einzustellen. Und das hat geklappt. Jetzt funktioniert UKW auch. Also das Problem lag bei Heterodyn. Jemand vor mir hat dort wahrscheinlich rumgefummelt.
schön, dass es wieder geht. Um die Neutralisation korrekt einzustellen, gibt es folgenden Trick: - am Antennenanschluss einen anderen UKW-Empfänger anschliessen - Empfangsfrequenz am Hilfsempfänger auf Maximum einstellen - Empfangsfrequenz am Prüfling ca. 10.7MHz tiefer als am Hilfsempfänger einstellen, so dass der Hilfsempfänger das Oszillatorsignal des Prüflings empfängt - Neutralisation so einstellen, dass der Empfangspegel minimal wird, also das Oszillatorsignal maximal gedämpft wird. Diese Eintellung bedeutet gleichzeitig maximale schwingungsfreie Verstärkung des UKW-Eingangssignals. Hat man einen Spektrum-Analyser oder ein Oszilloskop mit ausreichender Bandbreite, schliesst man dieses am Antenneneingang an und stellt die Neutralisation so ein, dass sie über den gesamten Empfangsbereich möglichst gut ist, also das Oszillatorsignal bei keiner Empfangsfrequenz übermässig stark ist (oder gar die Eingangsstufe schwingt). Für diesen Abgleich sollte der Antenneneingang korrekt abgeschlossen sein (bei den symmetrischen Anschlüssen meistens 240 Ohm zwischen den beiden Anschlüssen oder 120 Ohm von einem Anschluss nach Masse. der andere bleibt dann offen).
Häufig wird der Fehler gemacht, dass die Neutralisation so eingestellt wird, dass ein empfangener Sender mit maximalem Pegel empfangen wird. Diese Einstellung bedeutet meistens eine Rückkopplung kurz vor dem Schwingungseinsatz (wie beim klassischen Geradeausempfänger) und ist damit sehr kritisch, zudem ist die Neutralisation ja auch dazu da, das Oszillatorsignal abzublocken, damit es nicht über die Antenne abgestrahlt wird.
Eine schwingende HF-Stufe kann man übrigens relativ leicht enttarnen, wenn man den Anodenstrom misst (meistens einfach möglich, wenn der Spannungsabfall an einem Siebwiderstand der Anodenspannungszuführung gemessen wird). Wenn die Röhre schwingt, ändert sich der Anodenstrom, wenn man den Röhrenkolben umfasst oder mit einem Schraubendreher in die Nähe der Anschlüsse kommt (Vorsicht Kurzschlussgefahr), dieser Trick funktioniert übrigens auch bei Transistorschaltungen und schwingenden NF-Endröhren.
herzlichen Dank für so eine ausführliche Erklärung. Aber ich habe nicht ganz verstanden, wie Du meinst - "am Antennenanschluss einen anderen UKW-Empfänger anschließen"? Wie soll ich das Radio anschließen? Kannst Du mir das erklären?
die Meinung war, einfach die UKW-Antennenanschlüsse der beiden Empfänger miteinander verbinden. So geht die Oszillator-Störstrahlung vom Prüfling in den anderen Empfänger und man ist auch sicher, dass man die Störstrahlung am Antennenanschluss minimiert und nicht irgendwelche Strahlung, die in der Luft herumgeistert. Wenn du kein 'korrektes' UKW-Bandkabel hast, kannst du auch einfach zwei normale Litzendrähte lose miteinander verdrillen.
Falls der Hilfsempfänger einen Koax-Antennenanschluss hat (ist ab etwa 1975 Standard), verbindest du den Innenleiter des Koaxkabels beim Prüfling mit einer der beiden Banaenbuchsen vom UKW-Antenneneingang und den Kabelschirm mit dem Chassis möglichst nahe am Antenneneingang.
Falls der Hilfsempfänger keinen Antennenanschluss hat, kann man die Teleskopantenne vom Hilfsempfänger über einen kurzen Draht direkt mit einer der beiden Bananenbuchsen des Prüflings verbinden. In diesem Fall sollte man den Antenneneingang vom Prüfling korrekt abschliessen, also die beiden Bananenbuchsen mit einem Widerstand von 240 Ohm (220 oder 270 Ohm geht auch) miteinander verbinden, dabei keinen drahtgewickelten Widerstand nehmen, sondern einen normalen Kohleschicht- oder Metallfilmwiderstand.
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