da ich hier neu bin, kurz zu meinem Kenntnisstand: Seit meinem Fahrzeugtechnik-Studium, das Jahrzehnte zurückliegt, hab ich mich mit Elektrik und Elektronik nicht mehr beschäftigt, da sind nur noch geringe Spuren ehemaligen Wissens übrig und für den normalen Hausgebrauch bin ich immer mit dem "Wasserrohr-Modell" von Elektrisch zurechtgekommen. Meßgeräte (analog und digital), sowie Lötstation sind vorhanden. Nun habe ich eine Sammlung von Kofferradios und lasse auf Oldtimerveranstaltungen bei meinen Autos immer ein paar Radios zeitgenössische Musik spielen (FM-Transmitter) - da haben die Leute ihre Freude dran. Natürlich habe ich auch etliche Radios in der Sammlung, die es nicht tun und die "passive" Phase der Altersteilzeit gibt mir nun die Gelegenheit, mich um diese Patienten zu kümmern. Bisher habe ich mich fast nur als "Gehäusereiniger" betätigt, dazu aber öfter auch die Innereien ausgebaut und leicht auffindbare Fehler behoben.
Aber nun zu meiner Frage: Ich hab ein Schaub-Lorenz Amigo Automatik SK 121051, das spielte bei voll aufgedrehter Lautstärke nur ganz leise auf UKW und MW, auf KW konnte ich zwar keinen Sender finden, aber tot hörte es sich auch nicht an. Also Schaltplan runtergeladen und die ZF-NF-Platine durchgemessen. An den Transistoren T402 bis T405 waren die Spannungen etwas zu niedrig, an T406 bis T408 waren sie deutlich zu hoch. Dacht ich mir also in meiner Unbedarftheit, dazwischen wird wohl der Fehler liegen und "der Mörder ist immer der Elko". Also einfach mal Print-seitig einen entsprechenden Kondensator parallel zu C435 rangehalten, der zwischen T405 und T406 liegt und siehe da, es spielt wunderbar laut. Also C435 ersetzt und es spielt immernoch einwandfrei. Jetzt hätt ich ja zufrieden sein können, aber ich war neugierig und habe die Spannungen noch mal gemessen und die haben sich nicht geändert. Die Vorstellung, die zum Auffinden des Fehlers geführt hat, war also offenkundig falsch - ein blindes Huhn findet auch mal einen Doppelkorn. Bevor ich das Gerät jetzt wieder zusammenbau stellt sich die Frage, ob noch weiterer Handlungsbedarf besteht, wenn ich an den Transistoren statt 4,3 bis 4,65V noch 5,4 bis 5,5V messe? Und wie hätte ich den Schuldigen C435 korrekt systematisch finden können?
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Die Spannungen sind zur Produktionszeit des Radios mit einem Instrument gemessen wurde, das einen geringeren Innenwiderstand aufwies. daher die Abweichung. Zwecks C435 benötigen wir einen Schaltungsauszug um dessen Funktion heraus zu finden, erst danach wäre eine Prüfmöglichkeit ohne dessen Ausbau zu empfehlen
Reinhard_M:Bevor ich das Gerät jetzt wieder zusammenbau stellt sich die Frage, ob noch weiterer Handlungsbedarf besteht, wenn ich an den Transistoren statt 4,3 bis 4,65V noch 5,4 bis 5,5V messe?
wenn Du uns noch sagst an welchen Stellen Du diese Spannung gemessen hast, könnte man besser antworten.
Prinzipiell besteht kein Handlungsbedarf wenn die Spannungen bis auf etwa +/-10% mit den im Schaltbild angegebenen Werten übereinstimmen. Die gemessenen Spannungen hängen auch von der Höhe der Batteriespannung ab. Sie sollten also bei genau 9V Batteriespannung gemessen werden.
Die beiden Schaltungsteile (T404,T405 und T406...T408) sind in sich gegengekoppelt und stabilisieren sich selbst. Der Arbeitspunkt der Endstufe (T406..T408) wird mit dem Poti R440 auf halbe Batteriespannung eingestellt. Am Testpunkt TP407 zu messen. Da die Batteriespannung im Laufe der Benutzung abnimmt, kann man die Spannung an TP407 auf etwas weniger als die halbe Batteriespannung einstellen. Etwas kritisch ist manchmal der Ruhestrom der Endstufe von 3.5mA. Für diesen ist keine Einstellmöglichkeit vorgesehen. Er kann mit einem empfindlichen Meßgerät zwischen den Emittern (E-Anschluß) von T407/T408 gemesssen werden. Die Spannungsdifferenz sollte 3.5mA x 4.4 Ohm = 15.4mV nominell betragen.
Im Prinzip kann man natürlich noch alle Elkos überprüfen. Da einer offenbar schon defekt war, könnte das auch für andere zutreffen. Einseitig ablöten und auf Kapazität und Leckstrom prüfen. Ich würde das aber nur machen, falls sich bei der Überprüfung der Spannungen deutliche Abweichungen ergeben.
Reinhard_M:Und wie hätte ich den Schuldigen C435 korrekt systematisch finden können?
Systematisches Vorgehen hängt auch immer von den vorhandenen Meßmöglichkeiten ab. In diesem Fall wäre der Fehler wahrscheinlich schnell entdeckt worden, wenn man einen Tongenerator an den Eingang anschließt und mit einem Oszilloskop das Signal z.B. am Emitter T404, am Kollektor T405 und am TP407 betrachtet. Beim Aufdrehen des Pegels muß das Signal an TP407 symmetrisch begrenzen. D.h. positive und negative Scheitelwerte sollten bei der gleichen Eingangsspannung in die Übersteuerung gehen. Ein Verständnis der Schaltung ist dabei aber Voraussetzung.
Die gestern gemessenen und die heute noch von Dir erwähnten Spannungen habe ich blau eingetragen. Die Batteriespannung lag bei ca 8,7V. Gemessen hab ich jeweils gegen Batterie+ (natürlich bis auf die Emitter-Differenz) und bei ganz runtergeregelter Lautstärke.
Wenn ich Dich recht interpretiere, lege ich jetzt 9,0V Batteriespannung an und stelle R440 so ein, daß an TP407 knappe 4,5V anliegen. Und dann sind die gemessenen Spannungen hoffentlich ok.
Meine meßtechnische Ausstattung besteht bisher nur aus ein paar analogen und digitalen Meßgeräten und muß - genau wie mein Verständnis - noch deutlich erweitert werden. Es wäre jedoch - sicherlich auch für andere Anfänger - interessant zu wissen, ob und ggf. wie man mit so einer Minimal-Ausstattung systematisch solche defekten Kondensatoren finden kann (wenn vielleicht auch mühsam).
Reinhard_M:Hallo Heinz, .....lege ich jetzt 9,0V Batteriespannung an und stelle R440 so ein, daß an TP407 knappe 4,5V anliegen.
Genau richtig.
Reinhard_M:Und dann sind die gemessenen Spannungen hoffentlich ok.
An den letzten drei Transistoren! Auch richtig. Falls nicht, geht es in die zweite Runde der Fehlersuche.
Reinhard_M: Es wäre jedoch....interessant zu wissen, ob und ggf. wie man mit so einer Minimal-Ausstattung systematisch solche defekten Kondensatoren finden kann (wenn vielleicht auch mühsam).
Wie schon angedeutet, lassen sich auch "nur" über Spannungsmessungen Fehler erkennen. Wenn man ein wenig Erfahrung hat. Man muß halt wissen, wie Abweichungen von den Sollwerten zu interpretieren sind. Das ist schaltungsabhängig. Eine allgemeine Regel dafür kenne ich nicht.
Im allgemeinen ist es wohl so, daß man mit einer minimalen Meßgeräte-Ausstattung und großer Erfahrung soviel erreichen kann wie mit geringer Erfahrung und einem komfortablen Meßgeräte-Park.
Wer alte Geräte sammelt und gegebenenfalls reparieren muß sollte sich aber überlegen, einen gewissen Teil der dafür aufgewendeten Mittel in geeignete Meßgeräte zu investieren. Ein kleiner Tongenerator z.B. oder ein kleines Oszilloskop sind heute als Gebrauchtgeräte relativ preiswert zu erwerben. Und nehmen auch nicht mehr Platz in Anspruch als ein weiteres Sammelgerät.
Gruß
Heinz
P.S. Ich sehe es immer mit einem gewissen Unbehagen, wenn - wie auch in diesem Fall - der relativ hohe Lautsprecherstrom über einen billigen Kontakt am Kopfhörer-Ausgang gelenkt wird. Da sollte man auf Probleme mit Oxydation achten.
ich habe den R440 auf 4,4V an TP407 eingestellt und jetzt stimmen die Spannungen an T407 und T408 auch und T404 und T405 sind wie erwartet quasi unverändert, doch an T406 sind sie weiter gestiegen: Basis auf 0,78V und Emitter auf 0,62V. Da scheint also noch was nicht zu stimmen, da ist evtl. die von Dir erwähnte zweite Runde fällig. (Die Kiste spielt ja weiterhin - doch wenn schon, dann auch richtig?)
Ich seh schon, nach diesem Projekt werde ich mich erstmal um Equipment und Basiswissen kümmern müssen.
Reinhard_M:...doch an T406 sind sie weiter gestiegen: Basis auf 0,78V und Emitter auf 0,62V. Da scheint also noch was nicht zu stimmen, ...
ich denke, daß alles in Ordnung ist.
Die im Schaltplan gemachten Angaben über die Spannungen am Transistor T406 dürften schlicht falsch sein.
Laut Schaltplan fällt am Widerstand R434 eine Spannung von 9V - 4.65V = 4.35V ab. Das entspricht einem Strom durch diesen Widerstand von 4.35V/(680 Ohm + ca. 4 Ohm Lautsprecherwiderstand) = ~6.4mA.
Man darf davon ausgehen, daß die Transistoren T407 und T408 gepaart sind. Dann sind deren Basisströme entgegengesetzt gleich oder zumindest fast gleich. D.h. der Strom von 6.4mA fließt auch durch den Widerstand R433. Dort verursacht er einen Spannungsabfall von 6.4mA x 100 Ohm = 640mV. Das entspricht ziemlich genau dem Wert, den Du auch gemessen hast. Die Basis-Emitterspannung von Ge-Kleinsignal-Transistoren liegt im Betrieb normalerweise bei 150...200mV. Daraus ergibt sich eine Spannung von 0.64V + 0.15..0.2V = 0.79..0.84V an der Basis von T406. Auch dieser Wert liegt nicht besorgniserregend weit ab vom Meßwert.
Ich würde nichts weiter ändern. Allenfalls noch mal die Kapazität von C442 überprüfen. Die wirkt sich auf den Klang aus.
Wie man sieht, kann man sich auch auf offizielle Angaben in Schaltplänen nicht immer verlassen. Die sind halt auch nur von Menschen gemacht. Es ist immer gut, wenn man sowas selber nachrechnen kann.
ich Danke Dir für Deine Hilfe und die ausführlichen Erläuterungen. Ich werde sehen, daß ich sie nachvollziehen kann, dann hab ich schon mal was gelernt. Auch lange Wege bestehen aus kleinen Schritten.