Alle Teile austauschen, Netzgleichrichter und Elkos
Hallo zusammen, da gewisse Fragen immer wieder auftauchen, will ich einiges grundsätzliche zu Radio-Reparaturen von Radio-Oldtimern sagen:
1. Frage: Sollten nicht möglichst viele alte Bauteile erneuert werden? So kann ich am besten einen Fehler wegbekommen. Antwort: Nein, bitte nicht. Das ist nur in wenigen Ausnahmefällen notwendig (Z.B. bestimmt Wima-Kondensatoren, aber nicht jeder Wima). Ein generelles Austauschen ist ansonsten nur ein Akt der Hilflosigkeit und verändert einen Oldtimer schnell in ein nicht mehr sammelwertes Irgendetwas. Im schlimmsten Fall ist der Fehler immer noch da. Also, bitte den Fehler durch Messen ermitteln und dann DAS oder DIE wenigen defekte Bauteil(e) erneuern.
2. Frage: Kann sich ein Elko sich wieder "einbrennen" oder wieder besser werden? Antwort. Nein, es sei denn es handelt sich um eine ordentliche Nachformierung. Wurde ein Elko einmal in seinem "Leben" von selber heiss, MUSS ER RAUS ! Es ist ein unsicherer Kandidat geworden.
3. Frage: Kann ein Selengleichrichter durch einen modernen Silizium-Typ ersetzt werden? Antwort: Ja, wenn der niedrige Innenwiderstand des Silizium-Typs durch einen entsprechen belastbaren Vorwiderstand ausglichen wird.
Die obigen Punkte sind auch schon wiederholt im Forum angesprochen worden.
MFG Rainer
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Re: Alle Teile austauschen, Netzgleichrichter und Elkos
Hallo Rainer,
wichtig erscheint mir dein Hinweis, dass das vollständige Austauschen der Wickel-Kondensatoren (WIMA-Bonbons) in den Geräten i.d.R. nicht erforderlich ist; diese Erfahrung habe ich übrigens auch gemacht.
Manchmal wird in Nachbarforen eine "Kondensatorkur" empfohlen, bei der alle infrage kommenden Cs ohne deren Überprüfung (Feinschluss) ausgetauscht werden - eine Arbeit, bei der oft der Orginalzustand der Geräte abhanden kommt. Da aber viele Bastler sich nicht mit der Technik auseinandersetzen können, z.B. mangels Messgeräten oder Erfahrung, bleibt nur der Bauteiltausch auf Verdacht.
Re: Alle Teile austauschen, Netzgleichrichter und Elkos
Hallo zusammen,
ein unverbindlicher Vorschlag für ein einfaches "Prüfgerät" zu Ermittlung von Fein- oder Kurzschlüssen an Papier- und Folienkondensatoren:
Material: 1 stk. Netztransformator mit 100Volt und 200Volt Ausgangsspannung, ca. 50mA Belastbarkeit 1 stk. Silizium-Brücken-Gleichrichter B250C250 oder mind. gleichwertig 1 stk. Widerstand 470kOhm/0.5W 1 stk. Widerstand 1MOhm/0.5W 1 stk. Neon-Glimmlampe komplett. mit Gehäusefassung zum Einbau in ein Gehäuse 1 stk. Kondensator 1µF/400V= 2 stk. isolierte Telefonbuchsen rot und schwarz 1 stk. Kippschalter, 1-pol. UMschaltend (Prüfspannungs-Umschalter) 1 stk. Kippschalter, 2-pol. EIN/AUS (Netzschalter) 1 stk. Sicherungshalter für Feinsicherung 5*20mm, zum Einbau in ein Gehäuse 1 stk. Feinsicherung 100mA 1 stk. Lochraster-Platine oder Lötleiste (mind. 5 Lötösen) zur Aufnahme der Teile 1 stk. Kunststoffgehäuse wo das alles hinein passt (ca 150*100*60 L*B*H mm) 1 stk. Netzzuleitung mit EURO-Netzstecker 1 stk. Zugentlastung/Gehäusedurchführung für Netzzuleitung Kleinmaterial (Schrauben, Muttern, Schaltdraht usw.)
Der Aufbau: Gehäuse vorbereiten, Bohrungen für die zwei Schalter, die Glimmlampe und die Telefonbuchsen an der Frontseite, für die Zugentlastung und den Sicherungshalter an der Rückseite, für den Tansformator und die Lochraster-Platine bzw. Lötleiste im Gehäuseboden passend bohren
Glimmlampe, Schalter, Buchsen, Trafo, Sicherungshalter und Zugentlastung samt Netzzuleitung montieren. Auf ausreichend Drahtlänge innehalb des Gehäuses achten, die Leitung muss mechanisch spannungsfrei bis zum Netzschalter reichen.
Auf der Platine oder der Lötleiste den Gleichrichter in der Anschlussfolge "-", "~", "~", "+" anlöten, den 1µF-Kondensator mit seinen Enden jeweils an "+" und an "-" des Gleichrichers anlöten, den 1MOhm-Widerstand ebenfalls genauso anlöten, den 470kOhm-Widerstand von "+" zu einem freien Lötpunkt anlöten. Die so vorbereitete Einheit im Gehäuse so montieren, daß sie für die weiteren Löt- und Montagearbeiten gut zugänglich ist.
Verdrahtung: Von der Netzleitung ein Ende an einem Pol des EIN/AUS-Schalters, das andere an einem Pol des Sicherungshalters verlöten. Die anderen zwei Pole von Schalter und Sicherung mit den beiden Primär-Anschlüssen (230V~) des Netztrafos verbinden. Die Sekundäranschlüsse 100V und 200V je mit den "festen" Polen des Prüfspannungs-Umschalters, den Umschaltkontakt davon mit dem einen "~"-Anschluß und den "0V"-Sekundäranschluß des Trafo´s mit dem anderen "~"-Anschluß des Gleichrichters verbinden. Von "-" des Gleichrichters zur schwarzen Telefonbuchse, vom "freien" Ende des 470kOhm-Widerstandes zu einem Pol der Glimmlampe verbinden, der andere Pol wird mit der roten Buchse verbunden. Fertig!
Gehäuse schliessen, Netzstecker in Steckdose, einschalten, Prüfspannung passend zum Prüfling wählen, Prüfling mit Buchsen verbinden. Glimmlampe dauernd hell > Kondensator defekt; geht aus > Kond. gut >Teil2 Hochfrequente Grüsse in Farbe, stereo und mit 30 über 9, Jürgen rf
Re: Alle Teile austauschen, Netzgleichrichter und Elkos
Teil2
Bei sehr alten, aber noch brauchbaren Papier-Kondensatoren kann die Glimmlampe ganz schwach weiterglimmen oder blinken > kein zwingender Grund zum Wechseln. Dieses einfache Prüfgerät kann auch zur Formierung von Elektrolyt-Kondensatoren benutzt werden, muß dazu jedoch leicht modifiziert werden:
Vorbereitung: An geeigneter Stelle in der Frontseite für den Schalter eine Bohrung machen
Verdrahtung: Ein Ende des 100kOhm-Widerstandes mit einem Pol des neuen Schalters verlöten, das andere Ende mit der roten Buchse. Vom zweiten Pol des Schalters nach "+" des Gleichrichters verbinden. Gehäuse schliessen, fertig!
Formierungsprozess: Prüfspannung auf "100V" schalten, Elko "-" mit schwarzer, Elko "+" mt roter Buchse verbinden, einschalten, wenn Glimmlampe aus umschalten auf "200V", warten (kann 2-3Std. dauern), wenn Glimmlampe aus mit hochohmigem Voltmeter (z.B. Digital- oder Röhrenvoltmeter Ri>=10MOhm) den weiteren Spannungsanstieg am Elko beobachten. Wenn die Spannung leicht über 220V gestiegen ist kann der Prozess als erfolgreich angesehen und beendet werden. Vorsicht! Elko vor weiterer Handhabung unbedingt entladen (z.B. mit Hilfe einer 230V-Glühlampe).
Diese Informationen sind unverbindlich! Bitte die Sicherheitsregeln immer mit beachten.
Hochfrequente Grüsse in Farbe, stereo und mit 30 über 9, Jürgen rf