Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo zusammen,
die Restaurierung begann mit einer gründlichen Reinigung des Gehäuses. Schwamm und Lappen sollten dabei nicht zu nass sein. Dann habe ich mich dazu entschlossen, die ein bis zwei alten Lackschichten abzuschleifen. Wie sich herausstellte, war das Radio ursprünglich auch nicht in dieser Weise lackiert, denn nach dem Schleifen kamen Dinge wie zum Beispiel eine eingebrannte Seriennummer von 1246 zum Vorschein.
Es ist unnötig zu erwähnen, dass die Schleiferei eine Schweinearbeit ist und seine Zeit braucht, denn nicht an allen Stellen lässt sich die Schleifmaschine einsetzen. Zur Behandlung und zum Schutz des fast schon antiken und geschliffenen Mahaghonigehäuses kam nur Möbelwachs in Frage. Die Hauptbestandteile sind Bienenwachs und Terpentin. Die Bedienungsanleitung riet eine halbe Stunde nach Trocknung zur weiteren Politur. Ich habe aber das Wachs dick auftragen müssen und über Nacht trocknen lassen. Ich war über das Ergebnis positiv überrascht. Glanz und Oberflächenhärte sind ohne weitere Nachbehandlung perfekt. Ein zweites Nachwachsen kann aber nötig sein. Die zweite Schicht trocknete innerhalb weniger Stunden.
Die Frontplattengravur und vor allen Dingen die Skalierung der Drehknöpfe erforderte ein Nachfärben. Das Original mag einen Farbton in das "Goldene" gehabt zu haben. Weiss ging überhaupt nicht, eventuell wäre ein Cremeton gegangen. Nach ein paar Tests habe ich mich für Papayaorange RAL2530 entschieden. Was in diesem Farbton orange sein soll, ist mir zwar ein Rätsel, aber es sieht alles nun sehr authentisch aus. Wer so etwas noch nicht gemacht hat: Nach einer Grundreinigung wird die Farbe mit einem dünnen Pinsel flächig aufgetragen, aber nur für 30 Grad der Knopfskalierung, weil die Farbe schnell antrocknet und die Farbreste ansonsten schwieriger zu entfernen sind. Dann wird mit in Brennspiritus leicht getränktem Papier von der Küchenrolle die überschüssige Farbe abgewischt. Der optimale Anpressdruck ist Übungssache und hängt auch von der Art des Papiers oder Lappens ab.
Danach wurde die einfache Verdrahtung kontrolliert und die einzelnen Bauteile messtechnisch untersucht.
Defekt waren:
- Primäre Wicklung des Ausgangstrafos durchgebrannt (üblicher Fehler). Dieser Trafo wurde schon einmal gegen einen ACME A-2 ausgetauscht. Da es sich nicht um einen Original Freed-Eisemann-Trafo handelte, erschien mir ein Neubewickeln unzweckmässig. Im Schaltbild habe ich die Wickeldaten bereits angegeben. In einem Alurohr habe ich einen Printtrafo mit 2x15V sekundär versteckt und das alte Textilband wiederverwendet.
- Die Verbindung der unteren beiden Kontaktanschlüsse "1st Audio" waren mit Seitenschneider unterbrochen worden, sodass die vierte Röhre keine Anodenspannung erhielt. Die Kontaktnieten mussten an dieser Stelle ebenfalls nachgeschliffen werden.
- Nicht Original war der 20 Ohm-Detector-Rheostat, der früher auch schon einmal gewechselt wurde.
Bemerkenswert war die Verwendung von versilbertem Kupferdraht quadratischen Querschnitts, unterschiedlich im Durchmesser und auch in isolierter Ausführung.
Durch die Verwendung emissionsstarker Röhren zeigte sich auch die Notwendig- keit die Neutralisationstrimmer geringfügig nachzustimmen. Schwingfreudig war der Empfänger besonders bei der Verwendung des Heathkit Netzteiles.
Ich habe einen zeitgemäß alten Trichterlautsprecher mit 2000 Ohm Wicklung verwendet. Einen Hersteller konnte ich bei der Demontage und Säuberung nicht ausmachen. Folgender (?Tefag?)-Trichterlautsprecher kommt meinem Modell am nächsten:
Viele Radiohörer der ersten Stunde haben sich die Hornlautsprecher aus Grammofonteilen auch selbst gebaut. Mein Exemplar hatte offenbar eine andere Abdeckkappe. Diese wurde aus Holz nachgedrechselt und das mittige und seitliche Loch ziemlich diletantisch ausgefeilt. Beim Durch- messen fiel ein ausgeprägtes Maximum bei 700 Hz auf. Ansonsten hat er wie alle Trichterlautsprecher aus dieser Zeit - die klassische Telefon- bandbreite von knapp 3 kHz.
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Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Zu den Empfangseigenschaften muss ich nicht viel berichten. Es ist ein selektiver Fernempfänger, an dem man eine gute Aussenantenne anschliessen sollte. Es geht aber auch schon eine Indoorantenne ab 8m Länge. Man sollte sich für die erste und zweite Neutrodynestufe eine Gradzahl vs. Frequenz- tabelle erstellen. Gegebenenfalls muss einer der beiden Drehknöpfe um ein paar Grad versetzt festgeschraubt werden, damit ein Gleichlauf sichergestellt ist. Die Frequenzeinstellung der beiden Neutrodynestufen wird immer blind auf den gleichen Wert eingestellt und dann mit dem Antennenkreis abgestimmt. Ist ein Sender gefunden, kann man die anderen Stufen nachstimmen, eventuell auch etwas gegeneinander verstimmen, um eine höhere Bandbreite zu erhalten. Ansonsten ist das ähnliche Modell Nr.20, das ein Jahr später auf den Markt kam, bei Wumpus unter
aufgeführt. Wahrscheinlich hat man bei der Freed-Eisemann Radio Corporation eingesehen, dass das ständige Umstecken des Kopfhörers doch recht umständlich ist. Ach ja, bei Wumpus fehlt noch die Gewichtsangabe von 10kg. Im Radiokatalog von Freed Eisemann im Jahr 1927 sucht man diese Modelle bereits vergeblich. Sie hatten in der Radiogeschichte also nur einen Bestand von 4 Jahren.
Auch bei mir hat der Freed Eisemann einen Ehrenplatz als Gnadenbrot erhalten. Gespeist wird er auch von 20 Flachbatterien und einem 6V, 12Ah Bleigelakku. Heizspannung und -strom wird stilgerecht mit zeitgenössischen Instrumenten überwacht. Für das gelegentliche Vorführen des Geräts an meinem kleinen Hornlautsprecher (siehe Bild) reichen übrigens auch 45V Anodenspannung mit einem Abgriff für die Detektorröhre bei 18V.
Für eine ausführliche Beurteilung der Empfängereigenschaften muss ich freilig die nächste Winterperiode abwarten. Eine 10m lange Indoorantenne ist unter den Panelen bereits verlegt worden. Die Verwendung der Aussenantenne wäre hier P.v.d.S. Eines lässt sich aber jetzt schon sagen: Die Abstimmung und die Handhabung des Empfängers ist ähnlich umständlich wie die eines Detektors, sodass die kurze Blütezeit dieses Empängerprinzips nicht verwundert. Einzig die Selektivität ist natürlich Spitzenklasse. Der Betrieb an einer 90V Anodenbatterie ohne Gittervorspannung ("C-Batterie"), die man im Gehäuse unterbringen müsste, ist nicht zu empfehlen.
Für einen reinen Kopfhörerbetrieb reicht übrigens die Verwendung der Buchse "Detektor". Die Audioqualität ist dort auch sehr viel besser.
Gruss Walter
Nachtrag:
Ich habe die UX-200A Detektorröhre und die Endröhre CX-301A herausgenommen. Die CX-301A arbeitet jetzt als Detektorröhre und als Endröhre habe ich eine blaue Arcturus 71A eingesetzt. In der Kombi 18/45V Anodenspannung sind die Verzerrungen nun kleiner und der Output höher. Ohne Vorspannung zieht die Endröhre etwas über 10mA.
Übrigens war auf der Yacht Mayflower des 29. US-Präsidenten Warren G.Harding dieser Freed-Eisemann Empfänger installiert. Das muss in der Zeit zwischen 1921 und 1923 gewesen sein, denn er verstarb mit 58 Jahren bereits im August 1923.
Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo Walter,
mir gefallen die Freed Eisemann Geräte sehr gut. Die haben DEN technischen Charme, der so manche frühen Radios auszeichnet. Gut finde ich, dass Du Dich so um dieses Gerät kümmerst. Dafür gibt es sicher von Marconi und Slaby ein extra Fleißkärtchen und das ist gut so!
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)
Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo Rainer,
vielen Dank !! Leider verfügt das Dachgeschoss, in dem prinzipiell nur noch manchmal Gäste untergebracht werden, kaum noch Platz für weitere Exponate dieser Grösse. Das habe ich aber schon mehrfach gesagt und am Ende doch noch etwas Platz gefunden.
Geräte dieser Art findet man noch häufig und zum Teil schon für zweistellige Beträge. Es geht mir dabei immer darum, die Geräte in einen vorzeigbaren, funktionierenden Zustand ohne Überrestaurierung (bin auch etwas faul) zu versetzen.
Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo Zusammen,
schöne Bilder eurer Geräte! Gefällt mir das Teil.
Schön ist, daß der nicht teuer ist. Deutsche Geräte aus der Zeit sind nur schwer bezahlbar oder unerschwinglich. "Freed-Eisemann" sind ja zwei Personen die wohl als Komplementäre die Firma führten. Joseph D.R. Freed war der eine und Eisemann der zweite. Weiß jemand genaueres über den Eisemann? War der ursprünglich aus Deutschland? Klingt wie Eisenmann. Aber wenn das so wäre, müsste er sich eher "Eiseman" nenne? Ich fand nur ein orangenes Skizzenprospekt. Ich habe es mal abfotografiert. Da es leider mit viel zuwenig Größe geladen wurde, ist es leider vergrößert auch nicht lesbar.
Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo Detlef,
das ist eine interessante Frage, die ich auch ergebnislos versucht habe zu recherchieren. Der Eisemann tauchte da nicht auf. Vielleicht war er der technischen Seite zuzurechnen. Gegründet wurde die Firma 1921 und hatte 1927 bereits einen Konzernstatus. Sie deckten ausschliesslich das hochpreisige Marktsegment ab, während der Konkurrent "Charles Freshman Co." das Niedrigpreissegment bediente. 1928 kam es zur Fusion mit den drei Direktoren C.A. Earl, Joseph D.R. Freed und Arthur A. Triostler als Vizepräsident.
Nach 1940 nannte sich die Firma nur noch Freed Radio Corporation. Anfang der 1950'er Jahre verliert sich jede Spur.
Die Blütezeit waren die 1920'er und vielleicht noch die 1930'er Jahre. Die hohen Stückzahlen und kein Krieg auf dem Territorium der USA erklärt die heutige Verfügbarkeit der Restbestände an Geräten.
Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo Zusammen,
jetzt bin ich traurig
Hatte mir auch so einen Ami Neutrodyn von Freed-Eisemann gezogen. Nun teilt Ebay mir mit, der wird nicht geliefert! Geld zurück (Paypal) aus-fertig! Kohle ist schon wieder drauf! Der Verkäufer ist kein schlechter Verkäufer, 18 Jahre dabei mit 99,95% zufriedenen Bewertungen. Der Verkäufer hat auch nicht um Abbruch gebeten oder so. Einfach heute diese Mitteilung und that's it
Vielleicht ist das neuerdings auch amerikanisches Kulturgut und darf das Land nicht mehr verlassen???? Erinnert mich wie einst 1984 beim DDR Grenzübergang Helmstedt/Marienborn in den Westen, als ich (b.z.w. mein Papa) ein schönes Bakelit Nachtischradio RFT Sonneberg von der Oma nicht mitnehmen durfte.
Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo Detlef,
der Grund dürften die Röhren sein und nicht das Radio. Meine Einkäufe dieser Röhren lag zeitlich vor der Trump-Administration. In den letzten 2 Jahren wurden meine Bestellungen von US-Röhren über das "Global Shipping Program" in Erlanger, Kentucky auch zurückgewiesen. Ich habe es dann einfach sein gelassen. Vielleicht findet sich ein nicht gewerblicher Verkäufer, der direkt verschickt und eine Zollerklärung ausfüllt. Dein Versender ist in der Tat seriös. Ich hatte auch schon Kontakte mit ihm.
Re: Freed-Eisemann NR20 schweigt wie ein Grab ..... H I L F E
Hallo Detlef,
als Admin ist man immer auch "Spielverderber". Ich mußte Dein Bild-Text löschen, da er u.a. nicht mit den Forenregeln (u.a. Punkt B2) übereinstimmte. Ausserdem war in dem Text Dein Klarname und Dein Auktionshaus-Name, sowie weitere Deiner Daten zu sehen.
Eigentlich hätte der Text gelöscht bleiben müssen, ich habe ihn aber lediglich "zensiert" , ich hoffe auch in Deinem Interesse. Sollte das für Dich nicht akzeptabel sein, bitte ich um Mitteilung, ich würde dann den Beitrag komplett löschen müssen, Admin-Schicksal.
Zum Inhalt: Ich habe das so verstanden, dass der Artikel einbehalten wird, Dir ersetzt wird, aber dem Verkäufer nicht zurück gegeben wird? Das finde ich schon befremdlich. Also hat der Verkäufer den Schaden. Wie kann denn das Internet-Auktionshaus den Artikel einbehalten, die bekommen den doch garnicht in ihre Hände. ???
Irgendwie gleicht das einem Gottes-Urteil, fühle mich an Franz Kafka "Der Prozess", erinnert.
Mich wundert nichts mehr vom "Fake-Staat" ...
Grüße von Haus zu Haus Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)