Habe ein Buch über Schallplatten und Plattenspieler. In einem der Themen wird der tangentiale Spurfehlwinkel bei Drehtragarmen (Pattenspieler) beschrieben und der sogenannte Nulldurchlauf.
Was versteht man eigentlich unter "Nulldurchlauf"? Und das mit dem tangentialen Spurfehlwinkel hab ich auch nicht so richtig verstanden.
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06.01.07 02:34
roehrenfreak
nicht registriert
06.01.07 02:34
roehrenfreak
nicht registriert
Re: Nulldurchlauf - Plattenspieler
Hallo SANREMO,
Deine Frage ist bildlich nicht ganz einfach zu beantworten - trotzdem versuche ich es einmal so: Die Rille einer Schallplatte beschreibt einen Kreisbogen. Am Abtastpunkt (da, wo die Nadel aufliegt) wird an diesem Bogen eine Tangente angelegt. Alle Tangenten über die Fläche der Schallplatte gesehen verlaufen theoretisch in der Unendlichkeit parallel. Der Abtastarm beschreibt aber wiederum auch einen Kreisbogen denn er ist ja nicht unendlich lang. Damit ergibt sich an nur einer bestimmten Stelle zwischen Platte und Arm ein idealer Tangentenwinkel von Null Grad, der Abtastfehler ist hier am geringsten. Man hat versucht, durch (optisch werbewirksam) drolligst verbogene Abtastarme dem Benutzer das Beste zu suggerieren - aber Bogen ist und bleibt Bogen. Da beißt die Maus keinen Faden ab - es sei denn man führt mit einer fürchterlich aufwändigen Elektromechanik den Arm tangential über die Platte. Dann ergibt sich über die ganze Platte ein Abtastfehlwinkel von ideal null Grad und daraus resultierend geringste Verzerrungen sowie eine optimale Kanaltrennung. Puh - ist das so verständlich ? Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
danke für die Antwort - hab's jetzt verstanden (glaub ich):
Also, ein Tangential-Plattenspieler hätte somit immer die bestmögliche Abtastung (Nadel zu Rille). Somit wäre der tangentiale Spurfehlwinkel immer Null und der Tangential-Plattenspieler mit seinem senkrechten (geraden) Tonarm hätte, über die gesamte Schallplattenabtastung gesehen, immer sogenannte Nulldurchläufe. Nulldurchläufe wäre also die optimalste Abtastung zwischen Nadel und Rille immer am selben "Punkt" der Rille (bzw. der Rille folgend).
Hallo lieber Jürgen, sehr gute Erklärung, selbst ich habe es verstanden. Nun weiss ich auch woher diese unterschiedlich geformten Abtasttonarme resultieren. Alles nur Schein.
Hallo Deshalb wurden so ab ca 1970 die Antiskating Tonarme auf den Markt gebracht um für die Stereotonabnehmer den unterschiedlichen Pressdruck des Saphirs auf den linken und rechten Kanal zu kompensieren. Kann mich noch an meinen Dual 1019 erinnern. Manche Tonarme sahen sehr futuristisch mit ihren Ausgleichgewichten aus.
Hallo Deshalb wurden so ab ca 1970 die Antiskating Tonarme auf den Markt gebracht um für die Stereotonabnehmer den unterschiedlichen Pressdruck des Saphirs auf den linken und rechten Kanal zu kompensieren. Kann mich noch an meinen Dual 1019 erinnern. Manche Tonarme sahen sehr futuristisch mit ihren Ausgleichgewichten aus.
Urs245
Hallo lieber Urs,
Frohes Neues Jahr erst mal, Alles Gute und bleib gesund und munter! Ja - das mit dem Anti-Skating ist auch wieder so ein Kapitel für sich. Fangen wir mal mit dem Begriff "Skating" - "Eislaufen" zu Deutsch - mal an. Der Eisläufer nutzt die Kräfte, welche beim Auslaufen einer Kreisbahn nach außen wirken zum Beschleunigen. Schon mal beobachtet? Die laufen nämlich niemals geradeaus sondern immer auf den Kufen abwechselnd auf einem Teilstück einer Kreisbahn! Bei unserem Plattenspieler - sorry für die Puristen "Turntable" - haben wir es mit einem "Eisläufer" namens Abtastnadel zu tun, der immer auf der (fast) gleichen Kreisbahn auf immer der gleichen Kufe läuft. Und in welche Richtung wirken die Kräfte? Ja nü kloo - immer zum kurvenäusseren hin! Das heißt also, daß die zum äußeren Plattenrand gewandte Rillenflanke stärker belastet wird als die Innenflanke. "Datt kann doch nicht so viel machen..." Watt? Oh wehe - datt macht verdammt viel! Wer die Möglichkeit hat möge sich eine Testplatte mit völlig glatter Oberfläche beschaffen, diese auf seinem Turntable (verflucht noch eins - bin ich jetzt auch schon so weit?) drehen lassen, Tonarm mittig drauf - und? Was macht er? Ohne "Anti-Skating" fliegt er spätestens nach zwei Umdrehungen nach außen von der Platte! Die Hi-Fi- Puristen unter uns sollten sich die genaue Anti-Skating-Justage mal gönnen, da bleibt der Tonarm da wo man ihn aufgesetzt hat denn es gibt keinerlei Seitenkräfte mehr - Audiophile Überraschung garantiert! Ach - kleines Quiz: Welcher Belastung (in kg/cm²) sind Abtastnadel und Rillenflanke bei einem Auflagegewicht von 0,5g und einer Schnelle von Null (Einlauf/Auslaufbahn, d.h. ohne Auslenkung) ausgesetzt? Hier sind die scharfen Rechner gefordert und wundert Euch nicht über die Zahlenwerte, die ihr herausbekommt!
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
na? Schon mal nachgerechnet? Unter der Annahme, daß sich die Auflagefläche des Abtasters bedingt durch Abnutzung und Schliff sowie Elastizität der Schallplattenrille irgendwo um die 0,000001cm² bewegt errechnet sich ein Wert von 500kg/cm² auf einer Rillenflanke. Habe ich mich verrechnet?
Ich gebe zurück an die angeschlossenen Funkhäuser... Jürgen rf
mal mit dem Begriff "Skating" - "Eislaufen" zu Deutsch - mal an. Der Eisläufer nutzt die Kräfte, welche beim Auslaufen einer Kreisbahn nach außen wirken zum Beschleunigen. Schon mal beobachtet? Die laufen nämlich niemals geradeaus sondern immer auf den Kufen abwechselnd auf einem Teilstück einer Kreisbahn! Bei unserem Plattenspieler - sorry für die Puristen "Turntable" - haben wir es mit einem "Eisläufer" namens Abtastnadel zu tun, der immer auf der (fast) gleichen Kreisbahn auf immer der gleichen Kufe läuft. Und in welche Richtung wirken die Kräfte? Ja nü kloo - immer zum kurvenäusseren hin! Das heißt also, daß die zum äußeren Plattenrand gewandte Rillenflanke stärker belastet wird als die Innenflanke. "Datt kann doch nicht so viel machen..." Watt? Oh wehe - datt macht verdammt viel! Wer die Möglichkeit hat möge sich eine Testplatte mit völlig glatter Oberfläche beschaffen, diese auf seinem Turntable (verflucht noch eins - bin ich jetzt auch schon so weit?) drehen lassen, Tonarm mittig drauf - und? Was macht er? Ohne "Anti-Skating" fliegt er spätestens nach zwei Umdrehungen nach außen von der Platte! Die Hi-Fi- Puristen unter uns sollten sich die genaue Anti-Skating-Justage mal gönnen, da bleibt der Tonarm da wo man ihn aufgesetzt hat denn es gibt keinerlei Seitenkräfte mehr - Audiophile Überraschung garantiert!
Hallo Jürgen,
zum Thema Skating-Effekt stimme ich Deinen Ausführungen nicht ganz zu. Im Allgemeinen wirkt diese Kraft zum Zentrum des Plattentellers hin, die Belastung geht also auf die Innenflanke der Plattenrille. Jedenfalls gilt das, solange der Winkel Tonarmdrehpunkt-Abtastpunkt-Rillenrotationszentrum < 90° bleibt, was normalerweise der Fall ist bei den meisten Plattenspielern. Demnach liefe der Arm nach innen und nicht nach außen, wenn er auf einer glatten Platte liefe und das Antiskating nicht wirksam wäre. Der Vergleich mit dem Eisläufer hinkt etwas, denn bei der Platte spielen bezüglich Skating-Kraft keine Fliehkräfte eine Rolle.
Übrigens hat es auch nichts mit der Kröpfung des Tonarms zu tun, wie fälschlicherweise in vielen Büchern zu lesen ist -- diese soll ausschließlich, wie Du auch richtig beschrieben hast, der Minimierung des Spurfehlwinkels dienen. Entscheidend für die Skating-Kraft ist u. a. der Winkel zwischen Rillentangente und der Strecke Abtastpunkt-Tonarmdrehpunkt.
Ob man die exakte Einstellung der Antiskating-Einrichtung immer auditiv bemerken wird, wage ich auch zu bezweifeln, zumal keine der Einrichtungen wirklich 100% exakt arbeiten kann. Genau genommen hängt die zu kompensierende Kraft ja von der Plattenoberfläche ab -- und diese ändert sich laufend.
Hallo, wer einen Plattenspieler mit Tangential-Tonarm hat, kommt an diesen durch den Kröpfwinkel bei "Normal"-Plattenspielern erzeugten Problemen glatt vorbei. Ich habe einen Uralt B&O Beogram 6000. Der sieht gut aus und kennt kein Skating.