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Selbstheilungskräfte eines alten Röhrenradios nach längerer Betriebspause?
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17.01.24 20:42
Volker 

WGF-Premiumnutzer

17.01.24 20:42
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Selbstheilungskräfte eines alten Röhrenradios nach längerer Betriebspause?

Hallo zusammen,

vor etwa 10 Jahren reparierte ich ein altes schwedisches Röhrenradio Luxor Sopran 797W. Es stammt aus der Mitte der 1950er Jahre und hat den klassischen Röhrensatz ECC85, ECH81, EF85, EF80, EABC80, EL84, EZ80, EM34. Nur das damals übliche schwedische Design hat sich deutlich von den kontinentalen Radios abgegrenzt. Unter "kontinent" versteht man im Schwedischen den europäischen Teil, der sich südlich der skandinavischen Halbinsel befindet. Vom schwedischen Selbstverständnis betrachtet, gehört Schweden also nicht zu Europa. Und so sieht das betreffende Radio aus:



Nun zum eigentlichen Anliegen. Das Radio spielte nach der Restaurierung einwandfrei. Nach einer Betriebspause von 5 Jahren schaltete ich es wieder ein. Es klang irgendwie kratzig und etwas unempfindlich. Nach etwa 100 Betriebsstunden klang es wieder einwandfrei. Wegen des Fehlens von AM-Sendern, konnte ich es nur auf UKW testen. Ich weiß noch, dass ich nur die kritischen Kondensatoren an den Steuergittern und ein paar Elkos getauscht hatte. Ansonsten sind die meisten Kondensatoren noch original. Mir ist schon bekannt, dass man Elkos formieren kann, was ich schon gemacht habe. Oder dass das Formieren im Betrieb passiert. Aber was ist mit den vielen Papierkondensatoren und den restlichen Bauteilen, den Kohleschichtwiderständen und den Röhren. Erholen die sich auch?

Viele Grüße Volker

"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))

Zuletzt bearbeitet am 17.01.24 20:53

Datei-Anhänge
Luxor Sopran 797 W.jpg Luxor Sopran 797 W.jpg (47x)

Mime-Type: image/jpeg, 116 kB

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18.01.24 09:41
HB9 

WGF-Premiumnutzer

18.01.24 09:41
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Selbstheilungskräfte eines alten Röhrenradios nach längerer Betriebspause?

Hallo Volker,

das kann mehrere Ursachen haben.
Nach 5 Jahren ohne Betrieb steigt der Leckstrom in den Elkos auf jeden Fall an, so dass sie sich wieder formieren müssen (was bei nicht zerstörerisch hohem Leckstrom automatisch im Betrieb passiert). Hier könnte der Ratio-Elko die Ursache für die Verzerrungen und mangelhafte Empfindlichkeit sein, denn wenn der Leckstrom hat, dämpft er den Ratio-Schwingkreis, so dass die FM-Demodulation nicht richtig funktioniert. Auf AM müsste der Empfang dann gut sein. Wenn dann der Kondensator wieder formiert ist und damit der Leckstrom klein, funktioniert alles wie es soll.

Papierkondensatoren können sich auch 'regenerieren', indem durch elektrolytische Effekte bei anliegender Spannung die Metallfolien oxidieren und so der Leckstrom abnimmt (eine Art Elko). Die Kapazität stimmt dann zwar immer noch nicht, aber störende Leckströme sinken auf ein erträgliches Mass. Solche Kondensatoren sollte man aber ersetzen, denn dieser Zustand ist mehr oder weniger Glücksache.

Gewisse Kohleschichtwiderstände (abhängig vom Hersteller) neigen dazu, hochohmig zu werden, was dann zu falschen Arbeitspunkten führt (insbesondere Kathoden- und Schirmgitter-Vorwiderstände). Ob die bei längerem Betrieb wieder sich wieder 'regenerieren', weiss ich nicht, es könnte aber sein, dass sich störende Isolierschichten unter Spannung abbauen, je nach verwendeten Materialien.

Die Kathoden der Röhren können bei längerer Lagerung vorübergehend weniger Emission zeigen. Diese erholen sich dann im Betrieb wieder, das kennt man vor allem von Bildröhren, allerdings sind dort die Stillstandzeiten meistens Jahrzehnte und nicht nur ein paar Jahre.

Vielleicht war das Radio auch nur beleidigt, weil es so lange nicht spielen durfte

Gruss HB9

18.01.24 20:51
Volker 

WGF-Premiumnutzer

18.01.24 20:51
Volker 

WGF-Premiumnutzer

Re: Selbstheilungskräfte eines alten Röhrenradios nach längerer Betriebspause?

Vielen Dank für Eure Antworten. Ein Schaltbild habe ich leider nicht. Ja, da ist noch eine EF80 für die ZF drin. Das muss für damalige Verhältnisse schon ein Luxusgerät gewesen sein. UKW wurde in Schweden erst im Sommer 1955 eingeführt, also in dem Jahr, in dem dieses Radio auf den Markt kam und es gab erst wenige UKW-Stationen. Damals war man sich noch nicht einig, ob man auf UKW oder Drahtfunk setzen sollte. UKW setzte sich dann durch, obwohl die Telefondichte zu den höchsten in Europa gehörte. Die Schweden hörten damals auch gerne Kurzwelle, um besser das Geschehen im Ausland verfolgen zu können. Und im Winter funktionierte der Mittelwellenempfang aus dem Ausland ausgezeichnet. So konnte man sich in der Abgeschiedenheit die Welt ins Wohnzimmer holen. Man achtete also auf Empfindlichkeit und Trennschärfe.

Das Fernsehen wurde in Schweden erst am 4. September 1956 eingeführt. Der offizielle Start des regulären Fernsehsendebetriebs erfolgte mit der Ausstrahlung des ersten Programms durch den öffentlich-rechtlichen Sender Sveriges Radio (heute Sveriges Television, kurz SVT). Anfang der 1960er Jahre hatten über die Hälfte der schwedischen Haushalte einen Fernseher.

Den Elko des Ratiodetektors hätte ich besser gleich austauschen sollen. Aber jetzt bin ich sehr zufrieden mit dem Apparat. Bei guter Pflege und regelmäßigen Wartungsintervallen alle 10 Jahre halten diese Geräte fast ewig .

Ich bitte um Verständnis, dass ich hier etwas abschweifend bin und in die Rundfunkgeschichte abdrifte. Wir haben nämlich hier beim Schreiben dieser Zeilen eine frostklare Nacht, die bereits ab 16:30 begann. Derzeit sind es schon -12 °C. Ich rechne wieder mit unter -20 °C in den frühen Morgenstunden. Die Schneehöhe liegt bei 30 bis 40 cm. Bei so einem Klima verlässt man nur das Haus, wenn man muss und verkriecht sich lieber vor dem Radio. -20 °C sind unangenehm, wenn der Wind weht. Bei Windstille und Sonne kein Problem bei geeigneter Kleidung und beim Schneeräumen kommt man sogar ins Schwitzen.


Viele Grüße Volker

"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))

Zuletzt bearbeitet am 18.01.24 21:04

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