beim "Studieren" von Geräteschaltungen von DDR-Geräten fiel mir wiederholt auf, daß teilweise Mehrfachröhren nicht komplett genutzt wurden. Als Bespiel soll hier der VEB Stern-Radio Sonneberg "Meiningen 6106/65GWU genannt werden. Das Gerät hat die Röhren UC92, UCH81, UBF80, UABC80, UEL51.
Sowie die UBF80 als auch die UABC80 nutzen jeweils eine Diodenstrecke nicht und legen sie an Masse. Röhrenverschwendung?
Lag das vielleicht an Lieferengpässen, sodaß man an Röhren nahm, was gerade da war?
Mit freundlichen Grüssen Rainer (Forum-Admin)
Möge uns zumindest die analoge Welle erhalten bleiben. Ich trauere um DAB.
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Ja es könnte an Lieferengpässen gelegen haben kann. Zum anderen war die Röhrenindustrie der DDR nicht in der Lage ,ein so breit gefächertes Typenprogramm herzustellen wie es im Westen möglich war. Dir wird sicher aufgefallen sein daß einige Empfänger schon komplett mit 80er Röhren ausgestattet waren aber die Endröhre war noch eine EL11, das war ein Engpaß. Zu dem hat man sehr lange noch die alte AZ11 als Gleichrichterröhre eingesetzt. Einen Oktaltyp gab es gar nicht und die EZ 80 /81 konnten nicht alles abdecken. Deshalb hat man die EYY13 gebaut die es, so viel ich weiß, wiederum im Westen nicht gab. Hier gab es ja kurze Zeit die Rimlock- Röhren bis auf Miniaturröhren umgestellt wurde. Die Versuch, mit den Gnom- Röhren (170er Reihe) ist ja in der DDR gründlich nach hinten losgegangen. Vermutlich lag es daran daß Rohstoffe auch teuer eingekauft werden mußten wie Nickel usw. Zu dem gab es innerhalb des RGW auch eine undurchsichtige Art der Produktionsaufteilung. Das betrifft Geräte, siehe Tonband aber auch Röhren. Bei uns wurden oft polnische Röhren verbaut POLAM oder jugoslawische EI oder TESLA- Röhren aus der damaligen CSSR. Spezialröhren wurden z.B. gar nicht auf Vorrat produziert, sondern erst nach Bestellung. Diese Röhren hatten im Röhrenbuch dann 2 Sternchen als Hinweis. Das Werk in Berlin hat z.B. auch jede Menge Oktalröhren nachgebaut. Ob das Reparationsleistungen in Richtung UdSSR waren, müßten die Älteren hier im Forum besser wissen.
Der Einsatz der UBF80 im Meiningen erklärt sich daraus, daß die UF85 oder UF89 noch nicht zur Verfügung standen. Da man AM- seitig nur ein Diodensystem brauchte, hat man das System der UBF80 verwendet. Damit blieben das zweite Diodensysten der UBF80 und das Diodensystem der UABC80 unbenutzt. Hier wurde nur die Doppeldiode für den Ratiodetektor verwendet. Interessant ist auch die Verwendung des (E)- Systems der UEL51 als ZF- Verstärker. Die NF- Vorverstärkung wird von der UABC80 übernommen.
Interessant sind auch die Bestückungsvarianten des Stradivari 11E91. Hier waren Lieferengpässe der Röhren EF85 und EBF80 der Grund, bei einem Teil der Geräte die ECH81 einzubauen. Das Triodensystem wurde hier als Diode geschaltet. Damit enthält das Gerät vier ECH81.
Es ist wie schon erwähnt, daß in den 50er Jahren speziell bestimmte Röhrentypen gar nicht oder in nicht ausreichender Menge verfügbar waren. Da mussten die Chefs oder Direktoren der VEB-Betriebe aber das ihnen aus Berlin vorgegebene Planziel erfüllen. Da war man zwangsläufig auf andere Lösungen fixiert. Ab Anfang der 60er Jare gab es bei den Radios schon etliche Spitzengeräte, wie z B. den Rossini-Stereo. Den besaß ich mal selbst. Trotzdem kam es immer wieder zu Materialengpässen, was sich auch in der Forcierung der Konsumgüterproduktion durch die staatlichen Organe ausdrückte. Da musste z. B. ein Betrieb der elektrische Großmaschinen baute, plötzlich die Produktion von Transistortaschenempfängern bewerkstelligen. Ein Bahnbetrieb der Kräne und Weichen baute oder reparierte musste kleine Haushaltskohleschaufeln herstellen. Trotz aller Probleme wurde immer ein Weg gefunden, was auch für einen Radiorestaurator eine nützliche Eigenschaft ist.
Da der Thread nicht konsequent die Röhrenbestückung von Rundfunkgeräten beschreibt, möchte ich hier noch einige Bemerkungen zur Nachkriegsentwicklung machen. Der Bedarf an Röhren zur Werterhaltung vorhandener Radios und zum Bau neuer Geräte war sehr hoch, die materialseitigen Ressourcen und die Ausrüstung mit Fertigungstechnik war schlecht und mußte zum Teil neu aufgebaut werden. In Berlin fertigte das Oberspreewerk (OSW) Oktalröhren, die unter anderem im Fernsehempfänger Leningrad eingesetzt wurden und als Reparationsleistung dienten. Ein weiterer Teil an Röhren wurde von Phonetika hergestellt, teils für die eigene Gerätefertigung, teils als Ersatzbestückung und als Zukaufsteil für andere Gerätehersteller. Einige diese Röhren aus der A- und der C- Serie sind noch mit "Opta" als Hersteller gekennzeichnet. Diese Röhren kamen aus dem Berliner Werk in Weissensee. Anfang der fünfziger Jahre begann in Erfurt die Entwicklung einer neuen Allglasröhre, der Gnomröhre. Daß diese Entwicklung in einer Sackgasse endete, hat unter anderem den Grund, daß man auf die Herstellung von Novalröhren setzte. Der Einsatz spezieller Röhren in Radios hätte deren Exportfähigkeit eingeschränkt, die Herstellung beider Baureihen war von der DDR- Industrie nicht zu leisten. Deshalb wurden die Entwicklungsarbeiten zur Gnomröhrenserie eingestellt und die Fertigungskapazität zur Herstellung der international eingeführten Miniaturröhren eingesetzt. Parallel dazu mußten als Ersatzbestückung Röhren der A, C und der harmonischen Serie hergestellt werden. Diese Fertigung konzentrierte sich im Wesentlichen auf vier Betriebe. Das waren das Funkwerk Erfurt, das Röhrenwerk Neuhaus, das Röhrenwerk Mühlhausen und das Oberspreewerk Berlin. Phonetika gab die Röhrenfertigung auf und konzentrierte sich auf den Ausbau der Gerätefertigung. Das waren einfache Einkreisempfänger der Typen W149 und 1U11. Unter der Firmierung Stern Radio Berlin wurde diese Fertigung fortgesetzt und Mitte der fünfziger Jahre durch die Herstellung von Supern der Mittelklasse fortgesetzt.
Re: Nicht voll genutzte Röhren beim Sekretär aus Sonneberg.
Hallo alle zusammen.
Der Empfänger Sekretär 696/58 wurde in den Ausführungen WU und GWU hergestellt. Die Version WU ist mit den Röhren ECC85, ECH81, EBF80, EAA91 und ECL81 bestückt. In der Ausführung GWU sind UCC85, UCH81, UBF80, UABC80 und UCL81 eingesetzt. Dabei wird von der UABC80 das Triodensystem nicht verwendet, auch das dritte Diodensystem der UABC80 bleibt unbenutzt. Auch hier ist der Hintergrund das Fehlen der Röhre UAA91. Deshalb wurde die Dreifachdiode UABC80 verwendet und das C- System nicht beschaltet. Funktionell stellt sie eine UAA91 dar, die es in der DDR nicht gab. Spätere Konzepte verwenden im Ratiodetektor Halbleiterdioden, die aber zur Zeit der Entwicklung des Sekretär 697/58 GWU noch nicht zur Verfügung standen.
Danke, dann decken sich ja unsere Erkenntnisse völlig. Übrigens ich habe den Sekretär in beiden Bauformen besessen. Mit der Wechselstromausführung hatte ich ein Schreckenserlebnis. Da ich dachte der sei gefahrlos, habe ich ein Tonband angeschlossen und es hat gekribbelt. Warum, der Sekretär hatte nur einen Spartrafo und so gab es eine galvanische Verbindung zum Netz. Übrigens gibt es ein seltenes Modell das ich auch in meiner Sammlung gern hätte, der Sekretär mit Batterieröhren und 85 Voltbatterie, entwickelt für Binnenschiffer.
Von den Sonneberger Wechselstromsupern waren etliche "bissig", das heißt ohne Netztrennung aufgebaut. Das Vorhandensein von E- Röhren garantiert also keine Netztrennung. Hier sollte man unbedingt schauen, wo die Anodenspannung herkommt. Erster Anhalt hierbei ist die Größe des Netztrafos. Der Batteriesuper B85 ist ein recht interessantes Gerät im Preßstoffgehäuse eines Heimempfängers. Als Achtkreiser hat er eine beachtliche Empfangsleistung und wurde auch exportiert.