Parallel zur Fertigug der Einkreiser wurden auch Kleinsuper mit einem "niedrigen" Preis im Vergleich zum Mittelsuper hergestellt. Aus Berlin kam der Vierkreissuper Zaunkönig, in Sonneberg und in Zwönitz wurde der Oberhof, ebenfalls ein Kleinsuper mit vier Kreisen, hergestellt. Im Holzgehäuse kostete der Oberhof 170 DM, im Preßstoffgehäuse war er für 160 DM erhältlich. Technisch betrachtet arbeitet im Oberhof eine UCH11 oder UCH81 als Mischer und Oszillator, das E- System der UEL51 als rückgekoppelter Anodengleichrichter. Dieses Konzept verarbeitet im Vergleich zum Audion auch höhere HF- Spannungen verzerrungsfrei, hat aber eine geringere Empfindlichkeit. Empfangen wird nur Mittelwelle, die Abstimmung erfolgt induktiv. Es war auch eine Serie des Oberhof mit Gnomröhren geplant. Diese Baureihe kam aber nicht zum Tragen, weil die Röhrenfertigung eingestellt wurde. Ein technologischer Qualitätssprung war die Einführung der gedruckten Schaltungstechnik. Diese Technik führte dazu, daß Sechskreissuper zum gleichen Preis hergestellt werden konnten. Der erste Vertreter dieser Generation war die Minorette vom Funkwerk Dresden 1958. Die gleiche Schaltung verwendet der Bobby aus Sonneberg. Empfangen wird nur Mittelwelle, der Verkaufspreis lag bei 150 DM. Für den Export bestimmt waren die Modelle Orienta aus Dresden, einige Geräte gelangten aber auch in den Binnenhandel. Sonneberg kam dann mit dem Ilmenau W210 und Ilmenau W480. Der 210 hat zweimal Kurz und Mittelwelle, der W480 empfängt Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Der Verkaufspreis lag bei 180 DM. Bei den Ilmenau- Modellen ist unbedingt zu beachten, daß es keine netzgetrennten Geräte sind. Die Anodenspannung wird direkt aus der Netzspannung gewonnen. Der eingebaute Netztrafo stellt nur die Heizspannung für die Röhren bereit. Von den Sonneberger Kleinsupern ging ein beträchtlicher Anteil in den Export. Dabei spielte UKW keine Rolle, wichtig war guter Empfang in den AM- Bereichen. Bis Mitte der sechziger Jahre wurde dieses erfolgreiche Konzept unter den verschiedensten Modellnamen hergestellt.
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In den fünfziger Jahren waren die Währungsbezeichnungen noch "gesamtdeutsch", auch in der DDR nannte man das Zahlungsmittel "DM". Dann kamen die Bezeichnungen "MDN" (Mark der Deutschen Notenbank) und dann schlicht Mark. Die angegebenen Verkaufspreise beziehen sich auf die DDR.
Schön, daß Du die Weiterentwicklung der DDR- Radiogeschichte aus den Anfängen nach der Kriegszeit mit den Kleinst- und Kleinsupern fortgesetzt hast. Die von Dir hier so gelungene Vorstellung der Empfänger im Kunststoffgehäuse, zeigt Radiotypen, die neben guten Empfangseigenschaften auch ein sehr ansprechendes Äußere besitzen.. Diese Geräte wurden in ihrer Kostenplanung auf die Einkommen der Normalverdiener in der DDR abgestimmt. So lag der Lohn eines normalen Fabrikarbeiters damals um die 300 bis 400 Mark. Im Bergbau und der Schwerindustrie lagen die Einkommen zwischen 500 bis 600 Mark, da waren aber teilweise noch Nachtschichtprämien inclusive. Damit möchte ich auf den Zusammenhang zwischen technischem Standard und materiellen Vorraussetzungen bei der Entwicklung der DDR-Radioindustrie hindeuten. An den komfortableren Mittel- und Großsupern sieht man, daß da prima Geräte mit solider Verarbeitung entstanden, die den heutigen Vergleich mit den Radios aus der alten BRD nicht zu scheuen brauchen. Trotz begrenzter bzw. knapper Rohstoffresourcen haben die damaligen Techniker und Entwickler den Spagat zwischen Wunsch und Möglichkeiten gut hinbekommen. Man sagt nicht ganz umsonst:" Not macht erfinderisch". Dauernde Üppigkeit wiederum lähmt oft die Kreativität.
Die Geräteindustrie lebt ja in hohem Maß von einer funktionierenden Zulieferindustrie, die Widerstände, Kondensatoren, Röhren und sonstige Einzelteile herstellt. Hier gab es in den fünfziger Jahren zeitweise gravierende Engpässe in der Bereitstellung. Das führte einerseits zu einer großen Fertigungstiefe bei den Geräteherstellern. Sonneberg verwendete zum Beispiel Elkos aus eigener Fertigung. Andererseits wurden kurzfristig Lösungen erarbeitet, um trotz fehlender Röhren Geräte ausliefern zu können. Der Großsuper Stradivari 11E91 von Stern Radio Rochlitz existiert in vier Versionen. Die fehlende Verfügbarkeit der Röhre EBF80 wurde durch den Einsatz der ECH81 ausgeglichen, das Triodensystem arbeitet als Demodulatordiode. Ähnliches findet man auch bei Sonneberger Geräten, wo statt der UBF80 ebenfalls eine UCH81 eingebaut wurde. Diese Leistungen kann man heute nur mit Achtung zur Kenntnis nehmen.
Anfang der sechziger Jahre trat auf dem Radiomarkt in der DDR eine Sättigung ein. Das hatte zur Folge, daß einige Betriebe die Fertigung von Röhrenradios einstellten und sich anderen Erzeugnissen zuwandten. Der größte Produzent von Klein- und Mittelsupern der unteren Preisklasse wurde Stern Radio Sonneberg. Im Funkwerk Dresden lief die Radiofertigung 1962 aus, der VEB Goldpfeil (Elektroakustik Hartmannsdorf) baute bis etwa 1967 noch Radios und produzierte dann Magnetköpfe. Die Kleinsuper für den Inlandsmarkt aus Sonneberg erhielten einen UKW- Empfangsteil und standen in der Empfangsleistung den Mittelsupern nicht nach. Einzig die NF- Leistung war geringer, was unter anderem auf den kleinen Lautsprecher zurückzuführen ist. Vertreter dieser AM / FM- Kleinsuper sind der Intimo, Varna, Varina und Jalte. Das Schaltungsdesign dieser Geräte ist in vielen Punkten ähnlich. Das hängt mit dem Einsatz standardisierter Baugruppen zusammen, die eine wirtschaftlichere Herstellung dieser Geräte ermöglichten. Den UKW- Tuner aus Sonneberg findet man in vielen Geräten dieser Zeit wieder. Dieser Tuner ist ein induktiv abgestimmter Baustein, der mit zwei weiteren Abstimmkernen auch die AM- Bereiche abstimmen kann. von dieser induktiven Abstimmung auf AM wurde in den Kleinsupern Gebrauch gemacht. Im Mittelsuper, wie Weimar 4960 oder Saalburg 5170 erfolgt die AM- Abstimmung durch einen Luftdrehko. Weitere standardisierte Bausteine sind die HF- Platine, die ZF- Bandfilter und der Ausgangstrafo. Diese Bausteine finden sich in verschiedenen Geräten aus dieser Zeit wieder. Selbstverständlich gab es auch hier Änderungen und Weiterentwicklungen, die mit der Verfügbarkeit modernerer Bauelemente realisiert wurden. Ende der sechziger Jahre wurden ausschließlich transistorisierte Kleinempfänger hergestellt. Die Röhre konnte sich nur noch einige Zeit im Fernsehgerät behaupten, bis sie auch hier abgelöst wurde.