Irgendwie scheine ich einen Faible für alte Blaupunkt Autoradios zu entwickeln, zumindest sind in den letzten Monaten diverse Geräte in meine Sammlung gewandert.
Letztes Wochenende brachte mir ein ehemaliger Kollege einen für Ihn wohl hoffnungslosen Fall mit, ein Blaupunkt Taunus. Baujahr wohl 1959/60.
Das Radio kann als Autoradio, aber auch als kleiner tragbarer Empfänger dienen.
Leider spielte das Gerät stark verzehrt und sehr leise, schuld war ein OC604 der Gegentaktendstufe, sowie ein defekter NTC, der die Basisspannung temperaturabhängig ausgleicht. Schrecklich sind die wirklich engen und verbauten Verhältnisse in diesem Gerät. Man fragt sich, wie die damalige Produktion im Werk ablief? Pausenlos Gefluche und Nervenzusammenbrüche? Zumindest hatte ich, da das Gerät nun schon offen vor mir lag, innerhalb von 3 Tage eine vollständige Kur absolviert. Die zerbrochene Ferritantenne musste ebenfalls ersetzt werden, Gott sei Dank hat man ja ein größeres Lager an Ersatzteilen. Da spricht der Sammler!
Ein Neuabgleich war ebenfalls erforderlich und auch etwas tricky, da auf peniblen Gleichlauf der Tauchspulen und Drehkos geachtet werden muss. Blaupunkt hatte für dieses Modell ein spezielles Abgleichwerkzeug entwickelt, was aber nicht vorlag. Naja ...... es geht auch ohne. Das Gerät spielt nun wieder 1A ...
... und mit erstaunlicher Empfindlichkeit, die sogar meinen bisherigen Favoriten - den Blaupunkt Derby - in den Schatten stellen kann. Mit der eingebauten Ferritantenne konnte ich inhäusig neben Marokko auch Island auf der LW klar und deutlich bekommen. Für den Empfang der Stationen bräuchte ich bei anderen Geräten mindestens eine Rahmen, besser noch eine Aussenantenne ala MiniWhip und co. Die Abstimmung ist wirklich sehr genau möglich, man kann sich am Abstimmknopf leicht einen "Wolf drehen"
Auch ist das Gerät an den Bandgrenzen sehr großzügig, sodass man leicht einige Datendienste empfangen kann.
Da Pinneberg momentan OffAir ist, gab es dennoch einen Versuch die Funkfernschreiben bzw. Navtex-Dienste zu bekommen, die nötige Empfindlichkeit sollte der Empfänger ja haben (siehe oben).
Kurzerhand also einen BFO-Simuliert ....
... und die ganze Nacht konnte ich mehrere europäische Navtex-Stationen deutlich empfangen und dekodieren. Mit meinem neumodischen Tecsun SSB-Weltempfänger geht das nicht!!!
73 + 55 und gut DX Ronn
Admin: Unverdrossen und routinemäßig auch hier der Hinweis: In Deutschland gibt es gesetzliche Regelungen über das Abhören von Nicht-Rundfunk-Diensten. Danach ist u.U. auch ein Hörbericht sanktioniert. Ob das in diesem Fall auch so ist, kann ich nicht einschätzen, deshalb der vorsorgliche Hinweis zum Eigenschutz unserer WGF-Nutzer.
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Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Hallo Ronn
Ich kann nur von neueren Blaupunkt Radios sprechen. Und da hatte ich bisher immer sehr gute Geräte. Selbst wenn man quer durch die Eifel oder die Ardennen fuhr hatte man mit denen noch Empfang wenn andere schon das Hantuch geworfen hatten. Auch der kurze Ausflug in den HiFi Bereich war nicht schlecht. Da hatte Blaupunkt einige sehr gute Geräte am start wohl auch um sich wieder im Heimbereich zu etablieren. Leider ist das in die Hose gegangen. War einer der ganz großen Hersteller in Deutschland. Aber wie so oft pleite. Wer macht da jetzt eigentlich weiter?
Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Dass Blaupunkt pleite sei, möchte ich jetzt so nicht unterschreiben. Stammsitz ist nach wie vor Hildesheim, Joint Venture in China, Werk in Malaysia. Richtig ist wohl, dass die Bosch-Gruppe zwischenzeitlich ihre Blaupunkt-Anteile an den Investor Aurelius veräussert hat. Nähere Informationen im Netz unter blaupunkt.de
Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Hallo Jürgen
Nach der trennung von Bosch bekam man im Autozubehör nichts mehr an Teilen für Blaupunkt. Deswegen hab ich auch den Begriff pleite verwendet. Die bauen jetzt wieder aber der Zeitraum wo es nichts gab hat der Marke nicht gut getan. Ich hatte einige Leute denen ich ihr Radio in ein anderes Auto umbauen sollte. Nur, keine Teile kein Blaupunkt im neuen Auto. Also ein neues Radio von den bekannten und guten Japanern gekauft und eingebaut. Und wenn ich gute Japaner sage dann denk ich da zum Beispiel an meinen Kennwood. Aber um noch mal auf Ronn's Radio zu kommen. Gab oder gibt es da Unterschiede im Empfangsteil zwischen Heim und Autoradio? Ich frage deshalb weil mit dem Auto bin ich ja wie der Name schon sagt mobil und der eingestellte Sender soll ja möglichst lange scharf bleiben. Drüber nachgedacht hab ich schon öfter, aber nie mal jemanden gefragt der Ahnung von der Materie hat
Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Wolfgang2:... Gab oder gibt es da Unterschiede im Empfangsteil zwischen Heim und Autoradio? ...
Hallo Wolfgang,
in der Tat. Die Kassette schaltete mehrere Empfängerteile vom Heim auf Autobetrieb um.
Neben der Umschaltung der Spannungsversorgung (ggf. über Spannungsteiler) und Anschluss einer externen Antenne (Ferrit wurde logischerweise im Auto getrennt), wurden die Vorkreise von einer Drehkondensatorabstimmung auf Tauchspulenabtimmung umgeschaltet. Dies war nötig, da die Drehkos eine ungünstige kapazitive Spannungsteilung der Antennenspannung bei niedrigen Frequenzen zur Folge hätten.
Für dem Betrieb als Autoradio wurde zudem, die im Portable eingebaute Endstufe als Treiberstufe geschaltet.
Was ich allerdings immer an den Blaupunkten dieser Zeit bewundere, sind deren Empfangsleistungen. Hat man hier bei Blaupunkt eventuell die Bauteile vor Bestückung durchweg selektiert oder gab es bestimmte andere Kriteren? Von der Schaltungstechnik hin bis zum Platinendesign kann meine Person da nicht wirklich was "Besonderes" erkennen! Vielleicht kennt einer der alten Hasen und großen Radiobastler hier im Forum die Geräte besser und kann was dazu schreiben.
Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Hallo Ronn, Wolfgang,
Autoradios hatten im allgemeinen für den AM-Bereich eine HF-Vorstufe, und die Antenne wurde ebenfalls auf den Eingangskreis abgestimmt. Damit wurde die notwendige hohe Empfindlichkeit für den mobilen Empfang erreicht. Die Variometerabstimmung wurde meines Wissens vor allem bevorzugt, weil die Drehkos Mikrofonieeffekte bewirkten (sobald geeignete Kapazitätsdioden verfügbar waren, wurde die Abstimmung wieder kapazitiv).
Heimempfänger mit HF-Vorstufe im AM-Breich wurden nach dem Zweiten Weltkrieg kaum noch konzipiert. Ich erinnere mich, daß in dieser Zeit der Röhrenradios die Entscheidungen beim Kauf eines neuen Heimempfängers weniger durch die AM-Empfindlichkeit, sondern eher durch die UKW-Empfangsleistung und den guten Klang bestimmt wurden. Damals gehörte ja ein hochwertiges Heimradio sogar noch zu den prestigebestimmenden Bestandteilen einer Wohnungseinrichtung.
Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Hallo zusammen,
es war auch üblich mit einem kleinen Antennentrimmer die Autoradioantenne mit ihrer jeweiligen Länge exakt an die Impedanz des Radio anzupassen. Oft konnte man das von vorn machen, ohne das Radio ausbauen zu müssen. Wenn man das abgeschirmte Kabel sah, konnte man denken, die Antenne hatte 60 oder 74 Ohm. Das war aber nicht so.
Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Hallo zusammen
Wenn ich mich recht entsinne hatten die Stabantennen eine länge von 90cm. Es gab auch weil's schöner aussah kurze mit Verstärker drinn. Da hab ich aber nur ganz wenige von verbaut. Die billigen haben alles verstärkt, nur nicht das was sie sollten. Und die paar guten die ich eingebaut habe waren schweineteuer. Wir hatten früher in der Eifel einen Wohnwagen stehen. Was mich da immer gewundert hat waren die Unterschiede im Enpfang. Der gleiche Sender im Auto oder im Kofferradio. Das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Hab mich als kleiner Junge schon gefragt warum
Re: Blaupunkt Taunus/Westerland Portable All Transistor
Hallo Jürgen und Wolfgang,
ja das mit den 150 Ohm kommt schon so hin. Es waren keine stehwellenfreie Leitungen. Die gute Empfindlichkeit kam tatsächlich aus der Kombination von angestimmter HF-Vorstufe, gut angepasster Antenne und guten Bauteilen im HF-Bereich.