Hallo zusammen,

der Grundtenor meines Startbeitrags war ironisch gemeint. Eine "Erfolgsstory" ist DAB / DAB+ nämlich nun wirklich nicht. Eine inkompatible Normenänderung von DAB zu DAB+ haben wir schon hinter uns, wann kommt die nächste?

Ich selbst bin KEIN Gegner von DAB (Beleg: Ich nutze derzeit fünf DAB-Radios recht und schlecht, aber im PKW funktioniert DAB im Vergleich zu UKW-FM in der Fläche schlecht), aber sehe in der Praxis die Nachteile als relevant schlecht an. Sind die Feld-Pegel hoch, geht DAB gut.

Aber: Die Pegel sind oft "draussen im Lande" eben nicht gut. Auch im Berliner Stadtgebiet gibt es keine sichere Indoor-Versorgung. Dann kommt DAB ins Stolpern.

Ich bemerke auch, dass die Industrie halbherzig auf diesen Zug aufgesprungen ist. Wieso? Weil z.b. weder Journaline noch Slideshow noch DAB-Verkehrsfunk (bis auf wenige Ausnahmen) eingebaut wird, obwohl das ja Reklame-Optionen für die Einführung waren. Man kann natürlich über den Sinn dieser Optionen streiten, warum wurden sie dann eigentlich propagiert?

Ich bin sicher, dass die Politik es mit dem leichten Zwang in Richtung nur gut meint. Es wird nur so sein, dass die Pegel-Probleme in diesen Kreisen nicht so richtig bekannt sind.

Ich war gestern gerade wieder im Elektronik-Markt. Dort hört man nur "die Grillen zirpen", Kunden stehen nicht bei den DAB-Radios.



Gruß von Haus zu Haus
Rainer (Forumbetreiber)

"Vom Mund zum Ohr auf dem Strahle der elektrischen Kraft!"

Hallo zusammen,

ich sehe in DAB+ nur einen einzigen wirklichen Vorteil, und das ist der Gleichwellenempfang. Damit lassen sich auf der gleichen Frequenz Funklöcher stopfen. Im Gebirge hat das den größten Vorteil. Mit FM müsste ich ein Funkloch mit einem Sender auf einer anderen Frequenz stopfen, der dann wieder andere belegte Frequenzen stört, die knapp sind. Bei der Fahrt mit dem Auto ist ein Frequenzwechsel mit UKV unvermeidlich, bei DAB+ nicht.

Schweiz und Norwegen sind Länder mit ausgeprägten Gebirgslandschaften, in denen DAB+ interessant wird und genau diese beiden Länder haben sich für den flächendeckenden Ausbau von DAB+ entschlossen. Für das überwiegend flache Hügelland Schwedens ist DAB+ uninteressant. Deshalb hat sich Schweden bis jetzt gegen DAB+ entschieden. Abgesehen davon hat die schwedische Bevölkerung ganz andere Sorgen und würde so eine Umstellung nicht mitmachen. Ich denke, dass in Deutschland die Situation ähnlich ist, dessen Berglandschaften kein Vergleich zu Norwegen oder der Schweiz sind.


Zum Thema Humor, das einen durchaus ernsthaften und wissenschaftlichen Aspekt hat, möchte ich noch meinen Senf dazugeben: Ich lebe übrigens in einem Kulturkreis, in dem gerade bei beruflichen Besprechungen viel gelacht wird. Wer am Arbeitsplatz keinen albernen Humor mitbringt, passt nicht ins Team. Dieser Humor hat neben dem Stressabbau den großen Vorteil, dass es den Blick weitet und die Möglichkeit bietet auch auf Ideen zu kommen, die vielleicht im ersten Moment abwegig erscheinen. Diesem Land haben wir den Sicherheitsgurt zu verdanken und anderen "Unsinn" wie zum Beispiel die Sicherheitsstreichhölzer oder Dynamit, das im Tunnelbau viele Menschenleben gerettet hat. Übermäßig viel Humor hat dort keinen Platz, wo es auf Genauigkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit ankommt, denn übermäßig gute Laune macht unvorsichtig. Ich setze mich nicht gerne in ein Flugzeug, wenn der Pilot und der Copilot in Sektlaune sind und lautes Gelächter aus dem Cockpit erschallt.

Ich befuerchte das alle versprochenen Zusatzdienste von DAB+ zukuenftig ueber Mobilfunkfrequenzen abgewickelt werden. Das "telefonierende" Auto, Stichwort automatischer Notruf, ist ja sicher wie das Amen in der Kirche, es gilt fuer alle Neuzulassungen in der EU. DAB war seiner Zeit im Auto weit voraus (gedacht) und kommt doch (praktisch) viel zu spaet, wenn ueberhaupt. Durch Broadcast-LTE und spaetere Technologien duerften in 10-15 Jahren DAB als auch der UKW-Rundfunk im Auto abdanken. Auch was andere tragbare Radios (dann wohl nur noch Smartphones) angeht sehe ich es so kommen. Man wird den Unterschied im Alltag nicht bemerken und so akzeptieren. Ich bin, wie Rainer auch, der neuen Technik nicht abgeneigt, nutze bereits heute alle Empfangswege.

Um den Bogen zum vorhergehenden Artikel zu schließen: DAB+ wird sich ohne Zwang, als auch mit Zwang am Markt nicht halten. Die besten Zeiten hatte/haette DAB gehabt, als an Internet im Auto noch nicht zu denken war. Datenvolumenbegrenzungen fallen heute schon nach und nach und mit Rundsendungen im Mobilfunknetz sind Sie komplett obsolet.

Zuletzt bearbeitet am 18.11.16 19:29