ich habe ein altes Faxgerät, das Telia Delphi 20, das vermutlich aus dem Jahr 1997 stammt. Das Gerät wurde von der staatlichen schwedischen Telefongesellschaft Telia vertrieben. Leider finde ich keinerlei Betriebsanleitungen oder Service-Manuals im Internet.
Aktueller Zustand:
Senden von Faxen: Funktioniert einwandfrei. Empfang von Faxen: Faxe werden rechts und links abgeschnitten.
Hintergrund:
Ich habe das Faxgerät durch Zufall auf einem Flohmarkt kurz vor seiner Verschrottung gefunden. Leider fehlt das originale externe Netzteil (24 Volt DC, 2A), weshalb ich es vorerst mit einem Labornetzteil betreibe.
Das interne Schaltnetzteil des Geräts war defekt, und das Gerät war beim ersten Einschalten komplett „tot“. Dies deutete auf einen Fehler in der Stromversorgung hin, was typisch ist, da Faxgeräte in der Regel ununterbrochen eingeschaltet sind.
Ich habe das Netzteil geöffnet und sechs defekte Elektrolytkondensatoren (Elkos) ersetzt, die durch den Dauerbetrieb und die hohen Schaltfrequenzen ihre Kapazität verloren hatten.
Drucktechnik: Das Telia Delphi 20 druckt empfangene Faxe auf normalem Papier. Es verwendet dazu eine aufgerollte Folie, die die Tinte über ein thermisches Verfahren auf das Papier überträgt.
Fragen:
Hat jemand Erfahrungen mit diesem oder einem ähnlichen Faxgerät und kennt mögliche Ursachen für das Abschneiden der empfangenen Faxe an den Seiten? Gibt es bekannte Einstellmöglichkeiten für die Empfangsbreite, die ich überprüfen könnte? Kann mir jemand mit einer Bedienungsanleitung oder einem Service-Manual aushelfen?
Jede Hilfe oder Information wäre sehr willkommen!
Vielen Dank im Voraus!
Das Gerät war stark verschmutzt. Innen waren Schrauben korrodiert. Das Gehäuse wurde mit der Zahnbürste, Badreiniger, Glasreiniger und Wattestäbchen vom ekligen Dreck befreit. Ein hässlicher Kratzer auf dem Handapparat konnte mit Autolackreiniger durch Polieren entfernt werden.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
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das alte Ding hat noch mehr Defekte. Faxempfang geht überhaupt nicht mehr. Faxe werden weder manuell noch automatisch entgegengenommen. Wenn das Gerät kalt ist, hört man im Abstand von ein paar Sekunden ein Relais klicken. Nach ein paar Minuten hört das auf und erst dann ist das Gerät einsatzbereit. Obwohl ich nun alles Elkos des Netzgeräts getauscht habe, verschwindet dieser Fehler nicht. Aber man kann sehr schön mehrseitige Faxe versenden. Telefonieren kann man damit übrigens auch.
Auf der Rückseite ist eine Klappe. Öffnet man sie, kommt eine Speicher-IC zum Vorschein. Was haben die sich damals dabei gedacht?
Das Speicher-IC scheint laut seinem Aufdruck wohl vom 19. Mai 1998 zu stammen.
Das alte Faxgerät hat mich nichts gekostet. Als Scanner funktioniert es noch wunderbar. Die Faxe werden zu einer FritzBox geschickt, die daraus PDF-Datei erzeugt und sie an meine E-Mail-Adresse verschickt. Und ich durfte einiges über die Technik erfahren.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Stand der Dinge: Ich vermute, dass irgendwo noch mindestens ein Elko sitzt, der bei Kälte Probleme bereitet. Ich muss mir endlich Kältespray besorgen.
Wenn das Gerät kalt ist, hört man etwa 5 Minuten lang alle paar Sekunden ein Klicken eines Relaiskontakts und ein Knacksen im Lautsprecher, bis plötzlich das Gerät "erwacht" und funktioniert. Im warmen Zustand ist das Gerät ein paar Sekunden nach dem Einschalten sofort "da". Vermutlich ist noch mindestens ein Elko für das Stützen der Spannungsversorgung durch Alterung und Austrocknung defekt. Dieser Elko muss sich nicht auf der Netzteilplatine befinden. Die Fehlersuche wird damit schwierig. Kältespray kann in solchen Fällen ein nützliches Werkzeug zur Identifizierung defekter Elektrolytkondensatoren (Elkos) und anderer Komponenten in elektronischen Geräten sein, insbesondere wenn das Gerät nach dem Aufwärmen funktioniert.
Kennt jemand solche merkwürdigen Effekte und welche Ursachen kann das der Wahrscheinlichkeit nach sonst noch haben? Kann sich ein defekter Speicherchip auch so verhalten. Bin für jeden Tipp dankbar. Leider ist ein Servicemanual im Internet nicht vorhanden. Vielleicht wurde das Gerät unter einer anderen Marke vertrieben. Deshalb hier nochmals ein Foto von dem Faxgerät:
]Wenn man wie meine Wenigkeit sich als Hobby den Betrieb und die Reparatur alter Faxgeräte aussucht, ist das eine sehr exotische Beschäftigung. Ich kenne niemanden, der das sonst noch macht. Aber das Zusammenspiel von Mechanik, Elektronik, Fernmeldetechnik und Firmware hat seinen besonderen Reiz.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
das Knacken und Klicken beim 'Kaltstart' könnte als Ursache das regelmässige Zusammenbrechen der Betriebsspannung haben (mit Oszi nachmessen). Das kann z.B. der Fall sein, wenn die Überstromabschaltung der gängigen PWM-Chips für Schaltnetzteile anspricht. Dann gibt es ein paar Sekunden Pause, bis der Chip die PWM und damit die Spannung wieder hochfährt. Das Ansprechen der Überstromabschaltung kann zwei Ursachen haben: - Es gibt tatsächlich Überstrom, z.B. durch einen defekten Elko mit (viel) zu viel Leckstrom (der müsste im Betrieb dann deutlich warm werden) - Der Shunt für die Strommessung ist hochohmiger geworden (ist normalerweise zwischen Source und Masse des Schalttransistors), womit die Abschaltung zu früh anspricht (kann auch durch eine kalte Lötstelle passieren).
Der gut zugängliche Speicherchip dürfte ein Masken-ROM sein, der das Programm und die Parameter enthält. Da gewisse Parameter länderspezifisch sind, ist es so angeordnet, dass man es ohne Zerlegen des Geräts tauschen kann (oder auch für einen Firmware-Update).
Vielen Dank für die Tipps. Ich lasse das Faxgerät ein paar Tage durchlaufen. Vielleicht erholen sich dadurch einige Bauteile, auch wenn die Chance gering ist.
Unter https://elektronikbasteln.pl7.de/altes-f...t-und-repariert habe ich zwei Videos eingebaut, die das Versenden eines Faxes in Echtzeit zeigen. In einem Video ist gleichzeitig der Empfang auf einem Fax-Softphone zu sehen, womit ich eine Testumgebung geschaffen habe. Etwa 90 Sekunden dauerte Das Versenden einer Schreibmaschinenseite. Immerhin schneller als mit der Briefpost.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
den Temperaturfehler konnte ich auf einer großen Platine mit einem Heißlufföhn auf eine Fläche von etwa 4 x 4 cm einkreisen. Diese Platine ist beidseitig mit SMDs bestückt. Nachlöten brachte keinen Erfolg. Einen vergammelten NiCD-Akku baute ich aus, der statt 3,6 Volt nur noch 1 Volt lieferte. Auch kein Erfolg. Dann baute ich alles wieder zusammen. 5 Minuten nach dem Einschalten kam Leben in das Gerät und es piepste andauernd, weil es die Fehlermeldung "Värmefel" brachte. Das bedeutet frei übersetzt Überhitzung oder wortwörtlich Hitzefehler. Nach einer Weile verschwand dieser Fehler und man konnte wenigstens Faxe wie gewohnt verschicken. Versenden geht nicht. Wo der Fehler steckt, ist nicht genau zu lokalisieren. Auf der einen Seite der Platine sind große SMD-ICs mit vielen Pins. Auch die können eine Macke haben. Die einzige Chance besteht darin die defekte Platine durch eine intakte aus einem baugleichen Fax zu ersetzen.
Übrigens funktioniert das Gerät ohne Stromversorgung wie ein normales Tastentelefon. Immerhin etwas.
das Projekt ist abgeschlossen. Nach einer Aufwärmphase von 10 bis 15 Minuten lassen sich mit dem alten Faxgerät einwandfrei Faxe verschicken. Den Apparat schalte ich einfach nicht mehr ab. Er verbraucht weniger als 10 Watt im Ruhezustand. Im Sommer liegen die Stromkosten bei uns zwischen 0 und 2 Cent / kWh. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Strompreis von umgerechnet 8 Cent/kWh kostet der Dauerbetrieb im Jahr überschlägig 8760 Stunden * 0,01 kWh * 0,08 Euro/kWh = 7 Euro. Das Faxgerät hat mich nichts gekostet. Normalerweise kostet so ein Ding gebraucht etwa 35 Euro, die ich mir gespart habe. Das entspricht den Gegenwert von etwa 5 Jahren Stromkosten. Ein längerer Zeithorizont lässt sich kaum abschätzen.
Schade nur, dass der Faxempfang nicht mehr funktioniert. Unter https://elektronikbasteln.pl7.de/altes-f...t-und-repariert ist das ganze Fax-Abenteuer beschrieben. Hat viel Spaß gemacht. Viel dabei gelernt. Leider kann man bei solchen Geräten nicht alles reparieren. Ich habe noch die leise Hoffnung eines Tages noch so ein baugleiches Faxgerät als Ersatzteilspender zu finden.
Ich konnte herausfinden, dass ein Kunststoffteil des Faxgeräts laut seiner Markierung im Dezember 1998 hergestellt wurde. Somit gelangte dieses Exemplar höchstwahrscheinlich erst im Jahr 1999 in den Handel.
Ab und zu schreibe ich tatsächlich an einige, die auch ein Fax haben, ein paar persönliche Zeilen mit der Hand und verschicke den Brief per Fax an Stelle einer E-Mail. Das ist ein interessantes Experiment, um zu erleben, wie Kommunikation vor einigen Jahrzehnten noch funktionierte. Wirklich merkwürdig wieder einen Kugelschreiber in die Hand zu nehmen, um damit einen ganzen Brief zu schreiben. Nach ein paar Zeilen schmerzt die Hand. Man ist das nicht mehr gewohnt und heutzutage fast schon eine Zumutung.
Besten Dank an alle Mitleser für Euer Interesse an dieser alten und bald in Vergessenheit geratenen Technik.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
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