völlig unerwartet bekam ich auf ein beobachtetes IP-27 ein günstiges Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Es passt hervorragend zu dem Röhren-Hochvolt-Netzteil IP17:
Das Netzgerät ist logischerweise analog und ausschliesslich mit PNP-Germaniumtransistoren aufgebaut worden. Mir wurde es als defekt angeboten. Es fehlen alle Transistoren, die sich zur leichteren Auswechslung in Fassungen befanden. Heathkit musste zum Ende ihrer Existenz Ende der 1980-er Jahre bereits Vergleichstypen anbieten, sodass sich eine Suche nach Orginalbauteilen erübrigt. Nach Recherchen in amerikanischen Foren empfiehlt es sich, für die Spannungseinstellung Silizium-PNP Transistoren wie zum Beispiel MJ2955 (geplante Treiber BD236) zu verwenden. In der Strombegrenzung und -schutzschaltung soll allerdings ein 50V/15A PNP-Germaniumtransistor (60W) zwingend notwendig sein. Im Original war ein DTG-600 bestückt, der mir bis heute völlig unbekannt war. Ich will es einmal mit einem AD133 versuchen und werde nach Abschluss meiner Geloso-Experimente berichten.
Mit 495 DM für den Bausatz war das Netzteil sogar um fast 100 DM teurer als das Hochvoltnetzteil. Es sollen erhebliche Stückzahlen an Firmen, Schulen und Universitäten (selbst bei uns damals in Westdeutschland) verkauft worden sein. Die Daten aus dem Katalog von 1969 sehen auch ganz gut aus:
0 ... 50V = in 5V-Abstufungen mit zusätzlicher Feineinstellung. 4 Strombereiche 50, 150, 500 und 1500mA mit einstellbarer Strombegrenzung (30...100%) Lastabhängige Schwankung der Ausgangsspannung maximal +/- 15mV Restwelligkeit maximal 0,25mV Ausregelzeit maximal 25 Mikrosekunden bei 1 kHz Ausgangsimpedanz unter 0,075 Ohm von 0 bis 10 kHz, unter 0,3 Ohm über 10 kHz Umschaltbares Drehspulinstrument für Spannung und Strom (1,5%) Erdfreier Ausgang mit Kurzschluss- und Überlastungsschutz durch eingebautes Überstromrelais (Edit: Es liessen sich bei Bedarf und entsprechendem Geldbeutel mehrere IP-27 parallel und/oder in Serie schalten!) 5 Transistoren, 2 Zenerdioden, 7 Dioden Leistungsaufnahme maximal 135 VA Abmessungen 335 x 131 x 280 mm Gewicht 6kg
Ersten Messungen zufolge ist der Transformator (3 Wicklungen, eine Wicklung mit 10 Anzapfungen!) und das Messinstrument in Ordnung. Die Elkos und einige Dioden sind defekt.
Gruss Walter
Nachtrag:
Das IP-27 kam in den USA schon 1967 auf den Markt. Durch die Wahl der 10 verschiedenen Trafoanzapfungen hielt sich die Verlustleistung in Grenzen, sodass man auf einen aufwendigen Kühlkörper verzichten konnte. Wenn man diesen Stufenschalter allerdings zu hektisch drehte, konnte es zu einem Ausfall der Transistoren kommen. Hierzu gab es folgenden Zusatz bestehend aus einer 56V-Zenerdiode und 15nF Kondensator:
Dieser Zusatz fehlt in meinem Exemplar und war mutmasslich für das Transistorsterben verantwortlich. Heathkit ergänzte die zur Reparatur eingeschickten Netzteile stillschweigend und ohne Kommentar mit diesen Bauteilen. Wenn man etwas Zeit hat, kann man sich bei U-tube das Gerät und seine Restaurierung ansehen:
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wenn das Gerät die versprochenen Daten auch einhalten kann, ist das ein sehr gutes Gerät, da müssen sich die neueren Mühe geben, und mit Schaltreglern sind solche Daten nicht zu schaffen.
Germanium-Leistungstransistoren scheinen bei gewissen Herstellern noch lange beliebt gewesen zu sein. Bei meinem KW-Transceiver 'CQ110' von NEC (Jahrgang 1975) wurden für den Gleichspannungswandler 30A-Ge-Transistoren verbaut, die immerhin 100V aushalten. Glücklicherweise funktionieren sie noch, Ersatz dürfte schwierig sein. Auch in meinem Körting-Farbfernseher von 1970 wurde ein Ge-Leistungstransistor für die 24V-Regelung eingesetzt, obwohl diverse Si-Transistoren verbaut wurden, die von den Daten her auch gegangen wären.
Bei der Prüfung von Ge-Transistoren mit dem Diodenprüfer oder Ohmmeter sollte man die recht hohen Leckströme beachten, sonst glaubt man schnell einmal, dass der Transistor defekt ist, weil die BE- oder BC-Diode angeblich nicht sperrt.
das Netzteil gefällt mir auch und wird sicherlich seine Verwendung finden, wenn es wieder funktioniert.
Die Germaniumtransistoren waren 1970 noch sehr verbreitet. Zwei Jahre später fand man sie in der Tat noch in Netzteilen und NF-Endstufen. Beispielsweise waren AD164/165 in meinem Kofferradio "Telefunken Bajazzo Universal 201" verbaut, das heute nach Elkoaustausch noch funktioniert. Ende der 70-er war aber Schluss und man musste sich nach NOS-Ware umschauen, wenn man reparieren wollte.
30A-Typen, die bis 100 Volt gehen, habe ich nicht entdecken können. Wenn man diese Transistoren überhaupt noch angeboten bekommt, dann werden dafür nicht selten 35 Euro oder mehr verlangt. Ich bin gespannt, was mein Komponententester zum AD133 meint, der NOS sein soll und nur 4 Euro gekostet hat, aber noch nicht eingetroffen ist. Hoffentlich gibt es dann auch keinen Kurzschluss durch Zinkfäden.
In den amerikanischen Foren wurde übrigens die stets pflegliche Behandlung der Nutzlast erwähnt, auch wenn das Netzteil wegen eines Defekts ausfiel.
hallo Walter, feine Baustelle, gefällt mir sehr. Ich hab leider nur die dicken Germanium Amerikaner mit dem Gewindebolzen unten, falls du davon was brauchst lass es mich wissen. ... und erschreck dich nicht wenn der Chinatester anfängt zu lügen, die haben naturbedingt etwas Kriechstrom :-) Ein NTC sollte montiert sein um hochlaufen zu vermeiden. 0,- + porto
das Ganze verzögert sich noch, denn bestellte Sachen hängen seit Donnerstag in Bremen fest, weil das Depot des Paketdienstleisters in Erftstadt offenbar nicht erreichbar ist. Übrigens wurde der AD133 von dem Testgerät richtig erkannt, allerdings mit einem Beta von nur 10.
DPD Erfstadt liefert wieder aus (dafür wird ab Dienstag unsere B509 nach Köln/Bonn wegen Abrutschen der Strasse gesperrt), sodass die Instandsetzung des IP-17-Netzteiles nur eine Frage von wenigen Stunden war.
Erwartungsgemäss funktionieren im Spannungsregelbereich Silizium PNP Transistoren MJ2955 und BD236 als Treiber gut. Der Stromregler muss Germanium-PNP sein. Richtgrösse sind 50V/30A. Der zuerst eingesetzte STP7, für den ich keinerlei Daten gefunden habe (Weiss jemand mehr?), war zu schwachbrüstig und regelte schon bei halbem Strom deutlich ab. Im Kurzschlussfall löste das Schutzrelais auch nicht aus. Der AD133 (Gruppe IV) war dann aber eine gute Wahl. Allerdings musste der Kollektoranschluss abgesägt und der Schweissansatz plangefeilt werden, um eine weitere Gehäusebohrung und Austausch der Glimmerscheibe zu vermeiden. Weil die Anschlussdrähte zu dick waren, musste die Originalfassung, die den Kollektor zum Gehäuse isoliert, weggelassen werden.
Leider hat mir der Vorbesitzer noch ein Paar "Kinken" eingebaut. So wurde der negative Anschluss zum Instrument abgeklemmt und im Kabelbaum versteckt. Die eingesetzten Zenerdioden waren 1W-Typen. Es müssen aber zum Teil 5 Watt-Typen sein. Folgerichtig wurde der Vorwiderstand zur 56V-Zenerdiode verdoppelt, was die Eigenschaften des Geräts deutlich verschlechterte. Die passenden Dioden findet man bei den üblichen "verdächtigen" Lieferanten leider nicht mehr. Meine Wahl fiel auf die in der Bucht erhältlichen 1N5370-BG, die bestens funktioniert.
Das letzte Problem liegt jetzt nur noch im Auffinden von 8 Schrauben 6-32x3/8" zur Befestigung der Gehäuseschalen.
Gruss Walter
Nachtrag:
Passende Schrauben haben sich inzwischen auch finden lassen. Durch die Si-Transistoren liegt die untere Spannungsgrenze bei 0,8V anstelle 0,5V. Einen 1,5A-Dauerbetriebstest an einem 30W-Widerstand hat das Netzteil inzwischen auch bestanden.