wie immer suche ich nach außergewöhnlichen Geräten, die es vielleicht in der vorliegeneden Modifikation nur einmal gibt. Aus langjährigem Familienbesitz in Bückeburg eine Truhe eines ambitionierten Möbeltischlers in beklagenswertem Zustand. Gereizt hat mich der Paillard 25, der auch noch laufen sollte (ich hätte das Gerät nicht einfach ans Netz gehängt!). Das ausgebaute Chassis ist von einem Hersteler, der Tungsram-Röhren als Bestückung vorgesehen hat. Es gibt Schildchen an einigen Sockeln bedruckt mit TACH1, TAF3, TABC1, TAL1, ferner verbaut: AM2, REN904, AZ11. Die beiden AL1 wurden durch zwei 4654 ersetzt. Ich wollte wissen, wie das beschaltet ist und habe mich durch den Staub der Innereien gekämpft. Zunächst einmal ist festzustellen, dass der Netztrafo 3 Heizwicklungen hat statt 2, da die 4654 mit 6,3V beheizt werden müssen.
Bei der Ausgangsstufe habe ich mit einer klassischen Gegentaktschaltung gerechnet, da der Ausgangstrafo so beschaltet ist. Das erwies sich jedoch als falsch.
Daraus leite ich 2 Fragen ab: Kennt jemand dieses Chassis, oder den Hersteller. Signifikant sind ein quer hinter der Skala liegender Drehko ohne Getriebe und der Netzspannungswähler.
Zu meiner Anmerkung oben: es gibt keine Netzsicherung!
Welche Schaltung wurde hier angewendet für den Betrieb der 2. Endröhre? Vor allem der von vorne bedienbare Quetscher parallel zum NF-Trafo gibt mit Rätsel auf.
Als Bilder das Chassis von oben, der Netzspannungswähler, der NF-Trafo und das aufgenommene Schaltbild.
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Paillard ist (oder besser war) eine Schweizer Firma in Sainte Croix bei Yverdon, die Plattenspieler und Radios baute.
Die Endstufe ist nach deiner Zeichnung eine normale Gegentakt-Endstufe. Statt einer Röhre für die gegenphasige Ansteuerung der zweiten Endröhre wird hier ein Autotrafo verwendet, das haben auch andere gemacht, z.B. Delco bei meinem Autoradio. So spart man sich eine Röhre, aber der Trafo verschlechtert natürlich den Frequenzgang und bringt zusätzliche Verzerrungen, dazu braucht er eine sehr hohe Induktivität. Da damals die Anforderungen noch geringer waren (kein UKW, beschränkter Frequenzgang der Signalquellen), war das aber eine gute Alternative, weil Röhren sehr teuer waren.
Der Quetscher dürfte der Höhenregler sein, durch Erhöhen der Kapazität zwischen den Gittern der Endröhre werden die hohen Frequenzen abgeschwächt. Auch das war damals durchaus üblich, vermutlich war ein einfacher Drehko nicht teurer als ein Poti samt Festkondensator.
vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich hatte erst mit der REN904 als Phasendreher gerechnet oder wenigstens einem "richtigen" Eingangstrafo für die Endstufe mit der Primärwicklung im Anodenzweig der NF-Vorstufe. Leider kann ich bei der 2. Wicklung des NF-Trafos keinen Durchgang messen.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass du der Meinung bist, nicht nur der Wechsler 25 stammt von Paillard, sondern auch das Chassis? Paillard kenne ich auch noch als Vorgänger/Pate der Firma Thorens; ein Ingenieur letzteren Namens hat vorher bei Paillard gearbeitet.
Als Anhang einmal Bilder des ganzen Gerätes. Die Querleiste und die Umrahmung der Skala stammen wohl vom "Spender"-Tischradio. Gruß Florianska
Florianska: Leider kann ich bei der 2. Wicklung des NF-Trafos keinen Durchgang messen.
Das ist übel! Da musst du wohl einen Trafowickler finden oder selber neu wickeln, wegen der vielen Windungen mit sehr dünnem Draht nicht ohne. Alternativ kann man natürlich eine weitere Röhre als Phasendreher spendieren, ist zwar nicht original, aber durchaus zeitgemäss, wenn man eine zur damaligen Zeit passende Röhre nimmt. Die Verwendung eines Autotrafos ist durchaus naheliegend, eine isolierte Primärwicklung hätte den Trafo vergrössert und wegen der erhöhten Wicklungskapazität und Streuinduktivität auch verschlechtert. Da zu dieser Zeit NF-Trioden schon ordentlich Verstärkung hatten, konnte man auf die Aufwärtstransformation verzichten.
Ob das Radio auch von Paillard ist, kann ich nicht sagen, Paillard hat aber exportiert und baute von eher einfachen bis zu Spitzengeräten.
Ergänzung: Ich habe eben einige Radiochassis von Paillard angesehn. Diese sind alle mit länglich-ovalen Eingangsbuchsen auf der Rückseite versehen und nicht mit Röhren der A-Serie ausgestattet. Der Spannungswähler ist ebenfalls nicht wie gezeigt ausgebildet. Weiter suchen. Gibt es hier vielleicht Spezialisten für Vor-/Kriegsgeräte MIT Anzeigeröhre?
GEFUNDEN!! Das Chassis ist sehr wahrscheinlich ein Orion Radio aus Ungarn, z.B. Modell 55 BJ 1936/37, bzw Tungsram Modell Orion55. In diesem Fall mit direkt geheizten Endröhren und Anzeigeröhre mit 6,3V Heizspannung. Der Rest der rückwärtigen Chassisansicht stimmt aber überein, selbst die Position der Fabriknummer. Ebenso die Konstruktion des Abstimmdrehkos. Gruß Florianska
die Hersteller haben ihre Modelle ständig geändert, somit gibt es eine unzählige Vielfalt. Es kann auch sein, dass da ein kundenspezifisches Chassis gebaut wurde, das man sonst nicht findet, oder dass es modifiziert wurde.
Viel Spass bei der Restauration, da gibt es ja noch etwas zu tun.
Hallo, jetzt habe ich auch den 2. Lautsprecher identifizieren können. dieser stammt von der Firma Vollmer, hergestellt zwischen 1949 und 1956. Deshalb suche ich nach seltenen Geräten, immer eine neue Forschung....