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Siemens Kammermusikgerät III von 1938 und seine Besonderheiten
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07.08.19 19:24
wumpus 

Administrator

07.08.19 19:24
wumpus 

Administrator

Siemens Kammermusikgerät III von 1938 und seine Besonderheiten

Hallo zusammen,

ich finde es immer mal wieder interessant, in alten-Radio-Schaltungen "spazieren zu gehen". Ich habe dabei die Erfahrungen gemacht, dass es oft Besonderheiten in diesen Schaltungen gibt, wo man schon einen Augenblick genauer hinsehen muss, um das angewandte Prinzip zu erkennen. Ist mir aber gelungen .

Bei dem Schaltbild des Siemens Kammermusikgerät III ist das teilweise auch so. Ich habe in das Schaltbild einige Zahlen eingefügt, um auf diese Besonderheiten hinzuweisen.

Allgemein:
Ist das ein Superhet oder ein Mehrkreiser? Wenn Mherkreiser, wieviel Kreise?
Ist das ein Audion?
Ist das ein Rückkopplungsempfänger?

1 = Was hat denn dort ein Drehkondensator zu suchen?

2 = Wofür ist diese Röhre da?

3 = Was zum Kuckkuck macht die AL4 dort (eigentlich eine NF-Leistungsröhre)?

4 = Was machen die beiden Dioden?

5, 6, 7 = Wofür sind diese Induktivitäten?

8, 9 = Wofür sind diese Induktivitäten?

10, 11 = Wofür sind diese Induktivitäten?

Ist diesmal kein Preisrätsel, aber vielleicht macht das Beantworten auch etwas "Spass".



(Am besten unten das Vorschaubild anklicken)

Grüße von Haus zu Haus
Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)

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Zuletzt bearbeitet am 07.08.19 19:24

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08.08.19 09:06
HB9 

WGF-Premiumnutzer

08.08.19 09:06
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Siemens Kammermusikgerät III von 1938 und seine Besonderheiten

Hallo Rainer,

ein interessantes Gerät, eine für die damalige Zeit sehr aufwendige Schaltung. Nur erstaunlich, dass auf die Kurzwelle verzichtet wurde.

Vom Empfangsprinzip ist es ein Dreikreis-Geradeausempfänger, allerdings recht unkonventionell.
Die AH1 dient als geregelte HF-Stufe, ein Kreis am Gitter und ein zweikreisiges Bandfilter zwischen Anode und Gitter der AF7, somit noch ganz 'normal'. Hexoden brauchen weniger Regelspannung als Pentoden und waren daher als Regelröhren beliebt, und das höhere Rauschen spielt erst auf Kurzwelle eine Rolle. Die Regelspannung wirkt auf beide Steuergitter.

Die AF7 ist ebenfalls eine HF-Stufe, anodenseitig aber aperiodisch und somit breitbandig, allerdings mit eher bescheidener Verstärkung durch den kleinen Anodenwiderstand von 15k. Die AL4 ist die 3. HF-Stufe, ebenfalls breitbandig. Durch die Verwendung einer steilen Leistungsröhre wird der Ausgang recht niederohmig, so dass die Belastung durch die Demodulator-Dioden nicht stört. Nachteil ist ein höherer Energieverbrauch und bei höheren Frequenzen auch die eher grossen Kapazitäten.

Die AB2 dient als normaler Demodulator, die linke Diode erzeugt die Regelspannung für die AH1 und die rechte Diode das NF-Signal. Der Spannungsteiler 60k/10k von der rechten Anode zur Kathode dient vermutlich zur Erhöhung der Wirksamkeit der Schwundregelung. Bei stärkerem HF-Signal wird die Anode im Mittel negativer, womit dann über den Spannungsteiler auch die Kathode negativer wird, dadurch wird auch die Regelspannung negativer, was einer Verstärkung der Regelspannung entspricht.

Die zweite AF7 (Ziffer 2) dient als Plattenspieler-Vorverstärker mit Frequenzgangkorrektur (Spule und die diversen Widerstände und Kondensatoren vor dem Steuergitter) für magnetische Tonabnehmer, offenbar gab es die damals schon.

Der Drehkondensator 1 ist der Höhenregler, er schwächt in Verbindung mit den beiden seriegeschalteten 0.25M-Widerständen die hohen Frequenzen entsprechend der Kapazität ab.

Die Drosseln 5, 6 und 7 sind die Erregerspulen der drei Lautsprecher, gleichzeitig werden sie als Spannungsteiler für die Schirmgitterspannung der AH1 missbraucht. Die Schaltung ist eher ungewöhnlich, normalerweise werden die Feldspulen zwischen Lade- und Siebelko geschaltet, damit sie auch als Glättungsspulen wirken.

Die Drosseln 8 und 9 sind die Siebdrosseln, wobei es nach der Drossel 9 noch einen Siebkondensator nach Masse geben sollte.

Die Drosseln 10 und 11 dienen als Frequenzweiche. Drossel 11 sperrt höhere Frequenzen für den Basslautsprecher L1, Drossel 10 blockiert einerseits die tiefen und mittleren Töne für den Hochtöner L3 und andererseits bildet sie mit den beiden Kondensatoren einen Bandpass für den Mitteltöner L2. Eine sehr aufwendige Sache, insbesondere die Verwendung von 3 Lautsprechern.

Ebenfalls aufwendig ist die Ruhestromeinstellung der beiden Endröhren, da jede Röhre einen eigenen Kathodenwiderstand hat und somit Toleranzen ausgeglichen werden. Da die Röhren direkt geheizt sind, bedeutet das auch separate Heizwicklungen.

Hoffentlich sind jetzt alle Klarheiten beseitigt...

Gruss HB9

08.08.19 12:03
wumpus 

Administrator

08.08.19 12:03
wumpus 

Administrator

Re: Siemens Kammermusikgerät III von 1938 und seine Besonderheiten

Hallo HB9,


fein und exakt beschrieben! Ja, in der Tat ein teilweises ungewöhnliches Schaltungsdisign. Interessant auch die AF7 und AL4 als teilweise aperiodische und aperiodische HF-Stufen. Die AL4 wirkt deplatziert (Stromfresser). Ich überlege, ob es nicht auch mit einer weiteren AF7 gegangen wäre, eine relativ niederohmige Anodenseite wäre wohl auch irgendwie möglich gewesen.

Der "fehlende" weitere Siebelko hinter 8 und 9 ist mir auch aufgefallen, scheint aber funktioniert zu haben.

Interessant finde ich noch den wegschaltbaren Serienresonanz-Kreis über die beiden Anoden der Gegentakt-NF-Endröhren.


Vorteilhaft finde ich auch den Verzicht von Rückkopplung und Audiongleichrichtung. Die Anodengleichrichtung (befreit von der Regelspannungserzeugung) wird auch eine gute NF-Qualität bei starken und schwachen Signalen erbracht haben.

Ja, die magnetischen Tonabnehmer gab es schon früh vor WW II. Siehe auch hier:

http://www.welt-der-alten-radios.de/h--p...echnik-341.html

Grüße von Haus zu Haus
Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)

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Zuletzt bearbeitet am 08.08.19 12:12

08.08.19 13:16
HB9 

WGF-Premiumnutzer

08.08.19 13:16
HB9 

WGF-Premiumnutzer

Re: Siemens Kammermusikgerät III von 1938 und seine Besonderheiten

Hallo Rainer,

es kann auch sein, dass der Siebkondensator nur auf dem Schaltplan fehlt. Funktionieren tut es auch ohne, nur macht dann die Drossel nicht so viel Sinn, und die gehört ja eher zu den teureren Bauteilen.

Der Serie-Resonanzkreis zwischen den Endstufen-Anoden dürfte ein 9kHz-Sperrfilter sein, die sind bei Spitzengeräten gar nicht unüblich, so hat auch mein Albis 494 und der Resonar ein solches Filter, beim Resonar wird es für UKW und Plattenspielerbetrieb ebenfalls abgeschaltet.

Die AF7 könnte man auch niederohmiger beschalten, dann wird aber die Verstärkung kleiner, da diese von der Steilheit abhängt (v = S * R, wobei R die Parallelschaltung von Innenwiderstand und sämtlichen Lastwiderständen ist). Die AL4 hat mit 9mA/V etwa die vierfache Steilheit einer AF7 und damit die vierfache Verstärkung bei niedrigen Impedanzen. Das ist auch der Grund, warum für Breitbandverstärker (Telekommunikation) schon sehr früh Spanngitterröhren verwendet wurden, denn diese haben eine viel grössere Steilheit. Eine Alternative wäre der Kathodenfolger, aber da dieser keine Spannungsverstärkung hat, müsste man eine Röhre mehr spendieren oder allenfalls mit einem Trafo die Anpassung verbessern, was wegen der Röhrenkapazitäten bei HF nur beschränkt möglich ist.

Auf jeden Fall ist das ein interessantes Gerät. Einerseits mit Gegentaktendstufe, Mehrweg-Lautsprechersystem und MM-Vorverstärker sehr aufwendig, andererseits ein Geradeausempfänger, irgendwie ein Widerspruch...

Gruss HB9

08.08.19 17:14
wumpus 

Administrator

08.08.19 17:14
wumpus 

Administrator

Re: Siemens Kammermusikgerät III von 1938 und seine Besonderheiten

Hallo HB9,


das Gerät war eine Truhe mit eingebautem Plattenspieler. Der hatte (als Qualitätsmerkmal) einen elektromagnetischen TA, das war schon was um 1938. Auch die leistungstarke Endstufe mit den 3 Lautsprechern und einer Klangblende konnte sich sehen lassen.

Die 9 KHz-Sperre war abschaltbar für Phono-Betrieb. Ob die sonst schaltbar war (vielleicht mit dem Klangregler), ist leider dem Schaltbild nicht zu entnehmen.

L3 (Hochtöner) war auch abschaltbar, hier ebenso unklar, ob nur in Verbingung mit TA automatisch oder willentlich schaltbar.

Das Gerät wird bei Radiomuseum.Org vorgestellt:

https://www.radiomuseum.org/r/siemens_ka...t_kmg_ii_1.html

Eine richtig große Kiste, der Bass-Lautsprecher durchaus beeindruckend ...

Grüße von Haus zu Haus
Rainer, DC7BJ (Forumbetreiber)

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Zuletzt bearbeitet am 08.08.19 22:42

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