Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo zusammen,
den Fehler habe ich gefunden ! Jetzt es das alte Radio perfekt. Es war aller Wahrscheinlichkeit nach ein werksseitig falsch eingelöteter Kondensator, der für den zu leisen Ton und etwas zu dumpfen Klang auf Lang- bis Kurzwelle verantwortlich war.
Zwischen R22 und R23 entdeckte ich einen 47nF-Kondensator, der im Schaltbild nicht eingetragen war. Oben rechts ist übrigens die EABC80 zu sehen. Üblicherweise sitzt dort statt des 47nF-Kondensators einer mit 100 bis 500pF, um die HF abzublocken. Dieser 47nF-Kondensator hat also ein Großteil der NF kurzgeschlossen. Normalerweise liegen zwischen R22 und R23 500 bis 1000 mVs NF an. Bei mir waren es nur 50 mV. Den 47nF-C habe ich durch 500pF ersetzt, damit HF-Reste ausgesiebt werden, die ich auf dem Oszi sah. 100pF hatten dafür nicht gereicht.
Desweiteren entdeckte ich, dass dieser 47nF-Kondensator (C32) eigentlich Teil des Tiefpasses für die Regelspannung ist:
Ich habe ihn im obigen Bild eingekreist und die falsche Verbindung blau eingezeichnet. Zum Glück hatte ich hochauflösende Fotos gemacht und konnte die ursprüngliche Verdrahtung sehen:
Nachfolgend ist der C32 blau umrandet. Blau eingetragen ist die richtige Verdrahtung, ROT die FALSCHE:
Diesen Papierkondensator hatte ich zwischenzeitlich ersetzt und an den neuen an derselben falschen Stelle hingelötet. Ich bin mir sicher, dass ich nicht diesen Fehler gemacht hatte, denn der zu leise Empfang auf LMK war von Anfang an da. Außerdem hatte ich den alten Papierkondensator aufbewahrt und dessen Drähte passten von der Länge und der Winkel genau an die falsche Stelle. Also war der Kondensator mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Anfang an falsch eingelötet.
Ohne Schaltbild hätte ich den Fehler niemals gefunden. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die Unterstützung. Diesmal bin ich bei der Fehlersuche systematisch vorgegangen. Den auf 1 MHz gestellten Prüfgenerator hatte ich auf die Antennebuchse gelegt und dann mit dem Oszilloskop von vorne nach hinten die Pegel verfolgt. Etwas verwirrt hatte ich mich anfangs die Dämpfung der ZF-Falle am Eingang, aber als ich dann den Pegel an der Anode der EF89 mit 15 Vs sah, war ich mir sicher, dass der Fehler im AM-Demodulator liegen musste.
Den Fehlerstrom übrigens, welcher den Phasenprüfer zum glimmen brachte, habe ich auch gemessen. Er beträgt nur 0,002 mA und ist wahrscheinlich kapazitiv begründet. Diesen Strom habe ich im Selbstversuch zwischen meine beiden Hände geschickt und dabei absolut nichts gespürt.
Jetzt wartet das gute Stück auf ein kleines Gehäuse, das ich noch zimmern muss, für den Hausgebrauch. Das ursprüngliche Gehäuse bewahre ich wegen seiner Seltenheit selbstverständlich auf.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
!!!
Fotos, Grafiken nur über die
Upload-Option des Forums, KEINE FREMD-LINKS auf externe Fotos.
!!! Keine
Komplett-Schaltbilder, keine Fotos, keine Grafiken, auf denen
Urheberrechte Anderer (auch WEB-Seiten oder Foren) liegen! Solche Uploads werden wegen der Rechtslage kommentarlos gelöscht!
Keine Fotos, auf denen Personen erkennbar sind, ohne deren schriftliche Zustimmung.
Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo Volker, was lange währt, wird endlich gut. Glückwunsch - ohne Messung der Pegel wäre man da bestimmt nicht ohne weiteres hinter gekommen. Wenn etwas "halb" funktioniert ist eben schlimmer als ganz kaputt.
Schade, dass du das Platzproblem hast. Mit dem großen Originalgehäuse macht das Gerät m.E. wesentlich mehr Eindruck und ist eben was besonderes. Es ist nicht nur optisch - wegen der schieren Größe, sondern sicher auch akustisch imposant.
Hast du erkennen können, warum diese merkwürdigen Lautsprecher mit Frontantrieb verbaut wurden? Ich kenne diese Bauart nur von einem einzigen Gerät, das mir je untergekommen ist, einem Plattenspieler. Ich empfand es damals als besondere Kuriosität aber eine pfiffige Lösung einen großen Lautsprecher in einen flachen Plattenspielerdeckel unterzubringen. Ein Platzproblem, dass die Magnete stören könnten, gibt es ja nicht wirklich in deinem Gehäuse.
Ich habe aus meiner eigenen Schule auch noch ein Gerät in Erinnerung, das ebenfalls sehr beeindruckend war. Es war ein mannshohes Rack mit diversen Einschüben, u.A. für Rundfunk und Verstärker. Die Geräte hatten schwarze Metallfronten und Bakelitknöpfe. Einen Phonoteil gab es auch. Es war wohl so etwas wie eine Schulfunkanlage. Viel mehr weiß ich davon nicht mehr.
VG Björn
Es strahlen die Sender Bild, Ton und Wort elektromagnetisch an jeden Ort -Kraftwerk-
Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo Volker !
Eine Abweichung vom Schaltplan habe ich auch schon gehabt und das war schon Werksseitig. Aber das war kein Fehler sondern nur ein Änderung die keine Verschlechterung brachte. Nur seltsam das Dein Fehler nicht bei einer Endkontrolle aufgefallen ist. Wenn man so will ist das Radio erst durch Dich fertiggestellt worden also ist es Baujahr 2011.
Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo zusammen,
der Kondensator war tatsächlich falsch eingelötet. Ich entdeckte die Stelle wieder, an dem ich den alten abknipste, da er sich nicht auslöten ließ. Bei einer Sichtkontrolle kann die falsche Verdrahtung schnell übersehen werden, da diese von der Lötleiste verdeckt wurde. Bleibt noch die Frage offen, warum das Gerät bei der Endprüfung durchgekommen ist?. Auf UKW war alles in Ordnung, womit die NF-Endstufe auch in Ordnung sein muss. Beim Abgleich der AM-ZF hat man es nicht gemerkt, da die Wobbelfrequenz sehr niedrig ist und der falsche Kondensator kaum Einfluss hatte. Und der Kunde hat es wohl auch nicht gemerkt. Nach dem Verschleiß auf den Tasten zu urteilen, wurde hauptsächlich UKW und Mittelwelle gehört. Ich weiß ja, von welcher Schule das Gerät stammt. Nur 20 km entfernt liegt der Mittelwellensender Mühlacker, der trotz des Fehlers für ausreichende Zimmerlautstärke sorgen konnte. An der Leuchtschicht der EM87 sieht man auch, dass hauptsächlich stark einfallende Sender gehört wurden.
Übrigens wurde die ZF auf 460,99 statt 460 kHz abgeglichen. So genau nahm es damals also auch nicht. Von so einem alten Radio kann man einiges über seine Geburt und Lebensgeschichte ablesen.
Mit den Lautsprechern des ursprünglichen Gehäuses habe ich mich noch nicht beschäftigt. Sie sitzen alle auf der Rückseite, was das Gerät außerhalb des Schulunterichts so unpraktisch macht. Deshalb kommt das Chassis in ein neues Gehäuse rein. Das ursprüngliche Gehäuse will ich wegen seines Seltenheitswertes natürlich aufheben und irgendwann neu schleifen und beizen, da das Fournier sehr viele Flecken und Gebrauchspuren hat.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo zusammen,
das Radio hat jetzt vorübergehend ein neue Heimat in einem selbstgezimmerten Gehäuse bekommen.
Besonders zufrieden bin ich mit meiner Leistung nicht. Mit einer Stichsäge wird es leider nicht besonders genau. Für die Werkstatt reicht es aber. Das Radio wieder in den Metallrahmen zu bekommen, war schwierig, da die Halterung für die EM87 störte und erst nach oben gebogen werden musste.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo Volker,
grandioses Video ! Tolle Details.
Schön das Du die Kupplung in Aktion aufgenommen hast. Ich glaube bei meinem Gerät (3097) ist der Luftdrehko (AM) zu schwergängig. Kannst Du bei Deinem Gerät das Drehkogetriebe locker mit der Hand bewegen ? Die Kupplung kann natürlich nicht richtig arbeiten, wenn das Getriebe harkt und blokiert. Ein Zahnrad sieht auch noch ziemlich angefressen aus. Aber ich denke, das Hauptproblem sind die Lager.
Gruß
Joe
PS. Übrigens... meinen vollen Respekt zum Auffinden des ulkigen Verdrahtungsfehlers. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das Gerät das Werk damals so verlassen hat. Keine Qualitätskontrolle? oder im Lieferstress durchgerutscht.
Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo Joe,
so ein Drehko lässt sich im ausgebauten Zustand mit den Fingern an der Welle leicht drehen. Meistens ist das vordere Lager verharzt. Wenn du Glück hast, reichen ein paar gezielte Tropfen Rostlöser (Kriechöl). Du kannst auch versuchen das Seilrad abzuschrauben, um dann mit einem dicken Lötkolben die Welle zu erwärmen, bis das Harz herausläuft und mit Rostlöser nachhelfen. Oder versuche die Welle im eingebauten Zustand mit einem Haarföhn vorsichtig zu erwärmen, damit das Harz schmilzt und nicht das Seilrad. Wenn alles nicht funktioniert, kommt der ausgebaute Drehko bei 50° C in den Backofen. Oder du erwärmst ihn mit einem Haarföhn und schwemmst dann im warmen Zustand mit Rostlöser das Harz raus. Ich wasche dann den gesamten Drehko in einer 50° C warmen Seifenlauge (vorzugsweise Flüssigwaschmittel für die Waschmaschine) und spüle dann mit reichlich Wasser nach. Nach dem Trocknen mit dem Föhn die Lager wieder ölen. Der Drehko sieht danach wie neu aus.
Ja, das mit dem Verdrahtungsfehler habe ich auch erst nicht geglaubt. Sehr, sehr lange habe ich gesucht. Ich kann es mir aber anders nicht erklären, da ich die abgeknipste Stelle wiedergefunden hatte. Außerdem versuche ich immer vorher die Bauteile auszulöten, wodurch die Lötstelle glänzend wird, womit sie unverwechselbar gekennzeichnet ist. Die Qualitätskontrolle muss den Fehler nicht unbedingt bemerkt haben, da ja im Prinzip alles funktionierte.
Wer eine billige Digitalkamera hat, kann solche Videos im Prinzip auch drehen, denn die meisten Kameras können auch Videos speichern. Den Film habe ich mit einer 6 Jahre alten Digitalkamera der mittleren Preisklasse (damals etwa 200 Euro) gemacht, der ich eine 2Gbyte-SD-Karte spendierte. Die ursprüngliche Speicherkarte mit etwa 200 MByte hätte in der Praxis nur für Fotos ausgereicht. Geschnitten habe ich alles mit einer kostenlosen Schnittsoftware. Ich verwende noch ein kleines, 30 cm hohes Stativ, welches mal bei einer anderen Kamera mitgeliefert worden ist.
Viele Grüße Volker
"Das Radio hat keine Zukunft." (Lord Kelvin, Mathematiker und Physiker (1824-1907))
Re: Unbekanntes Röhrenradio für den Einsatz in einer Schule
Hallo an Alle !
Kleiner Erfahrung - Tipp: Bitte auf die kleine Feder in inneren des AM Drehkos achten, die welche die beiden Hälften des Drehko - Zahnrades gegeneinander spannt, bei einem Ausbau der Antriebsachse kann die wegfliegen. Dann fängt das große Suchen an.......