Beim ersten Entfernen der Röhren schmiere ich mit Elektronikreinigerspray, damit die Kräfte reduziert werden. Das schont die Verklebungen der Sockel und der oberen Kontaktkappe.
Vor dem Ausbau des Chassis habe ich fast alle Röhren zur Sicherheit gezogen. Danach wurden sie mit Glasreiniger behandelt, wobei die Bedruckung ausgespart wurde. Die mit Goldfarbe abgeschirmten Röhren wurden mit der Zahnbürste und Zahnprothesenreiniger gereinigt.
Die Knöpfe werden mit Zahnprothesenreiniger gereinigt.
Dort, wo die Knöpfe den Lack vor der Sonneneinstrahlung geschützt hatten, ist der Lack dunkler. War er so ursprünglich?
Die Oberseite konnte innerhalb von etwa 20 Minuten von Hand und 200er Schleifpapier vom alten Lack, der sehr spröde war, befreit werden.
Zwei neue Ladeelkos haben an versteckter Stelle im Netzteil Unterkunft gefunden. Als Trägermaterial Leiterplattenbasistmaterial auf Glasfaserbasis. Die Lötinseln wurden mit einem Holzbohrer ausgefräst. Wenn jemand in einigen Jahrzehnten das Netzteil öffnet, wird er sich wundern. Ich sollte noch eine Botschaft hinterlassen.
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nun sind alle kritischen Bauteile ausgetauscht. Sämtliche Elkos waren ausgetrocknet. Dem Koppelkondensator zum Steuergitter der NF-Endröhre wurde ein neuer Kondensator in Serie geschaltet. Die Verdrahtung sieht jetzt nicht mehr ursprünglich aus. Es geht aber jetzt erst einmal darum, das 75 Jahre alte Radio zum Funktionieren zu bringen, ohne dass es in Rauch in Flammen aufgeht.
Der neue Siebelko aus zwei in Serie geschalteten Kondensatoren aus einem PC-Schaltnetzteil. Die Kapazität ist viel größer als ursprünglich, was nichts ausmacht. Hauptsache, die Spannungsfestigkeit simmt. Hier sin nun 400 Volt erreicht.
Die neuen Siebelkos sind im Chassis untergebracht.
Dem Koppelkondensator zum Steuergitter der NF-End-Röhre wurde ein moderner Kunststofffolienkondensator in Serie geschaltet, damit Leckströme den Arbeitspunkt der NF-Endröhre nicht verändern können, was zu einem hohen Anodenstrom führen könnte.
Ersatz von zwei Niedervolt-Elkos. 50 und 100 uF wurden durch jeweils 250 uF ersetzt.
Das Chassis mit allen ausgetauschten Kondensatoren.
Dies war das einzige Kabel mit schadhafter Isolation. Es war die Verbindung zur Netzdrossel. Ein Kurzschluss mit der Masse drohte.
nun wurden die beiden Chassis wieder provisorisch in das Gehäuse gesetzt, ohne sie zu verschrauben, um sie mit der Lautsprechereinheit zu verbinden. Die ersten Tests unter Spannung erfolgten unter Vorschaltung einer 60-Watt-Glühbirne. Sehr zu empfehlen wäre ein Trenntrafo. Dann wurden nach und nach die Röhren eingesteckt. Danach begann der Probelauf ohne die 60-Watt-Glühbirne. Das ist natürlich alles sehr spannend nach der Reparatur.
Vorsicht beim Hantieren mit der Glühbirne. Das ist ein Versuchsaufbau. Ganz gefährlich ist der herausstehende Elko des Netzteils. Sein Gehäuse steht mit 400 Volt gegenüber dem Chassis unter Spannung.
Erstes Einschalten über eine 60-Watt-Glühbirne in Serie. Noch sind keine Röhren eingesteckt. Die Glühbirne glüht noch nicht. Ein gutes Zeichen. Vorher hatte ich den Netztrafo mit dem Ohmmeter gemessen.
Leichtes Glühen der Birne nach dem Einstecken aller Röhren. Das war zu erwarten.
Erster Betrieb ohne vorgeschalteter Glühlampe. Spannend. Das Chassis wurde noch nicht festgeschraubt.
Der Lautsprecher brummte leicht. Steckt man einen Signalinjektor in die Antennenbuchse, piepste es. Das ist ja schon mal erfreulich. Und dann schloss ich einen 7 m Draht als Antenne an und erdete das Radio, drehte auf das 49m-Kurzwellenband:
Zu hören ist KBC Radio auf 6095 kHz
Nun muss das Gehäuse geschliffen und lackiert werden. Das mache ich mit einer Schellackpolitur.
da hast ja ein nettes Gerät an Land gezogen. Klasse.
Zu deiner Vorschaltlampe ein kleiner Tipp - einfach zwei Steckdosen in ein Brett installieren und in Reihe schalten. Dann kann man selbst die alte Stehlampe als Vorschaltlampe nehmen .: Dann ist's etwas besser gegen Berührung geschützt.
eine sehr praktische Idee ist das. Ich frage mich, was passiert, wenn man dort zwei PCs reinsteckt .
Ich vergaß zu erwähnen, dass auch die Kontakte der Röhrensockel und Fassungen gereingt wurden. Gerade die P-Fassungen sind anfällig für schlechte Kontakte.
Dieses Radio hatte eingentlich alle typischen Fehler eines Radios aus den 30er- oder 40er-Jahren, das sehr lange nicht in Betrieb war. Alles verharzt und schwergängig, korrodierte Kontakte, defekte Elkos. Den mit Sicherheit leckenden Koppelkondensator habe ich ja auch noch unschädlich gemacht. Damit habe ich die Vorgensweise erklärt, wie ein altes Radio wieder zum Spielen gebracht werden kann.
Die Röhren will ich aus Neugierde noch in Ruhe auf dem Röhrenprüfer testen. Vielleicht lohnt sich doch der Tausch der einen oder anderen Röhre, obwohl das Radio schon recht laut spielt.
Nun will ich aber alles wieder ausbauen, auch das Brett mit dem Lautsprecher und die Glasscheibe, damit das Gehäuse seine Schellackpolitur erhält. Das Design von dem Radio gefällt mir sehr gut. Witzig ist ja, dass die Lautsprecherzarge ein Eurozeichen erkennen lässt.
Heute habe immer wieder an dem Gehäuse geschliffen:
Geschliffen wurde teils von Hand ohne Schleifklotz und mit dem Dreieckschleifer. Zum Einsatz kam 80er bis 240er Korngröße.
Nun ist das Holz viel zu hell. Also musste es noch gebeizt werden:
Die erste Lage Beize ist aufgebracht.
Die Beize wird mit Schwamm aufgetragen. Dadurch wird das Holz dunkler und die Maserung kommt besser zum Vorschein. Der Vorgang wird bis zum Erreichen der gewünschten Bräunung wiederholt. Nach dem Trockenen wird dann feinkornig geschliffen. Dann fängt die Schellackpolitur unter Anwendung von Porenfüller an. Durch die Schallackpolitur dunkelt das Holz noch weiter nach. Zum Vergleich dient der Farbton der Rückwand.
ja, bin beim Gehäuse erstaunt, was so eine Tasse schwarzer Kaffee alles bewirken kann. Das Gehäuse hat jetzt einen einzigen großen und gleichmäßig verteilten Kaffeefleck bekommen. Die Frage ist, wie glänzend die Gehäuse damals waren. Hochglänzend würde mir am besten gefallen.
heute am Ostermontag bin ich um 7:00 aufgestanden, um weiter am Gehäuse zu arbeiten.
Von dem gestrigen "Schock" hatte ich mich inzwischen erholt, weil das Radio auf Langwelle unempfindlich ist. Die Ursache ist die Eingangsspule, welche durch Gewitter beschädigt wurde. Das ist ein typischer Fehler für Radios meiner Gegend, denn damals wurde in Motala ein Langwellensender betrieben, denn die meisten Radiohörer an einer Außenantenne hörten. Es muss kein Blitzschlag sein. Es reicht schon eine Überspannung durch ein aufkommendes Gewitter. In meinem Radio hatte es auch schon einmal einen blauen Blitz gegeben. Zum Glück ist nichts passiert. Die Langwelle werde ich ein andermal reparieren, da die Eingangspule in Kreuzwickeltechnik neu gewickelt werden muss.
Das Gehäuse war nun nach der Kaffeebräunung trocken und die aufgerichteten Holzfasern konnten mit 400er Schleifpapier glattgeschliffen werden. Das dauerte 10 Minuten:
Gehäuse trocken mit 400er Schleifpapier gechliffen.
Danach den Staub mit einem trockenen Tuch entfernen. Für die Schellackpolitur muss die Werkstatt sauber und frei von Staub sein. Für die erste Schellackpolitur nahm ich reichlich Porenfüller. Normalerweise nimmt man Bimsmehl. Mit Malerkreide geht es auch. Der feuchte, für Porenfüller reservierte Ballen wird in die Kreide getunkt und dann wird ordentlich gerieben, so dass die schleifenden Geräusche zu hören sind. Lieber zu viel als zu wenig Porenfüller nehmen. Am Anfang habe ich etwa einen Teelöfel der Schellacklösung auf die Oberseite des Gehäuses geträufelt und dann den Schellack mit dem Ballen auf dem ganzen Gehäuse verrieben. Danach habe ich den Ballen in den Porenfüller getunkt, um dann den Porenfüller einzureiben. Wenn dabei der Ballen durchgewetzt wird, ist das ein gutes Zeichen. Was zu viel an Porenfüller ist, kann mit Brennspiritus entfernt werden. Danach 10 Minuten trocknen lassen:
Die erste Schicht mit Porenfüller.
Nach meiner ersten Tasse Kaffee geht es nun weiter. Die erste Schickt ist angetrocknet. Nun werden mit einem anderen Ballen, der frei von Porenfüller ist, ein paar Schichten Schellack in Abstand von jewels 5 Minuten aufgetragen. Klebt der Ballen, einfach ein Schuss Spiritus auf den Ballen, damit der Ballen schön gleitet. Nun muss sich schon ein matter Glanz einstellen.
Als nächstes kommen ein paar Tropfen Polieröl (Paraffin, Grillanzünder) auf die noch leicht klebrige Schellackfläche, die mit dem noch feuchten Ballen eingerieben werden. Es müssen sich dabei Schlieren oder Wolkenfahnen bilden, die beim Reiben wieder verschwinden. Der Ballen gleitet schön und es stellt sich ein Glanz ein, der auch nach dem Trocknen bleicht. Lieber etwas zu viel als zu wenig Polieröl nehmen. Wenn es nicht richtig geht, mit einem winzigen Schuss Spiritus auf dem Ballen nachhelfen, bis sich die Richtung Mischung aus Polieröl und Spiritus einstellt:
Mit Polieröl behandeltetes Gehäuse.
Nun musste ich noch die Kanten mit wasserfestem Filzstift nachzeichnen:
Mit Schellack poliertes Gehäuse. Die Rückwand dient zum Vergleich des Farbtons.
Die ganze Aktion mit Schellackbehandlung hat etwas über eine Stunde gedauert. Das Gehäuse hat jetzt eine spiegelblanke Oberfläche. Nun lasse ich den Schellack ein paar Stunden trocknen und dann geht es an den Zusammenbau, was eine weitere Stunde in Anspruch nehmen wird. Das Schleifen hat etwa zwei bis drei Stunden gedauert. Die Oberseite ging relativ flott. Aber die Seiten waren nicht so stark verwittert und dort war der Lack sehr fest.
Zugegeben ist das Holz jetzt heller als vorher. Aber dafür kommt die Maserung des Walnussholzes schöner zum Vorschein. Beim nächsten mal mache ich den Kaffee etwas stärker. Übrigens dunkelt Schellack nach.
Ein paar Stunden später hatte ich dann noch einige weniger glänzende Stellen mit dem feuchten Ballen und Polieröl nachpoliert. Zur Begutachtung der Oberfläche ist das Gehäuse unter verschiedenen Blickwinkeln und Lichteinfallwinkeln zu betrachten.
Morgen geht es an den Einbau der Glasscheibe und des Lautsprechers. Dazu muss die Gehäusevorderseite auf einem weichen Handtuch ruhen. Der Lack soll gut durchgetrocknet sein, damit er nicht zerkratzt wird. Erst dann kann das Chassis eingebaut werden.
Ich bin wohl der einzige Mensch weit und breit, der zu Ostern ein Radio restauriert.
Hallo Volker, @"Ich bin wohl der einzige Mensch weit und breit, der zu Ostern ein Radio restauriert." Individualist ??
Ich nehme es auf jeden Fall zum Anlass, zum ersten Mal auf einen Flohmark zu gehen, um evtl. auch irgend so ein tolles Ding zu ergattern. Am 4. Mai ist einer in meiner Umgebung. Wie es gemacht wird, sehe ich ja in deinem Bericht.